Elftere spricht sich in einem Rundschreiben ein alle französischen Gesandte in schneidender Weise über jene Vorgänge ans, sie als reine Gewalthandlnngcn bezeichnend. Die Palrie sagt: Preußen und Oestrcich hätten in Gastein beschlossen, ganz Denkschland unter sich zu theileu, wie jetzt Schleswig-Holstein.

Ans Mexiko oom 31. Juli schreibt man derNewyorker Tliites" : Die französischen Militärgerichte suchen dem Lande den Frieden zu geben, indem sie Tausende von Mexikaner» erschießen lassen. DieEstafette", ein französisches Organ, erklärt das Kaiserreich für eine Fehlgeburt. Ein französisches Protektorat oder das Land sei den Vereinigten Staaken verfallen. Die Un­abhängigkeit Mexiko's sei ein Ding der Unmöglichkeit. Der Kampf geht ohne Unterbrechung weiter, mit häufigen Niederla­gen der Kaiserlichen. Ter Patriotismus des Volkes wäcbSt, der Enthusiasmus der französischen Truppe» ist verschwunden. Der Bruch zwischen Maximilian und den Franzosen erweitert sieb von Tag zu Tag. Tie Franzosen erwarten einen Krieg mit den Vereinigten Staaten. Die Geistlichkeit ist die Widersacherin des Kaiserreiches. In der Stadt Mexiko sind große Massen von Waa- ren angehäust und so gut wie bloklrt.

Allerlei.

Wie neulich gemeldet wurde, werden jetzt Wallfahrten per Dampf zu wohlfeilerem Tarif gemacht. Auch schickt der Papst seinen Segen per Telegraph nach Trier. Die verwünschten Dampfmaschinen und Telegraphen sind also doch zu Etwas nütze. Unter dem vorigen Papst dursten im Kirchenstaat noch keine Eisenhahnen errichtet werden. Mau fürchtete, die Leute werden gescheidter.

Ueber den Nutzen der Nähmaschiue.

Wenn man ehedem Spinnern und Webern gesagt hätte: ,.Es kommt eine Zeit, wo eine Maschine eure einförmige Arbeit übernimmt und schneller und besser auSsührt als ihr" sie würden beide den Kopf geschüttelt und den Redner für einen Narren gehalten haben, wie etwa Napoleon den Fnlton, der ihm das Geheimnitz des ersten Dampfschiffes anbot. Spinn- und Webmaschinen kamen, die Nadelarbeiter waren über die Vor­züglichkeit der Leistung einig; hätte man ihnen aber verkündet: auch eine Nähmaschine wird noch kommen", sie wären in den­selben Fehler wie Spinner und Weber gefallen.

Nach den verschiedensten auf Herstellung einer Nähmaschine gerichteten Versuchen, die bis ins vorige Jahrhundert zurückdati- rcn, ist es dem Amerikaner Elias H o w c 1845 wirklich gelungen, ein brauchbares Instrument zu konstruiren und ist dieser als der , eigentliche Erfinder des bewunderungswürdigen Werkzeuges zu ! betrachten. Mit Zuhilfnahmc des Hvwe'schen Grundprinzips errichteten bald amerikanische Industrielle großartige Fabriken zu Herstellung von Nähmaschine» und brachten, um vor Klagen des patenlirtcn Erfinders sicher zu sein, mehr oder weniger wesentliche Aenderungen au der ursprünglichen Maschine an. So kommt cs, daß es eine große Anzahlpatentirter amerikanischer Nähmaschi­nen" gibt, die in der Hauptsache ans wenige Systeme hinauS- lausen. Ohne aufs rein technische einzugehcn, erwähnen wir als hauptsächlichste Systeme: 1) daß LcS Erfinders Howe, dessen Maschine sich vorzugsweise für schwere Geschäfte, also Schuh­macher-, Scckler-, Sattler-Arbeiten, zum Sacknäbcn 'w. eignet; 2) das von Whecler und Wilson, der bedeutendsten amerikani­schen Fabrik, die mit 500 Arbeitern täglich 200 Maschinen liefert und bis jetzt deren schon 200,000 Stück verkauft hat. Die Maschinen dieser Firma machen den doppelten Steppstich und eignen sich hauptsächlich für den Familicngcbrauch, für Wcißzeng- liäherinnen, Kleidcrmacher, Tapezierer, Korsett- und Sckirmfab- rikante»; 3) liefern Grooer und Baker außer Steppstich- auch eine Doppelkeltcnstich-Maschine, die besonders zu Verzierungsnählcu bei Damenmänteln rc. anwendbar ist; 4) die Sin g er-Maschinen sind im Wesentlichen den Howe'schen ähnlich und für Seckler, Schneider, sowie zu Militär-Arbeiten sehr praktisch und empfeh- lcnswerth. All' diese Maschinen werden mit dem Fuß in Be­wegung gesetzt, jede erdenkliche Vorrichtung zum Säumen, Anf- nähen von Verzierungen, Schnurennäbcn, Bandcinfassen, Fälteln u. s. w. ist ihnen bejgcgeben; ibre Behandlung ist leicht und angenehm.

Der Nutzen

der

Nähmaschine aegcnüber

der

Handarbeit

ist

aus folgenden Ziffern ersichtlich.

Man bedarf

mik

der Maschine

m i

t de

r Hand

zu

1 Herrenhemd

1 Stunde 16 Min.

14 L

künden 26 Min.

1 Franenhemd

1

,, 4 ,,

10

,,

31 ,.

,,

1 Rock

2

38 ,,

l6

,,

35

,,

1 Atlasweste

1

14

7

,,

19

1 seid. Kleid

1

14

8

,,

27

Seil etwa 10 Iah

ren hat die Nähma

chine

auch

in Deulsch-

land immer größere Verbreitung gefunden, der Mangel an Ar­beitskräften und die Höbe der Löhne weise» ans ihre Anschaffung dringend hin. Auch unsere deutschen Mechaniker machen sehr löb­liche Anstrengungen in Anfertigung der Nähmaschine, doch be­hauptet bis jetzt das amerikanische Fabrikat immer noch den Vor­zug. Jene überseeischen Fabriken haben in allen größeren Städten Deutschlands ihre Agenten, die neben einem Vorralh von Ma­schinen mit genau passenden Reservestücken zu allen Theileu der­selben ansgestaltet sind, so daß der Besitzer einer Maschine, vom Mechaniker ganz unabhängig, ein untauglich gewordenes Stück mit Leichtigkeit ersetzen kann. Eine sehr interessante Sammlung der oben genannten Systeme mechanischer Näherinnen steht man beim Stuttgarter Agenten, Herrn Fr. Conradt (in der Nähe des Bahnhofs), woselbst dem Wißbegierigen bereitwilligst Auf­klärung und dem Käufer der Maschine Unterricht in der Be­handlung gratis crtheilt wird.

Tic Klagen, daß die Nähte der Maschinenarbeit leicht wieder aufgeben, sind durch die Riesenfortschrikte in diesem Zweige der Technik vollkommen beseitigt, dieser Vorwurf kann höchstens noch den kleinen viel einfacher konstrnirten Hand Maschinen gemacht werden.

In Amerika trifft man bei den angesehensten Familien unter den Ziermöbeln die Nähmaschine an; Frau und Töchter wenden sich abwechselnd vom Pianoforle zur Nähmaschine, um auch hier ein Stündchen zu arbeiten und sich der eigenen überraschend schnellen Leistungen zu freuen; in großen Haushaltungen, wo es viel zu nähen gibt, wird die Nähmaschine mehr und mehr zum Bedüifniß, Schneider, Schuhmacher und ähnliche Gewerbe können die Nähmaschine der wachsenden Konkurrenz wegen ans die Länge nicht mehr entbehren, Tausende vermögen sich mit diesem Werk­zeug eine angenehme Existenz zu verschaffen. Tausende treten mit ihr in einen neuen Lebensabschnitt ein.

Ein zur Zeit des alten Znnftstolzes gebräuchliches Schneider- sprüchwort behauptet: Drei Schneider sind einem Kurfürsten gleich; dem gegenüber sagen wir:

Tie Maschine ist auf dem Weg, eine Großmacht zu werden.

Wie». Ern pünktlicher Dicnslmann. In einem Kaffeehaus in der Lcopoldstadt spielte neulich ein Herr aufs eifrigste mit einem andern Gast Billard. Einen Moment sah er vom grünen Tuch weg und bemerkte, daß sein Hunv zur offenen Thür hinauslicf, uni sich mit Seinesgleichen zu unterhalten.Lauten sie doch meinem Hunde nach!" rief er, einen Schritt auf die Gasse machend, einem Individuum zu, das an der Mauer lehnte und wie ei» Dicnstmann aussah. Der Mann that cs, kam aber erst nach drei Stunden atbemlos, keuchend und schweißtriefend zurück.Aber, mein Gott," ruft der Herr aus,konnten sic das Thier nicht früher einfangcn?" Entschuldigen Sie", cntgcgnctc der Schnaufende,Sie haben mir ge­schafft (befohlen), dem Hund nachz'laufcn, und das Hab' i drei Stunden rcdli tba». Für die Stund 50 kr., macht 2 ff. 30 kr.!" Ob dieser Herr noch einmal seinem Hund einen Dicnstmann nachlaufcn läßt?

Ans einer juristis ch c n Pr ü f rr n g. Professor: Was ist Ihre erste und heiligste Pflicht, wenn Sie einen Prozeß übernehmen? Era- minand: Mir vor allem einen Vorschuß geben zu lassen.

Kindersegen. Ja, wahrlich ein Segen des Himmels ist's, gesunde und blühende und was noch mehr sagen will wohlerzogene Kinder zu haben. Jenem Worte entsprechen die Redensartenin geseg­neten Umständen sein",guter Hoffnung sein". Freilich ist dieser Segen gar oft von Arbeit, Sorge und Entbehrungen aller Art begleitet. Heil den Eltern, welche ihn darüber nicht verkennen! Achtung, Hochachtung dem Weibe, das in dem Häuflein ihrer Kinder diesen Segen erschaut u»o bewahrt, gern bei ihnen weilt, lebt und wirkt und keinen andern Wir­kungskreis wünscht und sucht!

Auflösung des Räthsels in Nro IlO: Hirng espinst.

Reoallion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.