Leute und den beiden Missionären ein, auf sein Verdeck zu kommen, um die Unterhandlungen anzuknüpfen. Der arglose Regent traute den glatten Worten des Britten und leistete der Einladung Folge. Der Kapitän horte ruhig seine Vorschläge a» und erklärte dann unter einem boshaften Lächeln Alle zu seinen Gefangenen, denen er die Bedingungen zu dictiren hätte.
Vergeblich protestirten die beiden Missionäre gegen eine solche Handlungsweise und verlangten sofort an's Land gebracht zu werden. Der Kapitän drehte ihnen lächelnd den Rücken, indem er „krencl, cloxs!" zwischen den Zähnen murmelte und sie Alle ihrer stummen Erbitterung überließ.
Aber einem Kenak gelang eö, unbemerkt an dem Schiffe hinab in das Meer zu gleiten, an das Land zu schwimme» und den am Strande harrenden die Bolschlft zu bringen.
Die KenakS erhoben ein furchtbares Geheul, stürzten in ihre Boote und suchte» de» König gewaltsam zu befreie»; sie mußten aber dem mörderischen Feuer der Britten weiche» und flüchteten unter furchtbaren Drohungen gegen diese in die Berge.
Doch lenken wir unsere Augen wieder auf Leo».
Als dieser in die Nähe des Dorfes gekommen, stieß er einem Kenak ans. Und diesen fragte er »ach der Wohnung der Missionäre.
Ter Kenak tbcilte ihm mit, daß und warum die beiden Missionäre mit dem Könige die Insel verlassen, bot ihm jedoch gleich seine Hütte an, woselbst er so lange bleiben könne, bis diese wieder zurückkehrlen, was nach dessen Meinung nickt lange dauern würde.
Leon nahm die Gastfreundschaft des Kenak hocherfreut an und schenkte ihm einen kleinen Taschenspiegel und ein kleines Zn- legemeffer, worüber dieser große Freude zeigte; namentlich war der Spiegel für ihn ein Gegenstand der Bewunderung.
Noch mehrere Kenaks begegneten ihnen; alle schritten gletch- giltig an ihm vorüber, kaum daß sie einen Blick ans ibn warfen, woraus er schloß, daß schon mehrere Europäer, außer den beiden Missionären, auf dieser Insel gewohnt haben müßten.
Endlich batte der Kenak seine Hülle erreicht. Leon trat mit diesem ein. Ter nächste Gegenstand, der seine Aufmerksam auf sich zog, war ein junges, halb in europäische Tracht gehülltes Mädchen, welches in einer Ecke saß, die Ellenbogen ans die Kniee gestemmt und mit beiden Händen daS Antlitz bedeckend.
,,Ayoa!" sagte der Kenak.
DaS Mädchen sprang bei diesen Worten ans und staunend und neugierig hefteten sich feine Augen auf Leon, der ebenfalls einige SccnndeN lang daS Mädcken starr ansah.
Ein wahres EngclSbildchen lachte ihm entgegen. Langes schwarzes Haar rollte in natürlichen Locke» den Racken hinab. Die Gesichtsfarbe war nicht so bräunlich, als sie gewöhnlich den KcnakS eigen ist. Jugendliche Frische und Anmukh thronte ans dem vollen Antlitz; ein weiches Läckel» umspielte ständig die Mundwinkel. Die dunklen schwarzen Augen blickten so treu und gnt- mülhig und eine magische Glnkh strahlte ans denselben und ergoß sich als kettender Zauber über den , der da hineinblickt. Sic hielt in der Hand ein kleines Büchlein, ans dessen Decke ein goldenes Kreuz geprägt war; eS war ein christliches Gebetbuch. Jetzt bemerkte er auch an der Wand ein hölzernes Erncifir.
Leon befand sich in der Hülle eines jungen Ehristen, eines Glaubensgenossen.
„Apoa!" sagte der Kenak, „der weiße Mann will zu den heiligen Vätern. Er wird so lange bei uns verweile», bis sie wieder znrückkommen." (Forts, f.)
Allerlei.
— Als eine Faßglasur für Bierbrauer, die sich in einzelnen Brauereien schon seit Jahren bewährt habe, empfiehlt vr. Dnllo in der A. D. G. Ztg. folgende: DaS Innere des Fasses wird zweimal mittelst eines Pinsels mit einer Lösung von fs Pfund Kolophonium, 4 Lolh Schellack, 2 Lolb Terpentin und 1 Loth gelbes Wachs in einem Quark starkem Weingeist bestrichen ; sobald der zweite Anstrich getrocknet ist, überstreicht man »och einmal mit einer reinen Schellacklösung von 1 Pfd. Schellack in l Quart starkem Weingeist. Dieser Firniß schließt alle Poren, springt nicht ab und gibt dem Biere durchaus keinen Geschmack. Auch bei den jetzigen Preise» der Harze ist die ange-
! führte Faßglasur für die Dauer billiger als die Anwendung des ^ Peches.
j — Bisher batte eS als eben so unmöglich gegolten, die ^ Haare ans dem Kopfe eines Menschen zu zählen, wie die Sterne ! am Himmel oder die Sandkörner des Meeresgrundes. Jetzt soll ! — so versichert eine Frankfurter Zeitung — ein Tentschcr. und ^ bei der Geduld die dazu gehört, konnte es nur ein Deutscher ! sein, — die HerkuleSarbeit vollbracht haben, und zwar an vier weibliche» Köpfen, die verschieden gefärbte Haare hakten, wodurch der Zähler für seine Müde anck) eine Art von wissenschaftlichem ^ Resultat erzielt haben will. Tie vier weiblichen Köpfe, die der , große Unbekannte der Haarzählnng unterwarf, ergaben folgende Resultate: Der Blondkopf hatte 140,419 Haare, der Braune hatte 109,440 Haare, der Scbwarzkvpf hatte 102,962 Haare, ^ der Rothkvps hakte 83,740 Haare. Was das oben erwähnte ! wissenschaftliche Resultat anbelangt, so kann als solches der Um- ! stand betrachtet werden, daß, trotz der Verschiedenheit der Haar- ! zahl, doch die vier Kopfbedeckungen i» Betreff ans ihr Gewicht ! fast gleich waren; demnach wnrde die Verschiedenheit der Zahl durch eine geringere oder höhere Dicke der einzelnen Haare ausgeglichen. Durchschnittlich wiegt das Gesammtkvpfhaar der Frau 44 Unzen.
— Entwu r f e ine 8 neuen deutschen Str a f gesetz - buch es. Kl. Jeder Deutsche hat das Recht, eingesverrt zu werden. tz 2. Jeder Deutsche, der Recht hak, wird cinaesperrt. tz 3- Jeder Deutsche, der eingesperrt wird, hat Recht. sKl.)
— lieber eine seltsame Liebesprobc berichtet ein französisches Blatt: Als kürzlich zu Tonncris ein junges Ebepaar am Strande eines See's lustwandelte, fragte die Frau plötzlich: Kannst Du schwimmen? — Nein, sagte der Mann. Kaum war dies Wort über seine Lippen, so thal die Frau, wie vom Wahnsinn erfaßt, einen mächtigen Sprung und lag im See; er sprang ihr ohne Besinnen nach. Biele Leute cilien zu Hülfe, aber zu spät; denn die Frau, eine vortreffliche Schwimmerin, halte ihren Mann bereits ans Ufer gebracht. Jubelnd rief sie anS: Er liebt mich, er ist mit Lebensgefahr für mich in'S Wasser gesprungen, ohne schwimmen zu können!
— Der Ab c r g l a n be alSB r a n dstifter! In Waitzen kam neulich ein Feuer znm AnSbrnche, das 1l Häuser einäscherte. Die EntstehnngSnrsacbe desselben ist höchst seltsam. Eine Dienstmagd wurde von ihrem Geliebten verlassen; um seine Liebe wieder zu gewinnen, wandte sie ei» sogenanntes „sympathetisches Mittel" an; sie hing nämlich die Wäsche des Liebhabers in den Rauchsang. Leide, vergaß sie jedoch am nächsten Tage das Mittel wieder aus dem Ranchsang z» entfernen, heizte sorglos ei», und so entstand das Feuer.
— Wie bei alte» Gelegenheiten hat cs auch beim Jugendwehrtag in Frankfurt nicht an humoristischen Ucbcrschwänglichkeitcn gefehlt, und ein Redner hat sich in seiner Begeisterung für die Sache zu der gewiß gut gemeinte» Redensart verstiegen: „ja, meine Herren, cs muß doch so weit kommen, daß unsere Söhne die Gewehre mit der Muttermilch einsaugcn!"
— Ein Eckensteher begegnete einem seiner College« und fragte: ,Hvr mal, Bemmclmcicr, is denn des an dem. daß Du eenen klecncn Junge» gekriegt hast?" — „Wui, fes!" cntgcgncte er. — „Wo läßt Da 'ne Deine Jungcns doofen?" — „In de Georgcn-Kircbc." — „Wie viel mußt Du geben?" — „Eenen Thalcr nn fünf Silbergroschen!" — „Donnerwetter, dct is aber ville! Da komm nach de Spitalkirche, da doofe» sc Dich den scheenstcn Jungen vor lt> Jroschcn Kurant!" — „Wat?" sagte Bemmelmeier, vor in Jroschcn doofe»? Na, des wird ooch darnach find!"
Charade.
Die Erste ist in gleichem Maße Zum Reiten, Fahren oder Gehst,
Als eb'ner Weg und gute Straße In jedem Lande zu versteh'».
Die Zweite zeigt im hellsten Glanze Die Freude dieser Erdenwclt;
Doch wird der Mensch zur hohlen Schranze, Wo Scheinen mehr als Sein gefallt.
Das Ganze zieht aus jedem Stande Die Menchen stets von Neuem an;
Doch nimmer knüpft cs feste Bande,
Doch schnell enteilt ihm Jedermann.
Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.