v. BiSniarck? (mit erhobener Stimme.) Verflucht sei eine mack!, lose Versammlung und verflucht die, welche in einer machtlosen Versammlung wieder das Spiel des DcSvotismns sein wollen.

<Rauschendes Bravo.) Freilich darf man in Deutschland nicht die Hoffnungen aus das allgemeine Stimmrecht setzen, welche der EäsarismnS daran geknüpft, und wenn wir nun sorlfahren, für die freie Selbstbestimmung der Nation cinzulreten, dann wird auch der Tag kommen, an dem sie wieder stolz im deutschen Parla­ment vertreten sein wird. Dann aber wird sie gelernt haben, daß cS vor Allem darauf entkommt, schnell sein, fest sein, rück­sichtslos sein." (Anbalkendes, rauschendes Bravo.)

Berlin, 18. April. Die Erwählung des Erbprinzen von Hohenzolleiu zum Fürsten der Tonanfürstenthümer ist von hier in keiner Weise, weder durch die Regierung, noch durch den Für­sten zu Hoheuzoller» oder dessen Sohn veranlaßt worden, und ist die Ablehnung der getroffene» Wahl auch bereits erfolgt.

Berlin, 22. April. Der,,Weser-Zeitung" wird von hier telcgraphirt: die preußische Negierung hält an den Bedingungen fest, daß Oestreich mit der Abrüstung beginne und alle seit dem 13. März angeordnelen Maßregel» contrcmandire; ferner schlagt Preußen vor, baß die beiderseitige Abrüstung bis den 1. Mai vollendet sei.

Berlin, 23. April. Wahlmänner und Urwähler aus dem dritte» Wahlbezirk hakten eine zahlreiche Versammlung und faßten ähnliche Resolutionen, wie die früheren. Nur der dritte Passus, Parlameutsbcrnfung betreffend, lautet: Berufung eines ans di­rekten Volkswahlcn hervorgegangcnen Parlaments, ansgcstattet mit allen Befugnisse» seiner Sendung, ist der erste Schritt zur Verwirklichung unvcrjähbarcn Rechtes der Nation auf Einigung Deutschlands in Macht und Freiheit. Das preußische Volk hat trotz deS innen, Konflikts die Pflicht, vor anderen dafür einzu- treten, niemals vergessen. (T. d. St.-A.)

Kurz vor dem Düppelcr Sturm wurde ein preußischer Füsi­lier zum Tode vernrthcilt, denn er hatte sich gegen seinen Un­teroffizier tbätlich vergangen. Als letzte Gnade bat er sich a»S, an dem Sturm ans die Schanzen iheilnehmen zu dürfen, er wollte einen ehrliche» Soldatcntod sterben. In dem Kampfe war er überall voran, er suchte den Tod, aber keine Kugel traf ihn; weil er aber sich ausgezeichnet hatte, wurde das Todesnr- thcil in 18jährige FestnugSstrase verwandelt. Am letzten Mitt­woch, am Jahrestage deS Sturmes, öffnete sich plötzlich seine Zelle, der König hatte ihn begnadigt und ihn auf freien Fuß gesetzt; ein paar Stunden nachher feierte er mit Frau und Kind ein unverhofftes Wiedersehn.

Wien, 21. April. Tie BiSmarck'schen Blätter geben deut­lich zu versiebe», daß in demselben Momente, in welchem die Kriegserklärung gegen Oestreich erfolgt, oder nur ein für Preu­ßen demüthigender Antrag am Bunde gestellt wird, der König sich mit einem Manifeste an das deutsche Volk wenden und das deutsche Parlament nach Berlin cinbcrufc» wird. Man müsse sich auf alle Fälle gefaßt machen. Bismarck selbst sagte in diese» Tagen zu einem seiner Günstlinge in Bezug auf sein Bundesreform- Projekl mit allgemeinen Wahlen:Man hat mich in Deutsch­land für einen Feudalen verschriee», voll», ich bin eS nicht."

22. April. Auch bei Meusdorfs hat sich die Politik aus dem Kopf in Len Fuß gezogen, und er hinkt jetzt rechts, wie sein edler Gegner Btsmarck links.

22. April. Ein Gerücht, daß die italienische Armee auf den Kriegsfuß gesetzt sei, hat auf der hiesigen Börse große Bestürzung hervorgernse». Gestern wie heute fanden große mili­tärische Beralhuugen statt, und Erzherzog Albrecht ist nach Verona abgereist. Es ist dich ein seltsames Zusammentreffen mit dem friedlichen Gebühren Bismarcks.

22. April. Garibaldi bat Caprera verlassen. Oestreich mobilisirt die v c n c t i a u j sch c Armee. Erz­herzog Albrecht geht morgen nach Verona, wo er das Kommando übernimmt.

Wien. 23. April. Tie Armee Benedck's wird verstärkt und ans Kriegsfuß gesetzt. Ei» offiziösesMitgctheilt" der Oestr. Ztg. konstatirt die Nöthigung zur Lercithaltung für alle Even­tualitäten. Heute Mittag wurde hier die preußische Depesche übergeben. l'Allg. Ztg.)

Wien, 23. April. Einer eben hier cingctroffenen Nachricht ans Venedig zufolge ist daselbst das Gerücht verbreitet, daß

gestern italienische Freischärler in daS Veuetianische eingebrochen seien. Das Gerücht ist wohl nicht verbürgt. <T.d. Presse.)

Lei einer feierlichen Gelegenheit äußerte Papst Pins IX.: Das gegenwärtige Jahr ist das Jahr der Prüfungen, das künf- tige das Jahr des Triumphs über die Feinde des römischen Luibls und im Jahr 1868 werde ick, der Papst, selber ans der Well geben, um ansznruhcu.

Nntzattwcndttttg der Lehren deS grvHen Che­mikers Licbig in Müneven bei der Waldwirth. sckaft und der Werlokultur.

Nach den chemischen Briefen des Profepors Liebig von 1865, unter anderen stellen Seite 465478,

soll dem Boden für die Frucht, die ihm genommen wird, durch Dünger und andere den Boden stärkende Mittel wieder vollen Ersatz geleistet werden, wenn der Unter­grund nicht verarmen und an, Ende crtraglos gemacht werden soll.

Nicht alle Bodcn-Eigenthümer kommen dieser goldenen Re­gel nach, besonders im Walde. Der Wald soll Holz, Samen, Streu, Beeren aller Art, Steine und Wild liefern ohne irgend einen Ersatz dafür, daher seine Verarmung und am Ende Erschöpfung. Auf Seile 346 ruft der um das Wohl der mensch­lichen Gesellschaft so sehr besorgte Gelehrte ans:

wo das Licht stark ist, erscheinen die Schatten dunkler; aber die Natur will es, daß in allen Abstufungen des Lichts kräftige Pflanze» gedeibe»; - ebne die hohen Bäume gibt eS kein Gesträuch, kein Getreide und keine Feldfrüchte, denn sie ziehen den befruchtenden Regen an und machen, daß immer die Quellen fließen, welche Gedeihen und Wohlstand verbreite».

Tie neuen socialistischen Theorien wollen, daß kein Schalten mehr sei; wenn aber das letzte Grashälmchen, welches Schalten wirft, zerstört wäre, dann würde freilich überall Licht, aber auch Tod wie in der Wüste Sahara sein.

Das Acker- und Wiesenfeld, der Weinberg, die Obst- und Gemüsegärten werden in den meisten Fällen gedüngt und nach den Liebigische» Regeln dem Boden für die ihm entzogenen Er­zeugnisse wieder gegeben, waS mau ihm au Nahrungslbcilen ge­nommen har. Der Wald allein besonders in Privat- und KvrpcrschaftS-Waldnngen macht hievon eine Anönabme. In vielen Fällen wird er behandelt wie Steinbrüche, Torffeldcr, Stein- kohlcngrnben, Erzgruben rc., weiche nach ihrer Ausbeulung brach liegen bleiben, weil die Stoffe sich nicht wieder selbst ersetzen. Um aus den Nadelwäldern nicht cgypkischc Wüsten zu machen, wären folgende Hanptregcln bei ihrer Bewirthschaflnng zu beob­achten und in Anwendung zu bringen:

1) dem Wald seinen ans Nadel», Laub und Moos bestehen­den natürlichen Dünger, mittelbar seine Decke nicht zu rauben svergl. den Aussatz in Nro. 131 von 1865 des Gesellschafters);

2) de» erwachsenen wie den junge» Wald, gleichviel nach welchen wirthschaftlichcn stiege!» als Fcmmel- oder Schlag­wald er bisher behandelt worden ist oder in Zukunft bewirth- schastet werden soll, so gut als möglich geschlossen, somit de» Boden bedeckt zu erhalten mittelst Wechsel des alten mit dem jungen, wo möglich ans natürlichem Weg erzogenen Holzes, wo­durch dem Lode» seine Feuchtigkeit gewahrt und der Nadclabfall rc. nicht unterbrochen wird.

Weißkanncn, Fichten und Lärchen leiden sehr durch Spät­fröste im Frühling, wenn der Obcrholzbcstand schützend fehlt. Die Tannen mehr als die andern.

Jbre allmähliche Freistellung kann, vom 1 jährigen bis zum 16jährigen Alter und mebr, eine geraume Zeit in Anspruch nehmen, besonders in Thal-Einschlägen, Klingen, wo kein Lichlzng statt- stndet und im Frühling die Ausdünstungen des Bodens nebel­förmig auf die Gewächse lagern, nicht selten in Eis sich verwan­delst und den jungen Wald lange Zeit mit Frost bedrohen.

Die Forche dagegen ist nicht empfindlich gegen Kälte und eignet sich deßbald zur Kultur oder Stellen, wo keine andere Holzart mehr fortzubringen ist. Dabei ist die Bodendecke so wenig als möglich zu öffnen und an Bergfesten vorzugsweise 1jährige, in der Laatsckule erzo gene Setzlinge zu wählen. O.

Neratlion, Truck und Vertag der G. W. Zarjer'schen Buchhandlung.