und es sollen die Truppen ebenfalls nach dem jeufettigen Bayern abrncken. Die Pfalz würde außer den beiden Festungen, nur der Hand wenigstens, keine Truppe» behalten.
Berlin, 6. J»»i. Der evangelische Oberkirckenrath for. dert die Geistlichen auf, darauf hinznwirken, daß das ganze Velk sich „», den König und die Regierung schaare. Tie Beringung pebt die erhaltene Parität der Konfessionen hervor, durch welche olle Bürger einträchtig verbunden seien.
Berlin, 8. Juni. Der König hielt heute eine Ansprache au das Offizierskorps der abmarschirendc» Truppen. ,,Preußen," so sagte der König, „geht durch de» bevorstehenden Kampf der ruhmreichsten Zukunft oder einem unberechenbaren Ansgang entgegen. Ich hoffe fröhliches Wiedersehen; beschließt jedoch die Vorsehung anders, so werden die, welche jetzt scheiden, sich niemals wieder seben."
Berlin, 8. Juni. Auf Anregung einiger Damen, sowie der Herren Virchow. Tweste» rc. wird hier ein Centralkomite zur Beschaffung wohlfeiler und guter Nahrnngsmitiel für Minderbe- miltelte gebildet, und svlle» Volksküchen errichtet werden, wozu das Stammkapital durch öffentlichen Aufruf beschafft wird. — Wie man hört, wirb fortan und bis auf Weiteres wiederum eine polizeiliche Revision ankomiuender Eisenbahnzüge, wie sie unter dem Regime Hinckeldey'S gewaltet, eingesührt werde». Gestern Abend wurden die ans dem Anbaltischen und Potsdamer Bahn- Hofe angekommeneu Schnellzüge revidirt, und es waren wohl 60 Polizeibeamte dazu verwandt worden. — Der Geh. Kommer- zienratb Krupp bat einem Freikorps, dessen Bildung hier vorbereitet ist, 6 gezogene CPsünder z»m Geschenk gemacht.
Berlin, 9. Juni. Der „Staats-Anzeiger" meldet: Indem der Minister des Inner» die sämmtliche» bisher eingegan- geneu FriedenSadreffen im Aufträge des Königs beantwortet, hebt derselbe hervor, der König vermisse darin ungern de» Ausdruck der Ovferfrcndigkeit, welchen die Breslauer Adresse enthalten habe. Der Minister wiederholt die auf die Breslauer Adresse ertheilte» königlichen Versicherungen, welche sämmtliche» Adressen zur angemessenen Erwiderung dienen möge. Der König erwarte Angesichts der wachsenden Gefahren eine rückhaltlose Hingabe deS Volkes.
Berlin, 9. Juni. Die in Kiel vereinigten Kriegsschiffe sind zur Disposition des Generals Manienffel gestellt.
Berlin, 11. Juni. Oestreicb regte vertraulich bei den deutschen Regierungen in Frankfurt die zu beantragende Mobilmachung der BundeSkontingenle an. Die Antworten waren keineswegs überall zu stimmend. Alle Aussichten auf friedliche Lösung sind noch keineswegs abgeschnitten. (T.d.S.M.)
Eine sehr zahlreich besuchte Versammlung in Berlin hat sich einstimmig dabin ausgesprochen, daß die von der Regierung ausgegebenen Darlchenskaffenscheine verfassungswidrig und den wirthschastlichen und politischen Interessen des deutschen Volkes zuwiderlanfend seien, daß es daher Pflicht jedes verfassungstrenen Staatsbürgers »nd insbesondere aller auf Selbsthilfe beruhenden Erwerbs- und Wirthschaftsgenossenschaften sei, jeder Förderung des Umlaufs dieser Scheine entschieden entgegenznkreten.
In Stettin herrscht die Cholera und sind bis zum 7. d. von 23 Hiera» Erkrankten 11 gestorben.
Aus Mecklenburg, 6. Juni. Der Großherzog von Mecklenburg-Strelitz ist gestern nach England abgereisk. Die übrigen Familienglieder befinden sich bereits dort.
Hamburg, 8. Juni. Die Erbprinzessin von Angustenburg ist in Kiel eingetroffen, der Erbprinz dagegen bereitet die Räumung des Landes vor. I» Holstein wurden verschiedentliche Volksversammlungen unter freiem Himmel abgehalten. — Altona ausgenommen, ist Holstein jetzt vollständig von den Preußen besetzt; die Oestreicher stehen marschbereit. Die Kanfleute von Hamburg sind sehr kriegsbesorgt, sie räumen die Magazine in Altona. General Manteuffel ist in Kiel.
Hamburg, 9. Juni. Ein englisches Kriegsschiff ist in Helgoland angekommen, um die Ereignisse zu beobachten.
Hamburg, 12. Juni. Der Korrespondent sagt: Die Ab. sichiedsproklamation von Gablenz vom 12. Juni an die Holsteiner zeigt an, daß auf kaiserl. Befehl der Rückzug vor der Uebermacht erfolge und schließt': Schwere Tage werden über Euch kommen, einstweilen wird Gewalt herrschen, fügt Euch derselben mit be- wahrter Besonnenheit, bleibt aber auch in dieser neuen Prüfung
treu Eurer gute» Sache. Euer Geschick stebt in Gottes Hand, harret aus und vertrauet auf eine glückliche Lösung. (Sk.A.)
Itzehoe, 10. Juni. Dreißig Ständeabgeordncte beschließe», morgen Mittag zu versuchen, in de» Ständesaal zu gelangen. Mitternacht: Regierungsrath Lcffer durch Hauptmann Gottberg arretirk und »ach Rendsburg tranSporlirt. Den 11. in der Frühe: Hoffman» verließ heimlich Nachts Itzehoe, um Gablenz persönlich von dem Vorgänge zu unterrichten; eine andere Verkehrsart ist unmöglich gemacht. (T. d. St.-A.)
Itzehoe, Montag Abend. 20 Ständeabgeordncte prote- testireu gegen die Wegsnhrung Leffer's, durch welche der Stände, znsammeutrilt verhindert werde, und wahren die Rechte des an» gestammten Fürstenhauses. Pastor Schräder in Rendsburg ist abgesetzt. (St.-A.)
Rendsburg, 10. Juni. Der Gouverneur von Manteuffel bat an die Einwohner Holsteins eine Proklamation erlassen, in welcher derselbe das ruhige, besonnene Verhalte» der Holsteiner beim Einmarsch der preußischen Truppen anerkennt, übrigens sämmtliche politische Vereine schließt, alle seither ohne Konzession herausgegebenen Blätter für so lang, als die gesetzlich vorge- schriebene Konzession nicht eingeholt und ertheilt sei» wird, verbietet und die durch Bekanntmachung des östreichischen Skatthal- terS vom 15. September 1865 eingesetzte holsteinische Landes- regiernng in Kiel auflöst. Der Baron v. Schecl-Plessen, zum Oberpräsidenten beider Herzogtümer ernannt, übernimmt unter der Autorität der höchsten Militärgewalt die Leitung der Geschäfte der Civilverwaltung und wird seinen Wohnsitz in Kiel haben. Der König beabsichtigt, dem Prinzip der Zusammengehörigkeit entsprechend, eine Gcsammtvertretung der Herzogtümer SchlcS- wig und Holstein ins Leben z» rufen. Zur Anbahnung eines solchen sollen die Stände eines jeden der beiden Herzogtümer einbernfen werde», wozu die nötigen Einleitungen bereits getroffen sind.
Altona, 11. Juni. Aeußernngen von Offizieren gegen ihre Qnartiergeber zufolge beginnen die Oestreicher Nachmittags 4 Uhr über Hamburg und Harburg ihren Abmarsch.
Altona, Montag Abend. Der Bürgermeister Hon von Eckernfördc wurde heute »ach Kiel bernfen, cS heißt, er trete in die neue Schleswig-Holsteinische Regiernng. Es heißt, Lesscc sei gegen Revers (nichts gegen den König von Preuße» zu unternehmen) freigelaffen. 70 Oestreicher, darunter 2 Offiziere, von einem Hamburger Unteroffizier geführt, sind nach Hamburg mar. schirt, wahrscheinlich als Quartiermacher. Gablenz'Bagage ist nach Hamburg befördert, dem Vernehmen »ach reist er morgen früh ab.
Altona, 12. Juni, 2^< Uhr Morgens. Die letzten Oest- reicher marschirten so eben ab, Gablenz reiste um 2'/, Uhr Morgens ab, überall von Hurrahs begleitet; Alle nach Harburg. Vor der von Polizei besetzten Hauptwache fanden Pöbelexzesse mit Plünderung statt, so daß einige abrückende östreichische Kompagnien noch die Ordnung wiedcrherstellen mußten; Bürger, Polizei und Konstabler halten die Ordnung aufrecht. Ter Herzog von Angustenburg ging Montag Abend via Hamburg ab.
Wien, 10. Juni. Wie tief die Bundestrcne hier i» Fleisch und Blut übcrgegangeu ist, beweist folgende Auslassung der „N.Fr. Pr." hinsichtlich des östreichische» Mobilmachungsantrags: „Hoffen wir, daß der entscheidende Bnndesbeschlnß in den allernächsten Tagen gefaßt wird, den» die Zeit drängt. Sollte aber wider Erwarten der Bund nicht im Stande sein, sich Reckt z« verschaffen, so wird Oe streich allein ohne Bund zu handeln haben, und die Nordarmee wird sich dann in Bewegung setzen, um ihre gefährdete» Waffenbrüder in Holstein zu befreien oder — zu rächen." (Das heißt doch auch nickt sich durch Bundcsbeschlüffe majorisiren zu lassen.)
Wien, 12. Juni, Abends. (Neue Presse): Zwischen Oest- reich und den Miktclstaaten haben Auseinandersetzungen stattge- sundcn bezüglich künftiger parlamentarischer Vertretung, wornach Oestreich bereit wäre, auf direkte Wahlen einzugehen. Statt des Fünfcrdirektorinms wird ein Drcierdirektorium zugestanden mit einem nach bestimmtem Turnus wechselnden Vorsitz.
Turin, 9. Juni. Der Ausbruch der Feindseligkeiten wird von dem heutigen Abendblatt der Provincia auf den 10. oder 11. festgesetzt. Der König wird beute nach Florenz zurückkehren. Prinz Carignan soll ihm in 3 Tagen zur Uebernahme der Regentschaft folgen. (Frb. Z.)