daun ermordet batte, i» Paris hingericktet. Als er das Schaffet bestieg, bot derselbe einen schrecklichen Anblick dar. Er sab tod- tenblejch und ganz zerstört ans. Sein Mitschuldiger, der 15 Jahre alte Tenno», hatte verlangt, der Hinrichlnng anzuwohiicn. Man batte ihm dieses natürlich abgeschlagen.

London, 7. April. DerExaminier" verweist aus die Borgänge an der untern Donau, auf die Rüstungen der Türkei, die unflchre Lage der Rajahs und die Stellung Rußlands, um zu zeigen, daß der erste östrcichisch-preußische Kngelwechsel de» Ausbruch eines furchtbaren orientalischen Kriegs zur Folge haben würde. Sehr aufrichtig muffe daher England wünschen. Laß der deutsche Zwist bald gütlich beigelcgt sein möge.

Newyork, 4. April. Präsident Iohnso n hat eine Prok­lamation erlassen, welche den Aufstand im Süden für beendigt erklärt. In der Einleitung heißt es: der Süden habe neue Be­weise aufrichtiger Anhänglichkeit au die Union gegeben. Die Berfassung bedinge Gleichheit des Nordens und Südens.

Die Drangsale einer Fra».

(Fortsetzung.)

9. Die letzten S eenen.

Um dieselbe Zeit, da Amelie ihren Bctter traf und so viele Entdeckungen machte wo war da wohl ihr Gatte? Auch er machte Entdeckungen, war aber dabei glücklicher als Amelie.

In einem kleinen niedrigen Hause, eingebettet umcr den Weißen Bergen", war ei» Raum vorhanden, düsterer und kälter als die übrigen Löcher, und in diesem Raume wohnte eine arme Weibsperson, die seit mehreren Monaten krank gewesen war. Die Wirthin, welche das Zimmer besaß und davon lebte, baß sie Miethsleute oder Schlasgänger hatte, war am Tage niemals zu Hause, weder sie noch ihre Nachtgäste, so daß die Kranke aus Mangel an Pflege beinahe vergehen mußte. Sie hatte ein wenig Geld gehabt, jetzt aber besaß sie weder Geld noch Klei­der mehr, die sie verpfänden konnte. Sie lag dort bürstend in der Fieberhitze und wendete die leere Schaale zwischen den heißen Fingern. Eine nebenan wohnende Frau sollte bisweilen nach ihr sehen, jetzt aber war diese lange nicht bei ihr gewesen. Endlich ging die Thüre aus, aber bei dem Anblicke, den die Kranke da hatte, schrie sie laut auf und verbarg das Gesicht in den Händen:Herr Baron?"

Fürchte Dich nicht, Unglückliche! Ich sehe wohl, baß eine schwere Strafe Dich getroffen hat. Ich komme nicht, um Dir Vorwürfe zu machen wir sind alle Sünder aber ich habe Dich mit vieler Mühe aufgefuuden, um auf einige Fragen Ant­wort zu erhalten."

Der so unerwartet sanfte Ton des Barons Georg und seine sichtbare Rührung, als er das arme Opfer der Leidenschaften, der Noth und der Krankheit sah, wirkten so erweichend auf Lottas Seele, baß sie in ein convulsivisches Weinen ausbrach. Als aber dieser Anfall sich gelegt und der Baron die Nachbarin fortgeschickt hatte, um Wein und allerlei andere Tinge einzukaufcn, setzte er sich zu der Kranken, welche ihn jetzt mit gefalteten Hän­den ruhig und still betrachtete.

Fragen Sie, was Sie wollen, Herr Baron, und Niemand soll vor Gottes Richterstuhl aufrichtiger sein können, als ich jetzt sein will."

Hast Du Dein Fräulein gehaßt, weil Du ihr Böses thun wolltest?"

Ja, so sonderbar cs auch war. Erstlich war sie so schrecklich schön, baß ihre Mutier stets davon redete, wie schön und gut sie war und wie viel besser als alle Anderen. Ich war der alten gnädigen Fran sehr gut, und so dumm es auch auSsehen mag, war ick neidisch darüber, daß ich ihr nicht mehr war, als der Halm auf dem Boden, wenn das Fräulein kam . . . Ferner will ich Ihnen sagen, Herr Baron, daß ick ein böses und flüchtiges Geschöpf war, und das Fräulein wollte in ihrer Gerechtigkeit und guten Absicht mich von meinem eigenen Untergange zurück- haltcn; doch sie war allzu jung, um von solchen Dingen zu reden, darum mißtraute ich ihr. Da kam ihr Vetter, Herr Carl, und meinte ebenfalls, das Fräulein wäre die schönste Person auf Erden. Doch das meinte sie nicht von ihm das ist gewiß."

Wie kannst Dn das wissen?"

O, Herr Baron, ich wußte Alles. Die gnädige Frau, welche cS so gerne gesehen hätte, wenn die Ehe zu Stande ge­

kommen wäre, fragte mich oft, ob ich etwas merkte. Ich spionirte, um mich bei der gnädigen Frau wichtig zu machen; doch niemals merkte ich etwas Anderes, als daß das Fräulein wie Eis gegen ihn war."

Er hielt also niemals um ihre Hand an?"

O ja, bas that er, glaube ich, täglich und stündlich. Und einmal kam es beinahe so weit, daß er ihr Jawort erhielt, aber er bekam cs doch nickt. Ich hörte mit meinen eigenen Ohren, wie sie sagte, sie wüßte nun. baß sie ihn niemals lieben könnte, und daß es sich nicht der Mühe verlohnte, weiter daran zu denken

und so reiste er ganz wild und wütbeud ab." '

Erzähltest Du das der gnädige» Frau?"

Ja, das that ich, und sie war sehr traurig, doch wollte sie das Fräulein wieder nicht zwingen und als der Herr Baron an die Reihe kam, war sic wohl zufrieden."

Aber der Brief, Lotta, den meine Mutter. . ."

Jesus. wissen Sic. das auch, Herr Baron? Ja, den stahl ich, und ich habe das tief bereut."

Das hast-Du meiner Frau auch gesagt."

O. Du mein himmlischer Vater! Sie wissen ja Alles!"

Ja, aber ich muß noch etwas Anderes genau ermitteln.

Wer brachte dem Vetter die Antwort des Fräulein? Er hat diese ja niemals erhalten?"

Darüber braucht ma» sich nicht zu wundern, denn leider war ich so hinein gekommen in Bosheit und Ränke, daß ich auch diesen Brief behielt. Das Fräulein gab ihn mir sic hegte damals gar keinen Verdacht gegen mich - ich kannte sie so gut, daß ich wußte, sie hatte nichts geschrieben, das ihr zum Nachtheil gereichen konnte. Allein in meiner bcdancrnSwürdigcu Einfalt

ich schäme mich wirklich cs zu sagen war ich dem Herrn Karl sehr böse, weil er mich immer so grausam geringschätzig behandelt hatte, und darum gönnte ich's ihm, daß er selbst ver- achtet wurde, und ich meinte, er konnte das nicht mehr, als wenn er gar keine Antwort erhielte."

Gewiß hast Du sehr gefehlt, Lotta, und Dn hast etwas angcrichtet, das wenigstens nicht gut war; wenn Du aber jetzt aufrichtig gegen mich sein willst, so verzeihe ich Dir gern sowohl in meinem eigenen Namen, als auch im Namen meiner Frau... *

Was hast Dn mit dem Briefe gemacht?"

Der ist nicht weit weg, lieber Herr Baron! Ich habe ihn in einem kleine» Kästchen verwahrt, baß ich von meinem zweiten Bräutigam erhielt."

Ein Freudenblitz ln den Augen des Barons schoß so plötzlich hervor, daß Lotta verstand, sie besitze wenigstens noch ein Mittel, um wieder gut zu machen, was sie verbrochen hatte.

Sie zog das Kästchen unter dem Kopfkissen hervor es enthielt ihre tbeuersten Jugendcrinnerungen und unter den Reliquien von Liebe, Sünde und Thorheit war auch dieser Brief, unerbrochen und in ein altes Zcitungsblatt gewickelt.

Wir verlassen nun diese Scene. Der Baron Georg war beinahe erstickt von Gemülhsbewegung, als er Herauskain. Er hatte eine solche Summe auf Lottas Krankenlager znrückgelaffen, daß diese nicht allein hinreichte für ihre jetzige Krankheit, sondern auch für ihre kurze Geuesnug und für die letzte Krankheit; denn die Lampe ihres Lebens erlosch »och vor dem Ablause des Jahres, da ein anderer Engel der Barmherzigkeit, ihre ehemalige Ge­bieterin, an ihrem Bette saß.

(Schluß folgt.)

Zwei polnische Inden, völlig arm, konnten sich im Hcimatsorte nicht mehr ernähren.Komm", sprach der Eine,wandern wir in das nächste Städtchen aus!"Was werde» wir dort machen?"Das werde ich dir sagen, wenn wir am Ziele angelangt find." In dem Städtchen stellten sich die zwei Juden als Rabbi und Cantor vor. Der Anreger war Rabbi, sein Begleiter Cantor, und da cs dem Städtchen eben an den bezcichneten Würdenträgern fehlte, wurden die Candidatcn mit Ver­gnügen angenommen. Dem falschen Sänger ward es aber bange zu Muthc.Ich kann doch nicht singen?" meinte er.Macht nichts. Stelle dich hin, stoße einen Laut aus und dann falle zu Boden!" Der Cantor fiel um, man hielt ihn für todt. Alles eilte zum Rabbi in Galizien stehen die Rabbiner im Gerüche, Wunder vollbringen zu können und bat ihn, er möge helfen. Der Rabbi eilte, trat an den Gefallenen Hera», betete und murmelte, und ein Judelruf ertönte im Hause. Der Sänger hatte sich erhoben. Der Rabbi wendete sich hierauf an die ver­sammelte Menge und sprach salbungsvoll:Leben wird er, fingen aber wird er nie mehr!"

Redaktion, Druck und, Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.