Magnatentafel. Auf die Ansprüche der Führer der Deputation, der Tcpulirtentascl antwortete der Kaiser: Ec werde die Adresse mil rückhallSloser Offenheit baldigst beantworte»; seine längere Anwesenheit bezwecke, die wirkliche» Wünsche des Landes ans Grund persönlicher Erfahrungen kennen zu lernen. Die wieder­holte Bcrtrancnsknndgebung habe ans ihn eine» ebenso angeneb- mcn Eindruck gemacht, als jene Einmülhigkeit, welche Betreffs des Ausgangspunktes und des Endzieles zu Stande gekommen sei. Um so bedauerlicher sei eS ihm aber gewesen, die im Laus der Debatten ansgelauchten Besorgnisse wabrzunchme», welche sich ans die Lurch ihn vorgezeichnetcn AuSsührnngsmodalikätc» bezo­gen. Der Kaiser glaubt, baß diese Besorgnisse die Bereitwillig­keit, zur Erreichung des Endziels mitzuwirken, nicht lähmen wer­den und wünscht dies »m so mehr, je mehr er überzeugt sei, dasi er an den Grundprinzipien der Thronrede auch dies bezüglich im Interesse seiner Gesanuntvvlker entschieden sesthaltcn müsse. jSt.A.s

Solothurn, 25. Febr. Der von der katholischen Ein­wohnerschaft Solothurns und der Umgebung heute erhobene feier­liche Protest gegen das bischöfliche AnSIchrciben über Beerdigung der Protestanten lautet: ,,Wir bezeugen unser innigstes Bedauern, daß von unserer Stadt, dem Heimathorte Wcngl's, anS im 19- Jahrhundert Grundsätze ausgesprochen worben, welche den Sinn der christlicheil Liebe und Duldsamkeit aufs Empfindlichste ver­letzen; wir vrotestlre» feierlichst gegen jeden Versuch, die vom bischöflichen Generalvikar Girardi» erlassene Verordnung über die Beerdigung der Protestanten bei uns anznwenden; wir er­klären hiemlt, daß die in der Verordnung ausgesprochene Into­leranz, in wessen Namen sie auch' ausgesprochen sein mag, mit unser» religiösen Grundsätzen nicht iibereinstimmt; wir erklären mit gleicher Entschiedenheit, daß einer derartigen Verordnung in unserer Stadt keine Folge würde gegeben weiden. Unsere pro­testantischen Mitbrüder werden auch künftighin in geweihter Erde neben uns ruhen, mit aller Feierlichkeit werden auch wir Katho­liken sie zur letzte» Ruhestätte begleiten und dieselbe Glocke, die uns zur Messe ruft, soll auch sie aus ihrem letzten Gange mit ihren Trancrklänge» begleiten. Unsere Religion ist die Religio» der Liebe, die Christus gepredigt hat; die Verordnung aber'geht ans von der Religion des Hasses bis ins Grab. Wir anerken­nen diese Religion nicht als die nusrige und kein geistlicher Be­fehl wird uns zwingen, derselben Folge zu leisten."

M essi n a, 26. Febr. Mazzini ist znm Depntirten gewählt.

(T. d.Frb.Zkg.)

Wiederum hat sich in Eboli in der Provinz Salerno ein Priester verheirakhet. In Sicilien hat ein junger Ordonat eine Nonne aus dem Orden der hl. Therese geheirathet. Tie Ver­wandten der Braut haben derselbe» regelmäßig ihre Aussteuer gegeben und sammtlichc Behörden wohnte» der Trauung bei.

Paris, 23. Febr. Die Ernenniiiig des kaiserlichen Kindes zum Präsidenten der Ausstellung hat hier viel Heiterkeit erregt. Der kaiserliche Prinz selbst soll von dem Dekrete seines Vaters nicht sehr erbaut gewesen sein. Man gab ihm bereits gestern mit großer Feierlichkeit Kenntniß von demselben und hatte einige Mühe, ihm begreiflich zu machen, um was cs sich handle. Plötz­lich aber ries er lachend aus: Ich verstehe, ich soll meinen Vetter ersetzen. Gegen seine Spielgenossen Connea» und Espi- nasse äußerte er sich später: Man hat mich znm Präsidenten ge­macht, sie sollen sich aber in Acht nehmen, wen» sie mich zu sehr langweilen, werde ich ihnen einen Nasenstieber geben. Hoffe» wir daß der kaiserliche Prinz sich recht artig benimmt, wenn er zu präsidiren hat, und die Mitglieder nickt anffordert, ein wenig Blindekuh" zu spielen, was sein LieblingSspicl sein soll.

(Sckw. V.-Z.)

Paris, 2fl. Febr. Tie Nachricht von den Ereignissen i» den Tonansürstenthüinern scheint selbst die französische Regierung überrascht zu haben, die einer so baldigen Krisis nicht gewärtig war. Ich beeile mich, Ihnen im nachfolgenden den wesentlichen Inhalt einer telegraphische» Depesche iniiziitheilen, welche gestern Abend ein hiesiges Mitglied der rumänischen Oppositionspartei erhalte» hat. Die Maßregeln waren so gut getroffen, daß der Fürst Ciisa keine Ahnung von den Dingen halte, welche sich vor­bereiteten; um ihn vollends zuversichtlich zu macken, hatte die Kammer Nachmittags einen von ihm beantragte» Credit für ir­gend einen Gegenstand einstimmig votirk. Um 9 Uhr Abends tlschi-'n der Oberst Gclaiiko bei ihm, ihm ankündigeiid, daß ihm

nichts übrig bleibe, als abziidanken, da sämmtlich'e Truppen für die Bewegung gewonnen seien. Es soll kein Tropfen Blut ver­gossen werden, um den Mächten zu zeigen, daß es sich nicht um eine Revolution, sondern nur um eine Evolution handle. Unter­dessen war Militär in das Zimmer gedrungen. Ter Fürst fügte sich in das Unvermeidliche, Unterzeichnete seine Abdankung, und wurdezu seiner eigene» Sicherheit" als Gefangener 'in ein anderes Gemach seines Palastes gebracht. Mittlerweile war eine provisorische Regierung mit dem genannten Gelanko an d>w Spitze ernannt worden, und auf seinen Antrag proklamirte die Kammer sofort den Grafen von Flandern

V a r i s, 25. Febr. Die Säuge!ln Theresia des Case Eldorado und Marschall Forey haben zu gleicherZeit Auszeichnungen erhalten. Die famose Längen» erhielt ein Armband, im Werth von 3000 FrcS.

' und der Marschall erhielt einen höchst schmeichelhasien Brief von . Sr. Majestät, worin dieselbe ihn wegen seiner Rede über Mexiko und der darin enthaltenen Ideen, An- und Absichten beglück­wünscht; er gibt zu verstehe», daß ihm der Marschall aus der Seele gesprochen. Man behauptet, der Staatsminister Ronher habe privatim erklärt, man sei schon mit dem Kaiser Maximilian . über den Zeitpunkt des Abzugs der Truppen aus Mexiko im i Reinen; englische Zeitungen wollen dasselbe wissen und fügen ' hinzu, der Zeitpunkt müsse nahe sein, da Maximilian schon be- i gönnen habe, seine besten Sachen nach Europa zu senden.

Paris, 27. Febr. DerMoniteur" meldet: Der Kai­ser, die Kaiserin und der kaiserliche Prinz empfingen am Sonn­tag die Kommission der Weltausstellung. Bei dieser Gelegen­heit sagte der Kaiser: Mein Sohn ist noch zu jung, um thätigen ' Antheil an Ihren Berathnngen zn nehmen, aber er wird wenig- i stens Gelegenheit haben, frühzeitig zu lernen, wie man die Ar­beit ehrt, die die Wohlfahrt und den Glanz des Staates sichern.

ES fehlt leider nicht an Beispielen, daß Kinder jede Pflicht der Dankbarkeit gegen ihre Eltern unterlassen, sobald ^ sie deren Vermögen erst in ihrer Gewalt haben. Zur Beachtung ! für solche GntSübergeber ans Alimentation hat Jitter bogk ein ^ sog. Wahrzeichen. An jedem der drei Thore hängt eine große hölzerne Keule nebst einer Tafel, woraus geschrieben steht:

Wer seinen Kindern gibt das Nrod i Und leidet darnach selbsten Noch,

Den schlag man mit der Keule todt.

! Dieser Mahnruf dürfte für Manchen, wenn so etwas schwarz ! aus weiß im Gesellsch. steht, von praktischem Nutzen werden.

Calwer Bahnhof.

Wo kommt der Bahhos na? so frogt fast Jcderma; r» Der oa sait bei ecr Linda, der ca sait ober'm Schiff,

Der oa moat besser dussa wärsch für ihn au no g'schickt.

Un so frogt Jcderma: Wo kommt der Bahhos na?

Bald thuat oar nivcllicra vo Calw nach Wcillerstadt,

Bald thuat oar so stndiera, daß ihms wurd magaschwach;

Un kommt karzu a Dritter, so goht cs wieder ah,

Deant äUemol wieder froga: wo kommt der Bahhos na?

Wie mancher möcht sei Häuslc, sei Haus beim Bahhos hau,

No könnt mar erst zuam Beutcr, so g'schickt ins Waldhoarn gau. No »nach mar älz seit abe, bis na zuam Tndium,

Könnt ällemol wieder froga: wo na der Bahhos kommt.

Erst schwäz i mit ama Stammcner, dear sait, cs gelt a Wett, Mer könna z'Calw nett brauche, er komm in d'Eiselstätt.

Dock dear muaß a» nett wissa, er bsicht me so dann a (n),

Thuat ällemol wieder froga: wo kommt der Bahhos na?

In Hirscha bei deam Kloster, do schwätzt mar au dervo;

Er könnt zu aos ra komma, no hättet miar de No iRahm);

Doch dchnk i bei mer selber, dia wissets an nett g'wiß.

Was wurd mar z'Hirscha wissa, was i» deam Stuegart gschicht. Wie lang dau'rt schau des Mcssa, mer mißt, mißt ällweil no.

Es wurd uich so kaum dehnke, do i will nix dervo-

Mer mißt, mißt alleweil wieder, mißt nm des Calw dort rum,

U» doch soll neamar wisse, wo na der Bahhos komm?

In Hengstctt isch a Leaba mit ihram Wicsathal,

Miar deant koan Schuah verkaufa, sc Herr de freie Wahl.

I thät me nett lang bsenna, fuhr car um da Ukberg rum,

No würdet sc erst reacht guka, wo na der Bahhos kommt.

Möcht no mol mit diar schwätze, doch du woasch selber nett. Guotnacht, i gang jez auße, i gang je, hoam ins Bett.

Un komm i wieder einer, goht 's alt Lied wieder a,

Thuat Aelles wieder frag«: wo kommt der Babhof na?

I. Kob-r in Stamm heim.

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser''chen Buchhandlung^-