lassen, so muß cs eben seine Ehre und Würde in den Elbher- zoglbümern endlich zu wahre» beginnen.
Die Jesuiten schlagen in München Gcneralmarsch. Sie predigen 14 Tage lang täglich in 3 Kirchen.
Für Oestreich wäre es ein großes Glück, wenn der Ausgleich mit Ungarn zu Stande käme. Der Kaiser hat anscheinend den besten Wille», die größten Cvncessionen zu machen, um die Ungarn dem Reiche zu gewinnen, er setzt gewissermaßen seine eigne Person und die der liebenswürdigen Kaiserin ein. Graf Belcredi, der neue Minister hat so sicher ans den Ausgleich gerechnet, daß er die ReichSverfaffung rücksichtslos über den Hansen warf und die getreuen Deutschen nngenirk und heillos vor den Kops stieß. Und jetzt? Schon laufen Gerüchte um, er werde znrücktrctcn, weil die ungarischen Sachen anders laufen, als er gedacht. Das Programm der Ungarn, in Worten gemäßigt, verlangt nichts mehr nichts weniger als eine Personalunion mit Oestreich, welche dem Wiener Kabinet in Bezug auf Ungarn ganz die Hände bindet. Das positive Recht steht ohne Zweifel ans Seiten Ungarns; ob es aber politisch klug ist, die Sache nachmals auf die Spitze zu treiben, ist eine andere Frage. Dem König Krösus von Lydien hatte das Orakel prophezeit, er werde ein großes Reich zerstören, wenn er über den Halys gehe. Es war sein eigenes. Die Ungar» scheinen in derselben Lage zu sein, wen» sie nicht über die Leitha gehen und den Deutsch-Oestreichern die Hand reichen. Hüben und drüben kostet es Selbstüberwindung. Den meisten Bewohnern Oestreichs ist Ungarn fast so unbekannt wie Afrika, ebenso geht es den Ungarn mit den übrigen Ländern Oestreichs. Außer den Magnaten und den slowakische» Mausfallhändlern reist fast Niemand außerhalb Ungarn. In ihre eigne bunte und absonderliche Wirtschaft sind die Ungarn wie verliebt. ,,N»r in Ungarn versteht man zu leben!" ist ein Sprichwort dei ihnen.
Berlin, 16. Febr. „Kreuzzeitung" und Nordd. Allg. Z." enthalten eine gleichlautende Erklärung, in welcher gesagt ist, Laß, nachdem Graf Wartensleben den Abg. Frese zu einem Duell aufgefordert, dieser aber dasselbe ausgeschlage» und auch eine „befriedigende" Erklärung nicht abgegeben habe, die conser- vakive Fraktion anerkannt habe, daß Graf Wartensleben allen Anforderungen Genüge gcthan.
Berlin, 16. Febr. Die „Kreuzzeitnng" (Herr v. Gerlach) nennt die Verfassung ein Werk, „das ans Blut und Schande" hervorgegange» sei, man müsse mit „soliden Auslegungen" fortfahren. Für die königstreue Partei heiße cS jetzt „Untergang oder Sieg!" — Der Abgeordnete Frese veröffentlicht in der „Volkszeitung," daß er dein Graf Warkensleben seine Bereitwilligkeit zu einer befriedigenden Erklärung ausgesprochen habe, für den Fall, daß ihm der Graf diese durch eine entgegenkommende Erklärung ermögliche. Der Gras habe sich hiezu nicht Herbeigelaffen. Die „andere Art von Genugthuung" (nämlich mit Pistolen) lehne Frese ab; die einzige Art Unrecht gut zu machen, sei nach seiner Ueberzeugung eingestehen »nd zn rücknehmen. — Der Antrag Twestens auf Ablehnung des Etats pro 1866 ist von der Budgetkommission mit 19 gegen 16 Stimmen verworfen worden. — Die Marinekommission lehnt den Gesetzesentwurf bezüglich der Marine-Anleihe einstimmig ab. — Eine in die Alhambra cinberusenc Volksversammlung, die von etwa 3000 Personen unter dem Vorsitze Banbow's besucht war und eine Zustimmungsadrcffe an das Abgeordnetenhaus beschließen sollte, wurde polizeilich aufgelöst.
Berlin, 16. Febr. Der „Staatsanzeigcr" veröffentlicht eine vom Baron v. Scheel-Pleffen und von 18 andern Mitgliedern der holsteinischen Ritterschaft Unterzeichnete und vom 23. Jan. datirte Zuschrift an den Grafen v. Bismarck, in welcher die Unterzeichner die unberechenbaren Nachtheile beklagen, welche das Provisorium und die augustenburgische Agitation für die Her< zogthümer mit sich führen. Am Schluffe der Zuschrift heißt es:
„Wir sprechen es unumwunden aus, daß wir das Wohl und
das Heil unseres Vaterlandes nur in der Vereinigung des
selben mit der preußischen Monarchie erblicken können. Wir vertrauen der Weisheit des Königs, daß dieselbe die dahin führenden Schritte werde zu erwählen wissen, und daß den demnächst unter dem preußischen Scepter verbundenen Landen ihre eigen- thümlichen Einrichtungen, soweit Ließ mit dem Gemeinwohl vereinbar ist, werden erhalten werben. Möge das ersehnte Ziel
bald erreicht werden, damit der Zustand der Ungewißheit und Schwankung dem Lande nicht noch liefere Wunden schlage.
Berlin, 17. Febr. Ans bester Quelle vernimmt man, daß der Doyen (Alterspräsident) des diplomatischen Corps Namens desselben dem Herrn Minister-Präsidenten die Unangemessenheit und Unschicklichkeit von Angriffen auf fremde Vertreter in der Negierung nahestehenden Journalen ausdrückte.
Berlin, 18. Febr. In ihrer gestrigen Abendsitzung de- battirte die Ma r i ne k o m m i ssio n hauptsächlich die Frage vom Besitz des Kieler Hafens und erörterte gleichzeitig die ganze schleswig-holsteinische Frage. Der Regierungskommissär Adeken erklärte, Kiel werbe so lange ein preußischer Hafen bleiben, bis die preußische Regierung selbst beantrage, cs znm Bundeshafen zu machen, was natürlich erst nach vorhergegangener Erfüllung der preußische» Forderungen geschehen werde. Die Commission lehnte schließlich de» Gesetzentwurf einstimmig ab. Ein während der Discussionen eingebrachtes Amendement, von der Anleihe ab- zuschen, hingegen die Forderungen für die Panzerfrcgatte in den Etat anfzunehmc», wurde ebenfalls abgelehnt.
Berlin, 19. Febr. Das Staatsministerium hat heute an de» Präsidenten des Abgeordnetenhauses, Hrn. Grabow, ein Schreiben gerichtet, in welchem dasselbe die Beschlüsse des Abgeordnetenhauses in Betreff Lanenbnrgs, des Obcrtlbnnalbeschlusses und des Kölner Abgeorbnetcnfestcs für verfassungswidrig erklärt und womit dasselbe diese Beschlüsse dem Präsidenten des Abgeordnetenhauses als unannehmbar zurückschickt. — Die Kreuzzeitnng erklärt alle Gerüchte über angebliche» Rücktritt einzelner Minister oder des ganzen Ministeriums für vollkommen unbegründet. — Der preußische Gesandte in Paris, Gras v. d. Goltz, ist heute Morgen hier eingetroffe» und wird Mittags vom Ministerpräsidenten und später vom Könige empfangen werden.
Der Aberglaube hat eine hartnäckige Natur. Bei Elbing schlug ein Maurergeselle eine 70jährige Frau mit dem Knittel tobt, weil sie seinem Kinde, wie er glaubte, eine Krankheit angehext hatte. Die Nachbarn im Dorfe theilten seinen Aberglauben. Er bekam 10 Jahr Zuchthaus.
Bei einer Orgelweihe in Oberwyl (Schweiz) wurde eine Lehrerin auf der Empore über das Geländer gedrückt; sie fiel aber'jnicht in das Schiff der Kirche, sondern schwebte hinunters; denn die Erinoline that sich auseinander wie ein Fallschirm. (?) Die Andacht freilich war verdorben.
Paris, 15. Febr. Die Erklärung Lamarmora's in der italienischen Kammer, Italien sei nnnmehr für einen neuen Krieg gerüstet, wird nicht verfehle», Aufsehen zu machen. So spricht man doch wohl nicht, wenn man nicht auch zu einem neuen Krieg entschlossen ist. Allein wenn uns dicß auch vollkommen klar ist, so ist es uns doch noch sehr unklar, was denn eigentlich vorgegangen, um dem finanziell so kranken Italien auf einmal die Mittel zu einem neuen Krieg zu verschaffe». Aber freilich, in Wien rasselt man ja auch fortwährend, trotz des De« ficilS, mir dem Säbel, warum sollte man es in Florenz nicht ebenfalls auch können?
London, 15. Febr. In englischen Städten werden nun fast täglich Meetings zur Abschaffung der Branntweinhäuser gehalten; nachdem in 104 schottischen Orten, an welchen sie unterdrückt worden, die Armensteuer sich um zwei Drittel vermindert hat; überall, wo „der böse Geist" nicht verkauft wird, haben die Verbrechen abgenommen. Bemerkenswerth ist cs, daß gerade die Arbeiter in ihrer großen Mehrheit sich für Unterdrückung der Branntweinhäuser aussprechen.
London, 18. Febr. In Dublin wurden gestern 100 meist irländische Amerikaner verhaftet, darunter viele ehemalige Unions- Offiziere. Es cirknliren Gerüchte von einer Regimentsmeuterei. Die Stadt ist ruhig. Viele Verdächtige machen Fluchtversuche. Die Journale billigen die Maßregeln der Regierung. (St.A.)
Noderney. In der Nacht vom 4. bis 5. Februar ist bei Jnist das englische Dampfschiff „Excelfior" gestrandet. Das Schicksal der Mannschaft ist traurig; er hatte 26 Personen an Bord gehabt, 20 Mann Besatzung und 4 Passagiere, den Kapitän und dessen Frau. Als das Juister Rettungsboot an das Wrack gelangte, fand es nur noch 15 Personen, die sich in den Masten geborgen haben, am Leben, den Kapitän, dessen Frau einen der Passagiere und 12 Mann von der Besatzung. Zehn