Die Forderung der Einberufung des Parlaments bürgt für die gebührende Mitwirkung der Nation bei Durchführung der Einigung. In dem Augenblicke, wo die Zukunft der Nation für Jahrhunderte zur Entscheidung kommt, ist es die Pflicht aller Parteien, rücksichtslos zu Preußen zu stehen und cs bei der Er- füllung seiner deutschen Aufgabe zu unterstützen. Unsere Gesinnungsgenosse» werden dieser Pflicht eingedenk sein. (L.V.Z.)
Wien, 6. Mai. Tic östreichische Antwort ist abgegangen; sie lehnt die preußische Abrüsiungsbedingung entschieden ab, behält sich jedoch eine nähere Würdigung der italienischen Friedens- Versicherung vor. (Tel. d.Sr.-A.)
Ans Wien wird gemeldet, im Falle cincb Bundeskrieges werde Württemberg das BundeSkominaudo erhalten und der öst- reichische Feldzeugincister Prinz Alexander von Württemberg dasselbe führen.
Die öiireichischeu Banknoten zu einem und fünf Gulden haben Zwangscours erhalten.
Pcstb, 4. Mai. Magyar Bilag sagt: „Das ungarische Volk, ohne aus seine berechtigten Forderungen zu verzichten, eilt zum Schutze der Monarchie herbei. Die durch die vragmatische Sanction gebotene gemeinschaftliche Verpflichtung ist es allein, wodurch wir in einem Augenblick wie dem gegenwärtigen unsere Pflicht gegen den Kaiser und das Vaterland ablragcn können."
(T. d. St.-A.)
Gottfried Kinkel, der seither als Flüchtling in London lebte, hat einen Nuf an die Polytechnische Schule in Zürich erhalten.
Florenz, 5. Mai. Ein Telegramm aus Triest meldet, daß die östreichische Fregatte „Novara", nachdem aus derselben gestern Nachmittag eine Feuersbrunst ansgebrochcn, im Marine- ärsenal Pvla vor Anker gegangen sei. Man glaubt, daß die Fcuersbrunst keine zufällige gewesen.
Florenz, 7. Mai. Ein königliches Dekret ordnet die Mobilisierung von 50 Bataillonen Nationalgarde zum Kriegsdienst für dreimonatliche Dauer vom 20. Mai an. (St.-A.)
Florenz, 7. Mai. Alle Provinzen sind für den Krieg begeistert. In Genua fanden Kundgebungen statt unter dem Rufe: ES lebe der König! Es lebe Garibaldi! Es lebe der Krieg! In zwei Tagen stellten sick daselbst 500 Freiwillige. Tie Natiönalgardc» bieten überall den Soldaten ihren Beistand an. Munizipalitäten von Neapel, Cremona und Palermo beschlossen Pensionen für ihre Angehörigen, die sich im nationalen Kriege auszeichnen würden. Prinz Hnmbcrl ist in die Lombardei gegangen.
Florenz, 8. Mai. Ein Dekret ordnet die Bildung von Freiwilligenkorps an, bestehend vorerst aus 20 Bataillonen unter dem Oberbefehl von Garibaldi, Dienstzeit ein Jahr. (St.-A.)
Brescia, 8. Mai. Venedig ist abgeschlossen. Die Ver- theilung von Journalen und Korrespondenzen unregelmäßig. Tie Zerstörung der Fregatte Novara wird bestätigt. Zwanzigtausend Kroaten sind i» Dalmatien concentrirt, die Gcenzregimenker in Pola. (Diese Nachrichten sind mit Vorsicht aufzuiiehme», da Brescia der Haupt-Enicnstall für internationale Lügen werden zu wollen scheint.) (St.-A.) ^
Bucharest, 7. Mai. Eine offizielle Depesche von Paris ! meldet: die Konferenz habe die Kandidatur Hohcnzolleru's vcr- ^ worfen. Ein Dekret der Statthalterschaft beruft die Kammern ^ auf den 10. Mai ein. (T.d. St.-A.) -
Paris, 5. Mai. Nach dem „Diplomat. Mcm." halte : Oestreich sich verpflichtet, im Falle eines Angriffs der Italiener j ans Venetien aus einen, eventuellen Siege ohne die diplomatische i Intervention Frankreichs keinen weiteren Vonheil zu ziehen. j
Paris, 8. Mai. Nach der Patrie hat die Schweiz von j den großen Mächten die Zusicherung der Respeklirung ihrer Neu- l iralität erhalten. Dasselbe Journal sagt: Briefen aus Tüflel- j dors zufolge ist es gewiß, daß der Prinz von Hobenzollern die ! rumänische Krone annimmt. — Nack der Gazette du midi haben ^ beurlaubte sranzösischc Soldaten in Marseille den Befehl erhalte», i zu ihrem KvrpS zu stoßen.
Aus Paris wird dem Kölner Allg. Anzeiger (einem vorsichtigen und in der Regel gut bedienten HandelSblattc) lelegra- phirt: In ganz Frankreich werden in aller Stille alle beurlaubte» Soldaten cinbernfen, die Armee wird für alle Fälle kriegsbereit gemacht.
In Paris fürchtet alles den Krieg. Das ist der Eindruck
der zweideutigen Friedensrede des Ministers und noch mehr der nachfolgende» Rede Thiers! Thiers juchte nachznweiscn, daß cs sich um ein preußisches Kaiserihum, um ein vergrößertes Italien und ein auf Kosten Deutschlands vergrößertes Frankreich handle' Napoleon habe die Hand im Spiele nud leite die Verschwörung. Der Minister telegraphirte a»S der Kammer an Napoleon, die Rede TbierS macke nngehenre Wirkung; was khun?—Antwort: Nichts auiwortcn! — Die Deputirtcn gingen heim mit dem Ge^ fühle: Napoleon will^den öirieg. Der Conrs der Papiere fiel auf 04; als cö vor Sebastopol am Schlimmsten stand, fiel er auf 70; als 1859 der Krieg in Italien ansbrach, auf 68. So groß ist die Verstimmung in Paris.
Brüssel, 7. Mai. Es geht das Gerückt, das Ministerium würde nächstens der Deputirtenkammer Vorschlägen, de» Effekliv- bestand der Armee auf 80,000 Mann zu bringen. Tie Einbe- rnfungSschreibeu sollen schon unterzeichnet sei».
Auf mehrere» englischen Schiffen ist unter den deutschen Auswanderern die Cholera ausgebroche», die Schiffe ninßle» nach Liverpool und Southampton zurückkehren. Die Engländer beschuldige» die Deutschen, die Cholera eingcschleppt zu haben, die Deutsche» kehren den Spieß »m und sagen, auf den vollgepfropften Schiffen sind wir erst krank geworben.
Nach der Schätzung des Oberregistrators belief sich die Bevölkerung Londons auf 3,054,940 Personen.
New-Aork, 26. April. Seward instruirtc den Wiener Gesandten, gegen Truppenciuschiffung nach Mexiko zu protcstiren und zu erklären: bei Kriessfortdauer gegen die mexikanische Republik können die Vereinigten Staaten nicht neutral bleiben.
(T. d. St.-A.)
Ein über alle Maßen schauderhaftes Verbrechen ist bei Philadelphia begangen worden und leider von einem Deutschen. Der Tienstknccht Probst aus Baden ermordete seinen Herrn, einen Viehhändler, dessen Frau, Nichte, vier Kinder »nd einen Mitknecht, — acht Menschen. Das Scheusal ist verhaltet.
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— Im Jahre 1864 betrug die gesammte Skeucrmasse der 49 europäische» Staaten ungefähr 11,000 Will. Franks. Davon kommen auf Frankreich 2075, England 1750, Rußland 1500, Oestreich 1290, Italien 935, Spanien 800, Preußen 534 Millionen. Von dieser ungeheuer» Summe wurde» ungefähr 5000 Milk, für die stehende» Heere (man erschrickt immer von Neuem), 1800 für die Beamten und 125 Mill. für den öffentlichen Unterricht verwendet. Der Ueberrest diente nach Abschlag der Eivilisten und der Zinsen zur Tilgung der Staatsschulden (die aber immer anwachse»), zum Betriebe der Bergwerke und Fabriken des Staats, zur Herstellung der Münzen, zum Betriebe des Tabaks- und Salz-Monopols, daher zum Theil zu Dingen, die besser der Privat-Jndnstrie überlassen werben könnten. Im Jahr 1854 betrug die Stenersumme 6250 Mill., in 10 Jahren ist sie also um 4750 Mill. gestiegen.
— Ein Zug großer Heuschrecken zeigte sich vor einigen Tagen Abends um 8 Uhr über der Stadt Aix in Savoyen, ein achtes Bild jener ägyptischen Plage. Eine große Anzahl derselben, vom Gaslicht angezogen, ließen sich auf den Candelabern und Laterne» nieder, wo man sie noch am andern Morgen fand; wohin die übrige Schaar zog, konnte man in der Dunkelheit nicht erkennen. Schon 1613 wurde das Gebiet von Arles einmal von diesen Thiere» befallen und 6000 Morgen Land in wenigen Stunde» von ihnen verwüstet; die Stadt gab 25,000 Franks für ihre Vernichtung aus, 10 Cent, für das Pfund Heuschrecken, 20 Cent, für das Pfund Eier. Auf dem Gebiet von ArleS, Beaucaire und Taraskon sammelte man 300 Ctr. Heuschrecken und 3000 Ctr. Eier; die letzteren würden etwa 6 Milliarden Thiere hervorgebracht haben. 1805 wurde die Umgegend von Marseille von Heuschrecken heimgesnchl und die ganze Ernte an Obst und Gemüsen war verloren. Damals gab die Stadt 20,000 Frks. für ihre Vernichtung aus.
— Ei» Frankfurter Philosoph soll gesagt haben: Einem schäbigen Kater können nicht so viele Haare ausfallen, als dem hiesigen Bundestag Sitzungen.
Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchbandlung..