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Stuttgart. Nach einer Bekanntmackung der K- Eiseu- bahndireklion werde» unter ganz bestimmten, aber billigen Bc- di»i,u»nen Plakate in Eisenbahnwaggons zugelasseu, welche als GesckäftSempsehlung der oder jener Firma dienen. I» anderen Ländern, z. B. Amerika sind solch? Ankündigungen längst im Gebrauch und stets von ausgezeichnetem Erfolge. — Der Verein zum Wohlc der arbeitenden' Elasten, der sich vor einiger Zeit constitnirt, erlägt jetzt einen Aufruf zur Zeichnung von Beiträgen, seien sie nun veriodisch (jährlich 5 fl.) oder einmalig. Es Han, delt sich um die Erbauung eines großen Gesellsckaftshauies, für welches noch vor dem Aufruf etwa 20000 fl- gezeichnet worden sind. Mit dem neuen Hanse soll auch eine Wasch- m>d Badeanstalt verbunden werden.
Ans Frankfurt wird gemeldet, daß am 20. d. M. eine Konferenz mittclstaatlicher Minister stattgefunden habe. Tie Herren bätte» sowohl nnler sich als mit den BnndcSpräsidialgesandten verhandelt und das Ergebnis; ibrer Berathnngcn fei gewesen: „sich streng a» das Bundcsreckk zu halten und demjenigen der Großstaateu beiznstehen und sich an denselben rückhaltlos anzn- schlicße», der erkläre, sich selbst an das BnndeSrcÄt halten zu wollen. Da der östreichstschc Vertreter die Erklärung abgegeben bat, daß Oestretch die Entscheidung über die schleswig-holsteinische Frage dem Bunde fortan anheimgebc» wolle, so würde also die Mehrzahl der deutschen Staaten auf Oestrejchs Seite gegen Preußen stebcn, falls letzteres für sich allein die Frage gewaltsam mit dem Schwert entscheiden wollte/'
Frankfurt. 27. März. Noch läßt cs sich nicht absehen, zu was man sich in Berlin entschließen wird. Tie Ansichten sollen dort mitunter stark wechseln. Allerdings mehrt sich auch in Preußen die Zahl derjenigen, welche die Ungeheuern Gefahren erkennen, hierdurch die Eroberungssucht über Land und Volk gebracht werden. Heute warnt sogar der bekannte, sonst so heißblütige Korrespondent der Köln. Ztg. ans Holstein vor dem Herbeiführen einer KrisiS, in welcher „Preußen völlig isolirt dastündc." Doch anderseits wird von Berlin aus neuerdings behauptet, Preuße» halte an der Annexion fest, und — eine Betheiligung des Bun- destags wäre das Signal znnr Bürgerkriege. — Wie, dies wäre die Bundestreue, welche Preußen wie jeder andere deutsche Staat zu leisten schuldig ist?! Damit wäre die völlige Unhaltbarkeit der jetzigen Zustände, cs wäre aber auch zugleich der Standpunkt für alle diejenigen Regierungen i» Deutschland bezeichnet, welche darüber etwa noch im Schwanken sich befinden sollten.
München, 30. März. Die übliche Fußwaschung von 12 Greisen am grünen Donnerstag hat der König dieses Jahr nicht selbst vollzogen, sondern damit den StiftSprodst v. Döblinger beauftragt. Der älteste der Männer ist der 99 Jahre zählende Veteran Adam Iva aus Karisberg in der bairischen Pfalz.
Wie aus Würzbnrg und andern Universitätsstädte» gemeldet wird, wurden alle armeepflichtigen preußischen Studenten nach Hanse berufen, nm sich bei den Truppenkörpcr», in welche sie eingelheilt sind, zu stellet,. Dasselbe gilt von den östreichischen Offizieren, die sich in Urlaub befinden.
In Würzbnrg ist der städtische Leiche nwärt er in Untersuchung gezogen worben; er wird beschuldigt, die Leichen heimlich verstümmelt und einzelne Theile an Mediciner verkauft zu habet,. Den Leichnam eines Gärtners, seines Feindes, traktirte der rohe Mensch mit Ohrfeigen.
Vom Niederrhein, 22. März. Obgleich noch Niemand ernstlich an den Krieg glauben will, so ist doch des Unbegreiflichen in der kürzesten Zeit so viel in unserem Staate geschehen, daß auch das Unbegreiflichste noch Vorbehalten sein könnte. Selbst Zeitblätter, welche sonst alle Kriegsgerüchte weit bei Seite schoben , beginnen in den letzten Tagen die Parteien zu mustern, das zusammen zu fügen, was nach ihrer Meinung miteinander gehen dürfte. Preuße» würde nach ihnen Rußland und Italien als Stütze haben, während Oestrcich durch den Deutschen Blind, durch Frankreich und Dänemark thätigc Hilfe zu gewärtigen, selbst England auf seiner Seite haben dürfte. Wir können aber diesen Politiker» nicht genug eiuschärfen, baß die Hilfe der genannte» Staate» nur darin bestehen würde, da»», wenn einmal die Leidenschaften erwacht, die beiden Hälften Deutschlands gegen einander losschlügen, die edlen Helfer dafür sorgen würbe»: daß
! sie selber nicht zum kürzesten, die Schützlinge aber ans keinen grünen Zweig kommen würden. Man erinnere sich nur, wie der Franzosenkaiser sich so rasch zum Frieden bereit sah, als er das „frei bis zur Adria" so leicht bätte ins Leben rufen können, daß er Furcht bekam vor dem Glücke des Schützlings! Frankreich würde sich unfehlbar die Nheinlande, Dänemark würbe sich die Elbherzogthümer und Rußland sich die Tonaufürstenlhümcr nch. men, wenn Italien sich durch Venedig, England sich durch einen andern Bruchtbeil abfinden ließe und so würde dem armen Deutschland auf die rechte Weise geholfen, de» beiden Hauplkriegsühren- den schließlich anheimgestellt bleiben: sich durch Mediatisirung der »och vorhandene» deutschen Fürstenlhümer und Reiche so gut es gehen mag, zu entschädigen. Alle Errungenschaften der Neuzeit wären auf diese Weise für lange, lange Zeit verloren und die, welche Alles erringe» wollen, würden zuletzt einsehen, daß sie mit Recht alles verloren hätten.
Berlin, 28. März. Die Nordd. Allg. Ztg. enthält eine Mittheilung, baß die preußische Regierung an die Kabinette der BundeSmächle eine Depesche gerichtet habe, in welcher die Unzulänglichkeit des bundesinäßigenWegcs zur Ausgleichung des Konfliktes betont und die Nothwendigkeit angedeutet werde, in dem Konflikt bestimmte Stellung einzunehmcn, zu welcher die östreichischen Rüstungen immer ernster drängten. Der Staatsminister v. Watzdorf habe, meldet das genannte Blatt weiter, nach einer Konferenz mit dem Herrn v. Beust, im Namen Weimars, Preußen auf Art. ll der Bundesaktc verwiese»; es sei also zu erwarten, daß Hr. v. Beust in ähnlichem Sinne antworten werde. (T.d.F.Z.)
Berlin, 28. März. Die heutige „Provinzial-Correspond." sagt: Die preußische Regierung muß wachen, daß die Landes- grenzen keinen Augenblick nnvertheidigt sind. Vermöchte Oest- reich überwiegende Truppenmasseu dicht an der preußischen Grenze anfzustellen, ohne daß Preußen das erforderliche Gegengewicht bereit hätte, so könnte möglicherweise eine plötzliche weitere Verwickelung den zunächst auögesctzten LandeStheilen wenigstens augenblickliche Gefahren bereite». Die Regieruug darf diese Verantwortung nicht übernehmen. In diesem Augenblicke dürften bereits Befehle zu denjenigen militärische» Maßregeln ergangen
> sein, welche unerläßlich sind, um einer etwaigen Angriffsgefahr
> sofort nachdrücklich vorzubengen. Preußen hat den Krieg nickt
gesucht, noch Oestrcich dazu heranSgefordert, aber cs muß in der Lage sei», allen Ereignissen ruhig entgegenzusehen. — Die Staatshaushalts»»;»! wirb, wie die „Prov.-Corr." meldet, binnen Kurzem im Staatsanzeiger publizirt werden. (T. d.F.Z.)
Der Fürst von Hohcnzollern soll bei seiner Abreise von Berlin gesagt haben, der Krieg sei unvermeidlich, wenn Oestretch keine Geldentschäbigung (50 Millionen Thaler) annehme. Der König scheine die Annexion von Schleswig-Holstein um jeden Preis zu wollen.
Dem Bundestage wollen weder Preußen »och Oestreick das Wort gönnen; ein deutsches Parlament gibts nicht, der östreichiscke Reichstag ist suSpendirk, der preußische Landtag heimgeschickt. Ist das deutsche Volk in feiner wichtigsten Angelegenheit inund- todt? Doch nicht ganz. In Köln und Solingen haben Volksversammlungen erklärt: wir wollen keinen deutschen Bruder- und Bürgerkrieg! Wird Berlin diesem Beispiele nicht folgen? Werden nicht aus zahllosen Städten und Städtchen Preußens und Oestreicks telegraphische Depeschen an König und Kaiser kommen mit dem Rufe: wir wollen k e t n e n B ü r g erkri e g!
Aus Westp Halen, 24. März. Wie verlautet, werden einige Logen unseres Landes Aufrufe an alle Logen Deutschlands erlassen, dem verderblichen Einflüsse der Kriegspartei entgegen zn treten. Wenn die Presse, wen» die Loge, wenn das Volk seine Schuldigkeit thut, dürste die Jnukerpartei doch ihr frevles Spiel so leicht nicht durchsetzen.
Köln, 28. März. In einer gestern unter dem jVorsitze des Abg. Roggen abgehalteneu Bürger-Versammlung, welche etwa 300 Anwesende zählte, wurde eine umfangreiche Erklärung angenommen, deren Hauptpunkte folgende sind: es soll der Frieden erhalten, ei» aus freien Volkswahlcn hervorgehendcs deutsches Parlament soll berufen und über die Elbherzogthümer soll erst nach Anhörung der Bevölkerung entschieden werden.
Wien, 24. März. Daß Preußen bis zum Acußersten gehen wird, um eine Annexion der Herzogtümer zu.erzwingen, ist leider gewiß. Der italienische General Govoue wohnt den Sitzuu«