darauf ciugcbcu könne, wo»!, Oestreich seine vorher dem Nold-u zugcwandte kriegerische Front nun gegen Süden kehre, »uv daß Obstreich daher auch in Venetren zmu Stgtats-Mo "Mt6 ^nrück-' kchre» müsse, falls Preußen seinerseits ad rüsten solle.
Bremen, 22. April. Der hiesige landwirkhschaftliche Verein bat ebenfalls den Entschluß gefaßt, sich an der Ausstellung in Paris nicht zu betheilsgeu — weil man ein Kind zum Präst- deute» gemacht bat.
Rom, 24. April. Die „Oivilta onttolierr", das offiziöse Organ der hiesigen Pricsterregicrnng spricht sich mit »»erkenne»«- weither Offenheit und bewundernswürdiger Selderkenntniß dahin aus: „Pabsithum und Liberalismus sind zwei entgegengesetzte Herren wie Satan und Christus. Satan-LiberaliSmns har dem Pabste verbrecherischer Weise sein weltliches Reich entrissen und die eroberten Provinzen i» das tiefste.. Elend gestürzt (!). Angesichts dessen ist cs Pflicht des Papstes, fest ans alle» seinen Rechten zn beharren; die Zurückerstattung der geraubten Provinzen ist eine Hauptbedingnng der päbstljchen Souvergnitat. (Und hak er beschlossen Len Lebenslauf, am Grabe noch pflanzt er die Hoffnung auf.)
Die Nachrichten aus Spanien lauten immer düsterer, zwar nicht die der offiziösen Blatter, welche vielmehr fortwährend versichern , daß die größte Ruhe aus der ganzen Pvrenäen.Halbinsel herrsche, aber diejenigen, welche man ans dem Privalweg erhalt. Es soll nicht wieder eine neue Auflage der Prim'schcn Erhebung, sondern ein allgemeiner Aufstand aller Radikalen bcvorstehen, und zwar stehen diesen, dem Vernehmen nach, viel bedeutendere Kräfte zu Gebot, als man gewöhnlich annimint. In Madrid ist die Stimmung eine sehr schlechte; der Hof bat auf seine Reise nach Aranjiicz vernichtet; Waffenvorräthe sind in verschiedenen Städten aufgegriffen worden.
Frankreich. Der Kaiser soll die Einführung einer Einkommensteuer beabsichtigen, »nd zwar derart, daß nur die höheren und mittleren Klassen betroffen würden, die untern aber frei bliebe». Dies würde wenigstens in gewissen Schichten eine volks- khümliche Maßregel sein. Man erinnert sich, daß die republikanische Nationalversammlung, die nur ans die Bourgeoisie Rückficht nahm, die Einführung einer Einkommensteuer nicht wagte!
Petersburg, 25. April. Man hat jetzt den Namen des Mannes ermittelt, der den Kaiser ermorde» wollte. Er heißt Dimitri Karakasow, ist der Sohn eines kleinen Grundbesitzers im Gouvernement Saratow und hat die Universität in Moskau besucht. Karakasow ist ist ein Melancholiker; er hatte früher die Absicht, sich selbst zn tödtcn und er bekennt sich zur extremsten sozialistischen Meinung.
Allerlei.
Am 7. April fanden in Wildbad aus der im Ban begriffenen Strecke nach Calmbach, wie schön früher bei Neuenbürg/Probc- sprciignngen mit Spreu göl (dlitrogl^cerm) statt. Es wurde n. a. ein Felsblock aus besonders hartem Granit, welcher einen Inhalt von 7 Schachtriitheii oder 700 Cuhikfuß hatte, mit '/s Pfd. Sprengöl vollständig zerrissen, wobei nur 1 einziges Bohrloch von 3 Fuß Tiefe »öthig war. ' ...
— Der in den Gärte» so sehr beliebte Strauch Goldregen (LzNisils ladurniim) ist in der letzte» Zeit von Professor Huseman» einer Prüfung unterworfen worden, und enthält nach diesem Forscher in seinem reifen Samen ein äußerst heftiges Gift. Diese Entdeckung verdient in den weitesten Kreisen bekannt zn werden, weil der Goldregen bisher für ganz unschädlich galt, was zu fahrlässigen Vergiftungen Anlaß gebe» könnte.
— Tie bekannte Bibelstelle Matth. 19, 24: „Es ist leichter, daß ein Kamcel durch ein Nadelöhr gehe, denn daß" n. f. w., wird von vielen noch immer so verstanden, als ob Christus bildlich ein Nadelöhr gemeint habe, dem ist aber nicht so. Bereits ältere Reisende haben nachgcwiesen, daß unter Nabblöhr die kleine Thür eines Hauses im Morgenlande verstände» werde, eben groß genug, um nur eine Person dnrchzulassen, während au der andern Seite das große Thor sich befindet, wo die Thicre und namentlich die Kamecle burckpassiren können. In der allerneucsten Zeit hat Äord Nngent auf seinen Reisen gesunden, daß jener Sprachgebrauch sich bis ans die Gegenwart daselbst erhalten und in dem alten Judäa die gedachte kleine Thür immer noch Nadel
öhr genannt wird. Man kann wiederum lernen, daß gewisse Bilder und Gleichnisse daraus immer nur in dem Sinne aufgc- 'faßt werden können, wie sie der Vorstcllüngsweise des betreffenden Volkes geläufig waren.
— Rcgcnsburg, 11. März. Dahier ist vor einigen Ta. gen folgendes interessante Stücklcin vassirt. Ein Bauer, der auf der Schranne eine Hundertguldeii-Banknote eingenommen, that sich beim Jesuilenbrän noch reckt gütlich, so daß er etwas unter den Hut bekam. Beim Nachhausegehe» kommt ihm der sabcl- haste Gedanke, seiner Ehegesponsin eine „Kram" beimzubriugeu. Er kaust also ein erkleckliches Stück „Limbnrger-Käse" und steckt dasselbe schmunzelnd in seine innere Rocktasche. Obgleich er nicht weit nach Hanse hatte, so wandelte ihn doch aus ,einem Marsche, auf dem er die Breite der Straße gehörig abmaß, ein gewaltiger Appetit an. Was thuu? Er greift uneiiigedenk des Spruches: Man» und Weib ist ein Leib, aber nicht Ei» Magen — nach seinem Limburger und arbeitet diesen so hinunter, daß er, an der Hausthüre augekommcn, gerade daS letzte Bröcklcin in der Rechten hielt. Tie Fra» begrüßt ihren Mann, der ihr sogleich den Erlös mit der Banknote offeriren will. Aber — wer beschreibt des Bauers Schrecken! Die trockene Banknote war mit dem-nassen Limburger in der Rocktasche so zusammengepavpt, daß der gute Bauer, ohne cs z» merken, die Banknote mit dem Limburger verzehrt hatte. Seither heißt der Bauer der Bankuoten- sresser.
— Ein franch'stscher Arzt beschreibt in „Le Monde" einen Besuch in einem Jrrenhanse zu Paris und erwähnt n. A. eines unheilbaren Wahnsinnigen und der besondere». Art n»d Weise, wie dieser um seinen Verstand kam. Derselbe ist nämlich bereits seit 5 Jahren in jener Irrenanstalt. Früher war er Luchbaltcr in einem Handlungshause und schloß daselbst mit einem seiner Kollegen ein inniges FreundschaftSverhältniß. Eines Tages nahm ihn Letzterer bei Seite und theilte ihm mit, erwerbe einige Tage abwesend sein, weil er eine Reise in seine Heimat unternehmen wolle. Zugleich übergab er ihm den Schlüssel des von ihm bewohnten Zimmers, mit der Bitte, vor seiner Rückkehr dort Nachsehen zu wollen, ob noch Alles in Ordnung sei. M.. der gegenwärtige Irrsinnige, versprach ihm dies und der Andere reiste'ab. Nack Verlaus zweier Tage jedock fuhr ein unglückseliger Gedanke durch M.'s Kopf. Er befand sich nämlich in dringender Geld- Verlegenheit und faßte daher den Entschluß, das Vertrauen des abwesenden Freundes zn mißbrauchen, um einen Diebstahl zn begehen, den er dann später ans Rechnung unbekannter Einbrecher schieben wollte. So gedacht, so geschehen. Nock an demselben Absude ging er in das Zimmer seines Freundes und begann dort in allen Schubladen umher,zuwühleu. Doch fand er nichts darin, was ihm paßte; er setzte deßhalb seine Nachforschungen fort und ging aus eine» großen Klcidcrschrank los. Dieser Schrank, dessen Thüre halb angelchnt war, ging aus, und sofort stürzte M. rücklings zu Boden, indem er das Lickt, das er in der Hand hielt, fallen ließ. Ter Dieb erblickte nämlich an einem Nagel des Schrankes Denjenigen erhängt, welchen er verreist glaubte und der offenbar die Reise nur deßhalb vorgeschoben hatte, um Alle» verborgen den Plan des Selbstmordes aussühren zu können. "Der schwere Fall M.'s wurde von Leuten, die in der Nähe des Zimmers waren, gehört. Als sie herbeikamcn und ihn ausboben, war'er wahnsinnig, und wahnsinnig ist er heutigen Tages noch und wird cS bleiben bis au seinen Tod, der nicht mehr fern zu sei» scheint.
— „Aujust," sagte ein Auflädcr zum andern, schnuppe keinen sauren Tabak." „Warum denn nicke?" „Tn hast eine Kuppernase; wenn da der saure dran kommt, entsteht Jrrinspan und dadermit kannst de verjiften." _
Mädchcnklage.
„Dumm isi's bei Len Civiliftc»,
Wa« sic sind, man weiß cs nie;
Sind sic Räthc, Asscfforcn,
Oder Praktikant noch — wie?"
„Lobe mir die Offiziere,
Jeder Zoll davon ein Mann,
Und stets siebt man gleich am Kragen Was als — Frau man werden kann."
Redaktion, Druck und Vertag der 'S. W. Zasier'schen Buchhaudtung.