lei i» der Minderheit, welche eS auf einen Waffengang ankom- nicn lassen möchte. Die deutschen Stämme sind sich doch näher gekommen; cS ist nicht vergeblich gewesen, daß seil Jahrzehnten in Wort und Schrift, in Rede und Gesang, in Bereinen und bei Nationalfesten die Zusammengehörigkeit der vielfach gegliederten deutschen Nation bervorgchvbcn und gepflegt worden ist. Man sollte doch glauben, daß die dem Kriag abgeneigte Stimmung im Volke von denen, i» deren Hände die Entscheidung gelegt ist, berücksichtigt werden müßte.
In Offen bürg ist dcr frühere katholische Professor Eckert zur evangelischen Kirche übergetreten.
Frankfurt, 21. April. Die Bundesversammlung beschloß in der heutigen Sitzung mit großer Majorität die Einsetzung eines Ausschusses all live. Die Mitglicderzahl desselben soll ans Antrag Bayerns 9 betragen. Ocstreich gab sehr friedliche Erklärungen ab. (T.d.Frb. Z.)
Am 12- April Abends wurde der Bericht über daS Ergebnis; der Vcrlvosung beim Pferdemarkt in Frankfurt verlese». Ter Umsatz beträgt 350,000 fl ; die zur Berloosnug angekanslcn Pferde hatten einen Werth von 40,000 fl. Den ersten Preis, einen Jagdwagc» mit 4 ungarischen Pferden, gewann das LooS Nr. 27,193. Der Name des Gewinners durfte aber nicht genannt werden, weil Preußen anf die Pferdelottcrie ein Verbot gelegt hatte, und der Gewinner, ein Preuße, sonst bestraft worden wäre.
Uebereinsiimmende Berichte ans Wien und Berlin versichern, daß eine friedlichere Strömung in maßgebenden Kreisen cinge- tretcn ist. (Auch in Stuttgart seien dem Vernehme» nach an höchster Stelle gleiche Nachrichten cingekommen.) Tie nächste Schwierigkeit sei nur die, daß keiner der beiden Theile den Anfang mit der Demobilisirung machen wolle, um nicht den Schein einer feigen Nachgiebigkeit auf sich zu laben. Hoffen wir, Laß zur rechten Zeit noch dcr Verstand znrückkehrt und nicht falsches Ehrgefühl unabsehbares Unheil herbeiführe. — Nach dem Wiener Fremdenblatt ist cs besonders der sog. G enera ls kl n b b in Berlin, welcher znm Kriege dränge. Diesem Generalsclubb sollte man Len Mund stopfen. Tie Well ist nicht znm Kriegfnhren da, noch dazu, daß einige Generale zweifelhafte Heldenthatcn verrichten.
Berlin, 18. April. In diplomatischen Kreisen ist Näheres über daS Attentat anf den russischen Kaiser bekannt geworden. Ter Mörder hatte sich dem Kaiser auf fünf Schritte genähert. Ein in der Nähe stehender Russe vereitelte das Attentat dadurch, Laß er dem Mörder den ansgestreckten Arm in dem Augenblick, wo der Schuß fallen sollte, mit der Hand »iederschlug. Der Kaiser ergriff den Mörder selbst, den keinerlei politische, sondern rein persönliche Motive zu seiner Handlung verleitet hatten. — Ein Telegramm bestätigt, daß das Individuum, welches auf den Kaiser von Rußland geschossen, ein Russe ist. Dcr Kaiser soll sofort nach der That geäußert haben: „Wie glücklich bin ich, daß der Mörder kein Pole ist!"
Berlin, 19. April. Graf Bismark hat in dem Wunsche, eine populäre Strömung zu Gunsten der Regierung herbeiznfüh- ren, das allgemeine gleiche Wahlrecht dekrctirt. Es soll die bezügliche Verordnung pnblizirt werden, sobald der Graf wieder ganz hergestellt sein wird. Am Ende ist Bismark nichts als ein verkappter Demokrat!
Berlin, 19. Avril. Die Berl. Corresv. der rh. Zeitung schreibt: Ich' höre soeben, vor Postschluß, aus bester O-nelle eine Nachricht, welche, wenn wahr, daS schlimmste Schlaglicht, das man nur denken kann, auf den preußisch-östrcichischen Konflikt wiest. Es soll nämlich dem Grafen Bismark gelungen sein, sich einen lithographirten Abzng einer kaiserlichen Proklamation, welche für den Kriegsfall bereit gehalten wurde, zu verschaffen. Mit diesem Aktenstücke in der Hand kann natürlich Graf BiSmark den König, wenn die Sache sich bewahrheitet, zu jedem kriegerische» Plane bewegen und ist völlig Herr der Situation geworden.
Berlin, 19. April. Wider alles Vermnthen hat die Regierung die Wahl dcö liberalen Abgeordneten Hagen znm Kämmerer von Berlin bestätigt. (Feb.Zlg.)
Berlin, 20. April. Oestreich will die Ab rü stn ng am 25. d. M. beginnen, in der Hoffnung, Preußen werde am 26. gleichfalls damit ausangen. Die offizielle Antwort OestreichS
wird beute er.vaitet. Preußen wird wahrscheinlich znstim- mcn. — Ucberinorgen wirb eine Konferenz der sog. Würz- bnrger (»ach andern Nachrichten schon morgen in Augsburg) über Lundcsresorm znsammenlreten, m welcher Württemberg, Baiern, Sachsen, Hessen-Darmstadt, Nassau und Baden vertreten sein werden. (T. d. Schw. M.)
Berlin, 21. April. Es ist eine befriedigende Erklärung Menöd orff'S von Wien hier eingetroffen. (T. d. St.-A.)
Ein östreichischer Diplomat in Berlin hat in einer großen Gesellschaft die Trümpfe gezeigt, die Ocstreich in seiner Karte hat. 1) sagte er, das prcnßiichc Parlament übertrumpfen wie mit einem verfass,ingsgebenden Parlament, 2) das preußische Bündniß mit Italien machen wir auch tobt. Wir geben den Italienern Venedig und die Festungen und sie geben nnS gern dafür 1000 Millionen Franks ober Gulden, lind wenn wir 3) immer noch Geld brauchen, so Ihn» wir einen kühnen Griff in das Kirchenvermöge»; dcr trägt auch 1000 Mstlioncn ein und —- Noch bricht Eise».
Wien, 20. April!. Ten Journalen wurde Mäßigung im Tone gegen Preußen empfehlen. — Taö Geruch, über die De- misston Belcredi's erhält sich. — Bismarck soll in Ems ange- meldet sein.
In Wie» hat sich der 21jährige Kadct des Infanterieregiments Roßbach ans Liebe zu der schöne» Luise Tnvora, welche jüngst in der bekannten Familicnkatastrvphe ihren Tod fand, erschossen.
Wien, 16. April. Bei der beute staltgebabken Berloosnug der östr. 100 fl.-Loose von 1864 fielen auf nachstehende Loose die beigesctzten hohen Prämien: Serie 3909 Nr. 59 220,000 fl., Serie 1737 Nr. 24 15,000 fl., Serie 2323 Nr. 97 10,000 fl., Serie 1044 Nr. 36, Serie 2867 Nr. 53 und Serie 3909 Nr. 77 je ü 5000 fl., Serie 690 Nr. 33, Serie 3909 Nr. 84 und Serie 1737 Nr. 64 je ü 2000 fl.
Das „Amtsblatt des Kantons Zürich" bringt hie Jnsolvenz- crklärung deö bekannte» Dichters Georg Hcrwegh.
Italien rüstet, Pferde werden aufgekansi, Festungen armirt und General Medici n»,erhandle mit Garibaldi, dem ein Armeekorps anvertrant werden solle. Znm Glück sind Liese italienischen Heißsporne nicht ausschlaggebend.
Eine Französin anf dem Lande bei Paris fiel in eine Krankheit und starb. Sie war aber nur scheintodl, hörte alles, was un, sie her vorging und fühlte alles, was man mit ihr vornahm; sie konnte aber kein Glied rühren, nicht das leiseste Zeichen geben. Als der Sarg geschloffen werben sollte, glaubte Jemand ein Zittern über das Gesicht dcr Tobten laufen zu sehen; man hielt inne und rief die Lcheinkodlc bald znm Leben zurück. Sie konnte nichts essen, die ungeheure Aufregung hatte am innersten Kern ihres Lebens gezehrt; am Ilten Tage war sie eine Leiche.
London, 19. April. Auf eine Interpellation von Vcrney antwortete Layard: Laut des Wiener Traktats garantirten die Großmächte Preußen Theile von Sachsen. England würde, wen» Krieg ansbricht, die Milgaranten über den cinznschlagendcii Weg befragen. (Wer garantirt aber Lachse» die Theile, die eS noch hat?) Ferner erklärte Layard die Stuttgarter Depeschenanalyse einer angeblichen östreichischen AniworlSnote für gänzlich unwahr Nesvrmdebaltc vertagt. Abstimmung morgen erwartet.
London, 14. April. Die Vorbereitungen a» Bord des Great Gaffern zur Ausnahme des neuen atlantisch'»:» Kabels sind endlich vollendet, so daß henke mit der Einbringung des Kabels in die Behälter der Anfang gemacht werden kann. Die Legung desselben hofft man bis Anfang Juli beginnen zu können.
Einer der khäligsten Deutschen in Amerika ist Carl Schurz, der Bcseier Kinkels, ein noch junger Mann. Er dient den de»c- schen Interessen bald mit dem Degen, bald mit der Feder. Jetzt schreibt er eine deutsche Zeitung in Detroit, die mir einem Ka-> pital von 200,000 Dollars gegründet worden ist, und erhält für die Redaktion 12,000 Dollars jährlich und den 10. Theil des Reinertrags.
In Porta» Priuce anf der Insel Haiti hat eine Feuersbrunst gewüibct, welche 2 Tage anhielt und 1100 Häuser iw Asche legte. Wenn auch die Häuser nicht lauter Paläste waren, so ist doch der Verlust ungeheuer. Viele hundert Familien müssen unter freiem Himmel campiren._
"Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaffer'schcn Buchhandlung.