Darm st ad t 22- Mai. Der Prinz Alexander van Hessen ist znm Gencralisst.nius sämmllicher östrcichischcr Truppen ans an. ßcröstrcichischem 0 Gebiete einschließlich der Brigade Kalik ernannt.

In Kassel ist der östreichische Oberst v. Wimpffe» »nd in Hannover der. östreichische General Prinz v. Solms nnerwar. let angekommen ^ Es heißt, dieselben seien beauftragt, wegen bevorstehendem Durchmarsch einer östreichische» Heercsabtheilnng Eröffnungen zre machen.

Herr v. Ben st saß in seinem Stuhle und wurde eingescifl; der junge Barbier zieht noch einmal sein Messer ab und sagt: Excellenz, hc-nt' ist's das letztemal. Wie so? Ich bin preu- tzftchcr Landwchrmann und zur Fahne einberufcii. Excellenz fährt in diL Höhe: So hat mich ein Preuße barbirt? Nein, Excellenz, vorderhand nur eingeseist!

Die ..Weimarische Zeitung" schreibt: Tie Kongreß- Nachricht ist verfrüht. Das Pariser Kongreßprogramm hat in Wien und Berlin angestoßen. Hoffnung ist vorhanden, daß der Kongreß ans allgemeiner Basis stattfindc» werde. (Sl.-A.)

Berlin, 20. Mai. Der Ueberbringer des mehrerwäbiiton vierte» Handschreibens Alexanders II. an unser» König, Oberst und Flügcladjuiant v. Büntiug, ist gestern Abend nach St. Pe­tersburg znrückgckehrt, nachdem er am Vormittag noch vom Kö­nig in einer Abschiedsaudienz empfange» worden war. Man sagt, daß der König in der Antwort an seinen kaiserlichen Nef­fen die Versicherung wiederhole: Oestreich nicht angreifen zu wollen: doch kann ich daS nicht verbürgen. Dagegen befinde ich mich in der Lage, Ihnen gegenüber der tendenliöse» Darstellung, welche unsere rcgierungsfrcunLlichen Blätter von dem Inhalt auch des letzten kaiserlichen Handschreibens gegeben haben, mit Bestimmtheit versichern zu können, daß der Kaiser in diesem Brief womöglich noch entschiedener, als in den vorbergegangenen, seine Mißbilligung über die Bismarck'sche Politik ausgedrückt hat. In wie stark accentnirtcr Weise dieS geschehe» sein muß, ergibt sich schon daraus, daß Graf Bismarck diese ihm allerdings sehr un­bequeme Frontstellung Rußlands für eine Jntrigne der Königin Olga von Württemberg erklärt. (A. Z )

Berlin, 23. Mai. DieNordd. Mg. Ztg." widerlegt die Behauvlnng der Wiener Debatte, als wäre Frankreich der gemeinsame Feind OestrcickS und Preußens. Tie Norddeutsche erklärt: Weder Drohungen noch Jntriguc» auS Wien würden hier zu abenteuerlicher Politik verführen. DaS Berliner Kabinet treibt nur eine Politik der Offenheit auf dem Kongreß wie ans dem Schlachiselde. Hier sind nicht Bundesgenossen für eine Re­stauration zu suchen. (!- d. Lt.-A.)

Berlin, 24. Mai. DieProvinzial-Korrespondenz" sagt: Preußen und Italien lehnen den Kongreß nicht ab, obwohl mit wenig Vertrauen auf den Erfolg, zumal da Oestreich wegen Ve- uelicus sehr widerstrebt. Es erscheint schwierig, eine Veihand- lungSbasis mit Aussicht auf Erfolg festzustellcu. eben deßhalb ftt eS kaum möglich, die Rüstungen ein,»stellen oder auss ungewisse aufrecht halten. Demnächst werden bestimmtere Aufforderungen znm Kongreß erwartet. Preußen wird daS Friedcnswork so viel als möglich fördern. Die Nachricht einer bevorstehenden kgl. Proklamation ist »»begründet, ebenso die über Abreise des Kö­nigs ins Hauptquartier. Dagegen übernehmen der Kronprinz und Prinz Friedrich Karl die ihnen diese Woche zngewiesene» Kommando'S. Tie preußische Regierung ist bei der unerwarteten Entschließung Hohenzollerns durchaus unbetheiligt; der Prinz machte erst bei seinem Eintreffen in der Walachei Miitheilung hierher. Wurde schon öfters versichert. (T. d. Sr.-A.)

Berlin, 24. Mai. Einige Negierungen wünschen eine Eonferenz mit den gegenwärtig in Paris beglaubigten Gesandten statt- eines Kongresses. Gortschakoff wünscht eine» Kongreß.

AuS Berlin berichtet die Volks-Zeiinng: Wie »nS mttge- theilk wird, hat die ältere Berliner Burschenschaft (Braudeuburgia) kürzlich den Beschluß gefaßt, daS Duell für sich abznschaffen, d. h. ihren Mitgliedern zu verbieten, sich dieses frivolen und des Ernstes unserer Zeit unwürdigen Mittels, um die verletzte Ebre wiederherzustellen, ferner zu bedienen. Hoffen wir, daß dieses gute Beispiel überall in studentischen Kreisen Nachahmung finden möge.

Hamburg, 23- Mai. Hamb. Nachrichten. Telegramm aus Schleswig: Der Gouverneur ist erst gestern Abend zurückgc- kehrt. Das Gerücht bringt die Reise mit dem nahe bevorstehen­

de» Abzug der östreichische» Truppen in Verbindung und läßt Mantenssel mit Gabclenz und dem Erbprinzen verhandelt haben.

Wie», 15. Mai. Die Studenten der Universität Wien haben sich in einer an den Kaiser gerichtete» Adresse mit Be- geisternng zur Verfügung gestellt. In Niederöstrcich, in Mäh- re», in Steiermark, i» Böhmen, Galizien und Ungarn werde» Freiwilligen-CvrpS errichtet. Für den Kriegsfall verfügt Oest­reich über folgende Streitkräfte: Die Nordarmce unter dein Ober, defehl des F.Z.M. Ritter v. Benedck mit dem Haupiquartier Pardubitz zählt 35 Brigaden, jede von 7500 Mann, also im Ganz,,, 380,000 Mann mit 500 Geschütze!!. Die ital. Armee zählt 130,000 Mann, von denen 80 -90.000 bestimmt sind, ins Feld zu rücken; der Rest bildet die Besatzung der Festungen. Außer diesen beiden Armeen, welche über 520,000 Man» zählen, wird eine Reserve organisirt und in allen Tbcile» deS Reiches zur Ausstellung von Freiwilligencorps geschritten, so daß im Noth- falle Oestreich über 800,000 Kambatlante» zu vcrsügc» vermag.

Wien, 22. Mai. Frankreich, England, Rußland »nd Oestreich haben übereinstimmend mit der Türkei beschlossen, sich der Thronbesteigung des Prinzen von Hobenzollern als Hospodar der Tonanfürsteulyümer zu widersetze».

28 ie», 23. Mas. Der Kongreßvorschlag ist noch nicht eingetrvffen. Oestreich erklärte aber die venetianische Frage ans Grundlage einerTerrilorialkoinpensalion ausdrücklich für biskuurbar.

Wie», 23. Mai. Die Zablung des KriegSzuschlagS ist bei der Nord- und Südarniee angeordnet. Eine Annäherung zwischen Oestreich lind R u ßl a n d ist angebahut. Die Mel­dung der Blätter von dem Einmarsch eines türkisch.russischen Corps ln die Moldau ist verfrüht. (Mg. Zkg.s

R eg e n s b n rg, 2l. Mai. Dieses, acht starb hier Fürst Paul Esterhazy, geb. 1786, im Jahr 1»48 Mitglied des »nga- rischen Ministeriums Latthyani, »enestenS zu »nliebsamer Cele- brität gelaugt durch die Mißverwaltnng und den Zufall eines kolossalen Bermögcns. Der Fürst hinterläßt einen Lohn, den Prinzen Niklas.

Florenz, 22. Mai. In letzter Woche haben sich 26,000 Man» für Garibaldi anwerben lassen. Man glaubt, daß die Zahl der FreiwilligeiibatailloiiL aus 40 gebracht werden.

In Elsaß und Lothringen sind alle Beurlaubten und Reservisten der Jahrgänge 1859 bis l864 einberufe». Tie Re­servisten bilden bekanntlich eine Art Miliz, welche nach cftier Re- krntenschule von drei Monaten ans nnbcstimmte Zeit beurlaubt werden. Ihre Gesamnuzahl beträgt etwas über 200,000 Mann. Sie können im Kriegsfall auf bestimmte Zeit ins reguläre Mili­tär ciiigercibt oder auch zum Festuuqsdieust verwendet werde». Mit Inbegriff deS Lagers von Chalvus soll die Rhein-Armee vor der Hand nur aus 120,000 Manu gebracht werde», mit den TivisiouSstähe» in Metz, Siraßburg, Nancy und Evinal.

Türkei. Die Verwicklung in Mitteleuropa droht »och um eine» Konflikt im Oste» bereichert zu werden. Möglich, daß die Herrlichkeit des neuen HoipedarS, der im Triumphe durch die Städte der Walachei gezogen ist und am 22. Abends seinen feierlichen Einzug in Bncharest gehalten hat, von sehr kurzer Dauer ist. Möglich aber auch, daß das kecke, polizeiwidrige Er­scheinen des jungen Hohenzolleni ans rnmäuischem Bode» den Anlaß gibt, die orientalische Frage wieder in aller Form ausS Tapet zu bringen; den Kriegsschauplatz somit furchtbar zu er­weitern »nd auch diejenigen Mächte in kriegerische Aktion zu trei­ben, welche so eben »och um die Erkaltung des allgemeinen Frie­dens bemüht stud. Die Rumänen mußte» aus das Eiuschrcilcn der Pforte gefaßt sein, denn die Pforte hatte nickt uur gegen die mit Len Veriräge» im Widerspruch stehende Wahl eines aus­ländischen Fürsten a»S guten Gründen vrotestirk, sondern auch mit dem Einmarsch einer türkischen Armee gedroht, (lieber die­sen möglichen Couflikt im Osten vergleiche die Nachricht über den Protest der fünf Mächie und das Einrückcn eines russtich-lürki- schen Okkupationskorps in die Moldau.)

Originelles Gesuch. Ein bejahrter Gcwerbsman», Len, das Tragen von nnansiprechlichen in Folge körperlicher Lei­den unerträglich geworden ist, hat bei der Behörde in Graz schriftlich darum angei'ucht, ihm die Erlanbniß znm Tragen Von Franeiiklciber» zn geben._.

Redaktion, Truck und Verlag rer G. W. Zaiser'schen Buchdandiung.