selbe, nachdem er in auffallender Weise die Hände seines Dieners herzlich gedrückt Halle. Ter Lieulenank rill nun durch die Stadl nach Manahikf. Vor der Linie nächst der Haupteinfahrt des Westbahnhofes angekommen, zog er ein Terzervl aus der Tasche, fehle sich fester im Sattel und schoß sich eine Ladung durch de» Mund. Durch die Alamirung des Schusses eilten sowohl mehrere Bedienstete der Weslbahn, als auch der bei der Linie stehende Wachposten herbei, und fanden den vom Blute triefende» Leich­nam, das abgeschossene Terzerol krampfhaft in der Hand haltend und den Kopf auf die linke Seite hiuabhängcnd. Merkwürdiger­weise wurde das Pserd durch Le» heftigen Knall nicht im Ge­ringsten beunruhigt, sondern blieb ganz uihig auf dem Platze stehen. Der Leichnam wurde sofort vom Pferde gehoben und in die Poltzeiwachtstnbe gebracht. Tie Motive des Selbstmords sind bisher unbekannt. Lieutenant St. war ein sehr beliebter Offizier.

In Zvlobad in Wolhynien hat ein toller Wolf 40 Men­schen gebissen; viele davon sind auch toll geworden und fallen alles mit de» Zähnen an. (Dfz.)

Altona, 8. März. Der hiesige mit Berliner Nachrichten oft gut bediente ..Beobachter" will diese Nacht durch Depesche die Nachricht erhalten haben, daß zwischen den deutschen Groß­mächte» eine Etnignng in den wesentlichsten Punkten erzielt sei und daß der Abmarsch der Oestreicher bevorstehe. (Fr. Z.)

Bukarest, 1. März. Bor einem Jahr wurde hier einer Frau DrogavaSca die Diamanten gestohlen. Man hat dieselben bei K n s a's P o l izc ipr ä fe k ten vorgefnndc» und in der Lieb- rechl'schcn Korrespondenz einen Brief der Marie Obrenowitsch, worin diese Dame schreibt:Tie Diamanten sind in meinem Hanse, aber sorgen Sie dafür, daß die Polizei nickt zu viel suche." Kusa hatte jährlich nur 80,000 Dukaten zn beziehen und dennoch zwei Milt. Gulden bei Seite geschafft. Und dieses Ränbergesiiidcl herrschte über ein Volk! Ans der Kammer- Sitzung vom 23. Febr. meldet der Pesther Lloyd folgendes In­termezzo: Ter in der Kammer befindliche Thronseffel zeigte die Jnitalien des Fürsten, ck. I. (Alexander Joan.) Unter dem größten Jubel des Hanfes stürzten mehrere Deputirten ans jene Initialen los, lösten dieselben ab und unter einstimmigem Hnr- rahrnfen ihrer Kollegen zerbrachen sic sie in Stücke. Der Prä­sident der Kammer aber, Nica Catargin, der ineime Freund Ku- sa's, hob die Bruchstücke ans und küßte sie, worauf dieser treue Freund noch in derselbe» Sitzung den Wahlart Philipp's mit- unlerfertigtc.

Bukare st. Kusa soll eine Protestatio» gegen seine erzwun­gene Abdankung an die Schutzmächle gerichtet und seine Wieder­einsetzung verlangt haben, was unfehlbar ein frommer Wunsch des svrtgcjagken kleinen Tyrannen bleiben wird.

Florenz, 3. März. Die Italiener bilden gegenwärtig einen großen Verein zur Tilgung der Nakionalscknld, unter dem Namen Öonsortio nationale. Man darf hoffen, 300500 Mill. znsammenznbringen. Das Consorzio reicht von einem Ende Ita­liens bis znm ander». Man meldet bereits Zeichnungen von einer und von zwei Millionen. Privatleute zeichnen sich mit 100,000, 200,000500,000 Fr. Die Zeichnungen von meh­reren Tausenden von Franken sind zahlreich. Auch kleine be­scheidene Spenden geben in großer Anzahl ein. Leute von einem kaum mehr als mittelmäßigen 'Vermögen biete» Hunderte von Franken an. Das Land, welches es verstanden bat, dem natio­nalen Werke sein Blut zu opfern, zeigt heute, Las es fähig ist, sein Geld auf den Altar des Vaterlands zu legen. Der bei Gelegenheit der Annahme des Handelsvertrags mit dem Zoll­verein vom Parlament an Deutschland gerichtete Gruß lautet: Die Kammer richtet an Deutschland ihren Frenndschafksgruß und wünscht den Tag herbei, an welchem eine intimere Vereini­gung der beide» Nationen möglich sein wird."

Paris, 7. März. Nach derBreslauer Ztg." ist Graf Gallas, Höchstkommandircnder in Böhme», nach Wien berufen, wo eine Kommisston unter dem Vorsitz des Kriegsministers die Frage der Mobilmachung und der Bewaffnung der böhmischen Festungen berathen wird. Morgen findet ein Kriegsrath un­ter dem Vorsitze des Kaisers statt. Der Kommandant des Korps soll schon bezeichnet sein. Erzherzog Albrecht werde im Falle ei­ner Mobilmachung 50,000 Mann kommandiren, die an der Grenze Galiziens koncenlrirt werden.

Paris, 9. März. TerMoniteur" von heute Abend mel­det, daß der kaiserliche Prinz, welcher die rothen Flecken halte, vollkommen wiederbergestellt ist. Nack derPatrie" wird die Conferenz für die Angelegenheit der Tvnansürstenthnmer nächsten Montag unter dem Vorsitz des Hr». Drony» de Lhuis znsammen- rreten. (T. d. Fr. Z.)

Im Juli werden es hundert Jahre, daß Lothringendefi­nitiv", wie die France sich ansdrückt, mit Frankreich vereinigt ward. In Nanzig soll diese Jnbelfeter glänzend begangen wer- den; der Kaiser und die Kaiserin werden in Person dem Feste anwobnen und die letztere betreibt es auch, daß Nanzig Sitz ei­nes neuen Erzbischofs wird. Diese Absichten werden den Loth­ringer» jckou jetzt angekündigt.

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Unter die verloren gegangenen Erfindungen gehörte bisher die alirömischc Kunst der M örtel b e r e i k n n g. Bei jedem rö­mischen Banüberrest mußte man sich sagen, daß die Alten einen besonderen Kunstgriff gehabt haben müssen, um ihrem Mörtel die für uns unerreichbare Härte zn erlheile». Jetzt endlich scheint Professor ArtnS dieses alte Geheimniß gelöst, oder wenigstens ein Mittel gefunden zu haben, das gleiche Erfolge sichert. Ein gewöhnlicher Mörtel ans einem Theil guten gelöschten Kalk und drei Lheilcn feinen Bausand wird nach seiner Anweisung unmit­telbar vor der Verwendung noch mit dreiviertel Theilcn fein ge­pulverten ungelöschten Kalk innig gemischt und rasch verarbeitet. Tie Masse erhitzt fick, die Silicaibildnng, d. h. die chemische Verbindung von Kieselerde und Kalk beginnt sofort und geht so rasch vorwärts, daß bei Versuchen schon nach vier Tagen ein spitzes Eisen nicht mehr in den Mörtel getrieben werden konnte und nach zwei Monaten die völlige Steinbildnng und Verwach­sung mit dem Manergestein erfolgt war. Dabei besteht noch der besondere Voriheil, daß diese Masse sich zn Lust- wie Wasser­mörtel gleich gut eignet.

Ein indischer Hochzeitssckmnck. Wer begierig ist, die Menge und das Gewicht der Edelsteine zn erfahren, welche die Toilctte einer jungen Dame in Indien an ihrer» Hochzeitstage schmücken, der wird wohl an folgender Schilderung des Doktor Livingstone Befriedigung finden. Ein Turban ans rolbem Ca­shemir schlingt sich um dorr Kops der Braut und fällt wellenlör- mig bis an die Hüften hinab. In den prachtvollen Zöpfen ih­res schwarzen HanprhaareS sind keine Blumen, der Hals, die Schultern, die Arme und Berne sind nnverhnllt. Aber sie trägt achtzehn fingerdicke Ringe in Email mit Edelsteine» an jedem Bein und drei an jedem Knie, neunzehn Ninge von demselben Stoff am linken und acht am rechte» Arme. Außerdem hängt an jedem Ellenbogen ein weiter elfenbeinerner 'King. Hiezu füge man noch zwei größere Ringe, von denen der eine einen Kranz um den Gürtel und der andere um den Hals bildet, und die Toilette ist fertig. Das Gewand erwähnt der Doktor nur, um an dessen Vorhandensein zn erinnern, so sehr verschwindet es nn- ter dem Feuer der Juwelen, deren Glanz den Blick bezaubert und blendet.

(Glückliche Antwort.) Ein Soldat, welcher ei» Paar silberne Löffel gestohlen halte, ward zum Tode geführt. Sein General sagte: Du bist ein braver Soldat und hast wegen ein Paar Löffel das Leben in die Schanze geschlagen. 'Hab ich das nicht täglich für neun Kreu­zer gethan?" antwortete kaltblütig der Soldat. Diese Antwort rettete ihn voin Tode.

Mannheim. Nach Anhörung einer Fasten-Predigt klagte eine Kasino-Köchin ihrer Kollegin: Jetzt will man uns gar zur Ctvilehe zwin­gen; mich aber bringt Niemand von meinem Feldwebel!

Aus einer Schlcswig'schcn Schulstube.

S chü ler (deklamirend:)

Drum prüfe, wer sich ewig bindet,

Ob sich das Herz zum Herzen findet!

Der Wahn ist kurz, die Reu' ist lang!"

Lehrer: Was besingt der unsterbliche Schiller ln diesen Versen? Schüler: Die Annexion Schleswig-Holsteins. (Wespen.)

Wintcrbild.

Vereiset starre» die Bäche,

Die Mühlen stch'u in Ruh'

Dort plauschen drei alte Weiber,

Denen friert das Maul nicht zu.

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaisersschen Buchhandlung.