». Blanckcnbnrg, Twesien, Mommseii, v. Unruh. (T. d. S.M.)

Aus Rheinprcußen, 16. Juni. In diesem Angendlick trifft die Ordre zur Mobilmachung deS zweiten Aufgebots hier ein: alle waffenfähige Mannschaft dis znm 40. Jahre soll un­verzüglich zu den Fahnen einberttfcn werden.

Ans Mecklenburg-Schwerin, 14. Juni. Gutem Ver­nehmen nach besteht die Mnnilwn unserer Truppen nur noch in 3 Schüssen für jede Kanone und 25 Sck'üssen für jede» Znnb- uadelgewehr. Preußen wird n»S aber wohl bald ans der Ver­legenheit helfen, da der Schweriner Hof sich Preußen zuzuwenden beginnt. (V. V.)

Hannover, 16. Juni. Magistrat und Bürgervvrsiehec begaben sich gestern zum Könige und trugen demselben die Litte vor, daß er daS Land nicht verlassen, wohl aber Maßregeln er­greifen wolle, um dem Lande den Frieden zu wahren. Ter Kö­nig erklärte im Beisein der Königin und des Kronprinzen, wie Preußen Forderungen gestellt habe, deren Erfüllung das König­reich medialisireu, die Selbständigkeit der Krone des Landes und jedes Einzelnen vernichten, die mit des Königs Pflicht und Ehre unvereinbar seien. Er sei außer Stande, die Hauptstadt gegen die überlegene Kriegsmacht vor der Okkupation zu bewahren, und konzentrire seine Truppen in den südlichen Provinzen, wo er sich zu halten hoffe. Tie Königin sprach noch persönlich mit Thränen im Blick ihren Entschluß aus, unten: dem Schutze ihrer Bürger hier zu bleiben. Gegen 3 Uhr Morgens fuhr der König sammt dem Kronprinzen ab, in einer Zuschrift an die Bürger dte Königin und seine Töchter der bewährten Treue, Liebe und Anhänglichkeit zurücklassend. Es heißt, Prinz Isenburg, der prenß. Gesandte, bleibe als Privatmann hier und habe im Aufträge rei­ner Regierung der Königin Sicherheit ihrer Person und ihres Eigcnthums zugcsagk.

Wien, 13. Juni. Bor Kurzem gab ich tic Andeutung über gewisse Verabredungen zwischen Oestreich und den Mittel- staatcn in Betreff der deutschen Frage. Ich komme hierauf zu­rück, indem ich konstatirc, daß Oestreich in Betreff der Bundes- resorm gewisse Verpflichtungen übernommen hat. Ter Ausgangs­punkt deS vereinbarte» Projektes ist allerdings dasjenige, wel­ches Oestreich in Frankfurt vorgelegt batte, aber die damit vor- genommeneu und von Oestreich bereitwilligst zngestandeneu Um­gestaltungen sind derart, daß, zumal im Vergleich mit dem BiSmarck'scken Projekte, alle aufrichtigen Freunde Deutschlands mit dieser BundeSreform sich nur befriedigt erklären können. Tie Telegirte».Versammlung ist Lurch ei» förmliches Parlament, welches aus Grund des Wahlgesetzes von 1849 gebildet werden loll, ersetzt, das Fünfer-Direktorium durch ein Direktorium von Dreien, entsprechend dem triadischen Gedanken, welcher entschie­den verwirklicht werden soll. Vorläufig ist Preuße» seine Stelle offen gelassen. Aus das ständige Präsidium ist Oestreich bereit, zu verzichten. l'N. F. Z.l

Wien, 17. Juni. Tie russischen Eisenbahnen sind ans den Transport großer Trnppenmassen und Geschütztrains vorbereitet. Längs der rnssisch-galizischen Grenze sind Verpflegnugsmagasine eingerichtet. (T. d.S. M.)

Wie», 17. Juni. Die Wiener Blätter enthalten das KricgS- manisest des Kaisers.

Wiener Blätter melden:Es heißt, daß außer dem Mani­fest d-s Kaisers von Oestreich an die Völker OestreichS ein zwei­tes Manifest an Deutschland von den bnndestreuen Regierungen vorbereitet wird."

Wien, 19. Juni, Nachmittags. Die Preußen haben heute Mittag Dresden besetzt. (T. d. S. M.)

Eine höchst drollige, aber zugleich tragische Geschichte er­eignete sich dieser Tage nach dem Courier in Bremen. Einem Tischler wurde nämlich von einem jungen Comptoiristen ein Wechsel über 50 Thaler vorgezcigt. Die Frau des Mannes, welche zu­gegen war, erbat sich von dem jungen Manne den Wechsel zur Ansicht aus und verschluckte denselben, glaubend, nach Vertilgung des Wechsels sei ihr Mann auch der Zahlung irberhoben. Ter junge Mann packte die Frau sofort bei der Kehle und würgte sie so lange, bis sie den Wechsel wieder von sich gab. Der Gatte aber hieb während dessen fortwährend ans den Comptoiristen ein, dermaßen, daß der junge Mann daS Bell davon hüten muß. Tie Sacke wird wohl nächstens zur Verhandlung vor dem Straf- zeucht kommen.

In Bischdors bei Neumarkt hat eine gewaltige Windhose in Zeit von 5 Minuten 31 Häuser stark beschädigt, 9 unwohn­bar gemacht. Eine Scheuer und eine Windmühle wurden in die Luft gehoben, ebenso mehrere Menschen.

Der BernerBund" sagt über den kaiserlichen Brief: Es herrscht in Paris nur eine Meinung, daß das Schreiben zum ersten Mai die Thronfrage und die belgische Frage offiziell ans- stellr. Die Vorbehalte bezüglich Per Volksgesinnung und der Volksbefragung gelten für gcmeinplätzliche Schnörkel. Das zweite Kaiserihnm ist mit seinem inner» Regime und dem Fiasko in Mexiko dahin gelangt, daß eineglorreiche" Vergrößerung Frank­reichs für dasselbe eine dynastische Lebensfrage und Zukunftsbc- dingnng wird. Für das französische Unheil ist dies so klar, daß man allcnthaben sagen hört: Deutschlands Höfe, Regierungen und Bevölkerungen müssen de» letz'en Rest politischen Verstandes verloren haben, wenn sie jetzt nicht einig werden, um gegen die Tnilcrienpolitik Front zu machen.

Daß in der freien Schweiz Skockprügel und Peitschen­hiebe als Strafe noch vollkommen gesetzlich sind, ist männiglich bekannt. Daß cS aber in der Republik ein Vergehen ist, Mut­ter zu werden, wird Manchem neu sein uns auch! Nun derGeneral-Anzeiger" des Schweizer Bundes, am 22. Mai 1866 in Bern geschrieben, enthält folgende Anzeige swd Nro. 726:Die Catherine Vogel, Tochter von Joseph Vogel aus Pfaffna», welche sich angeblich in dem Kanton Solothurn auf­hält, soll wegen des Vergehens der Mutterschaft nach der Prä­fektur von Willisau gebracht werden. Luzern, den 17 Mai 1866. DaS Polizei-Amt." Und wenn unsere geehrten Leser wissen wollen, ob und wie dieses entsetzliche Vergehen bestraft wird, so können wir auch diese Wißbegterde befriedigen, indem wir das nachstehende Erkenuiniß mittheilen, gefällt von dem Gericht zu Unterwalden gegen die Maria Bnsck wegen Verheimlichung der Schwangerschaft: 1) Sobald die kleine Glocke ertönt, toll sic von dem Henker aus den Marktplatz geführt werde» und eine Viertel­stunde am Pranger stehen; 2) sie wird zehn Jahre eingesperrt; 3) im ersten Monat ihrer Haft bekommt sic unausgesetzt Reli­gionsunterricht; 4) nachdem sie zwei Monate verbüßt hat, werden ihr 40 Peitschenhiebe anfgczählk; 5) sie ist für immer entehrt; 6) sie bezahlt die Kosten! So geschehen Anno 1866.

Turin, 16. Juni. Victor Emanuel und General Lamar- rnora sind heute nach Mailand abgegangen, wo sich zur Zeit das Hauptquartier befindet. Der Tag der Aktion siebt also vor der Thür; man hat nur ans das Losbreche» in Deutschland gewartet.

In M i l i c l it a li e n sind an verschiedenen Orlen Mönche, welche das Volk auszuhetzcn und Soldaten zur Desertion zu ver- leite» suchen, verhaftet worden. Auch im Neapolitanischen dauern die Verhaftungen fort. Das Dirikto glaubt, Preußen verthei- dige in Deutschland die Lache der Revolution und die Rechte deS Volkes, 'darum sei Italic» sein Alliirlcr. Uebrigcns habe BiSmarck in seiner gegenwärtigen Lage gar keine andere Wahl, als sich mit der Revolution zu verbinden, weil er nur dadurch den Untergang und die Vermchtung seines Landes verhindern könne.

Paris, 19. Juni. Der Moniteur schreibt: Preußen und Italien haben gestern Oestreich offiziell den Krieg erklärt. DaS italienische Ministerium ist unter Ricasoli neu gebildet.

Bukarest, 15. Juni. Tie Deputirtenkammer beschloß, an die Pforte eine Petition um Anerkennung des Prinzen von Ho- henzoller» zu richten.

Bukarest, 16. Juni. Fürst Karl l. ist au der Spitze von 60,000 Rumänen nach Kalefat abgegangeu, um Omer Pafcha's Einmarsch tu die Donausürsteulhümer, welcher mit 80,000 Tür­ken an der Donau zum Einmarsch bereit siebt, zu verhindern. Der Fürst bat eine Proklamation erlassen, worin er sagt, daß er die Größe der Gefahren könne, in die er sich begebe, daß er aber sein Leben epsern wolle für die Fürstenihümer.

In Bukarest will man durch Bildung von Freiwilligcn- legionen die Armee auf 150,000 Mann bringen.

Algerien leidet seit Woche» furchtbar au Heuschrecken« schwärmen, die aus der Wüste eingcwaudert sind. Tic bedecken die Erde fußhoch und lassen keinen Grashalm, keinen Slrauch und Ban», aus ihrem Wege verschont. Der größte Theil der Ernte ist vernichtet. _

Redaktion, Druck uns Verlag ver Ä. W. Paijsr'schen Vuchyanvtung.