Die Verträge von 18LZ.
,,Jch verabscheue die Verträge van 1815." Das ist der Allarmruf, der von Frankreich herüberlönt, zugleich das Signal, welches den Fortschritt der feindlichen Armeen etwas gehemmt hak, Rjcht der Inhalt des Ausspruchs, mit welchem Napoleon sein Schweigen bricht, sondern der Zeitpunkt, de» er dazu gewählt hat, ist bedeutungsvoll. Die Verträge von 1815 diktirlen den Untergana der napoleonischen Dpnastie und der französischen Weltmacht. Befestigung dieser Dynastie, Ausbreitung der Welt- macht ist von Neuem das Ziel Navoleons. Der Widerstreit mit jenen Verträge» ist die natürliche Folge seiner Politik, und nicht blos zu Auxerre, sondern überall, wo cs die Gelegenheit mir sich brachte, tbatsächlich und wörtlich hat diese Gesinnung ihren Ausdruck aefunden.
Auch in Deutschland haben die Verträge von 1815 nicht den besten Klang. Nicht blos der Verlust von Elsaß und Lothringen wurde für immer bestätigt, sondern auch jene stolze Hoffnung, welche die Patrioten auf die Wiedergeburt Deutschlands gesetzt hatten, wurde vernichtet. Metternich, Talleyrand und der Zufall waren die drei Hauptfactoren, welche das neue europäische Zeit, alter bestimmten. Vieles, was neu geordnet wurde, war nur erzwungen, und Vieles, was mit Widerstreben erst erzwungen war, blieb geordnet. Die Macht der politischen Verhältnisse hak jene Ordnung der Dinge schon vielfach gelockert. Die Selbstständigkeit Kongreß pole ns und der Republik Krakau verschwand. Belgien riß sich von den Niederlanden los; die Zertrümmerung der i! a l i en isch e n F ü rsteuthn m e r, die Annexion Savoyens, die Eroberung Schleswigs brachte» neue gewichtige Aenderungen. Die Neugestaltung der Verfassung Deutschlands blieb ei» dauerndes Bedürfnis
Also nicht die Anfechtung der Verträge ist es, welche jenem Ausspruch Bedeutung gibt, aber der Zeitpunkt und die Persönlichkeit sind es, welche ihm Nachdruck verleiben. Daß zu einer Zeit, wo sich ganz Mittel-Europa zum Kamvf rüstet, die Absichten der französischen Oberherrschaft so offen sich kund geben, macht die Gesahr zu einer drohenden. Wenn es sich bestätigen sollte, daß Preußen mit Italien in einem offenen, mit Frankreich in einem geheimen Bünduiß steht, dann ist zwar die Machtvergrößerung Preußens, aber zugleich auch die schmachvolle Zerreis- sung und Schwächung Deutschlands, und neben der Gebietsver- größernng und Verherrlichung Frankreichs als Oberlebensherrn Italiens und Preußens in drohender Aussicht. Den Grafen Bismark tragen die kühnen Schwingen einer alles auf's Spiel fetzenden Politik über diesen Abgrund ganz hinweg. Immer mehr eilt Preußen jenen abschüssigen Bahnen zu. Halt gebieten kann man nickt auf dem alten Boden, den Preußen verlassen hat, sondern nnr, indem man offen anerkennt, daß die Bundesverfassung von 1815 überlebt und die Revision der neuen Verfassung Deutschlands das Nothwenbigste und Dringendste ist, was der Augen- blick erfordert. Der Neuner-Ausschuß in Frankfurt hat jetzt schwerere Verantwortlichkeit, als die Bundes-Militär-Commissio».
T ,l g e s - N e u i g k e i 1 e n.
Das erledigte Oberamt Reutlingen wurde dem Oberamtmann Schippert in Calw, die erl. Pfarrei Bizfeld, Del. Weinsberg, dem Stadtpfarrer Kr als in Altenstaig und die Präzeptorsstelle in Backnang dem Präzeptor Fischer in Freudenstadt übertragen.
Stuttgart, 18. Mai. Gestern Abend war hier abermals — zum wievielten Male? — das Gerücht verbreitet, Bismarck sei zurückgekreten und Preußen unterwerfe sich einem Kongreß. Obgleich die Nachricht dießmal nicht aus so leichtfertigen Kreise» fiammt, wie die früheren, so glauben wir natürlich doch nicht daran, wir wissen es denn gewiß. Aber das glauben wir schon jetzt gewiß zu wissen, daß das Ministerium Bismarck sich in keinem Fall mehr 4 Wochen halten kann. Wird Friede, so muß es nach der allgemeinen Annahme abtreten, nach unserer Ansicht aber noch viel mehr, wenn Krieg kommt. Für Bismarck fällt kein Schuß. Die Berichte über den Widerwillen der Landwehr und Reserve gegen einen Krieg unter seiner Aegide bleiben ein täglich fortgehendes Thema der Zeitungen. — Am Braunschwei- gec Bahnhose, so wird der A. Z. geschrieben, erregte das Durch. Jassiren eines Zuges mit 600 preußischen Reservisten unter Eskorte, zum Theil in Eisen, die peinlichste Sensation; es waren
unterwegs Auflehnungen gegen die Subordination vorgekommen.
Stuttgart, 18. Mai. Dem Vernehmen nach wird Se.
Maj. der König die bevorstehende Ständcversammluug in eigener Person eröffnen. — In der gestrigen Versammlung der Fortschrittspartei machte sich bei Besprechung der deutschen Frage die Ansicht geltend, daß die Mittelstaaten Allem aufbieten sollen, den Bruderkrieg noch in der letzten Stunde zu vermeiden und es beßhalb nicht gerakheu sei, sich unbedingt an Oestreich auzuschlie- ßen und feindlich gegen Preußen anfzntreten, obwohl die gegenwärtige Politik Preußens unbedingt verworfen wurde. Ueberhäupt sei. ehe man Oestreich durch die That unterstütze, von den Re- giernngen der Mittelstaatei! Sicherheit dafür zu verlangen, daß eS nach einer Demüthignng Preußens sein dadurch erlangte« Uebergewicht nicht benützen könne, um der freiheitlichen Entwicklung der Mittelstaaten entgegenzutreten. — Der Ausschuß des Vereins zum Wohl der arbeitenden Klassen hat beschlossen, eine Petition an die Regierung zu richten: es möchten die für dieses Jahr projectirten Slaalsbauten nicht eingestellt, sondern wieder ausgenommen werden, um der immer näher rückenden Noth der Arbeitslosigkeit entgegen zu wirken. (S.M.)
Um den Anschauungen, welche den Arbeiter in der gegenwärtigen Lage beherrschen, einen klaren Ausdruck zu geben, hat der Stuttgarter Ar b ei k e r b il d n n g s v e rei n eine Resolution angenommen, welche im Wesentlichen derjenigen der Arbeiter des Maingau's sich anschließt. Die Resolution lautet: 1) Daß die jetzige staatliche Einrichtung, wie sie im deutsche» Bund gegeben ist, als die eigentliche Quelle der unheilvollen Lage zu betrachten ist, in der sich Deutschland befindet; 2) daß eine sichere Rettung aus dieser Lage nur erwartet werden kann durch sofortige Einberufung eines ans allgemeinen und direkten Wahlen mit geheimer Abstimmung und unbeschränkter Wählbarkeit hervorgegangenen deutschen Parlaments und gleichzeitige Wiederherstellung der deutschen Grundrechte und Einführung der allgemeinen Volksbewaffnung; 0) daß keiner der beiden deutschen großmächllichen Regierungen in dem in Aussicht stehenden Kampfe eine Wahrung der Interessen des deutschen Volkes zuzulrauen ist, daß also jede Parteinahme für den einen oder andern streitenden Theil als dem wahren Interesse des Volkes widersprechend erscheint. Wir halten es darum für Pflicht jedes deutschen Mannes, sich der Theil. nähme an diesem Kampfe nach Kräften zu widersetzen, sich aber voczubereiten, damit im gegebenen Augenblick die ungeschwächte Volkskraft für die Erhaltung der Integrität Deutschlands und den Sieg der Volkssache eingesetzt werden kann; 4) daß jeder Versuch einer Abtretung deutsche,, Landes an Fremde an dem Widerstande der ganzen Nation^scheileru muß.
Tübingen, 14. Mai. Die Berufung des Aesthetikers Fr. Bischer, derzeit in Zürich, auf den Lehrstuhl der Aesthetik ist in diesen Tagen erfolgt. Derselbe wird zugleich am Stuttgarter Polytechnikum jede Woche einen Tag Vorlesungen Hallen.
Tübingen, 18. Mai. Was der gestrige Reif noch übrig gelassen, hat derjenige von heute früh vollends zerstört: nicht nur sind die Reben, sondern auch Kartoffeln, Bohnen, Welschkorn und andere Gartengewächse erfroren, auch die Blüthe der Apfelbäume hat sehr davon gelitten, so daß die Aussichten auf ein gesegnetes Jahr sehr hecabgestimmt werden. Wenn unter diesen Umständen und bei der drohenden Kriegsgefahr und Stockung im Handel und Gewerbe die Stimmung sehr gedrückt ist, so ist das nicht zu verwundern. (T. Ehr.)
Das Urach er Lager soll auch dieses Jahr wieder in der Zeit vom 23. Mai bis 10. Oktober von jedem betheiligten Bataillon auf die Dauer von 14 Tagen bezogen werden.
Pforzheim, 13. Mai. Manche Fabrikanten lassen jetzt nur noch während 3 oder 4 Wochentagen, andere nur während des Vormittags arbeiten. Eine gänzliche Arbeitseinstellung ist !
hier zum Glücke nicht zu befürchten, da der Export der hiesigen ^
Goldwaaren zum großen Theil ein überseeischer ist.
Frankfurt, 19. Mai. Von den Regierungen von Bayern, Württemberg, Baden, Großherzogthum Hessen, Nassau, Sachsen- Weimar, Sachsen-Meiningen und Sachsen-Koburg-Gotha wird ein Antrag eingebracht, es möge an alle diejenigen Bundesmitglieder, welche Rüstungen vorgenommen haben, das Ersuchen gerichtet werden, zu erklären, ob und unter welchen Voraus- setzungen sie bereit seien, gleichzeitig und zwar-von einem in der Bundesversammlung zu vereinbarenden Tage an zum Friedens
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