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Ostern 1848 und 186«.
Zu Ostern 1848 herrschte das Volk in Deutschland. Ueberall war es „vor de» Thronen stehen geblieben", wie man damals sagte; d. h. trotz des Ansstandes, trotz des Beispiels in Paris, wo ein Thron zertrümmert, die Republik erklärt wurde — achtete das deutsche Volk die Rechte seiner Fürsten; nicht Einem wurde 1848 ein Haar gekrümmt; nur verlangte das Volk ebensolche Achtung seiner eigenen Rechte, es forderte ein Parlament, eine Reichsverfassnng, Preßfreiheit, Gewissensfreiheit, gleiche Rechte und gleiche Pflichten für Hoch und Niedrig. Wo ein kleiner Lrnchiheil des Volkes fich zu Gewalt, Unordnung, Recbtslosigkeit Hinreißen ließ, da war cs das Volk selbst in seiner unendliche» Mehrzahl, das den Ausschreitungen mit Macht entgegentrat. Im Vorpacla »> e n t blieb die eigentliche Revvluiionspartei in der Minderzahl; der Fünfziger- ansschuß schickte seine Bevollmächtigten, seine Senddoten überall hin, wo ei» Aufstand drohte, wo ein solcher ansbrach, und hals überall die Ordnung halten oder wiederherstellen; das Parlament selbst war sogar von einem unheilvolle» Vertrauens- schwindel besessen, cs sah „keine Reaktion", seine Verfassung ist ein ewiges Andenken der vollsten Anerkennung und Schonung aller Fürstenrechke durch die Vertreter des Volkes.
Tie kurze Zeit der V o lks h c r r sch a st in Deutschland war aber nicht nur nach Innen eine gerechte, sondern auch nach Außen bin eine ruhmvolle. Schleswig und Holstein wurden befreit, Schleswig in den deutschen Bund ausgenommen, ebenso die preußischen Provinzen, die noch nicht im deutschen Bunde waren. Keine Macht Europas hakte dagegen Etwas einznwenden, weder England, noch Rußland, noch Frankreich, denn alle wußte», ! daß das ganze deutsche Volk für diese Reformen ein- treicn werde. Kein Staat, kein Diplomat mahnte damals daran, daß die deutsche Bundesverfassung unter die Garantie der europäischen Mächte gestellt sei, und so nur mit ihrer Zustimmung geändert werden könne.
Die Reichsverfassnng wurde dann insbesondere von den deutschen Großmächten verworfen, bekämpft, — an ihrer Stelle trat der Bundestag wieder in Thätjgkeit, und in den einzelnen Staaten wurden die Verfassungen von 1848 durch ockroyirte Verfassungen beseitigt.
Von da an herrschte — mit Ausnahme etwa von Baden und ein paar anderen Mittel- und Kleinstaaten — die octroy- irte Willknhr. Die selb st g e m achte n Verfassungen haben den herrschenden Parteien der Reaktion nirgends genügt. In Preußen insbesondere trat an die Stelle des ociroyirten Eck ein rechts die offenbare V e r fa ssu n g s l o si g k e i t. lind um diese Verfassnngslosigkeit vor dem Untergange zu retten, fordert das preußische Junkerthum den deutsche» Bürgerkrieg heraus. Der K r i e g d e n t s ch e n Blutes gegen deutsches Blut, der Jnnkerkrieg gegen deutsches VolkSthnm das ist ein Endergebnis der fünfzehnjährigen Reaktionsregierung. Die deutsche Nation, die 1848 zu Ostern in eine Bahn des Rechts und des Rnhmö eingelenkt hatte, steht zu Ostern 1866 an einem Abgrunde, der ihr Vernichtung droht; Dank der Junkern und der Herrschsucht der Reaktion!
Und siehe, heute, in dcr höchsten Noth, sprechen die Regierungen Preußens und Oestreichs selbst das Wort: „Bundes- resorm ans. Aber kaum ist es ausgesprochen, so höhnen die > Politiker Frankreichs und Englands, und sagen offen? „Ja Bun- ! desrcfrrm? da sind wir mit dabei, denn der Bund steht unter ^
! dcr Garantie der europäischen Mächte, und wird nur resormirt l — wenn wirs erlauben!"
> Um zu diesem Ergebniß zu kommen, har Deutschland sechs- - zehn Jahre eine Million Soldaten genährt. Es ist heute ! machtlos und verachtet! Wann wirb ein neues Ostern der Auferstehung kommen? — (Frb. Z.)
T ei g e s - N e u i g k e i t e n.
Stuttgart. Bei der württembergischen Infanterie wird eben ein neues Exercier-Reglement eingeführr, durch welches der Mannschaft das Tragen und das Handhaben des Gewehr? bedeutend erleichtert werden soll.
Stuttgart, 6. April. Die allgemeine politische Lage hat sich in den letzte» Tagen nicht gebessert. Die Spannung ist im Gegentheil nur stärker geworden. Unter diesen Umständen werden die Kundgebungen aus dem Volke von erhöhter Bedeutung. Eine solche wird gegenwärtig für Stuttgart vorbereitet. Wenn die württembergische Presse, groß und klein, die Gesinnung der Würltemberger ausdrückt, so darf man mit Recht sagen: Württemberg ist gegen den Krieg. I» den übrigen Mittel- und Kleinstaaten spricht sich die gleiche Gesinnung ans. Was das Volk in Preußen und Oestreich betrifft, so ist bekannt, das; in Preußen sich entschiedene Abneigung kund gibt, Menschen und Geld dcr abenteuernden Politik Bismarks zum Opfer zu bringe». Die preußischen Zeitungen verzeichnen heute wieder eine ganze Reihe vo» Orten, i» welchen sich die Wähler für Erhaltung des Frie- denS und Aenderung der Regierungswcise (es ist bezeichnend, daß beides immer zusammen genannt wirb) anssprachen. — Nicht ganz so steht eS in Oestreich. Je mehr man hier eine» deutschen Bürgerkrieg verabscheut, desto stärker lodert die Zorncs- flamme ans über den argen Hochmnih, die Anmaßung und Hinterlist der märkischen Staatsmänner, welche denselben herbeiführen wollen. Dieses Gefühl schlägt allgemein durch, und wächst in allen Volksschichten die Entschlossenheit, die preußischen Vergewaltigungen mit dem Aufgebot aller Kräfte zurückznweisen. Die Stimmung ist ebenso durchgreifend als gehoben, weit mehr als im Jahr 1859; „nicht blos das östreich. Heer, sagt die A. Allg., sondern auch die östreichischen Völker werden trotz der wirthschaft- lichen Lage ihre volle Schuldigkeit tbnn und mit Opfermuth ihren Kaiser umgeben." — Die Lage und die Aussichten Preußens find hienach keineswegs günstig. Die preußische Regierung ist ihrem Volke entfremdet, das deren Zwecke und Ziele mißbilligt; von den Mittel- und Kleinstaaten hak es keine Hilfe, eher Widerstand zu erwarten und in Oestreich steht ihm ein Feind gegenüber, der in der begeisterten Unterstützung seiner Völker die Kraft findet, selbst große Unglücksfälle mit Leichtigkeit zu überwinden. Wenn Bismark trotzdem losschlägt, fällt er in die Grube, die er selbst gegraben, denn: Wen Gott verderben will, den verwirrt er. (S.V.-Z.)
Stuttgart. Nach der U. Schn, soll Graf Wilhelm von Württemberg, in Ulm eingetroffenen Nachrichten zufolge, schon seil längerer Zeit in Monaco erkrankt sein.
Stuttgart, 4. April. Das hiesige Handelsgericht erklärte sich in seiner heutigen Sitzung in allen Klagsachen, die gegen die Kgl. Eiseubahuverwaltnng ans ihrem Betriebe erhoben werden, als zuständig und stellte dieselbe somit unter das Handelsgesetz.