Jung Blut.
«Fortsetzung.)
Noch hotte der Major am folgenden Morgen sein Zimmer nicht verlassen, als ei» Tiener einlrat und den Besuch des Herrn von Bergen aumcldele.
„Wer ist gekommen?" fragte der Major überrascht.
„Herr von Bergen!"
„von Bergen? — Was wünscht er?"
„Eie zu sprechen," erwiderte der Tiener.
Der Major hielt eS noch immer nicht für möglich. Ter Mann, den er als seinen erbitterten Feind ansah — der sollte zu ihm kommen? Aber der Diener sagte es, der kannte ihn, — ein Jrrthum war kaum möglich.
„Hast Dn ihn selbst gesehen — gesprochen?" fragte er noch einmal.
„Gewiß," versicherte der Diener. „Ich habe ihn gebeten, in den Eaal zu treten, bis ich Ihnen die Meldung gewacht hätte."
Der Major war unschlüssig gewesen, ob er den Besuch annehmen oder ablehnen solle. Da Bergen indeß schon im Hanse war, ließ er sich nicht mehr zurückweiscn — cs ging nicht mehr. Es mußte außerdem etwas Wichtiges sein, was ihn hierher führte. „Ich komme," sprach er zu dem Tiener und vollendete schnell seine Toilette.
Wenige Minuten darauf stieg er die Treppe hinab und trat in den Saal. Aus seinem Gesichte lag ein finsterer Ausdruck. Tie Brauen waren zusammengezogen.
Mit freundlicher Bcrbengnng trat ihm von Bergen, ein junger Mann von kaum dreißig Jahren, entgegen.
„Herr Major," sprach er, „die Antwort, welche Eie mir gestern durch meinen Boten haben sage» lassen, laßt mich ver- muthe», daß Sie die Ungezogenheit meines Jägers gegen Ihre Fräulein Tochter aus unsere persönliche Feindschaft bezogen haben. Ich habe allerdings, an einen solchen Fall nicht denkend, meinem Jager den Auftrag gegeben, gegen jede Art der Wilddieberei aus das Strengste zu verfahren. Sie werden mir indeß iitcht znlranen, daß ick so feindlich gegen Sie gesinnt bin, daß ick darum die Rücksichten gegen eine Tarne ganz außer Acht lassen könnte.
Ter Major war überrascht — etwas verwirrt.
„Sie waren ja in Ihrem Rechte," crwidertr er.
„Gewiß," fuhr von Bergen fort. „Ich weiß auch in der That nickt, was ick gethan habe» würde, wenn Sie selbst mein Jagdgebiet verletzt Härten. — Ihre Fräulein Tochter kann dies Recht nicht treffen."
„Und wcßhalb nicht?" warf der Major ein, der noch immer nickt geneigt war, nur im Geringsten nackzngcben.
„Weil ich nie gegen eine Dame so unartig sein werde. — Mein Jäger hat Ihren Hund erschossen — ich bin bereit, Ihnen denselben zu ersetze». Mehr Gcnngtbnung kan» ich Ihnen nicht gebe». Fühlt Ihre Fräulein Tochter sich noch beleidigt, so bitte ich sie um Verzeihung."
„Herr von Bergen —!" nntcrbrach ihn der Major.
„Es ist wahr, wir sind Feinde," fuhr Bergen lächelnd fort, „einer Kleinigkeit wegen. Eigentlich, Herr Major, sind nur unsere beiden Köpfe schuld — keiner hat nachgeben wollen, und schließlich haben wir uns nur selbst geschadet. Sic seben — ich bin nicht immer so hartnäckig — ich bin zuerst zu Ihne,, gekommen — und biete Ihne» die Hand der Versöhnung an!"
Er streckte ihm die Rechte dar.
Ter Major kämpfte noch mit sich und zögerte.
„Nun zum Kukuk meinetwegen!" ries er endlich und schlug in die dargereichte Hand ein. „Es war meine Ansicht eigentlich nickt, denn Unrecht haben Sic gehabt, Herr von Bergen, mögen Sic sagen, was Eie wollen!"
„Ich muß Ihnen Recht geben," erwiderte Bergen lächelnd, „sonst scheiden wir als ein paar neue Feinde!" —Nun nehmen Sie aber auch das Reh zurück!"
„Nimmermehr!" rief der Major lachend. „Mein Neffe hat anch einen Bock gestern geschossen!"
„Ich kann ihn nur unter einer Bedingung behalten — wenn Sie mir verspreche», ihn in meinem Hause verzehren zu helfen. Schlage» Sie ein, lassen Sie cs einen Versöhuungsbock sein!"
„Hoho!" rief der Major. — „Ich lasse den Vorschlag
gelten! Hier meine Hand! Versöhnung, Herr von Bergen — aber Unrecht haben Sic gehabt!"
„Ick nehme jede Schuld auf mich — Einer muß sie ja doch tragen," erwiderte Bergen lächelnd. — „Darf ich mir nnir aber auch Hoffnung machen, daß anch Ihre Fräulein Tochter mir verzeihen wird?" Ich werde cs ihr auch freistellen, auf mci- nein Jagdgebiete so viel zu jagen, als ihr gefällt!"
„Tbun Sie das nicht — nehmen Sie Ihr Wort zurück — das Mädchen läßt Ihnen sonst wenig Wild am Leben! — Sie kennen meine Tochter?"
„Nein," erwiderte Bergen, über die Unwahrheit leise er» röthend, denn er hatte Armgard am Tage zuvor im Walde gesehen, ohne daß er von ihr bemerkt worden war. Sie war es sogar, die >hn hierher getrieben, den» ihre Schönheit hatte einen mächtigen Eindruck auf ihn gemacht. — „Ich würde Ihnen indes) für da» Vergnügen dankbar sein, wenn Sie mich derselben vocstellen wollten!"
„DaS will ich thun. — Sie sollen ein tolles, übermnthigeS Mädchen kennen lernen!" lachte der Major. „Das beste Institut hat nichts an ihr zu ändern vermocht. Es steckt ein Junge in diesem Mädchen. Jetzt ist mein Neffe hier, eben solch ein wildes Blut, und die Beiden treibe» es mir oft zu arg. Nichts wie übermülbige Streiche stecken ihnen im Kopse!"
Er schellte dem Tiener und ließ Armgard durch ihn bitten, zu ihm in den Saal zu kommen.
Sie trat gleich darauf ein und war nicht wenig überrascht, ihren Vater mit seinem erbittertsten Feinde so freundlich zusammen zu treffen.
„Herr von Bergen wünscht Dick um Pardon zu bitten wegen des gestrigen Unfalles," stellte der Major ihr den Gutsbesitzer lachend vor. „Den Rehbock gibt ec indeß nicht wieder heraus!"
„Ich habe nichts zu verzeihen, — der Jäger des Herrn von Berge» war in seinem Neckte," bemerkte Armgard, noch ehe Bergen etwas erwidern konnte. Sie war ernst, und der Unwille, über den Vorfall am Tage zuvor sprach sich zu deutlich in ihrem Gesichte aus.
„Rechnen Sic mir nicht die Ungezogenheit meines Jäger- an," bat Berge». „Ich bin bereit, Ihnen jede Genngkhnung zu geben und habe bereits Ihrem Herrn Vater erklärt, baß es mir'nur Freude machen wird, wenn Sie meine Jagd ganz wie die Ihrige betrachten." (Forts, f.)
Allerlei.
Reutlingen, 5. Jan. Eine kürzlich vorgenommene Un- tersnchung des Standes der Gustav Werner'schen Fabriken ergab folgende für die Benrtheilung ihrer Lebensfähigkeit sehr günstige Zahlen: Die vereinigten Werkstätten zum Brnderhaus in Reutlingen besaßen am 1. April 1864 ein Vermögen an Immobilien, Maschinen, Vorräthen und Attsständen von 136,000 fl., am 1. Nov. 1865 (nach denselben Grundsätzen berechnet) ein solches von 165,400 fl., Zunahme in 19 Monaten 28,400 fl. Die Papierfabrik in Dettingen ergab nach dem Rechnungsabschluß auf den 1. April 1865 einen Reinertrag vom 1. Avril 1864—65 von 19,354 fl. In den 7 Monaten vom 1. April bis 1. Nov. 1865 crknig dieselbe 19,062 fl., was einem Jahresertrag von 32,000 fl. entspricht. Tie Spinnerei und Weberei in Altenstaig gewährte bei einem Anlagekapital von 32,000 fl. einen Jahrcs- ertrag von rund 3000 st. Es ist demnach alle Aussicht gegeben, daß, wenn durch die gegenwärtig in der Bildung begriffene Aktiengesellschaft zur Uebernahme dieser Anstalt das Betriebskapital derselben auf die ihrem Umfang entsprechende Höhe ge- bracht wird, die Bctriebsergebnisse die schon jetzt unter drückenden Verhältnisse» erreichten günstigen Ziffern noch namhaft übersteigen dürsten. (Lckw. M.)
In einer Güterhalle. „Herr Expeditor, wo kommen denn diese viele Bockfelle her?" — „Von den Böcken!"
Viel Klagen hör' ich oft erheben.
Vom Hochmuth, den der Große übt;
Der Großen Hochmuth wird sich geben,
Wann unsere Kriecherei sich gibt. Bürger
Redaktion, Druck und Vertag Ser G. W. Zcuser'schen Buchhandlung.