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Worte zur Zeit

Julius 8 angbehn:

Hat man den Wind gegen sich, so ist da- nur ein Grund, um so stärker auSzuschreiten.

Earl von Elausewitz:

ES gibt Fälle, wo das Höchste wagen, die höchste Weisheit ist.

Martin Luther:

Furcht tut nichts Gutes. Darum muß man frei und mutig in allen Dingen sein und feftsteheni Wilhelm Raabe:

Wer die Arme sinken läßt, der ist überall ver­loren

Marie von Ebner-Gschenbach:

Die Herrschaft über den Augenblick ist die Herr­schaft über das Leben.

Bismarck:

Solange meine Kraft reicht, fechte ich!

-Gynhlutigkn Di? dm MierabenL

Der Himmel muß inniger und gütiger geglänzt haben, die Erde war grüner und blühender und alles näher dem Herzen. Unser Maibaum war der höchste im Vaterland. Dir paar Obstbäume, di« ums HauS laubten schienen unerschöpflich in ihrem Segen. Und keine WeihnachtSstube Hab' ich mehr gesehen seither, so voller Wunder, so voller Gnade und Geheimnis.

Damals habe lch den Sonnentraum der frän­kischen Kornfluren unvergeßlich in mich gesogen, die Schönheit der Kartosfewlüte. die zarte Musik der Föhrenhölzer, den räßen Ruch der Tabakfelder. Dort habe ich die Hohltaube zum ersten Male gur­

ren gehört, den grauen Sperber über dem Acker­stück rütteln sehen. Dort habe ich das Bleßhuhn im Röhricht belauscht, dem Rotschwanz, der Bach­stelze. der Heidelerche in das Nest gelugt und mir tn den warmen Mittsommernächten den Brachkäfer um die Ohren surren lassen. Nie wieder habe ich so gefährliche Blitze gesehen, so glühende Abendwol­ken, so farbige Bauerngärten, so stille, so blumige Gräber. Nie wieder war mir der Tag so hell, die Dämmerung so seltsam graulich, die Nacht so voll Gestalten und Phantasien. Nie wieder aber nein, ich will so nicht fortfahren. Man könnte sonst glauben, ich fange an. ein bißchen zu fabulieren.

Duft öer Heimat

Von liarl kurkert

Bon allen Bäumen der Erde liebe ich am mei­sten die Föhre. Sie lauscht und saust hinein in »eine ersten Mndestage. In einem leiSatmenden fränkischen Dörfchen fand ich mich, als ich meiner «wußt wurde. Heute ist mir. als habe eS in jener Gegend immer nach Lupinen gerochen. Das kann indes nur für den Spätsommer gegolten haben. In einem wahren Goldrausch schwelgten um diese Zeit °i« Kartoffelfelder. Bis ln» Dorf schlug sichrer Awersübe. betörende Duft. Bis hinein in die Sck afkammcrn bis hinaus in die Glockenstube. Schier noch wilder loht, im Mat der Ginster An allen Waldsäumen war sein Flackern. Zündeln und Ächzen. Den Augen wurde oft ganz wunderlich dabei. Man lief umher wie in einem Märchen

Meine ersten Geschichten dichtete lch mir zusam- men wenn ich Hirt bei memen Gänsen war. Die trieb ich über die Dorfbecken hinaus und hin nach r.L'rA^ÄÜränkten binsenstillen Weiher. Unend- lich schöne Stunden, die mir da verstrichen! Allemal L L'Sen vier Uhr kam der Dorfhirt mit seiner Kuhherde von den Wäldern herunter. Aus dem Weg nach dem Espan trieb er durch den Weiher Schmalhirten, schaute er freilich "'Zs viel hin. Aber meine Gänse wurden bisweilen kopfscheu vor seinen Kühen, stoben in alle Lüfte, und dann sah ich sic. über die Getreidefelder hin- weablickend. in der Ferne hinter den Dorfbäumen vertauchen. Dann stand ich da. ein König ohne Volk, mit meiner zerfaserten Geißel, und weil ich schon nichts mehr zu regieren hatte, schlenzte ich dinein ins Holz und brockte mir den Mund voll Hohlbeeren.

Ein Aenartiger Zauber berührte mich immer, ich über das Espan lies. DaS Gras, das hier schob, batte einen besonderen Geruch. Nach Wild­nis und Urzeit roch eS. Die wenigen Kräuter, die hier wuchsen, waren mir fremd Der Boden wich «rd wankte unter den Füßen. Es war mooriger Grund. Große Bremsen schwärmten in der Luft und fielen brumsend über das Bieh her. Zart- mrbige Libellen knisterten über den Binsen und Echmelen. Geheimnisvoll nickte das weißflockige Wollgras im Winde, und der Vogel Kiebitz tau­melte und segelte mit seinem ewigenKiuwittl" unter dem Himmel. Sobald die Dämmerung rin­fiel. war eS im Espan nicht mehr recht geheuer. Dann fing die Rachtschwalbe an zu meckern und um die Gumpen und Tümpel huschte der Irrwisch. Dann schaute man am besten, daß man da wegkam.

Jahraus, jahrein schwelten die Kohlenmeiler in den Wäldern. Ein scharfer Geruch lag davon fast immer in der Lust. Wir Dorfbuben trugen ihn in unserem Kittel in dir Schulstube hinein, und noch den Toten, wenn sie sich schon im Sarg streckten, brandrlte eS ein bißchen im Bart. Und doch meine ich, diese notigen Kohlenbrenner mit den allzeit harzigen Händen wären lauter heitere, frohgemute Menschen gewesen. Mag sein, daß die Jahre man- chrn dunklen Strich und Fleck tn meiner Erinne­rung getilgt haben Ist mir'« doch auch, als hätte man oftmals längere und lichtseligere Sommer ge­habt und verläßlicher« und schneereichere Winter.

Cs Men Zölle vorgekommen fein...

Vr»» 6 vor» 8obv»r»

Sin Mutiger hat recht, bedenkenlos tn eine Ge­fahr zu springen. Das ist wahr. Ebenso wahr ist aber auch, daß rin ängstlicher Mensch Gefahren mei­den soll, wo e» geht!

Die Geschichte mit dem Jugendfreund unseres Onkels, die sich vor Jahren in einer Tierschaubude ereignete, beweist nichts anderes und ist wert, er­zählt zu werden.

Der kleine ängstliche Mann pflegte bei Gelegen­heiten, wo es aus Mut ankam, zu sagen:Ich bitte euch, laßt das doch! Es sollen schon Fälle vorge­kommen sein" und suchte mit diesen Worten seine Freunde von waghalsigen Bergbesteigungen, Klette­reien, Hochwaslerbefichttgunacn. Seiltänzereien aller Art »urückzubalten. Wie recht er hatte, in bezug aus sich selbst, geht aus seinem einzigen, für ihnschreck­lichen" Unfall hervor:

Die beiden Freunde standen, eS war vor Jahr­zehnten aus einer Wiese vor der Stadt vor einer marktschreierisch bemalten Schaubudo und lasen mit Augen der Verwunderung vomTausendjährigen Krokodil", vom Königstiger, demHerrn veS Dschungels", und von der Wildschweine fristenden Riesenschlange die da zu sehen waren, und Onkel Justus hatte Lust, sich die Menagerie anzusehen.

Wollen wir?" sragte er und griff nach der Hand des Freundes.

.Wozu", sragte Freund Amandusmuß das sein?" und fügte ängstlich hinzu:Wo man doch weiß, daß schon Fälle vorgekommen sind"

Schäm' dich, Amandl" sagte der Onkel darauf, siehst du nicht, daß selbst die kleinsten Mädchen, ja, daß Damen, die sich doch sonst vor Mäusen fürch­ten ..."

Mäuse sind nicht ganz ungefährlich I" sagte Amandus.

Aber der Onkel überredete ihn, zwang ihn bei­nahe und schleppte ihn säst mit Gewalt in die Bude. Er war willenlos.

Ein schmales, niedriges Zelt nahm sic auf und sie blieben gleich vorn bei der Riesenschlange stehen.

/ LrrLftlewg voo Hs»» VSkge»

Die Großmutter saß, wenn man in ihre Stube trat, aus ihrem Platz am Fenster, der ein wenig erhöht war.

Sie hatte ihre einfache, alte Brille aus der Nase und hob ihren schönen Greifinnenkops ein wenig, als sie die Tür gehen hörte.

Ihre warmen, dunklen Augen leuchteten hinter den Gläsern, und in den Händen hatte sie stets eine Stickerei, an der sie arbeitete.

Kamen wir Enkelkinder dann näher, unL vorsich­tig durch da» Zimmer tastend, das immer im Halbdunkel lag, dann ries uns die Großmutter nach süd­deutscher Gepflogenheit ihrGrüß Gott!'' entgegen, und nun war wieder einmal die Beklommenheit von uns genommen, die unS alle­mal erfüllte, wenn wir das stille, alte HauS betraten.

Wir empfanden, ohne es schon recht zu begreifen, daß hier noch der Ooem einer versunkenen Zeit wehte, daß alles anders war, als zu Hause. Hier gab eS altertüm­liche Plüschmöbei, und an den Fenstern waren schwere Portieren und Ueberporhänge, die alles in ein ungewisses Licht tauchten, nur der Rahmen des Bildes, das den lange verstorbenen Großvater zeigte, leuchtete golden auf, wte ein Sonnenreif.

Wir gingen gern zur Großmut­ter und doch auch wieder mit einer gewissen Bangigkeit, denn sie war. bei aller Güte, eine strenge Frau, die fich über schlechte Zeugnisse und vergleichen, in einem Buben- leben nicht gerade seltene Dinge, kehr erregen konnte. Sie schloß dann ihr herrliche» Gebäck, da» wett berühmt war, in den Schrank zurück und zeigte auch sonst, wie unzufrieden sie mit dem Misse­täter war.

War aber alles nach Wunsch gegangen, hatten wir auch keine Fensterscheiben entzwei geschlagen und keine Tiere gequält, so war Großmutter zufrieden, sparte nicht mit Lobsprüchen und Konfekt, uud zuletzt erhob sie sich ein wenig schwerfällig, schritt die Stufe von ihrem erhöhten Sitz tn die Stube hinab und schlug den Deckel der Spieluhr auf, die bet ihr tn höchsten Ehren stand, denn Großvater hatte fir von einer Reise mitgebracht und sie war ein teures Andenken au den lange Entschlafenen.

Zwei Walzen hatte die Spieluhr, ein altväter­liches Menuett und das LiedUeb' immer Treu' und Redlichkeit..." Es war selbstverständlich, daß wir das Lied zu hören bekamen, manchmal aber schloß sich auch noch der Tanz an, und dann Pflegte Großmutter zu erzählen, wie sie als junges Ding noch Menuett getanzt habe, lange, bevor diese scheußlichen modernen Tänze Eingang fanden.

Die Spieluhr hatte eine seine Silberstimme, und zuweilen tat eS in ihr einen hörbaren Ruck, wie wenn fir sich zusammenretßcn müsse, ihre Musik erklingen zu lassen tn einer Zeit, die von all' dem, was damals üblich war, nichts mehr wissen wollte.

Wir liebten die Spieluhr, denn bei unS zu

die regungslos tn ihrem Sandbett lag, ein Schlauch mit einer Verdickung in der Mitte.Gefährlich, Amand?" scherzte Onkel. Der Kleine lächelte blaß.

Ehe fir «eitergingen, fuhr er plötzlich mit der rechten Hand an seine Rocktasche, in der sich etwas regte e» war nichts Geringere» als der Rüssel einer Elefantin, die hinter ihm stand stieß eine« Schrei aus, als er's ein hübsch zurechtgemachtes Abendbrot auf der Mündung des Elefantenrüssel» hochfchwebrn sah, griff mit dem Mut eine» Ver­zweifelten danach, wofür ihm das Tier mit dem schneckenförmig geringelten Rüffelend« einen Klaps auf den Kopf gab. dich er nach hinten stürzte, über den Fetthöcker eine» Dromedars purzett«, sich zwei­mal Überschlag, um schreiend und strampelnd im lauwarmen Alligatorenwaffer zu landen zum Ent­setzen seiner Freundes und zur Belustigung des Publikums, da» sich nicht vorstellen wollte, daß der Unglückliche tn seinem künstlichen Nil in größter Gefahr schwebte.

Aber derTausendjährige" au» dem Nil rührte sich zum Glück nicht von der Stelle, ließ Freund Amandus in aller Ruhe über sich hinwegrudern und schwimmen und behandelte ihn so, als wäre er rin Flußdampser, aus dem er sich nichts machte. Blaß, bestürzt nahm Onkel Justus den nassen Freund in Empfang. Auch ihre Freundschaft war etwa» naß geworden. Als sich aber auf das lauwarme Bad keine Erkältung, auch keine Spur von Schnupfen einstellen wollte, ließ sich der Klein« versöhnen un­ter der Bedingung, sich nie wieder in ein solches Abenteuer begeben zu müssen!

Aus -er guten alten Zeit

Am 31. August 1864 gelang dem bekannten Augsburger Bergsteiger Gustav Euringer die Erst­ersteigung der später nach ihm benannten Euringer- spitze. Mit der Namensgebung hatte man e« da­mals nicht allzu eilig. Erst 1886 wandten sich Euringers Freunde von der AB.-Sektion Augsburg an die damalige Sektion Bozen, zu deren Arbeits­gebiet diese kunta iunomiuata gehörte, um die Namengebung zu regeln. Daraufhin erhielt Gustav

Hause gab es kein solches Ding, und Grammophon und Radio waren noch nicht erfunden

Dann aber," nach ein paar Jahren, als Groß­mutter sich anschickte, ihren achtzigsten Geburtstag zu feiern, kamen die ersten Grammophone aus, schaurige Kästen mit riesigen Trichtern, die noch dazu grün oder himmelblau bemalt waren.

Bei einem Freunde hörten wir Buben zum er­sten Male eine solche Wundermaschine und waren begeistert.

Und plötzlich sagte einer von unS:Wißt ihr was, wir legen unser Taschengeld zusammen und schenken Großmutter zum achtzigsten Geburtstag rin Grammophon!"

Der Vorschlag fand allseits unter den Enkeln jubelnde Zustimmung, und wir beschlossen, ihn völlig geheimzuhalten, damit die Ueberraschung um so gewaltiger sein werde.

Die neuen Maschinen waren recht teuer und un­ser Taschengeld war gering, aber wir waren ziem­lich viele Enkel, und so kam der Betrag nach einigen Schwierigkeiten zusammen.

Der große Tag nahte fich. Man hatte in der Familie festgelegt, dir Großmutter so zu feiern, wie es fich bei ttnem solch seltenen Ehrentag gebührte.

Es waren Lorten von erheblichen Ausmaßen beim Konditor tn Auftrag gegeben worden, und die weiblichen Mitglieder der Verwandtschaft waren unermüdlich tätig, um Schlummerrollen, Tisch­decken, warme Pantoffeln und andere Dinge, die man. wie eS so schön hieß,immer wieder gebrau­chen konnte", in erheblicher Zahl anzusertigen.

Wir mußten Gedichte lernen, ob wir wollten oder nicht, und allerlei Basteleien wurden uns auch

Euringer von der Sektion Bozen, der er in guter Freundschaft verbunden war, folgenden Schrribe- brief und dir Sektion Bozen di« ebenfalls folgende Antwort.

Euer Wohkgeborenk

Im Aufträge de» Ausschusses richte ich an Sir nachstehend ergrbrnste Zeilen:

In voller Würdigung Ihrer Bravoortat der Eroberung unsere» bisher unzugänglichen Schlern- zackenS und nachdem eine diesbezügliche An­regung bereit» von der Sektton Augsburg auSge- gangen ist. wären wir sehr gerne bereit, in An- mennung dieser großen touristischen Leistung diesen Zacken conform der nachbarlichen Santnerspitze etwaEuringerspitze" zu tausen und die notwen­digen Schritte hiezu etnzuleiten.

Taufen, Hochzeiten usw. gehen indes, wie Sie selbst wisset^ nicht ohne kleinere und größere per­sönliche Opfer ab Die Welt ist sogar so gewinn­süchtig geworden, daß sie fich weniger um die Feier de» Alle» kümmert, als um das, was dabei her­ausschauen wird. In einer ähnlichen Lage befin­den wir uns mit unserem verflixten Schlernhaus- defiztt leider auch, und eS ist uns kein Mittel zu schlecht, das wir zur Anwendung bringen, um in den Besitz von Geldern zu gelangen. Nach dieser eleganten Wendung komme ich nun zum Kern der Sache, indem ich Ihnen im Namen der Sektion unsere noch in erklecklicher Anzahl im Depot lie­genden Schlernhausaktien in freundliche Erinne­rung bringe und Ihnen deren Abnahme mit besten Grüßen empfehle.

In Anbetracht, daß eS

1. ein Anlagepapier ist, da» zwar keine Zinsen trägt, das Sie aber tn Ihren Büchern ganz ungeniert als Aktivum ausführen können:

S. daß sonstige Taufgebühren. Schmause usw Wegfällen;

S. daß wir unsere Spitzen selbstverständlich nicht allzu billig ablassen können, stellen wir Ihnen also unser Schlernaktiendepot zu einem küh­nen Griff in dasselbe zur Verfügung. Mehr als fünfzig Stück könnten wir Ihnen aller-

auserlegl, damit Großmutter an handgefcrligten Er­zeugnissen ihrer Enkeljchar Freude haben möge an Notizbüchern mit Deckel in Brandmalerei, an Holz- tellern tn Kerbschnitt, an zierlichen Dingen h, Laubsägearbeit.

Wir mußten zu allem ja sagen, denn wir konn­ten fa nicht verraten, was wir planten.

ES klappte alles

Die ganze Verwandtschaft versammelte fich an dem Geburtstage tn festlicher Gewandung bei du Großmutter, die alle Stuben hatte ausräumen lassen und gewiß froh war. daß sich eine solche Störung ihrer Gemütlichkeit nicht in jedem Jahre ereignete.

Wir mußten unsere Gedichte aufsagen, und lch erinnere mich, daß ich SchillersHandschuh" dekla­mierte wobei eS mir allerdings schon damals klar war. baß «S geeignetere Gedichte zu einem solchen Tage geben müsse, als diese gewiß bedeutsame Schöpfung Schillers.

Ganz zuletzt sollte unsere große Ueberraschung kommen. Wir trugen, vier Buben stark, das Unge­tüm, das unter Decken verhüllt war. in das Neben­zimmer. wo die Kaffeetafel der Gäste mattete, und plötzlich schrillte von dort, krächzend und knarrend, rin Marsch, der unseren Bubenherzen besonders gefallen hatte, tn den Kreis der Verwandtschaft hinein Die Musik war so laut, daß sosort die Ge­spräche verstummten, und ein Onkel sogar ver­mutete. draußen marschiere Militär vorüber

Wir beobachteten voller Spannung, welche Wir- kung unsere teuer erkaufte GeburtStagsgaoe aus­üben werde, vor allem auf Großmutter

Sie schien zuerst nicht zu begreifen, um was es sich handle Als aber einer von uns ihr zurief, das sei ein Grammophon und wir Enkel hätten es von unserem Taschengeld gekauft, da war sie ge­rührt und lobte das neumodische Ding sehr, obwohl sie gewiß im stillen voll Sehnsucht ihrer alten, zar­ten Spieluhr gedachte

Als diese dann, nachdem die laute Musik zu Ende war, auch zu ihrem Rechte kommen sollte, da zeigte steh, daß ihre Feder gesprungen war, wohl vorhin, als die moderne Maschine ihre Stimme er­hoben hatte, worüber eine stille Spieluhr wohl zu Tode erschrecken konnte

Als man es Großmutter erzählte, war sie zuerst eln wenig erschrocken, denn sie wußte, daß sie die Federn zu dieser Spieluhr, die längst aus der Mode gekommen war. nirgends mehr kaufen konnte.

Dann aber lächelte ste ein wenig wehmütig und meinte:Alles, was singt und spricht, muß ein­mal schweigen "

Zeitig am nächsten Morgen kam Großmutter? Mädchen gelaufen und erzählte, daß die alte Frau still in ihrem Bett liege, ein Lächeln auf dem Antlitz.

ES war das erstemal, daß der Tod in mein junges Leben trat, und immer wieder klangen dtt Worte Großmutters in mir aus und haben mich seitdem nicht mehr verlassen:Alles, was singt und spricht, muß einmal schweigen..."

Das liebe Leben

Nie war Bismarck daraus bedacht, sich eln lange? Leben zu erwirken Und wenn er an Selbsterhal- tung dachte, dann keineswegs um seinetwillen. Die ihm vom Schicksal zugewiesene hohe Aufgabe im Dienste von Volk und Vaterland allein begründete seinen Daseinswillen

Für sich gesehen, war eS thm völlig gleichgültig, wann er nach Erfüllung seiner vaterländischen Pflicht aus dem Erdenlebrn abberufen werden würde.

Darum war er auch nie besorgt um seinen Ge­sundheitszustand. Ganz anders jedoch verhielt er sich im Hinblick aus seine ihn so vorbildlich be­treuende Lebensgefährtin Johanna. Um sie maMe er sich, wenn sie ernstlich erkrankt war, wirkliche Sorgen. Um sie bangte er, wenn ihr Leben in Ge­fahr war. Und was ihm die Gattin bedeutete, be­kundete er, der kampfstarke Mann, mit den innig wehmütigen Worten:Wenn sie abberusen wird, will ich auch nicht hierbleiben "

blätter kückerzäork

dingS nicht ablassen. ich glaube aber, daß Sie an Viesen genug haben.

Mit alpinem Gruß

Ihr ergebener O. Peischv-

Augsburg. 3. April 1886

Herrn Direktor O. Peischer

Bozen

Ich empfing Ihre sehr gelungene Epistel utt> kann Ihrem schlauen Attentat auf meine Börse meine partielle Anerkennung nicht versagen! Tou­ren in der Nähe Bozens scheinen nachgerade sicher­heitsgefährlich I

Ich soll also einer spitzigen alten Jungfer mei­nen guten Namen geben und dafür noch blechen« Es ist doch sonst überall Sitte, daß man eine schöne Mitgift bekommt, wenn man eine alte Schachtel heimfühtt. die überall Ecken und Kan­ten und am ganzen Leib nicht die geringste WM' bung hat. Ich sehe aber schon, es bleibt mir nimm anderes übrig, als gute Miene zum bösen SM zu machen; ich werde mich jedoch künftig vor ähn­lichen tollen Streichen hüten. Ich sühne meine Geschmacksverirrung tiefbeschämt mit baren bum dert Gulden, wogegen ich Sie bitte, mir die ew' sicht von zehn SchlernhauSanteilen auf unbestimmie Zeit zu gestatten.

Wünschend, daß Ihr Defizit mit Schnee und E>« des Winters schmelze, zeichnet mit alpinem Grus an Sie und die übrigen Raubritter des Eisacktaie» als zerknirschter Bräutigam

Gustav Euringer.

Die ZrauenLärme

Wenn Se nach MInchen komm', da gucken Ä sich nur ooch emal de Frauendarme (Türme on Frauenkirche) anl Das iS aber nischt Annedonu- sehr» (Anatomisches), das t» ene Kerchel"

H. Hentschel.

HerauSaegeüen tm Auftrag« der ND.-Prelle tembera von Han» Revhina. Mm a. "