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Schwürzwal- - Heimat

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In diesen Tagen machen sich Tausende und Abertausende deutscher Menschen bereit, neue Ar­beitspflichten zu übernehmen. Und diese Bereit­schaft ist nicht nur eine äußere, sondern ist eine Bereitschaft der Herzen. Unser Volk hat sich einen Ruck gegeben. Alle persönlichen Wünsche, alle per­sönlichen Bequemlichkeiten sollen ausgeschaltet sein bis zur Erringung des Endsieges. Viele unter uns hatten schon lange auf alles verzichtet, was über das Lebensnotwendige hinausging. Aber nicht alle Menschen haben von sich ans die Kraft, zu verzichten, wenn irgendwo und irgendwie auch heute bunter Überfluß zu ergattern ist. Damit sie nicht mehr in Versuchung kommen, Zeit und Kraft und Geld zu vergeuden, um sich etwas zu ver­schaffen, was mit dem Weg zum Sieg nichts zu tun hat, werden ihnen künftig die Wege zu Un­zeitgemäßem verstellt sein. Keiner soll es besser haben als der andere. Und es ist doch so, daß die Allermeisten es auch gar nicht besser haben wollen als der Großteil ihres Volkes. Es sieht ja auch je­der ein, daß es viel besser ist, eine kurze Zeit ein hartes Leben der Vereinfachung zu führen, die Hände unermüdlich zu regen und zu helfen, daß di« Fahnen des Sieges über Deutschland wehen, als auf Kosten der Anständigen ein faules Droh­nendasein zu führen, gewürzt mit den Sensatiön- en, auf verbotenen Wegen Genüsse zu erschlei- en, die nicht in unsere Zeit Passen.

Mit der Umsicht und Tatkraft der deutschen Frau überlegen in diesen Tagen die Frauen, die sich neu in die Reihen der Rüstungsschaffenden eingliedern, wie sie alles einrichten wollen, damit sie ihren doppelten Pflichten gerecht werden. Es gibt man­cherlei zu bedenken. Aber die ungezähltes Frauen, die längst in der Arbeit sind, stehen ihnen mit Rat und Tat zur Seite. Mit ihren Pflichten wuchs auch ihre Kraft. Sie hüben ein gutes Gewissen und haben bei all ihren Arbeiten nicht vergessen, wie es ist, froh zu sein. Draußen aber, an den Fron­ten, grüßen in den kurzen Pausen zwischen den Schlachten die Männer vor dem Feind die Schaf­fenden in der Heimat und vor allem diesmal die Neuen", die nun in die Arbeit gehen. Es sind ja ihre Mütter und ihre Frauen, die nun helfen dürfen, die Waffen zu schmieden, die sie brauchen, damit Deutschland lebe. Je mehr wir heute arbei­ten, je härter und herber unser Leben ist, um so eher werden wir es schaffen. Wenn es uns aber einmal schwer werden sollte, so wollen wir an die Soldaten denken' die kein Müdewerden kennen. ! Und an unsere Kinder wollen wir denken, die I lachend in den kleinen Gärten spielen und nach denen der gnadenlose Feind seine tückischen Kral­len streckt. Um ihretwillen tun wir in freudiger Selbstverständlichkeit das von uns Verlangte. Wir brauchen dann auch nicht in helleren Tagen, die wir heute erringen helfen, die Augen beschämt niederzuschlagen, wenn wir gefragt werden:Und was hast D u getan?"

Erstellung einer neuen Gerberei. Bon frühester Jugend auf im Betrieb mittätig, leitet er als Be­triebsführer sein Geschäft mit beispielgebender Umsicht. Er konnte ihm eine ansehnliche Ausdeh­nung geben und ihm noch die damals brach lie­gende Lederfabrik Birkenfeld angliedern.

Aach. Der Führer verlieh das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes an Hauptmann Ernst Rath, Bataillonskommandeur in einem württembergisch- badischen Grenadierregiment, geboren im 3. 8. 10 in Aach.

Durrweilrr. Im engsten Familienkreis haben die Eheleute AndreasLenk und Frau Rosine, geb Seid, in Gesundheit ihr öOjkhriges Ehejubi­läum gefeiert. Der Jubilar war beinahe drei Jahrzehnte Bürgermeister der Gemeinde. Er und seine Frau stehen im 76. Lebensjahr. Beide sind noch in der Landwirtschaft tätig.

Dennach. Die Eheleute Friedrich Ochner und Anna, geb. Pfeiffer, begingen Goldene Hochzeit. Der Jubilar hat sein 76. Lebensjahr vollendet, während die Jubelbraut 70 Jahre alt geworden ist. Beide sind noch wohlauf und gehen ihrer ge­wohnten Arbeit nach. Neun noch lebende Kinder sowie neun Enkelkinder verschönen den Lebens­abend ihrer Eltern und Großeltern.

Ottenhausen. Ein hohes »Alter erreichten die Eheleute PH. H. Glauner und Katharine, geb. Nofer, in bestem körperlichen und geistigen Be­finden. PH. Glauner konnte im April seinen 86. Geburtstag begehen und am 4. August feierte seine Ehefrau, die Trägerin des Goldenen Mütter­ehrenkreuzes ist, ihren 85. Geburtstag. Beide als die ältesten Einwohner des Dorfes feierten bereits letztes Jahr ihre diamantene Hochzeit.

Gchrvertertrüger -auptma«m Schnaufe«

Weilte zu mehrstündigem Urlaub in Calw / Glück­wünsche von Kreisleitung und Ortsgruppe

Wie wir bereits am Samstag mitteilten, wurde Hauptmann Heinz-Wolfgang Schnaufer, Grup­penkommandeur in einem Nachtjagdgeschwader, der als Wjähriger erst vor 6 Wochen das Eichen­laub zum Ritterkreuz erhalten hatte, mit den Schwertern zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet. Unser Landsmann, der zu den be­kanntesten Soldaten der deutschen Wehrmacht zählt, erhielt diese zweithöchste Auszeichnung, die in Deutschland vergeben wird, persönlich aus der Hand des Führers, der ihn zu seinen einmaligen Laten herzlich beglückwünschte. Anschließend an den Besuch beim Führer erhielt Schwerterträger Schnaufer einen kurzen, nur mehrstündigen Ur­laub, um seine Mutter in der Heimat zu besuchen. Der Kreisleiter, Oberbereichsleiter Baetzner, übermittelte bei dieser Gelegenheit dem berühmte­sten Sohne der Kreisstadt die Glückwünsche der Partei. Auch der Ortsgruppenleiter, Obergemein- schastSleitcr Nick, gratulierte Hauptmann Schnau­fer bestens namens der Ortsgruppe der NSDAP. Eine offizielle Ehrung ist für später vorgesehen, wenn Schwerterträger Schnaufer zu längerem Ur­laub in Calw sein wird.

Eimte-Begmn im Bo«derschma«zwald

Mit dem Schneiden der Wintergerste wurde angefangcn

An den letzten Tagen wurde mit dem Schneiden der Wintergerfte in unserer Gegend begon­nen. Damitz hat die Ernte eingesetzt.

Einige Tage früher hat man schon Roggen geschnitten. Roggen wird bei uns wenig angebaut, man braucht die Roggenhalme zum Binden. Im Hinteren Nagoldtal, namentlich auf den Höhen im Hinteren Wald, wird dagegen viel Roggen an­gebaut.

Vereinzelt hat man Wintergerste schon einge- sahren. Im Gäu ist auch mit dem Schneiden des Weizens schon angefangcn worden.

Am allgemeinen kann gesagt werden, daß das Getreide sehr schön steht. Es bleibt hoffen, daß nun gutes Erntewetter einsetzt und die Ernte­arbeiten schnell vonstatten gehen.

Die Menschen freuen sich Wohl am Anblick wo­gender Getreidefelder, aber nur wenige haben eine Ahnung davon, welch technisches Wunderwerk ein Strohhalm ist. Wer diesen einer näheren Betrach­tung unterzieht, kommt zu ganz erstaunlichen Fest­stellungen. Ein Roggenhalm z. B., aus Hundert­tausenden einzelner Zellen zusammengefügt, nur etwa drei Millimeter dick, trägt auf 1^ Meter hohem Gipfel die schwere Last der Aehre. Beacht­lich dabei ist die Geschmeidigkeit des Halmes, die es ihm gestattet, seine Spitze bis zum Boden herabzubeugen, ohne daß er bricht.

Wissenschaftliche Untersuchungen ergaben, daß in Pflanzenstämmen, insbesondere auch in den Ge­treidehalmen, die Tragkraft und Biegungsfestigkeit durch ähnliche. Konstruktionen erreicht wird, wie sie der Mensch bei seinen höchsten Bauten, Brül­len, Türmen usw. anwendet, wobei das Bestreben zugrunde liegt, mit dem geringsten Stoi^'stwand

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größtmöglichste Festigkeit zu erzielen. Es ist nicht allein die Röhrenform, die ja an sich schon größere Biegsamkeit und Widerstandskraft gewährleistet und Baustoffe spart. Die Röhrenwand ist oben­drein verstärkt durch Einlagerung von Kieselsäure und Einfügung fester Steifungsstränge. Es sind Hartbaststränge, die ungemein zäh und nahezu un­

zerreißbar sind. Dazu kommt das Wunder der Knoten, massive Querwände, die zur Widerstands­kraft des Halmes so beitragen, daß er, wirklich einmal geknickt und wie abgestorben auf der Erde liegend, sich in wenigen Tagen wieder aufrichten kann.

So offenbart sich auch im Getreidehalm eines der vielen kleinen und doch so großen Wunder, an denen die Natur so reich ist.

Aus den Nachbargemeinden

Neuenbürg. Seinen 70. Geburtstag beging Fab­rikant Karl Wann er. Nachdem er das Unglück hatte, daß sein väterlicher Betrieb in der für Neuenbürg denkwürdigen Neujahrsnacht 1925 völ­lig niederbrannte, ging er unverdrossen an die

Pforzheim. Die Ehefrau Maria Roller, Vogelsangstr. 87, mußte mit fünf Tagen Haft be­straft werden, weil sie während eines Flieger­alarms ihre Wohnung nicht verdunkelt hatte, so daß Lichtschein nach außen fiel und weithin sicht­bar war. Die Wohnung war sowohl vor als nach dem Fliegeralarm hell beleuchtet.

Bondorf. Die Molkereigenossenschaft hielt ihre diesjährige Generalversammlung ab. Vorstand Seeg er berichtete über die Geschäftstätigkeit. Ausbezahlt wurden 265 787 RM. Milchgeld. An­schließend wurden die Milchleistungsprämien be­kannt gegeben. Die Gesamtsumme der Prämie beträgt 21862 RM. Zu Grabe getragen wurde die älteste Einwohnerin unserer Gemeinde, Frie- drike Hörmann, geb. Werner. Sie starb im Alter von 93 Jahren. Bis in ihr hohes Alter führte sie ihre kleine Landwirtschaft.

Das sind die Kriegshilfsdienstmaiden!

Jeder kennt fle im Rüstungswerk KHD-Maiden gehen, neue kominen

Ende Oktober rücken wieder frische Kriegshilfs­dienstmaiden aus den RAD.-Lagern an ihre kriegs­wichtigen Arbeitsplätze, von denen der nachstehende interessante Bericht erzählt.

ES hat gegongt! Draußen ist eS noch dunkel, und Sterne stehen am Himmel, der im Osten schon den kommenden Tag anzeigt. Zn dieser Stunde find die Kriegshilfsdienstmaiden schon angetreten, um sich auf den Weg zur Arbeit zu machen. Es ist di« kälteste Stunde der Nacht;

im Sommer gerade recht, um «inen erholsamen Marsch zu machen, ehe die Sonne ihre sengen­den Strahlen aus schickt, di« allen Arbeitenden das Leben sauer machen. Jetzt im Spätherbst aber geht der Morgenweg durch die Nacht. Kein Vogel läßt seinen sonst so vertrauten Morgen- gesang hören. Nur die Arbeitslust ist durch diese Dunkelheit nicht zu beeinträchtigen. Früb- aufstehen sind sie ja gewöhnt, die Mädel, d«e schon «in halbes Jahr Arbeit beim Bauern ver­richtet haben, um nun ein weiteres Halbjahr im vollen Bewußtsein der Notwendigkeit ihres Schaffens, dem Volke zu dienen im KriegS- ssilfsdienst.

Die erste Schicht werkt schon zwei Stunde», venn die andern Maiden, die zu normaler Zeit beginnen, in singenden Gruppen an den ArbeitS- -latzen derFrübschichtler" vorbeiziehen. Ein woher Gruß erhellt dann das emsige Tu« und äßt die Hände noch einmal so schnell die «»- iorderlichen Griffe tun.

An einem Platz klingt »in Sieb a«f, zurrst aur von einer gesummt, von den anderen auf­

gegriffen, um dann von allen gesungen zu wer­den, von Kriegshilfsdienstmaiden, Frauen und Männern. Ist eS doch gerade daS Singen, da» immer wieder zusammenschließt und auch all« Aufgaben schneller von der Hand gehen läßt.

Aber nicht überall können die Maiden ge-> ineinsam mit den Kameradinnen tagsüber ihr« Arbeit ausführen, wie es in diesem Rüstungs­betrieb möglich ist. Erfolgt der Einsatz z. B. als Schaffnerin bei der Straßenbahn, bann sind sie tm Dienst auf sich allein gestellt! Aber es ist ein schönes Bewußt­sein für eine KHD.-Maid, an oem Platz eines Mannes zu stehen, der nun für den Front- dienst frei geworden ist.

Neun Stunden Arbeitszeit gehen vorbei, selbst wenn di« Tätigkeit gar nicht schmecken will. Nach Schichtschluß herrscht ein unbeschreiblicher Menschen­andrang auf allen Wegen, di« zum Werktor führen. Alles strebt erzählend und sich eilend dem Ausgang zu. Und mitten in dem Gewimmel marschiert eine Gruppe Mädel, ausgerich­tet und straff, ein geordneter Block innerhalb des Gewühls von deutschen und ausländischen Arbeitskräften. Das sind die Kriegshilfsdienstmaiden, die je­der im Werk kennt, und die stolz darauf sind, dienen zu können in einer Zeit, in der das Schick­sal unseres > deutschen Volkes und Europas entschieden wird.

Mit gesundem Appetit wird dann in der Gemeinschafts­unterkunft das Essen verzehrt. Eine Portion reicht oft nicht aus, um den Hunger zu stillen. Dann gibt es einenNachschlag" und voller Befriedigung stellen alle fest, daß es wieder sabelhaft geschmeckt hat.In diesem woh­ligen Gefühl kann man eS auch leichter ertragen, wenn vei der Pvstvertettung kein Brief dabei ist und man einmal leer auS- gehen muß. Postverteilung ist die schönste Stunde des Tages. So war eS auch schon im RAD.-Laaer.

Nachmittags oder abends, nach Beendigung der Arbeiten in den Einsatzstellen, sind die Kriegshilfsdienstmaiden zu straffem Dienstbe­trieb in der Unterkunst zusammengefaßt. Mon­tags ist Waschen, Plätten, Stopfen und Flicken. Dienstags wird gesungen uno Mittwochs ist frei für private Dinge. Donnerstags werden Leibeserziehung oder Volkstanz durchgeführt, und abends geht eS ins Kino. Freitags findet die politische Zeitungsschau statt, und dann kommt der Samstag mit dem langersehnten freien Nachmittag, an de« man tun und lasten kann, was mau will. Früh geht'S ins Bett, so daß trotz langer Arbeit und strammem Dienst­betrieb neun Stunden Schlaf für die KriegS- hilfsdieustmaiben gewährleistet sind. Woche für 'Woche vergeht, und immer erst nach vierzehn 'arbeitsreichen Tage» gibt «S eine» freien Sonntag, der der GestaltnngSknnst der einzel­nen Machen überlasten ist-

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Lundborg legte leine hohe Stirn in Falten» Wendelin?" wiederholte er,ich kann mich nicht erinnern. Wieso kommen Sie auf diesen Na­men?"

Ja, da» ist schon wieder eine neue Spur. Ein Wendelin ist da aufgekreuzt, der uns sicher eine ganze Menge zu sagen hätte, aber nun ist er verschwunden, und niemand weiß, wohin. Ich dachte. Sie hätten in irgendwelchem Zusammen­hang einmal von ihm gehört. Wir misten ja außer dem Namen nichts, und doch muh er mit dem Hause in irgendeiner Verbindung stehen."

Nein", sagte Lundborg wieder,so sehr ich auch überlege, von einem Wendelin habe ich bestimmt noch nichts gehört."

Na, dann lassen wir ihn ruhen", brach Gol- latz das Gespräch ab, obwohl man das Empfin­den haben mußte, daß ihn der Gesuchte im Au­genblick sehr beschäftigte.

Mittlerweile waren sie auf der glatten Straße ein gutes Stück vorwärts gekommen und sahen vor sich den großen Wagen des Barons. Nach einer guten Stunde Fahrzeit waren sie am Kre­matorium angelangt.

Die Trauerfeier bot das übliche Bild von schwarzgekleideten, etwas bleichen Menschen, die einander stumm die Hände drückten. Die Baronin Rixa bekam einen Ohnmachtsanfall und mußte von Gitta hinausgesührt werden. Unter Schluch­zen und Orgelmusik sank der Sarg mit dem, was einst Bernhard von Rente-Sierow gewesen war, in die Tiefe des läuternden Feuerherdes.

Bei der anschließenden Testamentseröffnung hatten sich erstaunlich viele Verwandte zusammen­gefunden. Gollatz schätzte mehr, als bei der Feier zugegen gewesen waren. Der Berliner Notar, Dr. Stadel, war telefonisch hierher gebeten worden. Cr saß wie eine Heiligenfigur zwischen den bei­den Beisitzern in der Robe und wartete auf di« eintretende Stille, um die Amtshandlung vorzu­nehmen.

Auf der Bank vor dem Richtertisch saßen Gitta und ihre Mutter, dahinter standen die Onkel. Tan­ten und Vettern der verschiedenen Zweige der Rente-Sierow, Rente-Kynast. Gollatz hatte sich am Eingang aufgestellt, um möglichst jedes ein­zelne Gesicht sehen zu können. Dr. Lundborg hatte an der gegenüberliegenden Seite einen Stuhl ge­funden und sah aus, als ginge ihn die ganze Sach« nichts an, oder als sei er nur aus Höflichkeit der Familie gegenüber gekommen.

Das verschlossene Testament wurde herumge­reicht, Beisitzer und Angehörige prüften die Un­versehrtheit der Siegel, die dann der Notar er­brach, um den letzten Willen Bernhards von Rente-Sierows zu verkünden.

Alle sahen gespannt auf den Mund Dr. Sta­dels, der mit leiernder Stimme den Inhalt wie­derzugeben begann.

Frau Rixa, ganz in Schwarz mit weißgepuder- tem Gesicht, die dünnen Lippen fest zufammen- gepreßt, den Blick der grauen Augen auf den Notar geheftet, sah fast geisterhaft aus. Gitta preßte ohne Unterbrechung ihr Taschentuch zwi­schen den Fingern und hatte die Lippen halb ge­öffnet. Ihre starre Haltung gab ihr das Aussehen eines verängstigten Kindes. Nur Alice von Na­benhorst saß, auf ihren Stock gestützt, mit etwas vorgeneigtem Kopf da, als habe sie eine Häkel­arbeit vor. Aus ihrem steinernen Gesicht war keine Gemütsbewegung abzusesen. Lundborg hatte sein Gesicht nach der Decke gerichtet, auf den großen Brillengläsern blitzte der Rester des trü­ben Tageslichtes.

Und so verfüge ich letztwillig, daß mein be­wegliches und unbewegliches Eigentum, sowie das vorhandene Barkapital zu gleichen Teilen an meine Ehefrau, Rixa, geborene von Arnsdorf, und meine Tochter Gitta von Rente-Sierow Mt, mit der ausdrücklichen Bestimmung, daß die Nutz­nießung der unbeweglichen Güter nicht dem der­zeitigen Verehrer meiner Tochter Gitta, Herrn Manfred von Lohof, zugute kommt. Alleinig« Verwalterin bleibt bis zu ihrem Tode meine Ehe­frau Rixa, geborene von Arndsdorf. Sollte durch die Ungunst der Umstände meine unbeweglich« Habe auf dem Zwangswege versteigert werden müssen, so kommt der Erlös zu gleichen Teilen meiner Frau und meiner Tochter zugute. Mei­nem Diener Leopold Ungewitter vermache ich in Anerkenntnis seiner treuen Dienste 2000 Mark, weitere 2000 Mark sind zu gleichen Teilen an das übrige Hauspersonal zu verteilen. Herrn Dr« Lundborg, dem ich Jahre ehrlicher und unersetz­licher Mithilfe bei der Abfassung meiner Werk«? zu danken habe, der als einziger meiner Ver­wandtschaft meinen Arbeiten volles Verständnis entgegengebracht hat, vermache ich letztwillig zehn Blätter meiner Sammlung graphischer Werks nach seiner eigenen Wahl mit der Bitte, daß ex vollenden möge, was ich nicht mehr habe voll­enden können."

Während der Verlesung war Rixa halb von ihrem Stuhl aufgesprungen, rang mit aufgeris- senen Augen nach Atem, besann sich aber sofort wieder und sank zusammen. Gitta brachte ein er­sticktesAch" über ihre halbgeöffneten Lippen, während die alte Baronin von Nabenhorst ihr steinernes Gesicht zu einem Lächeln verzog.

Lundborg sah den Notar mit einem Ausdruck äußerster Ueberroschung an.

Wortlos und langsam gingen alle hinaus. Gol- latz blieb an der Tür zurück und stellte sich dem Notar vor.

Entschuldigen Sie, Herr Dr. Stadel nur ein paar Fragen. Wann hat der Baron das Te­stament gemacht?"

Der Notar sah ihn mit einem küblen Blick an, als betrachte er diese Frage als eine Zudring­lichkeit.

Erscheint Ihnen etwa» nicht in Ordnung?*

,^)as natürlich nicht. Aber ich hätte gern g«j mußt, wann diese Fassung de« letzten Willen« niedergelegt wurde."

Es bestand bereits seit einigen Jahren ein Te­stament des Herrn von Rente-Sierow abe» vor einem halben Jahr hat er es verändert."

Vor einem halben Jahr", wiederholte Gollatz überlegen^ «so ist in letzter Zelt nicht mehr dt« Rede davon gewesen, den Willen zu ändern?"

Doch, der Baron kam kurz vor seinem", der Notar macht« «Ine kleine Pause, als suchte e? das richtige WortTode zu mir, um Einzel­heiten bezüglich einer nochmaligen Aenderung mit mir 3V besprechen." '

(Fortsetzung folgt.?