Vergnügen macht, wenn sie irgend ein Wild auf fremdem Ge­biete schießen Gnu. Sie hat scheu gesagt, Onkel, das; sie näch­stens einmal Wilddieben werde."

Der Kukuk seil sie bolcu!" polterte der Major ärgerlich. DaS Mädchen wird mir noch Unannehmlichkeiten bereiten. Dort ist das Jagdgebiet dcS Herrn von Bergen, wir sind Feinde, und ich möchte ihm keinen Anlaß zur Klage geben, in der er Recht hätte!"

Er kau» Armgard doch nicht unklugen!" rief Hugo lachend.

Er thnt es!" erwiderte der Major.Und ich thäre eS auch, wenn er eine Tochter hätte und diese auf meinem Reviere jagte!"

Der Major band sein Pferd an einem Baume fest und Beide traten in den Wald, »m der Jägerin entgegen zu gehe». Sie trafen sie, noch ehe sie des Majorö Revier verlassen hatten. Hastig, aufgeregt, mir glühenden Wangen trat sie ihnen entgegen. Sie batte ihr Nettkleid anfgesteckt, eine leichte Netztaschc hing an ihrem Halse. Ihre dunklen Locken hatten sich zum größten Thcile ansgelöst und fielen unter dem kleinen schwarzen Hure bis auf den Nacken herab.

Ans den ersten Anblick erschien sie in diesem Aufzuge etwas phantastisch, aber sie sah schöner anS alö je. Ihre dunkeln An- gen glühten, die feinen zierlichen Lippen hatte sie fest ans einan­der gepreßt. Man sab in der enganliegenden Taille, wie hef­tig es in ihrer Brust tvbie. Armgard mochte kaum siebenzehn ober achtzehn Jahre zählen, doch war sie schlank gewachsen und ihre ganze Gestalt verrielh eine frische, jugendliche Fülle.

Wo hast Du die Büchse?" ries ihr der Major schon von Weitem zu, der zu ahnen schien, was vorgcsalle» war.

Mit vor Aufregung bebender Stimme erzählte Armgard, daß sie den angeschossenen Bock bis ans das Jagdrevier dcS Herrn von Bergen verfolg! habe,, ohne dieses zu wissen. Dort habe sie ihn endlich erlebt. Der Hund sei der Fäbrre eines durch de» Scknß anfgejagten Wildes gefolgt. Ter Jäger des Herrn von Bergen habe den Hund erschossen und ihr die Büchse abgenommen.

Ich habe sie ihm gegeben," fügte sie hinzu,weil ich mit dem Menschen mich nicht streiken mochte und weil ich wußte, daß Du mir Gennglhnnng verschaffe» würdest!"

Gcnngthnnng!" ries der Major, dessen Wangen vor Zorn und Aufregung glühten.Bergen ist in seinem Rechte und ich würde an seiner Stelle nicht anders gehandelt haben das kommt von den Tollheiten."

So werde ich Dir Gcnngthnnng verschaffen," warf Hugo

ein.

Hobo, Junge!" ries der Major.Wer sagt Dir, daß ich daö nickt selber thnn kann und selbst khnn werde! Im Neelue ist Bergen, deßhalb lasse ich indeß meine Tochter noch nicht be­leidigen! DaS ist eine andere Sache."

Er muß den Rehbock, den Armgard erlegt hat, hcranS- geben!" ries Hugo.

Nichts muß er!" unterbrach ihn der Major.Eine unan­genehme Geschichte ist cS die verdammten Jugendstreiche!"

Aergerlich verstimmt wandte er sich zurück. Armgard vermochke noch immer ihre Aufregung nicht zu überwände», Hugo war in lustigster Stimmung. Ihre unwillige Miene reizte ihn znm Lache», so oft er sie anschante.

Ter schöne Bock!" seufzte er scherzend.Hobo! So gehtS, wenn man den Wilddieben ins Handwerk greift. Ehe ich indeß meine Büchse hingegeben, Armgard, lieber hätte ich mich erschie­ßen lassen!"

Armgard erwiderte kein Wort. Dies Lachen ihres Vetters ärgerte sie. Sie war nickt i» der Stimmung, sein Necken zu ertragen. Sie ging schneller, um nickt an seiner Seite zu gehen.

Auch der Major schwwg. Kaum hatte» sie die Pferde wieder bestiegen, so setzte Armgard das ihrige >n Galopp. Sie wollte allein sein, Hngo'S Lacken nickt mehr hören. Dieser war noch mit dem Befestigen seiner Büchse befestigt.

Sie gehl uns durch, Onkel!" rstf'er heiler.

Laß sie," erwiderte der Major kurz, ärgerlich über Ann- gard, Hilgo, den ganzen Vorfall, über Alles.

Sie darf ihre» Wille» nickt haben," fuhr Hugo lort. Auch er setzte sein Pferd in schnellere Bewegung und jagte ihr nack.

Vergebens rief ihm der Major nach, einznhalten. Ec hörte

nichts mehr. Den kürzesten Weg znm Dorfe mitten durch die Kleefelder wählten Beide.

Der Major murmelte eine leise Verwünschung solcher Toll­heiten, dennoch folgte sei» Blick ihnen mit Spannung.Was wird er beginnen, wen» er sie eingeholt hat?" dachte er, denn immer kleiner wurde der Raum zwischen Armgard und Hugo, da dieser den Vorlheil eines lchnellere» Pferdes halte.

Endlich hatte er sie erreicht. Er hwlt sein Pferd nicht an, sondern jagte im gestreckten Galopp an ihr vorüber und der Ma­jor glaubte sei» lautes Lacken zu hören.

Unwillig gab auch er seinein Pferde die Sporen.

A»S den Beiden wird sei» Lebtag kein Paar!" rief er. Znm Kukuk, Kälte er znm wenigsten neben ihr ang,halten! DaS Mädchen ist hübsch, aus Ehre! Aber der Junge scheint gar kein Herz in der Brust zu haben nichts wie tolle Streiche im Kopse! Das kommt von dem verdammten Sludiren! Ich habe cS seinem Alke» oft genug gesagt, er solle ihn unter die Soldaten schicken, dann wäre er jetzt Offizier, hätte Ordre ge­lernt und verstände einem hübschen Mädchen de» Hof zu machen. Es hätte ihm eigentlich angeboren sein müssen, aber der Junge schlägt ans seiner Familie. Ich hätte es gern gesehen, wenn er die Armgard geheirakhct, sein und mein Gut wäre dann wie­der an eiire» Herrn gekommen, wie sie es unter meinem Alten waren, aber znm Kukuk, anbielen mag ich ihm das Mädchen nickt, wen» er zehnmal mein Neffe ist! Hätte er das Mädchen wirklich lieb, so müßte er Himmel und Erde in Bewegung setzen, um sie zu bekommen; er würde sie im schlimmsten Falle entfüh­ren, und ich hätte nrchlS dagegen, aber freilich, durch seine verdammten Tollheiten gewinnt er das Herz des Mädchens nickt!"

Unter solcher» Selbstgespräche langte er endlich ans seinem Gute an, welches Hugo und Armgard schon vor ihm erreicht hatten.

Ungefähr eine Stunde mochte verflossen sein, da sandte der Herr von Bergen die Armgard abgenommene Büchse und den Rehbock, und ließ durch den Boten um Entschuldigung bitten für die durch seinen Jäger dem Fräulein widerfahrene Beleidigung.

Der Major war erstaunt. Seit mehreren Jahren lebte er mit dem Nachbar einer Grenzstreitigkeit wegen in erbitterter Feind­schaft. Sie grüßten sich nickt einmal, wenn der Zufall oder eirie Gesellschaft sie znsammensührte, und wegen Geringfügigkei­ten hattet, sic die ganze Zeit hindurch mit einander processirt.

Diese Wendling hatte der Major nicht erwartet. Ans einen Proceß von Seiten BergenS mar er gefaßt' gewesen hieraus nicht.

Hugo machte den Vorschlag, die Bückst zu behalten und den Rehbock zu verzehre». Armgard schwieg.

Nein," entschied der Major endlich.DaS Reh gehört nickt »nS aber die Büchse ist mein Eigenthnm!" und er trat zu dem Boten, der beides gebracht, und trug ihn, ans, seinem Herr» zu melden, daß er für das Reh danken lasse. Die Büchse habe er behalten, »nd wenn Herr von Bergen Anspruch daraus zu haben glaube, so möge er sich an das Gericht wenden. DaS werde ihm der angettchmstc Weg sein!

Hielnit schien die Sache vorläufig abgethan zu sein. Arm- gard zog sich, noch immer verstimmt, aus ihr Zimmer zurück und ließ sich an diesem Tage nicht wieder sehen. Der Major war grämlich lind Hugo wich ihm anS, um sich seine heitere Laune durch ihn nicht stören zu lassen. (Forts, f.)

Von der Polizei in London wird ein ältlicher verlo­rener Mann gesucht. Die Personalbeschreibung in den Skra- ßcnplacaten lautet:Er hat krumme Beine und einen röthlichen, ziemlich wilden Bart, er ist ein Engländer, sieht aber anS wie ein Deutsche r."

Im Gu t cn. Assessor:Was fällt Euch denn ein, Henslbauer, daß Ihr Euch freiwillig unter Enratel stellen wollt? Ihr seid doch ein so ordentlicher und wohlhabender Mann?"Henslbauer:Ja schanns, mein Weib das is halt all's zu geizig. Die gebet mir's ganz Jahr koan Kreuzer, und so wurd mir doch a Wochageld ansg'macht."

Räthsel.

Schöne Erste, schenk' mir Deine Zweite,

Dan» trotz' ich dem Ganzen aller Leute.

(Schlciermacher.)

Aedatlio», Druck und Verlag der G. W. Zaiser'ichen Buchhandlung.