Volk, wem, es in seinem Ziel nicht einig ist, auf das Aste fick vereinigen sellirn; die Mannigfaltigkeit der Anschnnnngen, der Zwiespalt der Ansichten ginge nach, aber wenn man anch in dem letzten Ziel, in dem was uns Allen Noch thut, nicht einig ist, dann ist man verloren, dann ist die Auslösung vorhanden. Lost denn Oestrcichs Schicksal anch noch über Dentichland kommen? Die Männer, die am Abgeordnetentag zusammenkommen, thnn einen schweren Gang! fLchw. V.)

Böblingen, 23. Scpt. Henke beehrte Hr. Minister v. Varnbüler in Begleitung des Hrn. Pros. Kurz von der po- lytechn. Schule unsere Gewerbe-Ausstellung mit eliiem Besuche, verweilte längere Zeit darin und kaufte mehrere Gegenstände.

Ludwigsburg. Se. K. Maj. haben auf 1. April 1866 einen G arn iso n S wech se l in folg. Weise anzuordnen geruht: 3. Reiterregiment von Ulm nach Stuttgart; 2. Reiterregiment von Stuttgart nach Ulm; 7. Infanterieregiment von Ulm nach Stuttgart; 3. Jnf.-Reg. von Stuttgart nach Lndwigsbnrg; 4. Jnf.-Reg. von Ludwigsburg nach Ulm.

Heilbron», 22. Sept. Gestern wurde unsere von Stadt­baumeister Koch mit einem Answande von 50,000 fl- nenerbaute Turnhalle feierlich eingewciht.

Pforzheim. Tie hiesige Bäckersfrau, welche diesen Som­mer ihren Mann, der sie vor anwesenden Knuden mißhandeln wollte, in der Aufregung mir einem Brvdmcsser erstach, wurde von den Geschworenen fre i g e sp r och e n. Die Verhandlung ergab, daß sie durch das Eheband au ei» wahres Scheusal von einem tollen Wüthcrich gekettet war, der sie auf die raffinirleste Weise mißhandelte.

Hornberg, 20. Scpt. Am 19. d. M., von 8*,s bis 12 Uhr, brannten zu St. Georgen auf dem Schwarzwald 21 Häuser und die Kirche ab. Das Feuer soll durch Spielen von Kindern entstanden sein.

Ueberlingeu, 21. Septbr. Ein schrecklicher Unglücksfall hat sich heute Abend 5*/-Uhr zugetragen: ein dahier seit einigen Tagen als Badegast verweilender Geistlicher wie wir verneh­men Pfarrer Liehner aus Betra tm Hvheuzollcrn'schen stürzte auS dem obersten Fenster des 160 Fuß hohen Müusterthurmes auf das Straßenpflaster herab und war natürlich todt. Derselbe soll Nachmittags den Thurm, von wo aus man eine herrliche Fernsicht genießt, bestiegen und sich längere Zeit in der Glockeu- stube aufgehalten haben. Hier führt die Thurmtreppe am obersten Kirchthnrmfenster vorbei, deren Gesims in gleicher Höhe mit den Stufen steht; der Fensterladen war geöffnet; aus diesem fiel der Unglückliche von einer schwindelnden Höhe von etwa 140 Fuß. Sicherem Vernehmen nach soll er im Alter von 41 Jahren ge- standen haben und seit 1856 Priester sein.

In Leipzig werden jetzt auch Versuche zu Heranbildung von Frauenzimmern zum Postbienst gemacht, wie /s anderwärts bereits auch zum Telegraphendienst geschehen. Fachleute spre­chen stch übrigens mißbilligend darüber aus, da mit allerdings rühmlichen Ausnahme» bis jetzt schlechte Erfahrungen gemacht worden. Man sollte dieß zwar kaum glauben, da die schnelle Verbreitung von Neuigkeiten sonst eine Hauptforce des zarten Geschlechts ist.

Berlin, 23. Sept. Wie dieRhein. Ztg." erfährt, be­absichtigen die Regierungen Oestrcichs und Preußens auf die bekannten Rundschreiben der HH. Dronyn des Lhuys und Russell mit ähnlichen Circularen an ihre auswärtigen diplomatischen Ver­treter zu antworten, welche ebenfalls nur für diese bestimmt, dock aber gelegentlich auch in die Oeffentlichkeit gelangen sollen.Die Rundschreiben würden, wenn auch in der Sprache zurückhaltender, Lock sehr scharf das Princip betonen, daß die sckleSwig-holstei- uischc Frage eine innere deutsche Angelegenheit sei und als solche nicht Gegenstand der Erörterung bei fremden Höfen sein könne. Die Fassung soll in beiden Rundschreiben identisch sein."

Das Manifest des Kaisers von Oe streich ist erschienen. Es bedeutet nichts Anderes, als eine Katastrophe, die die Ver­fassung vernichtet. Je »ach dem politischen Standpunkt der Zei­tungen findet dieser Akt seine Beurtheilung. DasVaterland" drückt eine tiefe und dankbare Genugthuung über denselben aus und ist mit großen Hoffnungen für die Völker Oestrcichs erfüllt. TieNeue freie Presse" findet von diesem Augenblicke an den Schwerpunkt der Verfassnngsfrage in Ungarn und glaubt, daß die konstitutionellen Geschicke Oestrcichs in Pesth und Agram sich

entscheiden werden. Die Köln. Ztg. sagt:Die Rcicksverfnssung Oestrcichs vom 27. Februar 1861 ist also von Sr. Majestät den, Kaiser Franz Joseph ans kaiserlicher Machtvollkommenheit aufge- Hobe», so gut, wie die Reichsverfassnng vom 4. März 1849 am 21. Trz. 1851 zu den Tobten geworfen wurde. Man sage nicht, die neueste Reichsverfassnng sei nicht aufgehoben, sie sei nur sistirl". Was heißt ststireu anders, als anfheben, mit dem Vor­behalte, das Aufgehobene nach Gefallen auch wieder einznführen." Die Frage, welche in der jüngsten Zeit die östreichiscke Presse viel beschäftigte, ob Oestreich eine Verfassung habe oder nicht, ist also thatsächlich entschieden. In Oestreich herrscht dis ans Weiteres der nackteste Absolutismus. Darüber kann kein Streik mehr sein; denn die Abgeordneten verwilligen kein Geld mehr und der Finanzminister kann nngenirl sortmachen, weil der Reicks- rath hat aufgehört zu sein. Rothschild will wieder pumpen. In­dessen reisen die östreichischen Agenten in de» europäischen Groß­städten umher, um Anlehen zu negocire». Was wird das Alles helfen? Oestreich geht unaufhaltsam seinem wohlverdienten Schick­sal entgegen.

TaS Landesgerichl W i e n hat über das bewegliche und un­bewegliche Vermögen des am 1. Sept. verstorbenen Prof. Do. v. Stubenrauch den Konkurs eröffnet. Es wird nachträglich bekannt, daß ihm seine Gattin eine Mitgift von 400,000 fl. zugebracht. Hr. v. Halbbuber ist hier eingetroffen.

Ratzeburg, 26. Sept. Der König mit dem Kronprinzen untw dem Grasen Bismarck nebst großem Gefolge sind gestern Abend hier eingetroffen und wurden von den Behörden und der Bevölkerung herzlich empfangen. sTel. d. St.-A.)

Kiel, 23. Sept. Nach derKieler Ztg." werben zwei Kompagnien Oestreicher ins östliche Holstein verlegt. Gegen die Bequarliecung der Preußen haben die Kieler Sladlbehörden Protest eingelegt. (T. d. Frb. Z.,

Kiel, 25. Sept. Hr. v. Gabelenz verpflichtete die Redak­teure der in Holstein erscheinenden Blätter zur Einsendung von Censnrexemplare» an die Behörde. (St.-A.f

Perledurg, 26. Sept. Die Anklage gegen den Redak­teur May ist nunmehr definitiv erhoben, sie werde eingelcitet wegen eines Artikels in der Schleswig-Holstein-Zeituug, worin die Ehrfurcht gegen den König verletzt sein soll. Als Termin zur mündlichen Verhandlung ist der 6. Oktober bestimmt.

(T. d. Sckw. M.)

Bern, 25. Sept. Württemberg hat nach offizieller Anzeige zur Aufrechterhaltung und Festigung der freundschaftlichen Beziehungen mit der Schweiz einen Gesandtschafrspvsten in Bern errichtet und denselben dem Baron v. Spitzenberg mit dem Rang eines Geschäftsleägcrs übertragen.

Turin, 22. Sept., Abends. Heute wurde ein Trauergot- tesbienst zur Gedächtnißfeicr der Seplembertage mit Betheilignng des Arbeitervereins und verschiedener Komitees abgehalken. Eine ungeheure Menschenmenge folgte den schwarzumflorten Fahnen auf den Kirchhof. Es herrschte vollkommene Ordnung.

Es gehen aus den Blättern des südlichen Frankreichs sehr traurige Berichte über das Umsichgreifen der Cholera ein. Na­mentlich scheint Toulon von dieser schrecklichen Seuche arg heim- gesucht zu werde». Mehrere Orte der Umgegend von Marseille bieten ein wahres Jammerbild dar. Auch in Marseille hat man, wie der Courier de Marseille meldet, begonnen, wie in Tonlo», auf den Straßen Feuer anzuzüudeu. Man beruft stch, bezüglich des Nutzens dieser Maßregel, auf den großen Brand von Konstantinopel, von dem behauptet wird, er habe dort der schrecklichen Seuche auf einmal ei» Ende gemacht.

Paris, 22. Sept. In Marseille starben am Mittwoch 38 Personen an der Cholera. In Toulon starben am 18. siebeu- undsechzig Personen an der Cholera. In Arles wüthet dieselbe noch immer. Von den 35,000 Einwohnern dieser Stadt haben 10,000 bas Weite gesucht. In Avignon hat stch die Cholera ebenfalls gezeigt. Die Auswanderung hat sofort begonnen. In Seyne, wo nur noch 3000 Menschen wohne», rafft diese Pest täglich 24 Personen weg. Die Mittelmeerflotte ist in Folge der Cholera nicht nach Marseille zurückgekehrt, sondern hat sich nach dem Hafen von Ajaccio begeben. Die Dampfschiffe der Meffa- gerie Imperiales fahren jetzt nur noch bis nach Neapel, nicht mehr nach Sicilicn. Die Einwohner der Insel lassen sie auS Furcht vor der Cholera nicht mehr ans Land.