gezogen worden: Nr. 188, 190, 392, 574, 1175, 1494, 1522, 2867, 3479, 4180, 4389, 5275, 5987, 6005, 6018, 6280,
6306, 7277, 7361, 7404. ^ ^ .
Karlsruhe, 1. Jum. Der Karlsruher Zeitung zufolge ist der Großherzog heule nach Pillnitz abgereist, wo er anf^ge- qenseitigen Wnnsck mir dein Könige Johann znsannnenkresfcn wird. Die bedrohliche Lage der denkscke» Verhältnisse und der allseiliqe Wunsch »aä> einer friedlichen Lösung der bestehenden Differenzen aus dem Wege der BnndeSresorm sind die bestimmen' de» Ursachen für die Reise des Grvßberzogs.
Karlsruhe, 1. Juni. Der Grvßherzog ist heule auf 8 Tage nach Dresden (Pillnitz), Berlin, München und Wien ab- gereist. (8^- Pllj-)
Fraukfnrk, 1. Juni. (Bnndestagöfltznng.i Tie Einladung zur Konferenz wurde vorbehaltlich ihres rein deutschen Charakters in der Frage bezüglich Holsteins und der BnndeSresorm, soweit sie nicht internationale Beziehungen berührt, angenommen; in der italienischen Frage seien europäische wie deutsche Interessen betheiligt, v. b. Pfordlen ist nahezu einstimmig znm Bnndesbe- vollmächtigten gewählt. Oestreich erklärte seine Rüstungen gegen Preußen abznflellen, sobald weder ihm noch einem Bundesgenossen ei» Angriff drohe und eS die Sicherheit gegen eine mögliche Wiederkehr der Kriegsgefahr erlange. Die Achtung des Lnndes- rechts und die Entscheidung der schleswig-holsteinischen Frage nach dem Rechte des Bundes und des Landes sei für Oestreich wie Deutschland gleich wichtig. Die Bemühungen, gemeinschaftlich mit Preußen solche Entscheidung herbcizufnhren, seien vergeblich gewesen und Oestreich lege daher diese Entscheidung in die Hände deS Bundes und ermächtige den Statthalter, die Stände einzn- bcrnsen, um den Wünschen des Landes Ausdruck zu verschaffen. Die preußische Abrnstnngserklärung weist nochmals nachdrücklich auf den defensiven Charakter der Rüstungen hin und sagt, daß Preußen auf den FriedenSfnß znrückkehren werde, wenn der Bund die Regierungen Oeftreichs und Sachsens zur Abstellung ihrer den Frieden bedrohenden Rüstungen bewege oder der königlichen Regierung Bürgschaften gegen die Wiederkehr derartiger Beeinträchtigungen des Bnndesfriedens gewährt habe» wird. Vermöge dies der Bund nicht, oder widerstrebten die Bundesglieder der prenßischcrseitS empfohlenen BundcSrcform, so müsse Preußen daraus folgern, das; der Bund in seiner gegenwärtigen Gestalt seiner Ausgabe nickt gewachsen sei, und seien alsdann weitere Entschließungen dieser rechtlichen Ueberzengung zu Grunde zu legen. Dieser Erklärung fügte Preußen später Verwahrung gegen jede thaksächliche Darstellung der der prenßlschcn Politik gemachten Unterstellungen in der östreichischen Erklärung hinzu. Preußen habe nie daran gedacht, seine Interessen in der schleswig-holstei- nisLen Frage mir Waffengewalt dnrchznfnhrcn. Seine jetzigen Rüstungen entsprängen ans dem entsprechenden Vorgänge Oest- reichs. (T. d. Frb. Z.)
Frankfurt, 2. Juni. Baiern beantragte in der gestrigen Bundcstagssitznng, daß Frankfurt, Mainz und Rastatt von deutsch- großmächtlichen Truppen geräumt und durch andere Bnndeskon- tingente besetzt werden. (T. d. S. M.)
München, 30. Mai. In der heutigen Sitzung des Landtages gab Minister v. d. Pfordten sehr reservirte Erklärungen über die Lage ab. Er betonte, daß die Mittelstaaten bewaffnete Neutralität beobachten und gegen den Bnndesbrüchigen einschrci- ten werden. Die Rede v. d. Pfordten's fand eine sehr kühle Aufnahme.
^München, 1. Juni. Höhere Offiziere von Württemberg, Hessen-Darmstadt, Baben, Nassau sind zu Bcrarhnngen im hiesige» Ministerium versammelt. (T. d. S. M.)
In München feierte am 27. Mai die Gesellschaft der „Zwanglosen" ihr Frühlingsfest. Dabei wurde mit großem Beifall folgendes Festgedicht von Melchior Mehr vorgetragcn:
Die Lust erbebt von Rasseln, Schreien, Kreischen,
Man wappnet sich, man tobt, man droht erbost.
Von allen Seiten will man sich zerfleischen —
In diesen Schauern Hab ich einen Trost!
Wir Deutschen waren schon gar oft verloren,
Und sieh', gottlob, noch immer sind wir da!
Der Feind war vor den Thoren, in den Thoren — . Geschehen mußt' ein Wunder: es geschah!
Wenn die Sirenen noch so buhlend locken,
Und wenn die Räuber noch so gierig schau'n:
Das deutsche Volk ist ein zu harter Brocken,
Der Teufel selber kann es nicht verdau'n.
Der Weltgeist kann die Deutschen nicht entbehren,
Will er die Menschheit fuhren an ihr Ziel.
Sein bestes Werkzeug muß und wird er ehren.
So wahr er selbst gewinnen will das Spiel.
Und steht cS jetzt am Himmel trüb und trüber.
Und krächzt von Untergang ein heisrer Chor:
Wir sinken nicht — das Unheil geht vorüber —
Und eine Stufe steigen wir empor!
Ja, wenn die Deutschen wären umzubringen.
Sie wären längst nicht mehr zu dieser Frist!
So nehmt die Gläser, laßt sie muthig klingen —
Ein Hoch dem Volk, ras unzerstörlich ist!
Aus O sfonbach berichtet die Hessische Landesztg.: Sie können sich nicht entfernt denken, wie hier die Geschäfte daruie- berliegen. Selbst die angesehensten Firmen sind in Bedrängniß und wissen nicht, wie sie sich helfen sollen. Sv kenne ich ein Haus, das ca. 130,000 fl. Ansstände hat und gestern noch nicht wußte, wie cs seine Arbeiter bezahlen sollte. Der Grund zu dieser noch nie dagcwcsenen Hemmung liegt hauptsächlich darin, daß die Frankfurter Bankiers znm größte» Theile keinen weiteren Kredit bewilligen und die ausländischen Schuldner mit der Zahlung zurückhaltcn.
Berlin, 31. Mai. Tie „Nordd. Allg. Ztg." weiß nicht, was und wen ein Bevollmächtigter des Bundes auf den Pariser Konferenzen vertreten soll: der Bund sei seinem wichtigsten Be- j standtheil nach bereits durch Preußen und Oestreich vertreten, und ! die Vertretung eines Theils deS Bundes oder der Majorität dieses Theiles (weil in demselben verschiedene Strömungen obwalten) sei völkerrechtlich und bnndesrecktlick unzulässig. Die Minorität bleibe ohne Vertretung. Indem Preußen die Konferenz angenommen, habe es diese Bedenken nicht erheben wollen: die Norddeutsche Allg. Zig. glaubt jedoch, daß diese Vorgänge die Sprengung des Bundes näher zu rücken und die Berufung eines Parlaments desto bringender zu erheischen scheinen.
Berlin, 1. Juni. Gestern Abend verlas BiSmarck die preußische Antwort ans die Konferenzbepeschcn den drei Vertr'elern der neutralen Mächte. Preußen macht keine Vorbehalte, wünscht möglichst schleunige Berathnng. (T. d. S. M.)
Koblenz, 28. Mai. Gestern fand hier die erste Wahlversammlung statt. Einstimmig wurde beschlossen, die bisherigen Abgeordneten wiederzuwählen. Bei den Beralhnngcn sprach namentlich Abvokatanwalt Lingmann in scharfen Worten gegen den Krieg wider deutsche Brüder; begeistert ruft der Redner aus: „Unsere erste Meinung sei, wir wollen keinen Krieg und auch kein Geld zu einem solchen bewilligen, wir wollen mit unfern deutschen Brüdern in Frieden leben. Will man keine Panduren und Kroaten, warum ruft man sie denn? wer ist schuld, daß dieselben kommen? (Stürm. Bravo.) Wir wollen Recht im Innern, Recht nach. Außen, Entwicklung des Wohlstandes, geistige Entwicklung, Wohlfahrt und Toleranz in jeder Beziehung. Wir wollen keine Eroberungen mit Spitzkngeln und gezogenen Kanonen, wir wollen Schleswig-Holstein nicht zu etwas zwingen, was es nicht will; lassen wir dieses Land über sein Schicksal selbst ! bestimmen. Unser Grundsatz: „Eintracht und Friede in Deutschland," unser Programm: „Anerkennung des Rechts." (Sturm. Bravo.) Nachdem noch zur regen Betheiligung an den Wahlen anfgesordcrt worden, wurde die Sitzung mit einem Hoch auf die Verfassung geschlossen. (Fr. P.Z.)
Im Kreise Ni cd erb armen bei Berlin hat der Landrath Scharnwebcr die Schulzen und Bauern zur Vorausbezahlung der Steuern auf ein halbes Jahr bereden wolle», nur um dem König eine Freude zu machen; denn er brauche das Geld nicht, weil er nicht Krieg führen wolle, aber — die Bauern haben dem Könige diese Freude nicht gemacht.
In Gumbinnen war die Reserve einberufen, aber 20 Mann zu viel. Der Oberst forderte diejenigen, denen die Entlassung um ihrer häuslichen Verhältnisse willen besonders wün- schenswerth sei, auf, sich zu melden. Niemand meldete sich. Nach abermaliger Aufforderung trat ein Wehrmann vor und sagte: Herr Oberst, wenn das Vaterland ruft, gibt cs keine häusliche Abhaltung. — Man mußte die 20 Mann ausloosen.