f»ßt"»nd gegen den sich dennoch die Gewalt der Bayonctte als kraftlos erweist. Bon einer solchen Brandmarkung erhole» sich auch Männer mit so eiserner Stirne, wie sie den preußischen PolignacS beschwert ist, nicht leicht. Es war ein Aufschrei des öffentlichen Gewissens, den man auch mit einer ganze» reorgani- sirten Armee nicht ersticke» kann und die Minister fühlen in ihrem Innersten, daß ihnen diesmal, um den klassische» Ausdruck eines Redners zu gebrauchen, die einfache Ehrenhaftigkeit jedes schlichten Privatmannes gegenübersteht und sie vcrnrtheilt. Plag immerhin der Graf zu Lippe zu dem zweifelhaften Ruhm, die preußische Justiz grundsätzlich korrnmpirt zu haben, noch den Triumph fugen, durch augendienerischc Richter einige Abgeord­nete verurtheilen zu lasse»: die Cvnseilsmitglieder wissen trrPdcm, daß an jenen beiden Tagen im preußischen Landtage eine Saat über das ganze Land anSgestreut worden ist, die ihre Früchte tragen muß und zum Ausgehen nicht mehr allzulange Zeit brau­chen kann. Wo die Volksvertretung von dem höchsten Tribunale des Staates sagt: „Ihr könnt uns zwar zu Grunde richten, aber nicht richten" — wo sic seinen Mitgliedern zürnst: „laßt Eure Brust mit Orden bedecken für die Dienste, die Ihr geleistet; die Schande, die Ihr auf Euch gehäuft, bedeckt Ihr doch damit nicht!" — da ist es mehr als blos etwas faul im Staate Dänemark. Fast »och wichtiger aber, als was hier gesagt wurde, ist, wer eS gesagt hat. Keine Demagogen, keine MeetingSredner! Nein, Oberiribnnalrätbe wie Simson und Waldeck, so gemäßigte Altliberale, wie Graf Schwerin, der gewesene Minister, dem selbst Bismarck in der porigen Session zugestehen mußte, daß er nicht blos ein guter, sonder» auch ein gut königlicher Preuße sei; der kölner Appeühof-Präsident v. Ammon, dieser im ganzen Laude verehrte Ehrenmann, der zu den Miturhebern der Verfassung zählt und mit Einem Fuße im Grabe steht. Zu dem Allem das Schreiben des jungen Bnnsen, des Sohnes von einem der in­timsten Freunde Friedrich Wilhelms IV., das mit den Worten schließt: „Wenn nufer Volk sich durch das von oben her gegebene Beispiel der Ungesetzlichkeit auch jetzt noch nicht zu gleicher Un­gesetzlichkeit hinreiben läßt, so gebührt das Verdienst wahrlich Denen nicht, die jenes Beispiel geben!" Man sieht, es sind nicht Demokraten, die von der Tribüne herab den Mahnruf er­tönen lassen: „Am Ende aller Enden ist es nicht die Volksver­tretung, welche Graf Bismarck zu Grunde richtet — es ist der Thron!" " (Ostd. P.)

Wien, 15. Fcbr. An der gestrigen Abendbörse sprach man von einem angeblich entdeckte» Unlerschleif im Betrage von 300,000 fl. bei der Crediiaustalt. Creditaktien in Folge dessen 144. 80 sehr flau.

Wien, 15. Febr. Ter Kaiser Napoleon bat dem Kron­prinzen Erzherzog Rudolph den Großeordou der Ehrenlegion so­eben verlieben. (Frb.Z.)

In mehreren Kreisen Galiziens herrscht furchtbare Hnn- gersnoth.

Einzelne Vorfälle zeigen besser als alle Schilderungen, wie verbittert das Verhältnis zwischen Preußen und Schleswi- gcrn geworden ist. Der zur Inspektion in Tönning anwesende Bataillons-Commandenr speiste mit den Offizieren im Victoria- Hotel. Der Gasthvsbesitzcr legte selbst vor. Da soll der Com- manbeur nach der H. Z. gesagt haben: „Merkwürdig, wenn die SchleSwig-Holsteinec sich zu Tische setzen, sollte man glauben, sic wären alle besoffen, und ihre Frauen ebenso. Ist aber nicht so, alles Vorstellung." Dann: „Diese SchleSwig-Holsteiner werden viel zn milde behandelt, tüchtig unter die Knute müssen sie ge­halten werden." Ferner: „Die Schleswig-Holsteiner sprechen von ihrer Armee. Ach' was! Eine faule, feige Bande ist es gewesen." Bei diesen Worten stand der Gasthosbesitzer ans und sagte: Ich muß mir solche Schimpfereien verbitten; auch ich habe zu unserer Armee gehört und gebe Ihne» zu bedenken, daß an der Spitze dieser faulen feigen Bande Jbre Landsleute, Preußen, standen. Am andern Tage kündigte er allen Offiziere» den Tisch.

In einen: Krankenzimmer in La Vtllcie standen Nachts 20 Blutegel in einem Glase anf der Commode; die Katze warf LaS Glas um, es fiel auf die Wiege eines Kuäblcins und die Blutsauger setzten sich an dem Gesichte des Kindleins an. Ein Wimmern weckte die Mutter, die im Sessel a» dem Bette des VaterS cingeschlasen war, — zu spät; daS arme Kind hatte in Folge LeS Blutverlustes das Augenlicht verloren.

John Bright, der neue Minister in England, gehört bekanntlich der Sekte der Omäckec an, welche sowohl den Krieg als eine Unsittlichkeit ansieht, als auch ihren Religiousgenossen jeden Kleiderluxns verbietet. Demgemäß verlangt Herr Bright, auf der Ministerbank im einfache» schwarzen Bürgerrock und ohne den für Minister ohnedieß ganz überflüssigen Degen erscheinen zn dinfen. Wahrscheinlich wird man dem Begehren des ehren- werkhen Quäckers willfahre» müssen, wenn man ihn überhaupt im Ministerium fcsthalten will. Wird seinem Begehren entspro- chen, so fällt damit auch sehr wahrscheinlich die bisher für unent­behrlich gebastene Allongeperücke des Lord Staatskauzlers und ein ganzer Hause sonstigen mittelalterlichen Plunders in die Rum­pelkammer..

(Eine Hinrichtung.) Der Hauptmann Petro ESpinos, des- sen am 3- in Madrid auf O'Donnells Befehl erfolgte Erschie­ßung bereits gemeldet wurde, starb mit großer Ruhe, ja selbst mit Heiterkeit. Ans dem Wege nach dem Richtplatze unterhielt er sich mit dem ihn begleitenden Feldprediger und grüßte die Freunde, welche er in der Menge erblickte. Das Wetter war prachtvoll. „Welch schöner Tag, um zu sterben!" so sagte er zn seinem Beichtvater. Ans dem Richtplatze angekommen, wurde ihm das Todesurtheil vorgelesen, worauf er an die Mauer trat vor der er den Tod empfangen sollte. „Freunde," rief er den Soldaten zn, „verzeiht mir die Mühe, welche ich mache, aber keine Schwäche! Ich habe eine Bitte: Ziest nach den, Herzen!" Seine Bitte wurde erhört — von zwölf Kugeln trafen acht in die volle Brust.

Athen, 10 Febr. Ein Cirknlar der Schntzmächte an ihre Gesandten zn Athen droht, daß, falls die Parteien sich über die Regelung der Finanzen und die Herstellung der Ruhe nicht einigen, wirksaniere Maßregeln getroffen werden sollen.

Neuen, frischen Einwanderern in Nordamerika, nament­lich solchen, die der englischen Sprache nicht ganz mächtig sind, wird entschieden abgerathen, »ach dem Süden der Union zn gehen. Laß dich in den ersten Jahren unter keiner Bedingung verlocken! ist das erste Gebot für sie.

Allerlei.

— (Kraft des Löwen.) Nur ein einziges Mal, sagr der Löwenjäger Gerard, sei es ihm gelungen, und zwar bei seinem ersten Löwen, mit einem einzigen Schuß das Wild zn lödken. Nachdem sie öfters zwei und drei Kugeln in den Kopf und an die Schultern vorbei eihielten, waren sie noch furcht­bare Gegner. Tie runden Kugeln gab er ganz anf. Ec hatte einmal auf 12 Schritte eine Löwin geschossen. Er warf einen Stein nach ihr und als sie sich nicht bewegte, trat er zu ihr und untersuchte de» Gang der Kugel. Er ging weg und als er wieder kam, war von dem Thiere nichts mehr zu sehen. Ei­nige Tage darnach wurde es eine Meile weit vom Platze weg, wo es geschossen wurde, gefunden. So viel Lebenskraft hat dies herrliche Thier. Ein anderesmal schoß er auf 8 bis 10 Schritte, die Kugel traf mitten auf die Stirne. In demselben Augenblick empfand er einen heftigen Stoß an die Schulter. Der Löwe war anf ihn gesprungen und riß ihn nieder. Zu seinem Glück taumelte daS Thier wie ei» Betrunkener. Er stieß ihm sein Messer i» den Leib, daß dieses brach. Aber der Löwe erhob sich und verschwand im Walde, das Eisen in seinem Leibe.

Mau konnte seinen Kadaver nicht finden. Bei de» Arabern geht die Sage, daß daS Auge des Löwe» magnetisch den Men­schen anziche, daß dieser ihm folgen müsse. AehnljcheS hat Ge­rald beobachtet. Er sad eine» Ochse» von einem Löwen cskor-

lirt, ei» Beweis, baß er die Kraft hat, die Thiere zn beherschen

und anf seine Wege z» zwingen. Von der angeblichen Groß-

mnth des Löwen, hat Gerard nichts benierkt. Trifft ei» Mensch und ein Löwe zusammen, so endet der stampf nur mit dem Tode. Der Menscht flieht, der Löwe thut es nicht. Ist keine Aussicht auf Sieg vorbanden, so empsängk er wie ein Held die Kugeln, und nur wenn die Todesstunde geschlagen ist, bricht der Sterbende mit einem Gebrüll zusammen, das die Erde erschüttert und die Herzen'erstarrt. _

Auflösung des Räihsels in Nro. 19:

Leinwand._

Aedastion, Druck »nv Vertag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.