An der Spitze derer, welche Krieg mit Maximilian und Napoleon wollen, stebk General Grant. Ter sonst so schweigsame und nüchterne Feldherr wird Feuer und Flamme, wenn dieNede aus Mexiko kommt, und macht nicht daS mindeste Hehl aus seinen Ansichten. Einmal müsse es da unten doch znm Kriege komme», meint er, und se eher, desto besser! Es seien noch über 150,000 Mann unter Waffen, altgcdientc und erprobte Truppen, die alle gern einen Spaziergang nach Mexiko machten und schnell alles rein segen würden. Er, der General, wolle sich anheischig machen, den ganze» „Job" in sechs Monaten zu besorgen. Jetzt sei er halb so ihener, als er später zu stehen kommen würde. Ehe nur ein französisches Corps »ach Mexiko gelangen könne, fei die ganze Arbeit gethan, und ,,an eine Landung französischer Regimenter sei bei dem ausgezeichneten Stande der Flotte gar nicht zu denken," Diese Granl'sckcu Aenßeinngen sind im Ganzen der Ausdruck der Massen, die jetzt an verschiedene» Orte» der Union grosse Meetings zur Ansrechthaltnng der Monroe-Doc- trin halten.
Aus Philadelphia wird berichtet, das; der Verbrauch gebrannter Wasser im Abnehmen, jener des Weines, besonders ans Deuischland in steigendem Matze eingeführt, zugenommcn habe. Eine besonders gute Ernte halten jetzt unsere Bierbrauer in Philadelphia, wo eine außerordentliche Masse Gerstensaft gebraut, versandt und getrunken wird. Leider sind die Getränke seit dem Krieg sehr im Preis gestiegen, ein wnrttcmbergischer Sckoppen Lagerbier kostet 6 Cents (9 Kreuzer), Ale oder Porter 10 Cents fl 5 Kreuzer), Da jetzt fleißig an der Eisenbahn nach dem stillen Meer gearbeitet wird, so werden wir bald von den Staaten Oregon, Washington und Kalifornien die ausgezeichnete Gerste und den zarte» Hopsen erhalte» können, und dann wird unser Bier, waS Güte betrifft, sich jedem andern glcichstellen könne», — lieber die außerordentliche Kälte, welche seit einigen Tage» cingetretcn ist, kommen von allen Theilen der NordlÄalcn schauerliche Berichte, besonders aus dem Staat Minnesota, wo viele Menschen erfroren und Hunderte durch die Kälte verkrüppelt wurden. In Philadelphia war der 8. Jan. der kälteste Tag seit 30 Jahren, der Delaware- und Schuylkill- strvm, zwischen welchen Philadelphia erbaut ist, froren in einer Nacht fest zu, so daß man am 9. Hunderte von Schlittschuhläufern darauf sehen konnte.
Znm Heirathcn gehören Zwei.
Aus dem Säpvarzwalde nach einem wahren Begebnisse von Dr, E..D. Mund.
Der Frühling war eingezoge» ins Land, und hatte den alten Winker sammt seinen Eiszapfen, seinem Schnee und Len kal- ten, dunklen Nächten für dies Jahr wieder fvrtgeiriebcn.
Drunten tm Unterland und in der Ebene hatte das nicht viele Mühe gekostet, aber allmählig war der Frühling nun in die Höhe gestiegen in die rauhe» Berge des Schwarzwalds hinauf, und nach einigem Kamps und Streit hatte er sich auch in einem der höchsten Tbäler eingenistet mit Sonnenschein, Vlüthen- Luft und Vvgclgesang.
Daß war ein weites, nur wenig dem in der Mitte fröhlich rieselnden und sprudelnden Bächlein zngcneigteS Thal. Hier und da lagen aus den Matten zerstreut stattliche Höfe und dazwischen, als wollten sie sich unter den bemoosten Fclsbrocken und einzelnen dunklen Tanne» verstecken, auch kleine Hütten. In der Nähe des Baches stand ei» ziemlich großes steinernes Hans, aber ohne Scheuern, Ställe und Düngerhaufen, Es war offenbar kein Bauernhaus, aber bei seinem Anblicke kam Einem von selbst die Frage, ob es nicht in näherer Beziehung stehe zu der ganz nahe gelegene» Kirche und dem stille» Gottesacker dabei? — ES sah so sonntäglich und friedlich aus.
Und so war cs auch, denn ein noch jugendlicher, hochgewachsener Man», in der Amtskracht der Priester trat aus die Schwelle des Hauses und rief nach einem glückseligen und dankenden Blicke über die duftende, sonnenhelle Erde hinauf ln das Haus zurück.
„Du! Mariele! Es ist gar wunderschön! und ist recht Schade, daß der Julins nicht heute Morgen schon kommen kann, damit er die große Hochzeit von des Kohlenbaners Tochter mit- machen könnte."
„Aber, lieber Heinrich," fragte die sanfte Stimme einer
jungen Fra», welche an ihn herantrat, und ihr Köpfchen auf seine Schulter legte: „Kann er denn nicht noch kommen? Die Ferien müssen doch schon begonnen haben?"
„Freilich wohl! aber er müßte geradezu gestern Abend mit dem Nachtznge abgereis't, und die ganze Nacht durch auf der Eisenbahn gefahren sein, dann kann er möglicherweise gegen Mittag einlreffen."
Bei den letzten Worten batte der Pfarrer sich schon nmge» wendet, und seine Fran ins Hans geführt.
Zur selben Zeit stand in dem morgcnfrischen Walde eine Stunde Wegs weiter nuten, wo der Fußsteig vom Fahrwege links über die letzte Höhe steil aufwärts fuhrt, eine schlanke muntere Jünglingsgestalt, ein leichtes Ranzel über der Schulter hängend, ans einem hohen Felsblocke, welcher einen weiten Umblick über die waldigen Höhen bis in die Ebene hinab gewährte. Um sich auf der etwas geneigten Fläche sestzuhalten, hatte der Jüngling mit dem linken Arme eine tu den Felsspalten wurzelnde Birke umschlungen, und schwang mit der Rechten den Retsehut, in einen fröhlichen Jauchzer ausbrechend.
Nachdem er dann mit entzückten Blicken lange rund umher geschaut hatte, gab er den seine Seele erfüllenden Gedanken unwillkürlich Ausdruck, indem er mit kräftiger, weithin schallender Stimme zu singen begann:
„Ties ist der Tag des Herrn!"
Tic Hände faltend, neigte sich das lockige Haar des Mannes zum stillen Morgcngebete, welches er mit einem lauten Amen schloß.
Wieder sah ec tief anfathmend in die stille Morgenpracht hinaus, und stimmte aufs Neue ei» Lied an:
„Wer hat Dick, Du schöner Wald,
Anfgedant so hoch da droben?"
Und als der letzte Ton des Gesanges verhallte, antwortete ans die Frage des Ltedes eine tiefe, kräftige Baßstimme:
„Das habe ich, der alte Förster Börger geth»pn!" und zugleich trat aus dem dichten Gebüsche die gedrungene Gestalt eines greisen Forstmannes, über dessen wettecgebränntes Gesicht ein lustiges Lächeln glitt, als er näher kommend fragte: „Gelt! junger Herr, das habe ick' gut gemacht?"
„Ei freilich, Vater Börger! —- Und schönsten, gute» Morgen! — Wie gehts, wie stehts? — Und ist Alles wohl da oben?"
„Alles, junger Herr! Der Herr Bruder ist gesund und wohl
— auch die Fran Psarrcrin — und seit etlichen Tagen ist auch die Waldschnepfe da — Sie wissen — Okuii, da kommen sie!
— Aber was ich sagen wollte, lieber Julius, ist der Kanzeliste nun fertig? — Gehts jetzt bald hinauf ans die Kanzel?"
„Sie meinen, ob ich mit dem Studium der Theologie zu Ende bin, und schon das Examen gemacht habe? Ans die erste Frage antworte ich: Ja! Doch die Prüfung kommt erst nach den Ferien, ich habe aber keine Angst."
„Ich auch nicht, Julius!" lachte der alte Waidmann. „Sie kommen heute übrigens gerade reckt. Ihr Bruder wird wohl schon in der Kirche sein, nach dem Gottesdienst wird Kohlen- baners Anna getraut, und das gibt eine Hochzeit! Der Kohlen- baucr hat beschworen, so ein Fest soll noch gar nicht erlebt sein weit und breit."
„DaS freut mich," versetzte der junge Man», „aber ist es denn schon Zeit zur Kirche? ich bi» doch munter zngeschritteu, um nickt zu spät zu kommen."
„Drum fängt wegen der Hochzeit heute die Kirche eine Stunde früher an, als sonst. Aber Sie wissen ja, wie's im Liederbuche Ihrer Fran Schwägerin stebk:
Wer Freitags auf der Reise,
Braucht nicht zu fasten dabei;
Wer Sonntags auf der Reise,
Ist von der Messe frei.
„Nun sehen Sie aber bei, Hund, den Nimrod! stößt der mit der Nase aus dem Busche einen Hasen heraus — und sieht dem Lampe so ruhig »ach, bloß mit dem Schweife wedelnd, als wüßte er, baß heute Sonntag ist, und sich's da nicht paßt, mit der Buchse solchen weltlichen Lärm zu machen. Ja, ja! die Thicre sind gar klug, vorab die Jagdhunde." lForts. s.)
Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'jchen Buchhandlung.