Bukarest, 27. Febr. In sämmtlichen hiesige» StaatSkas- fen fand man bei Uebernahmc derselben durch die provisorische Regierung nur 50 Dukaten. So gründlich batte Knsa auf­geräumt, der seine Avauagc pro Februar bereits vorsichiiger- wcise erhoben hatte. Er hatte nicht Scham genug, so lange zu warten, bis sein Gehalt fällig war, während seit Monaten Be­amte keine» Gehalt und Willwcn und Waisen keine Pension er­halten konnten. Ter Post- und Telegraphcn-Dircktor Liebrecht hatte eine reichere Kaffe, doch besah merkwürdig genug den dazu gehörigen Schlüffe! der französische Konsul Tillos. Trotz der Prolestation dieses Herrn wurde die Kasse doch erbrochen, und darin 2fs Mill. Piaster, eine Liste von Personen, die dem bie­deren Liebrechst Cvncessione», Conkracte rc. abgetanst Hallen und eine sehr romantische Korrespondenz mit drei in Bukarest sehr bekannten hochgestellte» Frauen, gesunden.

AuS Bukarest wird vom 4. d. M. gemeldet: Die gcsetz- gebende Versammlung bat die Naiionalanleihe beschlossen und für das Projekt einer Bürgergarde und der Berufung von 4000 Mann unter die Fahnen Dringlichkeit erkannt. Morgen wird der Versammlung ein Gesetz über Trcnnnng der Kirche vom Staat vorgelegt werden. Die Regierung findet ferner nothwendig, Trup­pen nach der Moldau zu schicken. (Frb.Z)

Paris, 1. März. Nach einem Briese auS Mexiko hat Kaiser Maximilian einem portugiesischen Spekulanten 26 Qnad- ratmeilen Land überlassen, wogegen sich dieser anheischig macht, innerhalb sechs Jahren 6000 Portugiesen ins Land zu bringen.

In den Verhandlungen der französischen Legislativen über die römische Frage hat Garnier-Pages eine Lösung zur Sprache gebracht, welche auch in Korrespondenzen ans Florenz schon an- gedeutet wurde. Er fragte, was die französische Regierung Ihn» würde, wenn bei Absterbeu Pins IX. die Römer ganz ruhig und ohne Aufruhr einen Prinzen zum weltlichen Ltaatsoberhaupte wählten? Das Projekt soll wirklich existircu, den Tod Pius IX. abzuwarkcn und mittlerweile eine Bewegung in Rom vorzube- reiten, deren Zweck nicht sei, Rom als Hauptstadt Italiens zu proklamiren, sondern mit der Trennung der geistlichen und welt­liche» Souveräns zu beginnen, während das Euclave mit der Wahl eines Oberhauptes der Kirche beschäftigt sei. Die Ver­einigung des römischen Staates mit den, Königreiche Italien wäre alsdann nur noch eine Frage der Zeit und der Umstände.,

JnleS Favre und Genossen beantragten in der Kammer Frankreichs eine weniger passive Haltung gegenüber Preußen nndOestreich; man dürste das aunexionSlnstige Preußen nicht zu ermuntern scheinen. Tie Mehrzahl stimmte aber der Neutralitäts- Politik des Kaisers betreffs Deutschland zu.

Lissabon, 28. Febr. Prim hat sich mit seiner Familie apf einem englischen Schiffe nach-Southampton begeben.

Die Dranftsnle einer Frau.

(Fortsetzung.)

4. Was die Schwiegermutter an dicSchwiegertoch- ter schrieb.

Acht Tage waren verflossen. ES war an einem Abende ge­gen sieben Uhr. Vor der prachtvollen Toilette in ihrem beque­men und geschmackvollen Schlafgemache, das mit so dicken und weichen Matten belegt war, daß die Fußtritte nicht zu hören waren, stand die junge Baronin und prüfte ihre» Anzug. Um sie her bewegte sich geschäftig die Kammerjungfer, wenig befrie­digt durch die Gleichgültigkeit, welche ihr für ihre Beschwerde zu Theil wurde.

Wenn die gnädige Frau sich nur richtig im Spiegel be­trachten wollten, so glaube ich sicherlich, Sie würden mit sich selbst zufrieden sei» und mit dem weiße» Kranze, der so schön auf der Seite liegt. Ich habe nie etwas gesehen, das sich so gut ans einem hellblauen Taffelkleid ausnimmt."

Sophie, geh' hinaus und frage nach, ob die Lichter überall angezündcl sind!" Ehe aber Sophie hinaus war, trat der Be­diente an die Thüre und rapportirte, alle Lampen und Kron­leuchter wären angezündet, und er hätte einen Brief an die gnä­dige Frau abzugcden.

Nimm ihn," sagte Amelie zu der Kamineijungfer,lege jh» hier auf die Toilette und erinnere mich daran, falls ich ihn vergessen sollte! Jetzt kannst Du gehen! . . . Doch noch Eins! Frage Frcdcrikso», ob der Baron schon da ist." Die Ant­

wort fiel bejahend ans. Der Baratt war im großen Salon. ,,Es ist gut ich bin auch sogleich da!"

Amelie blieb allein. Noch einmal warf die junge Frau ei­nen zcistreuten Blick in de» Spiegel und schob mechanisch, ohne die geringste Koketterie, den Kranz »och etwas mehr ans die Seite. Wäre» nicht ihre Gedanken so weit entfernt gewesen von Putz und Eitelkeit, so würde sic ihr Bild, das von dem Spie­gel so blendend wiedergegeben wurde, augelächelt haben.

Mein Gott!" sagte sie zu sich selbst, nahm aus einem Wasserglase ein Bouquet von weißen Syringen und einigen duf­tenden Resedastengeln, trocknete dasselbe sorglich ab und steckte in ihre Schärpe,wie glücklich wäre ich ohne diese peinigende Qual! Und zu wissen, daß ich.durch eit, wenig Muth und Ent- schlossenheil von Allem hätte abkommen können denn hätte ich damals offen geredet, so hätte er meine Wahrheitsliebe hochgeachtet und mit Sicherheit seinen Antrag erneuert. Aber was ist das für eine unselige Macht, die unsere Zunge» bindet, wenn cs gilt, einen Umstand zu bekennen, auf welchem das Glück oder das Unglück unseres Lebens beruhen kann? Ja, warum zwingen wir uns zu dem Glauben, eine Sache sei allzu unbe­deutend. um eine Erwähnung zu verdienen? Wisse» wir wohl, wie die unbedeutendste verschwiegene Sache späterhin wachsen, sich verändern und, Gott weiß, welche Waffe gegen uns werde» kan»!... Wahrheitsliebe, Aufrichtigkeit und'Vertrauen vor al­le» Dingen! sagte er. Und ich liebte ihn so unaussprechlich, ich wurde so in die Wolken deS Himmels gehoben, als er mich erwählte, daß ich meinte, ich könne lieber Alles ihn», als mich von dem sausten Nickterblicke ansfvrschen lassen."

Gedankenlos schob Amelie das Wasserglas zurück. Dieses stülpte über und spritzte einige Tropfen ans den dahin gelegten -Brief. Ohne Absicht nahm sie denselben ans, um ihn bei Seite zu legen; da fiel ihr Blick ans daö Familienwappen in dem Siegel.

Was ist daS?" Ein Fieberschauer durchflog ihre Glie­derdie Handschrift meiner Schwiegermutter! . . . Also die Wolke, die so lange über mir gestanden und mich bedroht, soll sich entladen, und noch dazu in diesen, Augenblicke, da sch ge­zwungen bin, die Pflichten einer Wirthin zu erfüllen! Mein Gott, ich habe Alles wohl verdient! Soll ich den Brief ent­schließen? Es liegt bestimmt Etwas darin! Ich fragte nicht, ob Georg ihn selbst abgegeben hätte; cS ist möglich, daß der Bediente ihn direkt gebracht hat. . . O, kommt da nicht schon ein Wagen an?. . . Nein, es ist noch zu früh . . . Wenn aber Georg ebenfalls einen Brief erhalten hätte! Es ist wirklich soq- derbar, daß er nickt wie gewöhnlich zu mir hereinkomiut . . . Ach, weit» alle diese geschmückten Damen, die heute in unserem Salon tanzen und lächeln werden, die Geinnthsstimuinng der Wirthin, ihre Angst unter der schönen Maske ahnen könnten, sie würden sich vielleicht i» Acht nehmen vor diesen kleinen Heu­cheleien, die man für so nothwendig erachtet . . . Aber ist es nicht bas Beste, wen» ich mir Gewißheit über mein Schicksal ver­schaffe? ... Ja, ich muß!" (Forts, f.)

(M Z ) Nm selbst bei der Lilngcnscbwindsttcht ein hohes Alter erreichen z>, können, müsse» die Lungen-Tttberkel» für die Lungen unschädlich gemacht werden. Dies ist aber der Fall, wenn diese verkalken, vertreiben oder verhornen. Diese günstige Wendung für das Schicksal der Tu» berkein vermag durch de» beharrlichen Gebrauch des von L. W. Egcrs in Hreslau erfundenen Exiracts thesls herbeigeführt, tcheils unterhalten und fortgesetzt z» werden. Auch siebt thatsächlich fest, daß Brust- und Lungenkranke »ach längerem Gebrauch des L. W. Egersschcn Crtracts merklich an Körperfülle zunchmen. So haben wir in dem L. W. Egersschcn Ertract ei» herrliches Mittel, das nnS Trost und Hoffnung in einer der gefährlichsten aller Krankheiten gewährt. Derselbe wird leider vielfach »achgepfuscht. weshalb mau genau auf die Merkmale der Aechtheit, nämlich Siegel Eliquette nebst Faksimile, sowie ans die in die Flaschen eingebrannte Firma von L. W. Egero in Srcslau zu achten ge- nöthigt ist. Die allgemeine Niederlage befindet sich bei Gottloi« Knödel in Nagold.

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser''chen Buchhandlung.