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System sic auch befolge, Geld bewilligen. Ich sage aber ucin! I» ruhige» Zeile» braucht man das Bolk nicht; wen» mau da seine Stimme mißachtete, habe» wir stets daraus bingewicsen: Es wirb eine Zeit kommen, wo die Regierung das Bolk braucht, und dann wird das Bolk der Regierung verschreiben was eS will. (Stürmischer Beifall.) Sollten wir jetzt davon abgehe» ?

Berlin, 7. Juni. Die Egnipagen und der größte Theil der Dieucrschast des Grasen Karo ly verlassen morgen Berlin. Der Gesandte selbst wird bald solgeu. Herr v. Ützerlher ivird aus Wien erwartet. Auch mehrere preußische Gesandte bei an­dern Negierungen dürsten hier eintreffen.

Köln, 5. Juni. Die heutigeKöln. Ztg." sagt in einem Leitartikel:Oestreich will Krieg!" Siege Oestreich, so sei die bis 1859 durchgcmachte Reaktion ein Kind erspiel gegen diejenige, welcher das unglückliche Deutschland daun unterliege» werde.

El» Landwebrman K., der gegenwärtig in einem Dorse ui der Nahe Berlins in Quartier liegt, erzählt folgendes KriegS- abentcner: Tie unsauber» Belten, welche der Quartiergeber den Soldaten andvt, wurden auSgeschlageu und das Nachtlager aus dem Heuboden vvrgezogen. Unter scherzhaften Unterhaltungen vergeht eine Stunde, schließlich aber sangen die Soldaten an, sich im Scherz zu ringe», bis sie endlich ermüdet einschlasen. Plötzlich werden mitten in der Nacht die Soldaten durch einen lauten Rus nach Hilfe aufgeweckt.Kommt zu Hilfe, mich ha­ben die Sauen unter!" ertönte cS aus der Tiefe, und deutlich erkennen die Soldaten an der Stimme ihren Kameraden. Durch die Bewegungen bei dem Ringe» habe» sich die Bretter und Stangen, auf denen das Heu gelagert ist, verschoben, und bei einer Bewegung im Schlafe ist das Brett herunter und unser Held ans den Wolken 1215 Fuß tics i» de» Schweinstall ge­fallen mitten auf die große Sau. die ihre Jungen gefährdet glaubte und wulhentbrannl Angriffe auf den seltsamen Eindring- ling ans der Höbe machte; noch zur rechten Zeit brachten die Kameraden Hilfe. Der dnrchgefalleuc Landwehrmann ist mir einem blauen Auge und einigen Berwunduugcu am Beine da- vongekommcn.

Hannover, 6. Juni. Bor stark gefüllten Tribünen diS- kutirie die zweite Kammer heute den bekannten llrautrag v. Ben- mgsen'S zur KriegSsrage. Gegen die von den offiziösen Blät­tern auSgestrcuie Bcrläumdung, als ob er mit Graf Bismarck zur Mediakisirnng Hannovers sich verschworen hätte, erklärt o. Bennigsen vorab: daß er allerdings kürzlich mit Gras v. BiSmarck auf dessen Beranlassuug eine Unterredung gehabt, daß er aber nach wie vor ein Gegner sei der inncren Politik des Grafen so­wohl. als seiner schleSwig-holfteinil'chen und deutschen Politik über­haupt, eine Erklärung, welche Seitens der Kammer mit einem Bravo ausgenommen wurde. Für Hannover dielt v. Bennigsen strenge Neutralität geboten. Bei der Schlußabsiimmnng ward v. Bennigsens llrautrag mit übeiwicgender Mehrheit angenommen.

Rendsburg, 7. Juni. Die hiesige Garnison räumt ans Befehl deS Statthalters v. Gableuz die Festung im friedlichsten Einvernehmen mit den znrückbleibenden Preußen. Der Gouver­neur v. Manteuffel wird erwartet.

Kiel, 8. Juni. Lei der Abreise der östrcichische» Skail- balterschast war auf dem Bahnhose eilte Kompagnie deS preußi­schen SeebaiaillonS ausgestellt. Sämmtliche Marineoffiziere unter Führung des Contre-Admirals Jachmann, der Hafenkommandanr McrtenS, die Offiziere deS SeebataillonS unter dem Obersten Rhode hatten sich cingesnuden. Tie Musik spielte das östreichtsche Nationallied und die Berabschiedung geschah in der srenndlichsleu Weise. Tie ReglcrungSräthe v. Stemann und Wennccker sind hier zurückgeblieben.

Kiel, 8. Juni. Tic preußische Regierung requirirt das hiesige Schloß für den Gouverneur v. Manteuffel und droht im Weigerungsfall mit militärischer Exekution.

Altona, 9. Juni. Hamb. Nachr.: Es verlautet, die Oest- reicher stellten uni ihre vorgestern genommcne Stellung >u und um Altona (wohin Gablenz sammt seiner Regierung sich begeben) Feldwachen und Borposten ans. (S. M.)

LLien, 2. Juni. Die FreiwilligemAgitation ermattet be­reits wieder und hat bis jetzt noch lange nicht zu den Resultaten geführt, die man sich versprochen; cs fehlt gerade in jenen Pio- runzcn, welche bei einer spontanen Bewegung zur Landesverlhei- »ignug den Ansschlag geben würden, in Ungarn und den rein

deutschen Kronländeru, aller und jeder Antrieb, dieser Regierung und diesem Ministerin,» einen besonderen Gefallen zu erweise». In Ungarn ist noch nickt Ein Manu und noch nicht Ein Gul­den freiwillig gestellt worden, und diesseits der Leitha nicht viel mehr an Truppen, wenn anch die Gelder für patriotische Zwecke etwas reichlicher fließen. Für das Wiener Freiwilligen- kvlpö ist noch kein Mann angewvrben, wenn auch Borbercitnn- ge» zu dessen Bildung getroffen sind, in Oberöstreich und Salz­burg hat mau die Mittheiliingen über Bildung des Freiwilligeu- kvrps spitzig demeiitirt, und in Kärutheu, Krau, und Steiermark bilden die Ueberreste der nicht eingeschiffken mexikanischen Legion den wesentliche» Stock deS sich dort bildendenÄlpeujägerkorpS." Bolksibümlich und allgemein ist die Bewegung nur in Tyrol, wo allerdings bereits eine verhälinißmäßig sehr namhafte Zahl von Freiwilligen und Schützenkompagnien auf den Beinen siebt.

Wien, 8. Juni. DiePresse" schreibt: In hiesige» gut unterrichtete» Kreisen wird behauptet, daß der durch das Ein- rucken der Preußen in Holstein gesetzte Kriegsfall nicht die so­fortige Aktion Oestreiebs herbeisnhren werde, sondern daß bei dem Umstand, daß Oestreich die holsteinische Angelegenheit dem Bunde überantwortet hat, auch die erste Aktion dem Bunde über­lassen werden soll.

Benedig, 7. Juni. An die Bevölkerung ist der Befehl ergangen, sich aus drei Monate zu verproviantireu oder die Stadl z» verlassen. An der dalmaiische» Küste ist der Eingang in die Häsen bei Nacht verboten.

Zwischen Biklvr Emaunel und Garibaldi besteht wieder die größte Herzlichkeit. Das Schreiben, welches Major Trccchi nach Eaprera überbrachtc, worin Garibaldi zum General des fünften Armeekorps ernannt wird, soll ihn bis zu Tbräneu gernhit ha­ben. Bekanntlich hak Garibaldi vor einiger Zeit in Genua sei» Schlacbiroß verkansen müsse», welches sofort vom König erwor­ben wurde. I» seinem Briefe schrieb nun der König:General, wenn Sie aus dem Kontinent sind, so werben Sie Jbr Pferd gezäumt und gesattelt finden, wie Sie es bei Barcse und Cala- lasimi hatten."

Bukarest, 7. Juni. Die linkische Armee soll heute die Donau überschritten und ein Zusammenstoß bereits staitgefnnden haben. Rnniänische Truppen sind ans Bukarest den Türken ent- gegengeschickl. Prinz von Hohenzollern übernimmt de» Oberbe­fehl und reist morgen zur Armee ab. Die Regierung verlangt von der Kammer eine Anleihe von 36 Mill.

Paris, 8. Juni. Ein Rundschreiben deS Herrn Drouy» de LhnpS an die Bertrcter Frankreichs bei den deutschen Höfen ermahnt zur Neutralität j» dem bevorstehenden prenßisch-östreichi- sche» Kampfe. DerKoilstiiutionell" sagt: Die Anstrengungen zur Erhaltung des Friedens sind gescheitert, obgleich der Krieg noch nicht begonnen hat. Frankreich hält sich nach wie vor dem Kampse fern. Es hat keine Berpflichinug und wirb seine volle Aktionssreiheit behalten, ob der Krieg ansbreche oder nickst. Un­ter veränderten Berhältnissen wird es an den Ereignisse» nur dann thäiige» Antheil nehmen, wenn gebieterische Umstände ihm aus Rücksichten der Bertheidignng der nationalen Ehre und In­teressen daraus eine Pflicht machten. (Sck'w. B.-Ztg.>

Paris, 9. Juni. Der TempS schreibt: Ein Berliner Te­legramm sagt: Gestern überreichte Earolv in Berlin einen Pro­test gegen den Einmarsch !» Holstein und wird alsbald abreise».

Paris. Girardi» hält den Entschluß Oestrcick'S, sich nicht a» der Konferenz zu belhciligen, für eine» nicht wieder gut zu machende» FehlerOestreich," sagt er,setzt gegen den Bund von Preußen, Fraukrcick und Jialieu seine Existenz ausö Spiel. Es vergißt, daß cs »»r das Baud iil, welches einen Bündel zusainmciihält. Was wird aber ans dem Bündel, wenn das Band reißt?"

Englische Blätter versichern, Königin Victoria sende jeden Morgen ei» Telegramm an de» König von Preuße» ab, welches nur die vier Worte enthalie:Möge Golt Sie erleuchten!" Zur Abwechslung könnte sie auch nach Wien telegraphiren.

London, 8. Juni. In der Konferenz wegen der Donau» sürstcnlhümer bat Rußland energisch gegen die Wahl des Prin­zen vv» Hohenzollern in Rumänien prolesftrt. Gegentheiligc Nach- richlen sind »»genau. Das Heiralbsprojekt zwischen dem Prin­zen von Hohenzollern und einer russischen Prinzessin wird demeiitirt .

Redaktion, Druck uno Verlag der G. W. Zassepschen Buchpandlnug.