Mit Rosen?" fragte der Alte verwundert.ES kam Nie- mann in dieses Zimmer außer Ihnen und mir, und ich bade heute den ganzen Tag noch keine Rosen in der Hand gehabt."

Der Baron ging einige Male im Zimmer auf und ad, bann blieb er vor dem Alten stehen und sagte halblaut:Jakob, gehe sogleich hinüber in das Zimmer der Gräfin Clelia und siehe, ob i» dem äußersten Zimmer desjenigen Flügels, welcher auf daS Gebirge schaut, noch ein Licht brennt."

Ja, gnädiger Herr, sogleich," erwiderte der Alle einiger­maßen erstaunt und ging hinaus. Nach einer Biertelstunde kam er wieder zurück und sagte:

Ja, es ist Licht im Zimmer und das gnädige Fräulein hörte ich am Clavicre singen, waS sie seit dem Tode ihrer Mut­ter nicht mehr gethau haben soll."

Sic sang?" fragte der Baron.

Ja, aber"

Nun?"

Weiß Gott eS war eher geweint und dann wieder ge- jauchzt, als wie gesungen."

ES ist gut, Tu kannst gehen."

Der Diener ging kopfschüttelnd hinaus und der Baron schritt gedankenvoll im Zimmer auf und nieder.

Die erste Frühdämmcruiig des frischen Jnnimorgens lag still nnd traumvoll über der waldigen Höhe des Gebirges. Im Hofe des Landhauses scharrten die beiden vor den Reisewage» gespannten Pferde ungeduldig mit den Hufen und sogen mit weiten Nüster» begierig die kräftige Morgenluft ein. Der Baron, dessen Züge noch bleich, aber sehr ruhig und fast heiter erschienen, trat eben reisefertig unter die Hausthüre und bemerkte, wie der alle Diener zum Thore hinausging und aufmerksam den Weg entlang.

Wonach sahst Du eben, Jakob?" fragte der Baron, als der Diener wieder hereingekommen war.

Ein aller Mann schaute vorhin zum Thore herein, und La wollte ich sehen, wer er ist."

Ein alter Mann! Hast Du ihn erkannt?

Ja, gnädiger Herr. ES war der Diener vom gnädigen Fräulein drüben."

Tie Züge des jungen Mannes waren unbeweglich, er stieg in de» Wage», gab dem Alten zum Abschied »och einige An­weisungen und hieß de» Kutscher davonsabrrn. Er lehnte sich in das Eckpolstcr ziuück, um der ernste» Stimmung »achznbängen, die ihn immer mehr überkam. Er war heute ruhig, fast heiter erwacht, die nagende Bitterkeit und die verzehrende Gluth, die er seit einigen Tagen in sich hernmtrng, hatte sich milde gelöst, und cs kam ihm vor, als läge der gestrige Vorgang wie etwas längst Vergangenes hinter ihm, das beruhigend und läuternd auf sein Inneres gewirkt hatte. Tie gehcimnißvolle Anwesenheit Clelia's am gestrigen Abende Halle ihn wohl eine Zeiklang be­schäftigt, aber jetzt dachte er an die Gräfin, als sei sie ihm gleich- giltig geworden, als habe er vollständig mit ihr abgeschlossen.

Ter Wage» war nun vor dem Schlosse an der Stelle au- gclangt, an welcher der Weg eine Biegung machte und zur be­quemen Landstraße sich erweiterte, die aus der Ebene zur Stadl hinübersührte. Der eine Flügel des Schloßthorcs war geöffnet, im Inner» schien alles tobtenstill. Als aber der Wage» dicht am Thore vorüberfnhr, ließ sich im Hofe der rasche Tritt eines Pferdes hören, und gleich daraus ritt Clelia hervor auf den Wagen zu, welcher sofort still hielt.

Sie werden mir erlauben, Herr Baron, daß ich Sie bis zur Stadt begleite?"

Der Angeredete machte eine gemessene Verbeugung, der Wagen rollte wiederum, und die Gräfin ritt zur Seite am äußersten Rande des Weges. Aus den grünen, üppigen Feldern, welche sich zu beide» Seite» der Landstraße in fast endloser Weite ans- dchnien, war es »och tiefstille, und ein dichter grauer Duft lag schwer darüber hin. Ein leiser, kübler Morgenwind strich zu­weilen durch die Obstbänme am Wege und machte einige Thaulropsen herabfallen, unter deren Fülle sich die Blätter schwer herabzu- neigen schienen.

Es war schon eine gute Strecke Weges zurückgelegt worden, ohne daß der Baron einen Blick auf seine Begleiterin geworfen batte. Endlich wandten sich seine Augen zum ersten Mal nach ihr, und er bemerkte. Laß ihr Antlitz trotz der zarten Röche,

welche die Morgcnfrischc ans ihre Wangen gehaucht batte, die deutlichen Spuren einer durchwachten Nacht trug. Ihre Züge waren ernst, fast verschlossen, und ihre Auge» schaute» uiiver- wandl über den Kopf des Pferdes hin. Allmälig schweiften die Blicke des Barons immer häufiger zu ihr hinüber, und es war ihm mit einem Male, als fühle er wieder eine stille Regung jenes Zaubers, den ihre Nähe immer auf ihn ausgeübt hatte. Ec lehnte sich halb unwillig in die Wagenecke zurück »nd schloß die Augen. Da trat ihm plötzlich jener kurze Augenblick vor die Seele, wie ec ans dem Berge in ihrem Arme erwacht war. Er sah wieder die großen, thräncnden Auge» vor sich, fühlte daS weiche Beben ihres weichen, vollen Arms und das heftige Auf- und Abwogen ihres Busens. Vergebens rangen andere Empfin­dungen mit dem plötzlich erwachten Zauber jenes Augenblicks der Baron hielt eine Zeiklang die Angen geschloffen, um das süße Bild nickt zu zerstören und als er sic wieder geöffnet hatte, vergaß er, seine Blicke von der stummen Reiterin abzuwenden, die auf ihrem edlen Thiere an seiner Seite dahintrabte.

(Schluß folgt.)

Allerlei.

Auch ein F h l i n g s l i e d! GlasbrennersMon- tagSzeituug" bringt folgendenBericht vom Frühling": Die Bäume, Streicher rc. baben ihre neue grüne Uniform angelegt und machen Parade. Die Urlauber werden nach nnd »ach ein- berufen. Stiefmutter ist an der Regierung; Rittersporn, Eisen- Hut und Schwertlilie machen sich sehr auffallend neben Jelänger­jelieber; das Veilchen duftet im Verborgenen. Die Felder blühen; reiche Ernte verspricht man sich namentlich von den KricgS- feldern. Die Bohnen geben gute Hoffnung, besonders die blauen. Unter den Thiere» gerathen vorzugsweise die Krebse »nd die Enten. Die Sonne sticht; der Spargel schießt; die Eiche schlägt aus. Man erwartet stacke Gewitter. Mai­glöckchen läuten Sturm. Die kleine Judenkirsche sieht traurig ans, die große wuchert. Die brennende Liebe sieht wie bren­nender Haß aus. Die deutsche Pechnelke ist größer als je. Auch bas Löwenmaul ist groß nnd sehr voll. Alles fffoli ms tanZors wird in Wort nnd Thal verhöhnt. Gott und Christus rufen vergebensVergißmeinnicht!" - Von den Rosen sind nur die Dornen da. Die Blukbnche ragt über jeden Lorbeer hin­über. Unser Waffen blüht durchaus nicht. Ucberall ver­mißt man Goldlack »nd Tanseudgüldcnkrant, und betet um rei­chen Goldregen.

Tollheiten der Mode. Nickt zufrieden damit, daß die Frauen sich allgemein schminken, beginnt man i» Paris, nach­dem man die Hunde gefärbt, auch die Pferde zu färben. Man verspricht sich dort von einem solchen Gespann, von dem zwei blau, zwei grün angestcjchen sind, große» Erfolg. Bald wird die Fabel vom grünen Esel keine Fabel mehr sein.

Vor der R ckr utirn n gs-B eh örd e.Erlaube Se, ich Hab' cn Fehler anzugcbc!"Weichen?"Die Gelenkmaus springt mir 'rans!"Davon sieht man nichts mehr!"Da muß sic d'Katz

g'fresse haben!" ...

Commissionsrath Hoff.

Die viele Courage in den letzten Tagen War Bismarck in die Glieder geschlagen.

Er hat gewackelt! cs ging nicht cract;

Herr Hoff, der schickte ihm Malzertract.

Er trank eine Flasche und bald darauf Trat er schon wieder stärker aus Gegen Mcnsdorff, Beust und von der Pfordten;

Hofs aber ist Commissionsrath geworden.

Räthsel

Die Vertraute.

Die thcucrste Vertraute, die se im Weltcnall

Für's Herz des Mannes schwärmet, sein schönster Wiedcrhall,

Empfängt Gefühl und Seele von ihm, zur Lust entzückt.

Sobald er seine Lippen auf ihren Mund gedrückt.

Sic liebt und spricht nichts And'rcs, als was ihm zugchört.

Und er belebt die Stimme durch sie, vom Geist gelehrt.

Sic thcilct all sein Sehnen, sie stillet sein Verlangen,

Empfindung gibt sic wieder, die sie von idm emvfangcn;

Denn steigert er sein Fühlen, ist Fcurigkcit ihr Schalten,

Und wird er wieder sanfter, ist Zärtlichkeit ihr Walten.

Ihr Fügen bleibt ihr Siegen, sie bringt ihm keine Noth:

Sein cisenfcster Wille ist ihr allzeit Gebot!

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.