mittclstaatlichcr Minister sie zu übcrantwortrn gedenkt. In krie­gerischer Beziehung sind uns die süddeutschen RcichSlruppcn nicht sehr furchtbar, sic sind wie im Ganzen, so im Einzelnen ohne Zusammenhang und Einheit. Die wnrttembergische Artillerie z. B. hat nicht weniger als 4 Geschützsortcn, gezogene Kanonen nach französischem System, preußische 4- und 6-Pfünder und Haubitzen; für keine dieser Geschützsortcn ist das Geschoß der andern ver­wendbar, und die schwäbische Anillerie wird dadurch nicht selten arg ins Gedränge kommen, nm so mehr, da die drei letzteren Geschützgatlungk» i» einzelnen Batterien neben einander paradiren. Von den in Bamberg znsammengctrekencn mittel- und süd­deutschen Ministern soll der badische allein Neutralität Süddeutsch- landS beantragt haben; er wurde aber überstimmt, da man in Bam­berg nicht zusammen gekommen ist, nm das Wohl der Völker zu de« rathcu und die Stimme der Wahrbeit zn hören, sondern um die Koalition gegen Preußen zu befestigen. Der Rcsormvcrei», in welchem bekanntlich Herr v. Varnbüler eine hervorragende Stelle einnimmt, hatte in gleicher Zeit eine Versammlung in Bamberg.

Berlin, 15. Mai. Die Berichte über Ruhestörungen, hervorgcrnfe» durch die üble Stimmung der Landwehr, bilden jetzt ei» stehendes Kapitel der Tagesneuigkcilen. Am schlimmsten scheint die Stimmuug in der Rbeinprovinz zu sein. DieRh. Ztg." erzählt haarsträubende Tinge, die auch die etwaige Uebcrtreibnng deS ersten Eindrucks abgerechnet immer noch viel zn denken geben würden. Unser Raum erlaubt nicht, näher daraus cinzugehen. Der ,,Leipziger Abcndpost" wird berichtet: Die Stimmung unserer Landwehr wird immer gereizter und dro­hender. Ich hatte wiederholt Gelegenheit, Aeußeruugeu zu hö­ren, nach welchen es gar nicht unwahrscheinlich ist, Laß die Land- webr, wenn man sie gegen Sachsen und Oestreich führen sollte, die Gewehre wegwerscn. sich freiwillig zn Gefangenen machen lassen oder überlaufen werde. Der Mitzmuth und die Erbitte­rung gegen die Regierung zeigt sich aber nicht allein bei der Land­wehr, sondern fängt bei unfern Truppen an allgemein zn werden, und mit einer solchen Armee will man einen Feldzug gegen seine weit überlegenen Gegner beginnen.

Berlin, 16. Mai. Die Nationalzeitung vom Mittwoch enthält folgende amtliche Mittbeilnng: Die Gerüchte über Ver­handlungen Bismarcks mit den Oppositionsführern und über Kabi- netsändcrnngcn sind unbegründet. Richtig ist, daß die Negierung eine Verständigung wünscht. Die Ernennung eines preußischen Oberbefehlshabers und Bestimmung des Hauptquartiers ist noch nicht erfolgt. Tie Summation an Hannover ist »och nicht ab­gegangen. Zu Beantwortung der östrcichischen Note vom 4. Mai ist keine Veranlassung, da Oestreich die Abrüstnngssrage für geschlossen erklärte. Die Zeitnngsangaben über Vcrmittlnngs- vcrsnchc Rußlands und Erklärung des Kaisers, er werbe bei ei­nem Angriff Preußens Oestreich unterstützen, erscheinen, abge­sehen davon, daß Preußen nicht augreifcn will, bei dem Ver- hällniß OestreichS zu Rußland unglaubwürdig. (Sl.-A.)

Berlin, 16. Mai. DieProviuzialkorrcspondcnz" sagt: Hannover werde »m Erklärungen über den Zweck seiner Rüstun­gen ersucht. Eine befriedigende Antwort wird demnächst erwartet. Bei dem unbegründeten Gerücht vom Verkauf VcnclienS waltet insofern eine gänzliche Verkennung der politischen Verhältnisse ob, als cs überhaupt nicht in OestreichS Hand liegt, durch eine plötzliche Wendung der Politik Preußen in eine vereinzelte be­drohte Lage zn versetzen. Auch ein halbamtliches italienisches Blatt hat hervorgchoden, Italien werde einen Angriff OestreichS ans Preuße» als gegen sich gerichtet betrachte». (Das Bündniß zwischen Italien und Preußen wird damit eingeränmk.) Ucber die Herzogthümcr kann Oestreich nur im Einverständnisse mit Preußen verfügen. Tie Lösung würde erlcichert, falls Oestreich die Angelegenheit zusammen mit der deutschen Frage unter Aner­kennung der berechtigten Stellung Preußens in Norddeutschland behandeln wollte. (A. Z.)

Berlin, 16. Mai. Mau behauptet in diplomatischen Krei­sen bestimmter, der Eongrcß sei noch möglich und selbst wahr­scheinlich.

Berlin, 17. Mai. Ein Aussehen erregender KrcnzzeituugS- artikel wird als Fühler der öffentlichen Meinung betrachtet, wenn die Abtretung eines Theils von Schlesien als Kompensation ifnr Holstein) beliebt werden sollte. sT. d. S. M.)

Düsseldorf, 14. Mai. Am 9- revvltirtcn die in AscherS- lebcn zuiaminengezogcucn Landwebrleute und Reservisten und nahmen , vom Publikum unterstützt, eine so drohende Haltung an, daß das daselbst garnisonirendc Hnsarenregiment zu Hilfe gerufen werden mußte. Aebnliche Scenen fielen in Neuß und Elberfeld vor, wohin je 2 Komvagnien des 16. Jnf.-Regimenls beordert werden mußten, um die Ruhe aufrecht zu erhalten. ' Wenn i das preußische Volk sich ernstlich gegen Bismarck regt, dann mag sich Herr v. Benst und Oestreich mit seinen süddeutschen Vasallen vor einem Friedcnsbruch gegen Preußen in Acht nehmen.

Düsseldorf, 15. Mai. Die Einberufung greift auf's Empfindlichste in alle Verhältnisse ein; so sind in Essen, Duis­burg und Mülheim die Bürgermeister einbernseu worden, was in den betreffenden Orten große Aufregung und allerlei bezeichnende Demonstrationen zur Folge hat. Im Kreise Erkelenz liegt der seltene Fall vor, daß von sieben Söhnen einer Wiktwe 4 von der Mobilmachung betroffen worben, während 2 andere sichoch im Dienste befinden und der letzte gegenwärtig in der Aushebung ist. UebrigenS fragt sich hier Jedermann, wie überall: wofür solle» wir in den Krieg gehen? Auch von bier haben wir einen bezeichnende» Vorfall zu berichten. Als gestern Vormittag zur Absperrung der Einberufenen der Exerzierplatz mit Militär um­stellt war, sprang ein Landwehrmann, der seine Frau in der KönigS-Allee bemerkte, in den Kanal und schwamm zn ihr hin­über, nach wiederholtem zärtlichem Abschied kehrte er auf dem­selben Wege zu seinen Kameraden zurück.

Breslau, 16. Mai. Magistrat und Stadtverordnete er­ließen eine Adresse an den König, welche die Gründe anerkennt, die den König zum Krieg veranlassen, und eine Opserwilligkcit wie 1813 znsicheru, da die Weisheit deS Königs Mittel finden werde, durch Beseitigung des inneren Konfliktes Begeisterung für den Kampf zn wecken. (T. d.St.-A.>

Wien, 14. Mai. Tie N. sr. Presse schreibt: Es wird uns nun als authentisch versichert, daß die russischen Vermitt- lungsbemühnugcn von Oestreich beiläufig in folgender Weise beant­wortet wurde»: Se. Maj. der Kaiser sei von dem sehnlichsten und aufrichtigsten Wunsche erfüllt, seine» Völkern und deutschen Bundesgenossen die Nothwendigkeil eines Kampfes zu ersparen, und gebe mit großer Bereitwilligkeit auf den Kongrcßvorschlag ein. Der Kaiser von Oestreich sei geneigt, Frankreich und Ita­lien alle möglichen, ja unerwartete Konzessionen zn machen, werde aber in Betreff der Herzogthümer unerschütterlich am Lundes- rechte festhallen und unter keinen Umstände» die Annexion der Herzogthümer zugestehen. Aber bis zu dem Augenblicke, wo das Schicksal der Herzogthümer vom beantragten Kongresse in Ucber- einstimmung mit dem Rechte des deutschen Bunde« festgestellt sein wird, werde Oestreich in voller Rüstung verdarrcn, dies sei es dem eigenen Interesse und den Bundesgenosse» schuldig.

Paris. 15. Mai. Der ..Patrie" gehen ans London einige interessante Details über die diplomatischen Schritte zn, welche in letzterer Zeit für die Ausrechthaltnng des Friedens gethan wur­den. Diese Schritte wären nicht in besonderer Weise von dieser oder jener Regierung ausgegangen; sie wäre» anfänglich isolirt geschehen und erst später hätten sie zu einer gemeinschaftlichen Grundlage über gewisse Punkte geführt. DaS Programm der Urheber dieses VermiktlnugövcrsnchS wäre nur offiziös und bestände i» der allgemeinen Prüsnng der brennendsten Fragen. Die erste i Frage wäre die der Herzogthümcr, dann käme die Venetiens und j sodann diejenige über die Bedingungen der Existenz des deutschen, i Bundes und über die politische und territoriale Veränderung,

! welche die Frage der Elbherzoglbümer und Venetiens »ach sich ! ziehen müsse. Wäre erst der Frieden in Deutschland gesichert,

! so werde man zur Prüsnng der anderen europäischen Fragen über- ! gehe».

! Pari«, 16. Mai. Die France schreibt: Der Kaiser hat ! den sauö Italien .zurückgekehrten) Prinzen Napoleon empfangen.

! Man versichert, der Prinz habe erklärt, Italien sei zum Krieg gcnöthigl, auch wenn eS ganz allein loSschlageu müsse.

Der Mensch und die Welt.

Der Einzelne muß spurlos untergeben,

Im Weltcnstrom, in Weltgenufscn;

Darum, wer sich will glücklich wissen,

_ Lass' in sich selber eine Welt erstehen. _ (Fl. Bl.)

! Nedaltion, Truck unv Vertag ver G. W. Zaiser'scheii Buchhandlung.