Ais die Nacht hereiugebrochen und der Mond vom wolken­losen mit unzähligen Sternen besäetcn Himmel sein Silberlicht niedergoß, begaben sich Alle, bis auf die beiden Wachen unter Deck.

Leon traf die erste Wache auf dem Hinterdeck.

Unruhig schritt er auf und nieder und oft ruhten seine Au­gen lauge auf dem Eiland, das in leichten Nebel cingehüllt vor ihm lag. Seine Gedanken schweiften in der Heiijiath. Er dachte an seine erste Jugendzeit, au die glücklich verlebte» Stunde». Langsam entrollten sich die Bilder seines ganzen Lebens vor der Seele; anmuthige Bilder auf lichten, zarten Grund gehaucht. Bilder von schwarzen Floren umschleiert. Seine Augen füllten sich mit Thränen; das Herz pochte schneller, cs drohte ;n zer­springen. Er fühlte sich hingezogen zu dem theuren Plätzchen Erde, das man Hcimath nennt, doch im nächsten Moment bebte er wieder zurück und dabei stürmten die Gefühle und Empfindun­gen in seiner Brust wild und bunt durcheinander.

Eine angenehme Kühle war der Tageshitze gefolgt. Leon fühlte sich müde und schläfrig. Er schritt langsam auf das Ver­deck und fand hier den wachhabenden Matrosen mit gesenktem Haupte auf einem Bündel Taue sitzen und schlummern. Er wollte ihn wecken, doch plötzlich besann er sich anders. Ec mag schla­fen, ich wache! murmelte er leise vor sich hin und schritt lang-, sam auf bas Hinterdeck zurück.

Da gewahrte er das kleine Boot, welches nuten auf dem Wasserspiegel lag und nur leicht in eine Kette eingehängt war.

Seine Augen leuchteten auf und hefteten sich stier auf das­selbe; er preßt die Hand a» die Stirne; ein kühner Gedanke ist in ihm erwacht.

Ha! ha!" sagte er leise vor sich hin,bas Schicksal bie­tet mir die Hand zur Flucht! Es sei! ... Ich wage cS! . . ."

Er ging leise nach dem Vorderdeck und fand den Matrosen fest schlafend.

Unter einem Haufen Taue zog er jetzt eine» kleinen schma­len Lederkoffcr hervor, band ein dünnes Tan an die Handhabe und ließ ihn in das Boot hinab. Noch einmal schweifte sein Blick forschend über das Verdeck, dann schwang er sich auf die Brüstung und glitt in das Boot. Nach einigen Secunde» stieß er vom Schiffe ab und ruderte geräuschlos dem Lande zu.

Glücklich erreichte er dasselbe.

Gott sei Dank!" hauchten seine Lippen, als er de» Fuß aus den Strand setzte.

Hastig öffnete er den Koffer, ergriff ein Handbeil, schlug eine Planke des Bootes los und stieß es dann in das Meer hinaus. Bald hatte» cs die Wellen auf den Grund gezogen.

Tie in dem Koffer befindlichen wenigen Kleidungsstücke warf er noch über seinen Matroscnanzug, hing einen doppelläufigen Karabiner mit Munitionstasche um, steckte Beil, Messer und Ter- zcrole in seinen Gürtel und eilte dann, nachdem er vorher den leeren Koffer in einem dichten Gebüsch versteckt, mit beflügelten Schritten dem Strande hinauf.

Noch war er nicht weil gegangen, so schlug ein dumpfer Schall an sein Ohr. Er bebte zusammen. Die Lärmkanone war gelöst worden; man hatte seine Flucht bemerkt.

Jetzt galt's. Er nahm seine ganzen Kräfte zusammen und lief vorwärts.

Als der Morgen dämmerte, brach er todtmüde auf dem Gi­pfel eine- Berges zusammen.

Tie Sonne tauchte bald aus dem Meere auf und nun ge­noß er eine reizende Rundschau. s

Ein dumpfes dounerähulicheS Geräusch traf sein Ohr. Er ! blickte um sich und gewahrte in geringer Entfernung einen Was­serfall. Er stürzte sich in der Form einer schmalen Säule wohl dreißig Fuß hoch herab. In seinem Falle durch eine andere Fel« ! senmasse unterbrochen, verbreitete er sich wie ein durchsichtiges ' Tuch und brauste in ein großes Becke». Von hier aus dräng­ten sich seine flüchtigen Wellen schäumend über die rings »in das Becken aufgehänften Felsstücke. Bäume und blühende Gesträuche wiegten sich an diesem herrlichen Falle. In der Ebene unten sah er ein Bächlein, wie einen glänzenden Silberfaden, sich dahin schlängeln. Ueberall traf das Auge üppige grüne Flure» und herrliche Haine von Kokospalmen, Bananen, Brodfrnchtbäumcn und Pisangs. Dort lagen in kleinen Gruppen von zehn bis zwölf die Hütten der Kenaks zwischen wogenden Palmen und blühen­

dem Gebüsch. Und über dem Ganzen wölbte sich ein tiefblauer' wolkenloser Himmel.

Jetzt fielen seine Blicke auf das Meer; dort lag noch das Schiff ans derselbe» Stelle. Er sah durch ein kleines Fernrohr, welches er in seiner Tasche hatte, nach ihm hinüber und erkannte, wie eben die Matrosen die Boote flott machten, um zu landen. Am Uferrand standen einzelne Gruppen von Männern, Weiber» und Kindern und blickten neugierig nach dem Schiffe. (Forts, f.)

Allerlei.

(Die Wasserkur bei Thiere» angewendet.) Schwerlich hat Prießuitz, der Erfinder der Wasserkur, sich je träumen lassen, daß man in England seine Methode auch auf die Thiere des Feldes auweuden würbe. Aber so ist es und die Sache ist neu. Ei» mit der Steppenseuche behafteter Stier wird in nasse Tücher ge­wickelt, darüber der vorschriftsmäßige trockene Umschlag gebunden und dos bovis dann mittelst eines Leibriemens an dem Dachstuhl seiner Behausung, zwei Zoll über dem Bode», in der Schwebe erhalten, um ihn in Angstschweiß zu versetzen. Und das Mittel hat geholfen.

Ein junger Berliner Buchbinder, so schreibt das ,,N. A. B.", fühlte eine heftige Leidenschaft für eine unserer renom- mirtcstcn Sängerinnen. 'Kanin hatte er sie aus dem Sinn ge­schlagen, so wurde seine Liebe durch den Anblick ihres Bildes, das aus vielen photographischen Rahmen in allen nur zu ver- öffentlichente Stellungen ihm entgcgenlächeltc, stets stärker aufs Neue wachgcrufen. Da er in seinen bescheidenen Verhältnissen nicht auf Erhörung rechnen durfte, so beschloß er, seiner Qual durch den Tod ein Ende zu machen. Ein ihm befreundender Apotheker wurde um ein schnell wirkendes Gift ersucht, er erhielt cs, und um in seinem Entschluß nicht wankend zu werde», ver­schloß er Abends seine Stube und warf den Schlüssel zum Fenster hinaus. In der eine» Hand das Bildniss der Gefeierten, wie sie als Gretchcn am Spinnrocken sitzt, in der andern den Gift­becher, fand er Much, diesen bis ans die Neige zu leeren. Die Wirkung des EisleS stellte sich bald ein. Der Apotheker hatte nämlich an Stelle des Giftes dem Lebensmüden nur ein sehr stark wirkendes AbführnngSmittcl gegeben.

Ei» Journal aus Queensland erzählt folgende fa­belhafte Geschichte von einem Fische, der vor Kurzem an der dortigen Küste gefangen wurde. Es war ei» großes. 7 Fuß lan­ges Tbier, von 80 Pfd. Gewicht, ein sogenannter Grouper. I» seinem Magen fanden sich folgende Telicateffen: zwei zerbrochene Flaschen, eine blecherne Büchse, ein halber Kochtopf, ein SchafS- schädcl, ei» balb Dutzend Ansterschalcn und Ueberreste einer theo­logischen Zeitschrift!!!

In einer Vorstadt WiensLerchcnfeld" befindet sich ei» Wirthsbaus, dessen Schildzu den siebe» Schwaben" lautet. Dasselbe erfreut sich einer außerordentlichen Frequenz und hat diese lediglich folgendem originellen Einfall des Wirlhs zu ver­danken. In der Gaststube hängen nämlich sechs Schwabenpor­träts und darunter ein Spiegel. Ist nun ein Gast so naiv, nach dem siebenten Schwaben zu fragen, so führt ihn der Wirth mit ergötzlichem Freimuth vor den Spiegel, läßt ihn hineinblicken, deutet und spricht mit ernster Stimme: ,,Das ist der siebente!"

L-chimpft der eine recht gewichtig, Schimpft der Andere auch wohl tüchtig, Keiner bleibt dem andern schuldig. Keiner trägt ein Wort geduldig.

Und so kämpfen derlei Krieger,

Bis der Gröbste bleibt der «sieger. Lolch ein ungebührlich Ltreiten Hieß zu andern bessern Zeiten Höckerweibisch, grob und hämisch, Jetzund nennt man das polemisch!

Verehrliche Redaktion

ersuche ich freundlich, mir bezeugen zu wollen, daß ich nicht der Ver­fasser des Artikels über das Königin-Fest bin.

Nagold, den 25. September 1865. Jnnginger. s

Geschieht hiemit. Die Redaktion.

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.