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Stuttgart, 21. Sept. Heute Vormittag hielt der würt- tembergisä'e Thierschutzverein seine jährliche allgeiueiue Versamm­lung ab. Ich sehe dabei von den Aeusieilichkeiteii ab und melde Ihnen wie solgt: Einnahmen 3152 fl., Ausgaben 2423 fl., größ- tenlheils für Prämien an Landjäger, für treue Pserdcwärter n. s. w-, 'Rest 728 fl. Künftig erhalte» auch Polizeidicncr Prä­mien, wenn sie den Zwecken des 'Vereins dienen und Anzeigen machen, welche eine strasrechklicke Verfolgung ermöglichen. Gras v. Taubcnbeim theilt mit, unter der früheren Regierung sei dieser Art von Prämiiruug Schwierigkeit gemacht worden. Minister v. Geßler, der anwesend ist, erklärt, vo» ihm sei ein Hinderniß nicht zu erwarten. Ter Verein zahlt 1978 Mitglieder. Eine Tbierquälerci wird erkannt in dem Transport -der Schafe auf der Eisenbahn, der bekanntlich in zweistöckigen Wagen ans Lak- ten-Gerüsten und mit Ztägigem Fasten der znm Schlachten be­stimmten Thiere geschieht. Minister v. Varubüler hat für den TbiertranSpvrt überhaupt Verbesserungen zugcsagk. Auf Ober­schwäbischen Bahnhöfen kommen so überfüllte Hühnerkörbe zum Transport, daß die Thiere ungefähr wie Häringe gepackt sind; die verzweifelten Lebenden backen den Sterbenden die Augen aus. Oberbürgermeister Sick theilt einige klassische Stücke von Thier­quälerei mit, die in Stuttgart vorkamen. Einer Katze wurde der Schwanz in ein Stück Holz gespannt und so wurde das Thier aus die Straße getrieben, eine andere Katze wurde mit zugeleim- tein und zngestegeltem After gefunden; eine dritte Katze war in einer Jiistrnmenteufabrik in eine Hobelbank gespannt »nd dann mit einem Latlenstück, durch welches zuvor ein spitziger Nagel getrieben worden war, bearbeitet worden. Ein trunkener Fuhr­mann biß sein eigenes Pferd vor Wuth in die Nase; einem Schwein, das znm Schlachten bestimmt war, war lebendig das vordere Glied eines Fußes abgeschnitten u. s. w. Es gereicht einigermaßen zur Beruhigung, daß diese weichherzige», sauftmüthj- gen Seelen einigen Entgelt an Arrest und Geldbuße zu tragen hatten. Vielleicht wird bei der Revision des Polizcistrafgesetzes > auf solche Fälle von besonderem Henkertalent auch gebührende Rücksicht genommen. Die Thätigkeit des Vereins ist eine durch­aus lobenSwcrthc und aller Unterstützung, ja ganz besonderer Hebung würdig. Agenten, welche BeitrittSgelder, jährlich 30 kr., entnehmen, sind in allen Bezirken ausgestellt. (Schw. B.)

Stuttgart, 23. Sepkbr. Heute war vor der LcgionSka- serne der Stamm einer merkwürdigen Linde zu sehen, welche im Schurwald, zu Krummhardt, gefällt wurde, unten und oben ei­nen Durchmesser von circa 9 Fuß, in der Mitte einen solchen von circa 14 Fuß hat. Ter durchhöhlte Stamm, in welchem eine ganze Gesellschaft Platz finden könnte, gewährt mit seinen colossaleu Formen einen interessanten Anblick. Derselbe soll vom Besitzer auf dem Volksfest ausgestellt werden.

Herrcnberg. 2l. Sept. Heute wurde hier bei herrlicher Witterung, nach Eröffnung der Bezirks-Gewerbe-Ausstel- lung in den Räumen des geschmückten Nathhauses, auf einem nahe an der Stadt gelegenen Platze das la ndw irthsch a stlich e Bezirksfest abgehalteu. Den Festplatz, aus dem die Menge wogte, bezeichneteu hübsch gezierte Tribünen und eine Ausstellung ausgezeichneter landwirtbschaftlicher Produkte. Am Festzug be- theiligren sich auch fremde Gäste und sämmtliche hiesigen Vereine und Gesellschaften.

Frankfurt a. M.. 15. Sept. Ter Senat hat der hiesi­gen „Zoologischen Gesellschaft", zur Verlegung ihres zoologischen Gartens, ein Areal von 40 Morgen geschenkt und ihr zugleich ein unverzinsliches Anlehen von 200,000 Fl. auf 100 Jahr be­willigt. (Frb. Z.)

Nürnberg, 22. Septbr. Gute Landhopfen wurden An­fangs mit 95—98 fl. ansgesucht, Mittelwaare fand Nehmer mit 88—92 fl.; ordin. Markthopsen bedangen 75—80 fl.

Berlin, 22- Sept. Der König hat den lanenburgischen Depuiirten einen kurzen Besuch in ihrer Hcimalh versprochen. Die Reise ist für den nächsten Montag in Aussicht genommen. Gras Bismarck reist mit. Die Erbhuldigung findet später statt.

Im Heerlager von Merseburg hat sich auch der Herzog von Coburg eingestellt. Spät kommst Du, doch Du kommst! soll ihm der König zugerufen haben, entweder weil der Gast schon seit einigen Stunden erwartet worden war und die Spei­

sen der Gallatafel kalt geworden waren, oder — aus andern Gründen. Ueber die erste leichte Verlegenheit hals Prinz Alfred hinüber, den der Herzog mitgcbracht hatte, und andern Tages wurde in längerer Konferenz in Gegenwart des Grafen Bismarck „das frühere gute Einvernehmen vollständig hergcstelll". Der Herzog wird Berlin zum Karneval besuchen.

Die Telegraphen bereiten auf ein Manifest des Kaisers von Oe st reich an seine Völker vor. Dieses Manifest wird ih­nen sagen, was künftig als Grundgesetz und Verfassung eigent­lich gilt. Das ist nun die 3. oder 4. Umänderung und Fest­setzung „für ewig" — seit 17 Jahren!

Die Staatsschulden der Schleswig-Holsteiner betragen 123 Mill. Gulden, die Zinsen fast 5 Millionen. Das ist nach menschlicher Berechnung für einheimische Schultern zu viel; die preußischen wollen aber unter Umständen tragen helfen.

Neuenburg. Die Brandbcschädigten von TraverS hat­ten ihr Mobiliar, von dem übrigens noch viel gerettet wurde, für mehr als 200,000 Fr. versichert. Leider ist ein Menschen­leben zu beklagen. Ein 14jähriges Mädchen aus der deutschen Schweiz hatte blos mit einem Hemde begleitet ei» Kind gerettet, woraus cs ans Schamgefühl wieder ins Haus zurückspraug und dort seinen Untergang fand.

Die in Trier tagende Versammlung der katholischen Vereine hats sehr übel genommen, daß der Bischof nicht den heiligen Rock ausgestellt, sondern nur die Photographie desselben vertheilt hak.

Das Königreich Großbritannien ist durch eine Bewegung eigenthümlicher Art in Aufregung und Bewegung versetzt. Die­selbe bezweckt nichts Geringeres als die Losreißung des lauge Zeit schlimmer als stiefmütterlich behandelten Jnsellandes Irland von dem Gesammtstaat, und hatte in Irland, Canada und un­ter der irischen Bevölkerung der vereinigten uvrdamerikanischen Freistaaten bereits eine sehr beträchtliche, gefahrdrohende Aus­dehnung erlangt, bevor die Regierung die erste Kunde davon er­hielt. Die bereits sehr zahlreiche, thcils dem Kriegerstande un­gehörige, theils insgeheim militärisch eingeübte Verbindung der Fenier, (Fenians, Phönizier, von welchem die Irländer ihre Ab­stammung herleiten) erregt in England um so größere Besorgniß, als man entdeckt hat, daß selbst Soldaten der in irischen Gar­nisonen stehenden Regimenter ihr beigctreicn sind und in Amerika zahlreiche tüchtige Generale und Offiziere, die mit Auszeichnung gegen die Rebellen stritten, ihr angehörcn. Ohne Zweifel wird es den raschen und energischen Maßnahmen der Negierung gelin­gen, die Gefahr für diesmal abzuwenden. Ob für immer, das ist fraglich. Irland ist der wunde Fleck Großbritanniens, wie Polen die Achillesferse Rußlands ist. Jahrhunderte langes Un­recht ist nicht mir einem Male durch ein paar gesetzgeberische Akte gut zu machen. Eine aufrichtige Versöhnung Irlands mit Eng­land ist um so weniger zu hoffen, als der Racenhaß der fana­tisch katholischen Irländer durch ihre Priester, die sich bekannt­lich aus dergleichen verstehen, systematisch geschürt wird. Daß der Funke des Unrechts niemals erstickt wird, daß er jeden Au­genblick unversehens wieder znm Hellen Brand auflodern kann, das lehrt die Geschichte aller Zeiten in zahlreichen Beispielen, das lehrt in unser» Tagen wieder die fanatische Bewegung in Irland.

London, 22- Sept. Aus Dublin wird gemeldet, daß die Verhaftungen von Feniern auf verschiedenen Punkten fortdauern. Eine gute Anzahl Soldaten wird überwacht, wegen Verdacht, daß sie in den Fenianismiis verflochten sind. Sehr viel Fenier sind in Liverpool. Ein Dampfer kreuzt, um das mit Waffen beladene amerikanische Schiff aufzufangen. Englische Polizeiagen­ten wurden nach Irland geschickt, weil man glaubt, die dortige Polizei sei vom FeuianiSmuS angesteckt. (T. d. Frb. Ztg.)

Rothschild in London übernimmt die neueste 5prozentige öst- reicht sche Anleihe im Betrage von 50 Millionen Gulden zum Cours von 74. Diese Zahlen sprechen deutlich.

Zu Krakau wurde ein berühmter Arzt während einer schwierigen Operation wahnsinnig und stieß dem Kranken sein Messer tief in den Unterleib. Der Kranke starb selbigen Tags, der Arzt wurde tobsüchtig ins Irrenhaus gebracht.

Die Griechen wolleus nächstens einmal mit der Republik Prokuren, nachdem ihnen weder der Türke, noch der Deutsche, noch der Däne als Herr zugesagt hat.