läßt, indem der SKlußpaffus die Initiative zur Herstellung dcS j Statusquo Oestreich znweiSt. sT. d.St.-A.) i

Berlin, 15. April. Tie heutige sehr zahlreich besuchte ^ Volksversammlung j» der Tonhalle nahm einstimmig! folgende ! Resolulion an: Ein Krieg zwischen den deutschen Großmächten ! sei ein nationales Unglück; nur ein freisinniges preußisches Mi­nisterium werde für die Biiudesresorm das allgemeine Vertrauen ^ finden. Den Schleswig-Holsteiner» sei das SelbstbcstimmungS- ! recht zu wahren. Letzteres sei allein die sittliche und rechtliche ! Grundlage jeder Staatsform. ^

Berlin, 17. April. Die preußische Antwort aus die öst- reichische Depesche vom 7. d. ist heule in Wie» übergeben. Ihre Fassung ist keine scharse. Tie Note lehnt die Aushebung der preußischen militärsschcn Anordnungen ab, indem sie andcutct, daß Oestreich, bas zuerst gerüstet habe, mit der Herstellung des FriedenSfußcs beginnen müsse. (T. d.St.-A.)

Berlin. 17. April. Die Situation ist nach einer Korre­spondenz der Fr. Postz. die allercrnsteste geworden und es könnte leicht kommen, daß man sich gegen das Ende dieser Woche so- wohl hüben wie drüben in voller Mobilmachung befände. Von dem volle» Ernste dieser Situation zeugt eS auch, daß am Sonn­tag, also vor dem Abends erfolgten Abgang der Antwort nach Wien, im Palais eine Familienderathung des königlichen Hauses stattgefnnden haben soll. Anch dieN. fr. Pr." hält die Lage für sehr ernst und den Ausbruch des Krieges für kaum vermeidlich, sie schreibt aus Wie» vom 17. April: Nun wird wohl der große Schritt gelhan und ans jede Gefahr hin am Bunde der Antrag aus Kriegsbereitschaft der BunbeS- armee eingebracht werden müssen. Es ist zu wünschen, baß so­wohl in Oestreich als in Sachsen und Baieru Alles bereit sei; denn ist der Friede einmal unmöglich geworden, dann wird Preu­ßen mit der größten Beschleunigung Vorgehen, darauf kann mau sich verlassen. Auf das, was heute eiutritt, hat Preußen sich schon seit einer Reihe von Jahren vorbereitet. Was möglich war, ist geschehen, um den mörderischen Streich zu führen, zu dem Preußen jetzt den Arm erhebt.

Berlin, 18. April. Provinzialcorrespondenz: FürPreußeus Gesammtpolitik ist cS höchst wichtig, daß durch die Bnudcsresorm Möglichkeit gewonnen werde, eine Ausgleichung der Militärlasten Preußens gegenüber Deutschland und damit Ausgleichung deS inneren Zwiespalts i» Preußen zu finden. Mit Preußens Ant­wort vom 15. April wird der Schriflstreit fürs erste beendigt sein. Oestreich würde Friedensbürgschaslc» durch thatsächliche Schritte bewähren müssen. Eine Anrufung des deutschen Bundes wird östreichischcrscilS schwerlich ausgeführt werden, da sie vor­aussichtlich ganz erfolglos bliebe. Der deutsche Bund könne Ein­fluß auf Beilegung der Differenzen durch aufrichtiges Eingehen auf den preußische» Bunbcsrcformankrag üben. Vorläufig sei wohl anzunehmen, daß die Bemühungen einzelner Mitkclstaats- politikcr, dicß zu hindern, eitel bleibe», daß vielmehr die Mehrzahl der Regierungen für Vorberathung des Antrags iu einer Spe­zialkommission stimmen werden. Weiter sagt die Proviuzial- korrespoiidcnz: eS sei bis jetzt im höchsten Grave zweifelhaft, ob der Prinz von Hohenzvllern die Wahl zum Fürsten von Rumä­nien annehmen werde. (T. d.St.-A.)

Berlin, 19. April. Oestreich wird wahrscheinlich in der Entwaffuungsfrage Konzessionen machen. Uebermorgen soll der preußische Re form an trag einem besonderen BundeS- tagsausschusse von neun Mitgliedern zugcwiesen werden.

(T. d. S. M.)

Wien, 15. April, TieDebatte" vernimmt, daß die Bc- rathuugeu, zu denen soeben die Vertreter mehrerer Mittelstaateu in München zusammentreffen, vor Allem den Zweck haben, sich darüber zu einigen, daß ans eine Berathung oder auch nur auf die Feststellung der geschäftlichen Behandlung des preußischen Re­formantrags nicht früher cingegangen werden könne, bis die bei­derseitige Demvbilisirung seitens der gegen einander gerüsteten Bundesglicder erfolgt sei. Die Presse bringt eine ähnliche Mittheilnng.

Hamburg, 17. April. Für Rechnung der preußischen Regierung wurde mit einem hiesigen Hause die Lieferung von 60,000 Etr. Blei contrahirk. Auch Rußland hat bedeutendere Quantitäten Blei gekauft, darunter 10,000 Centncr, welche bis spätestens de» 28. b. M. nach Warschau zu liefern sind.

Petersburg, 17. April. Der Retter des Kaisers, der

die Hand des Mörders ablenkte, ein Bauer Namens Ossip Iwa­now, ist in den Adelstaub erhoben worden. Der Schuldige ist ein Russe, Gestern war in den Straßen und im Theater gren­zenloser Jubel. Der Kaiser erschien ans dem Balkon und in den Straße» und besuchte das Kloster Smolna.

Petersburg, 18. April. Das Petersburger Journal meldet ans Jassy vom 16. April: Gestern beglriteien Volksmassen den Metropoliten, die Loslrennnng von der Walachei verlangend. Die Kavallerie säbelte das Volk nieder, der Metropolit wurde schwer verwundet. Die Konsuln traten bei ihrem preußischen Kollegen zusammen, ein Regierungsabgesandter erklärte die Emente für beendet. Daß Mnrusi der Anstifter gewesen, war falsch. Die Regierung gebe der Bewegung einen russischen Anstrich. Alle der Russcnsympathiee» Verdächtige werden verhaftet.

(T.d.St.-A.)

Amerika. Die letzte Post aus Newyork hat »ns sehr wichtige und sehr traurige Nachrichten gebracht. Der Kampf zwischen dem Präsidenten der Vereinigte» Staaten und dem vom Volke gewählten Congresse, in dem cS sich um die wichtigsten Errungenschaften des blutige» Bruderkrieges handelt, ist offen auSgedrochen. Nachdem Johnson dem so gemäßigten Gesetze für den Schutz der Bürgerrechte der Schwarzen sein Veto ertheilt halte, erwartete man wie heute selbst ein südfreundlicher Kor­respondent derTimes" zugcsteht daß das Gesetz, wenn es die erforderlichen zwei Drittel Stimmen im Senat erlange, auch im Repräscntanicnhause durchgehe» und dann trotz dem Velo in Kraft treten werbe. Man würde alsdann, sagt jener Cvrresp., den Präsidenten nöthjgen, bas Gesetz zur Ausführung zu bringen und, sobald er sich dessen weigerte, ihn in Anklagcznstand ver­setzen. Der Anklage würde der Versuch, ihn abznsetzen und den radikalen Senatsprästdeiiten Mr. Förster an seine Stelle zum Präsidenten z» machen, folgen. Der Evrrespondent ist freilich der Ansicht, daß die große Masse des Volkes, die z» Johnson halte, ein solches Beginnen vereiteln und auf eine» Wink ihres Abgottes die Radikalen kopfüber ans dem Kapitol stürze» würde! Indessen ist Johnson noch »m eine» Schritt weiter gegangen: er hat die Maske vollkommen abgelegt und in einer Proklamation die Rebcllenstaaten in alle Rechte wieder eingesetzt. Er motivirt diesen Schritt damit, baß der Krieg für die Wiederherstellung der Union flattgcfundcn; dieser Krieg sei beendigt, der Süden habe seither Beweise seines aufrichtigen Beitrittes zur Union ge­geben und die Konstitution fordere die Gleichstellung der Süd­staaten mit den Nordstaalc». Mit diesem Akt, welcher allervör« derst die Abschaffung der Sklaverei thatsächlich vereiteln, in Bälde aber wieder Zustände hcrbeifübrc» würbe, wie sie vor dem Kriege stattsanbcn und den Krieg geboren haben, ist Johnson vollkom­men von der Politik seines Vorgängers abgewichen, die sortzu- sctzen und dnrchzuführen er stets versichert. Linkoln bat es wie­derholt ausgesprochen, daß nur dem Kongreß Verfügungen in Bezug ans die Zulassung von Abgeordnete» der Rebellenstaa- ten znstehen könnten, um so viel mehr könnte über den Wieder­eintritt dieser Staaten selbst in die Union anch nur vom Kongreß bas Nöthige verfügt werden. Die Sndstaaten könne» jetzt dem Mörder Both ein Denkmal errichten. Sie ernten nun reichlich die Früchte jener blutigen Thal, die den Norden im schwierigsten Momente eines grundsätzlich liberalen und ebenso festen als be­sonnenen Führers beraubte. Wir fürchten, die große Schwester- rcpudlik geht neuerdings ernste» Tagen entgegen. Sollte das Volk des Nordens die ungeheuren Opfer von Blut und Geld nur gebracht haben, um durch nnrepnblikanische Gewaltansdeh- nung dcS Präsidenten wieder der Macht der südlichen Oligarchie ansgeliesert z» werden? Soll es sich namentlich durch den eich, larvte» Tcneffcer und die nordischen Demagogen um de» wich­tigsten Preis des Brndcrkampfes, um die Abschaffung der Skla­verei betrügen lasse»? Wir hoffen, es werbe nicht geschehen, aber bei den weitgehenden Befugnisse», welche die amcrik-mische Verfassung dem Präsidenten einräumk, wirb es wohl ernste Kämpfe kosten, um den Grundsätzen der Freiheit und Gerechtigkeit zum Siege zu verhelfen.

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaijer'schen Buchhandlung.