Leonberg. 3- Mai. Auf der Markung Weil im Dorf find in letzter Woche die ersten Güterstücke für die Eisenbahn durch eine Kommission erworben und 16 Morgen angekaust wor­den. Der Preis wechselte von 600 fl. bis 1800 fl., nur zwei Güterbesitzer machten die übermäßige Forderung von 2000 fl. per Morgen, was ihnen aber nickt gewährt wurde.

In Buchau lebt eine Familie, wovon der Mann Katholik, die Frau Protestantin, der Baker der Frau aber Jsraelite ist. Alle drei leben mit- und beieinander in der einträchtigsten, fried­lichsten Weise und jedes in seiner Art dem Herrn huldigend.

Frankfurt, 4. Mai. Morgen wird eine außerordentliche Sitzung des Bundestages auf Antrag Sachsens statkfinden, wel­ches in Folge des letzten Notenwechsels mit Preußen die Ver­mittlung des Bundes anruft.

München. 1. Mai. Auf dem hiesige» Hopfenmarkt sind im gegenwärtige» Jahr 7183 Centner Hopfe» umgesetzk worden, um 700 Ctr. mehr als im Vorjahre. Der Bockkeller des Hofbränhanses ist gestern unter großem Zndrang des Publikums eröffnet worden.

Speier, 2. Mai. Die wackern Pfälzer streben nach Kräf­ten, Angesichts der drohenden Konflikte die in Kaiserslautern abzuhaltende Feier der Vereinigung ihres Landes mit Baiern zu einem wesentlich deutsch-nationalen Feste ausznbilden. In das Programm haben sie bereits Folgendes anfgenvmmen:Vorlage und Begründung von Resolutionen in deutsch-nationalem Sinne: 1) Feierliche Erklärung, baß die Pfalz deutsch fühle und deutsch bleiben wolle. 2) Verwahrung gegen eine» deutschen Bruderkrieg. Freies Selbstbestimmnngsrecht Schleswig-Holsteins. 3) Deutsches Parlament."

Dresden, 3. Mai. DasDresdener Journal" stellt die Behauptung, daß Sachsen Oestreich zu Rüstungen angespornt habe, in Abrede und sagt, es sei die Rüstungsfrage zwischen Dresden und Wien nicht erörtert. (T.d. St.-A.)

Berlin, 3. Mai. DieKreuzzeitnng" meldet, daß heute Nachmittag 3 Uhr im Ministerium des Aeußern ein Ministercon- feil im Beisein des Königs und des Kronprinzen stattgefunden hat. Gestern dagegen habe ein Ministerrath nicht stattgefunden und die Nachricht von der bereits verfügten Mobilmachung sei jedenfalls verfrüht. Daß aber eine Erweiterung der preußischen Rüstungen bevorsteht, hält dieKreuzzeitnng" auch heule noch für wahrscheinlich. (T.d. St.-A.)

Berlin, 5. Mai. Heute früh wurde Kriegsbereitschaft für zweites, drittes, viertes, fünftes, sechstes und Gardearmeekorps, sowie für das Infanterieregiment Nummer zwanzig verfügt. Die Anhalter Bahn bereitet eventuelle größere Truppentransporte vor. Das Gerücht geht, es werde »eine Proklamation an das Volk erlaffen. Kreuzzeitung demenlirt die Nachricht der Spener'schen Zeitung, betreffend die Vorbereitung der Wahle» für das Parlament.

Dr. Sk low, der seine» Stock nach dem Fenster des Königs geworfen, ist ein Philologe. Er war Jahre lang Hauslehrer in der Familie Rothschild in Frankfurt und batte das Unglück, sich in eine Tochter seines Prinzipals leidenschaftlich und hoff­nungslos zu verlieben. Das raubte ihm den Verstand. Er wurde unter leichter Aufsicht gehalten und schien seither unschädlich.

Breslau, 4. Mai. Das schlesische MittagSblatt meldet aus Oestreichisch «Schlesien vom 3. Mai. Für Brelitz, Biala, Oswiecim sind zwei ungarische Fußregimenter im Anmarsch be­hufs der Besetzung der Grenze. (Fr.Z.)

In Benrath trug ein Dienstmädchen, von einem Neu­fundländer Hund begleitet, das 2'/sjährige Kind seiner Herrschaft aus; das leichtsinnige Mädchen setzt sich ins Grüne, schläft ein und das Kind kriecht spielend auf der Wiese herum. Es kommt an einen nahen Teich und stürzt kopfüber hinein, daß nur die Füßchen herausragen; sofort aber springt der Hund nach und bringt das Kind unverletzt an das Ufer.

Wien, 1. Mai. DieN. fr. Pr." skizzirt die Lage Oest­reich s in folgenden schweren Worten: Oestreich hat nirgends einen Alliirten, nirgends einen sicheren Freund. Der unter napo« Ironischem Protektorate zu Stande gekommene preußisch-italienischen Allianz steht uns gegenüber, ohne auf andere Mittel als die ei­genen rechnen zu können. Es droht ihm ei» Krieg im Süden und Norden zugleich, und im Osten ziehen sich finstere Wolken zusammen. Die Lage ist beispiellos, unerhört, furchtbar. Kommt es zum Kriege, so geräth Oestreich in eine Situation, wie es

eine solche seit 1309 nicht mehr erlebt hat. Bei der großen Ent» Wicklung, welche heutzutage das bewegliche Vermögen erreicht hat, kann eine solche Konstellation nicht cintrcten, ohne die fürchter­lichsten Verheerungen anznrichten. Die Entwertbung, welche alle Staats, und Industrie-Papiere seit Wochen erfahre», greift auf das tiefste in alle Privatverhältnisse ein, und zur politischen tritt eine nickt minder unberechenbare finanzielle Krise hinzu. Oestreich kann sich jetzt den Frieden nur mehr sichern, indem es sich ge­neigt erklärt, Schlcswig-Holstein und Venetien gegen eine Ent­schädigung in baarem Gelbe hinzngeben. Können, dürfen wir zu einer solchen Schande rathen? Dagegen empört sich unser öst- reichisches Bewußtsein. Unser Staat wäre verloren, der Auflösung unwiederbringlich verfalle», wenn es sich zu solchen Transaktionen herbeiließe. Besser ein unglücklicher Krieg, als dieser langsame Selbstmord. Es bleibt also nichts übrig, als unsere in Frage gestellte deutsche, italienische, europäische Stellung bis zum Aeu- ßcrsten zu vertheidigen, wenn sie angegriffen wird.

Wien, 4. Mai. Der Kaiser hat 40 neue Brigadegenerale ernannt. England soll seine Vermittlung angeboten haben.

Wien, 4. Mai. Aus die letzte preußische Depesche über die Abrüstnngsfrage wird östreichischerseits keine Note erfolgen, sondern Graf Karoly angewiesen werden, zu erklären, Oestreich könne dem darin ausgesprochenen Ansinnen nicht entspreckem. Augenblicklich werden lebhafte Verhandlungen zwischen Frankreich und Oestreich in Betreff Italiens geführt. Man glaubt an die Erhaltung des Friedens in Italien. (Fr.Z.)

In Folge der niedrigen Börsenkonrse haben in Wien be­reits 16 Handlungen ihre Zahlungen eingestellt. Der Schrecken, den der drohende Bruderkrieg in allen Kreisen der Handelswelt hervorrnft, ist groß.

Olmütz, 3. Mai. Aus sicherer Quelle wird gemeldet, die öst- reichische Regierung habe den Ankauf von 60,000 Pferden beschlossen.

Florenz, 28. April. Frankreich stellt, angeblich wegen der östreichischen Rüstungen, im Var-Departement und in Savoyen ein Observationskorps auf.

Florenz, 29. April. Die Opinione schreibt, daß Gari­baldi noch auf Caprera sich befinde, daß er aber, im Falle e» zum Kriege komme, auf das Festland kommen werde, um am Kampfe Theil zu nehmen. Die Provincia will wissen, daß die Regierung ein Dampfschiff abgesandt habe, Garibaldi zu holen.

Der Abgeordnete Civinini hat, weil sein Artikel gegen den Krieg von der Mehrzahl seiner Parteigenossen mißbilligt wurde, die Redaktion des Dirikko, des Organs der Linken, niederle­gen müssen. Lrispi hat vorläufig die Redaktion übernommen.

Wie derAllgemeinen Zeitung" unter dem 30. Avril aus Paris geschrieben wird, kündigen die Bank von Frankreich und das Comptoir d'Escvmpte an, daß sie keine italienischen Staats- Papiere und Handelswechsel mehr zulaffen.

Paris, 3. Mai. Sitzung des gesetzgebenden Körpers. Diskussion über das Kontingentsgesetz. Staatsminister Rouher erklärt unter lebhaften Beisallsbezeügnngen, daß unter den gegen­wärtigen Verhältnissen die Politik der Regierung sich in folgenden drei Punkten zusamineufassen lasse:Friedliche Politik, aufrichtige Neutralität, vollständige Aklionssreiheit." Wenn Italien Oest­reich angreift, so wird, wie die Regierung Italien wiederholt erklärt hat, Italien die Verantwortlichkeit ganz allein zufallen.

Thiers hat gesprochen. (Fr.Z.)

Paris, 3. Mai. ImPays" behauptet eine Korrespon­denz aus Florenz, Preußen habe mit Italien einen Vertrag abgeschlossen, laut dessen Preußen Italien 200 Mill. zur Ver­fügung stellte, wovon die Hälfte bereits bezahlt sei. Preußen stehe so hinter Italien, daß es ihm die genauesten Mittheilungen mache über die Truppenbewegungen Oestreichs.

Kaiser Napoleon denkt immer daran, daß ihm einmal etwas Menschliches widerfahren könne und hat daher seine Gemahlin zur Regentin ernannt. Um das Regieren zu lernen, nimmt Kai­serin En ge nie an dem Ministerrath Theil, in welchem man bunte Reihe macht. Das hat seinen Vortbeil, aber auch seinen Nachtheil; denn die galanten Minister hängen abwechselnd an den beredten Lippen des Kaisers und an den schönen Augen der Kaiserin.

In einem Steinbruche bei Mühlhausen ist der kolossale Backenzahn eines vorsündflutlichen Elephanten gefunden und dem Gymnasium geschenkt worden.