M »r h n '» n g.
El)' noch die Kugel kommt ins Rollen,
Jt>r hohen Herren, bedenkt, bedenkt!
Wenn erst keS Unrechts Mächte grolle»,
Jst's Eure Macht nickt, die sie lenkt.
Ihr spielt mit leben Feuerbränden,
Bis unS die Much in Flammen bricht:
Den Anfang wohl bubt ibr in Hände»,
Das Ende doch, bas wißt ibr nicht!
Millionen ist diese Mahnung aus der Seele gesprochen; wir ent« nehmen sie einem fliegenden Blatte, das uns aus Dresden zu- gegangen ist. Dem weiteren Fluge des patriotischen Dichters Karl Weller dürfen wir nicht folgen; denn die Preßfreiheit hat wächserne Flügel, die eine» Flug zur Sonncnhöbe nicht vertragen. Ob zum Heile Deutschlands, der Fürsten und Völker? wollen wir heute nicht untersuchen, eS kommt uns aber vor, als wenn es besserer und sicherer wäre, man ließe die Stimme des in tiefem Innern erregten Volkes in vollem Chor ungedämpft hinauf dringen bis zu den Höben, wo man nur im Flüstertöne spricht zu denen, welche die Lenker der Geschicke sind, oder zu sein scheinen; auch da oben ist man öfter Ambos als Hammer und man brauchte schwerlich an die letzten Gründe der Könige zu appelliren, wenn man schon früher der Stimme des Volkes Gehör und Achtung geschenkt hätte. Das deutsche Volk, wenn es sich selbst regiert hätte, würde den Krieg, der ihm droht, vermieden und nimmermehr zngelaffen haben. (Drfz.)
T u g e s - R e u i g k e i t e n.
Seine Majestät deiMvnig hat den Staatsminister Generallieutenant v. Wie der hold mit der gesetzlichen Pension in den Ruhestand versetzt.
Stuttgart. 22. Mai. Ihre Maj. die Königin Olga verläßt am Donnerstag St. Petersburg und reist über Wien nach Stuttgart zurück, wo die Königin am letzten Mai einkreffen wird. König und Königin werden von da ab die Villa bei Berg bewohnen. Tie Königin reist, wie bekannt, dießmal nicht über Berlin, sondern über Wien.
Stuttgart, 23- Mai. Die Eröffnung des Landtages fand heute Vormittag ^4 12 Uhr mit großem Pomp statt. Im Ständesaal ist der kgl. Thron errichtet. Die Gallerte» sind dicht gefüllt. Baratts ging der festliche Gottesdienst, dessen Predigt der Tert: ./Befiehl dem Herrn Deine Werke, so werden Deine Anschläge forkgehen" zu Grunde lag. Die Thronrede des Königs lautet: Edle und geehrte Herren, liebe Getreue! In einem Augenblicke tiefen Ernstes trete Ich in die Mitte der getreuen Stände Meines Königreichs und eröffne den Landtag. Zum Kampfe gerüstet stehen die zwei mächtigsten deutschen Staaten sich gegenüber. Deutschland, Europa folge» sorgenvoll dem Ent- wicklungsgauge eines Widerstreites, dessen kriegerische Lösung die Früchte eines fünfzigjährigen Friedens vernichten wurde. Mein eifriges Bestreben war es und wird es sein, solches Unheil ab- zuwcnden. Soll dies dauernd geschehen, so muß die schlcswig- holsteiiiiscke Frage auf dem Wege des Rechtes und unter Wahrung der Interessen Deutschlands gelöst, muß die Verfassung des Bundes den Bedürfnissen der Zeit angepaßt, muß dem Volke die ihm gebührende Theilnahmc werden au seinen gemeinsamen und föderativen Angelegenheiten. Noch will Ich hoffen auf Er- Haltung des Friedens — würde er gebrochen, daun geböten Pflicht und Ehre einzutreten für die gefährdeten Interessen der Nation, für das Bundesrecht und unsere Selbständigkeit. Festgeeinigk mit andern gleichgesinnten Staaten werden wir alle drohenden Gefahren bestehen. Auch dann werde ich Meiner Pflichten für die innere Entwicklung des Landes eingedenk bleiben. Meine Regierung wird die uöthigen Mittel von Ihnen verlangen. Sie werden Mich durch patriotische Hingebung unterstützen in Meinen Bemühungen um de» Frieden, Sie werden aber auch die Opfer nicht scheuen für einen Kampf um das Wohl Deutschlands und die Erhaltung Württembergs. Ich baue dabei fest auf de» Mnth, das Rechtsgefühl, die Vaterlandsliebe des württcmbergischen Volkes. Gdiles Schutz und Segen walte über unserm geliebten Baterlande!
Stuttgart, 23. Mai. (1. Sitzung der Kammer der Abgeordneten.) Am Ministerlische Niemand. Der Präsident heißt
die Mitglieder freundlich willkommen und spricht die Ueberzeugung ans, daß, wie verschieden auch die Ansichten der Einzelnen bezüglich der Lage seien, doch alle darin einig seien, sich mit patriotischer Hingebung den Arbeiten zum Wohl des Vaterlandes zu widmen. Hierauf kommt zur Verlesung der Gesetzesentwurf seingereicht vom Kiiegsminister, zugleich Namens des Ministers des Inner») bekr. die Ermächtigung zum Ausruf der ganzen Landwehr, sodann ei» GesetzeSenlwurf wegen der Bestreitung des außerordentlichen Aufwandes des K. TlUppenkorps auf 6 Monate seingereicht vom Finanzminister zugleich für den mitbe- thciligten Kriegsminister). Dieser Aufwand soll durch ein unter möglichst günstigen Bedingungen zu beschaffendes Staatsanlehen von 7,700,000 fl. bestritten werden. (Macht auf ein Jahr Krieg 15,400,000 fl. ohne die Opfer, welche jeder einzelne zu bringen bat und ohne die Wunden, die dem Nakionelwohlstand geschlagen werden. Kriegführen ist ein theurer Spaß!) — Diese Gesetzesentwürfe werden einer Spezialkommission von 15 Mitgliedes» zu- gewiesen. Am Schluß der Sitzung fordert der Präsident die Versammlung auf, sich zum Zeichen der Theiluahme au dem Tod zweier hervorragender Mitglieder, der Herren Adolph Seeger und Liechtenstein, zu erheben. Geschieht und damit ist die Sitzung geschlossen. (S.V.Z.)
Stuttgart, 23. Mai. Gestern wurde den Redakteuren der hiesige» Zeitungen durch den Herrn Sladtdirektor mitgelhcilt, es sei von Baieru in freundnachbarlicker Weise an die württem- bergische Regierung bas Ersuchen gestellt worden, es möge dahin gewirkt werden, baß Truppenbewegungen in Württemberg in den dortigen Blättern nur in diskretester Weise, womöglich gar nicht in die Oeffentlichkeit gebracht werden, (bezieht sich wahrscheinlich auf die häufigen Durchzüge baierischer Truppen durch Württemberg ) Die würtkemb. Regierung ersuche nun demgemäß die verehr!. Redaktionen, in dieser Richtung möglichste Diskretion zu beobachten, von einem Befehl könne natürlich keine Rede sei», es bleibe jeder Redaktion überlasse», dem Ersuchen der Regierung nach Gutdünken nachznkommen. Den Wortführer der versammelten Redakteure machte Herr Hopf, der sich gegen jede VorauSverpfljchlnng verwahrte und zum Schlüsse sich wie seinen diesige» Kollege» gratulirte. daß an Ritter v. Majers Stelle ein Anderer getreten sei. (Schw. V.)
* Die heurige Pfingstwoche war sehr politisch belebt; Volksversammlungen, die die traurige und trostlose Lage unseres deutschen Vaterlandes zum Gegenstand ihrer Erörterungen machten, fanden in verschiedenen Theileu unseres Landes, oft mehr oder minder zahlreich besucht, statt; so in Calw, Tübingen, Hall, Künzelsau, Crailsheim. Die Resolutionen, die dieselben gefaßt, hier mitzntheilen, halten wir für überflüssig, weil dieselben im Grunde nichts weiter besagen, als was der längst bekannte Willen des deutschen Volkes schon oft ausgesprochen. Fast will es uns scheinen, daß wir vor lauter Resolutionen und Resolutiön- chcn vergessen, daß dieselben allein uns nicht Frieden und Einheit bringen, so wenig als das seitherige Singen von Arndt's und anderen patriotischen Liedern. Oder ist dieses das einzige gesetzliche Mittel, das dem Volke in die Hand gegeben, um den drohenden Bruderkrieg abzuwcnden und das hohe Ziel der deutschen Einigung herbeizuführen? Nicht in Resolutionen, die meistens blos die Farbe der politischen Parteien kennzeichnen, erblicken wir das Mittel zu dem erstrebenden Ziele, sondern in der festeste» Vereinigung Aller, die ein deutsches Herz haben, und in der gänzlichen Beiseitsctzung aller partiknlaristischen Interessen. Nur so ist die Geltendmachung des allgemeine» VolkSwillens möglich. O möchte es bei allen deutschen Männern Pfingsten geworden sein!
Eßlingen, 21. Mai. Die Papiergeldpanik hat ebenfalls bier und auch anderwärts nachgelassen, die Leute sind wieder froh, wenn sie au Zahlungsstatt nur Papiergeld bekommen, viele bekommen aber an Zahlungsstatt gar nichts.
Laut Nachrichten aus dem mittleren Neckarthale haben die wiederholten Mai froste nun auch dort in den niedergelegcnen Weinbergen und am Obste bedeutenden Schaden gethau; ein Gleiches wird ans dem Rems- und Tauberthale berichtet.
München, 22. Mai. Heute ist ein großer Armeebefehl erschienen. Alle Feldspitäler und Vcrpfleguugsabtheilungen wer- den mit Offizieren besetzt, einige Hundert Oberofstziere befördert und 381 neue Unterlientenante ernannt.