Gasteiner Convention verboten; die Musikbonden spielen:Ich bin ein Preuße" ec. oder auch den Düppelmarsch.

Wien, 9. Sept. Feldzeugmeister Frbr. v. Lcnedek Hot sein Haus in Verona aufgelöst, den größten Theil seiner Dienerschaft enkloffen und tritt auf sein eigenes Ansuchen in Disponibilität. In militärischen Kreisen 'gibt sich darüber große Mißstimmung knnd. lieber die Ursachen, welche den Feldherr» veranlaßt ha­ben, einen so auffallenden Schritt zu thun, verninnnk man noch, daß er sich mit den Principien der neuen Regierung nicht ein­verstanden erklären konnte.

In Wie» spricht man, nach der Rhein. Ztg., davon, der preußische Gesandte habe die Wiener Regierung anfgeforderk, bnndespolizeiliche Maßregeln gegen die Abhaltung des Abgeord- netentagcs in Frankfurt zu ergreifen. Das Wiener Kabinet habe jedoch eine ausweichende Antwort crlheilt, um vielleicht .Pr», v. Bismark die Sorge für die Riederhalrung der Frankfurter Mani­festationen gegen die Convention zu überlassen. Der Kaiser heißt es dagegen weiterhin kheilt alle jene Ansichten hochkon- scrvativcr norddeutscher Monarchen und Staatsmänner, welche den Parlamentarismus der süd- und westlichen Staate» Denisch- lands, ibrc Presse, LereinSwesen, Universitäten rc. als den Herd der Revolution betrachten. Tic Abhilfe sei »nr durch eine Reor­ganisation der Bnndesgcsetzgebnng dnrchzusübren, und unsere Ver- tranenSperson versichert, daß ein Mcmorandiim, welches von einem vielgenannten norddeutschen Staatsmann herrühren soll und die Grundzüge dieser BnndeSrcform in Gesetzvorschlägen fornüilirr, die volle Billigung des Kaisers von Oestreicb erfahren bat. «Auch dieBk. n. H.-Ztg." will wissen, dem Frankfurter Senate seien von diplomatischer eveitc vertrauliche Vorstellun­gen in Bezug ans den Umstand gemacht worden, daß Frankfurt, der Sitz der deutschen Centralbehörte. von den oppositionellen Parteien zugleich zum Mittelpunkte einer den Negierungen feind­seligen Bewegung gemacht werben, Fzm Senate selbst sei eS von einer Seite versucht worden, diese Angelegenheit zur ofsiiiellen Crörtcrnng zu bringen, dieser Versuch soll jedoch a» dein Wider­stande gerade der conservaiivslen Senatoren gescheitert sein.)

Die Räuber in Ungarn sorge» immer dafür, daß es etwas Neues gibt. Neulich überfielen sie ans der Pesther Eisen- brchn ein Wärterhaus, sperrten die Leute in den Keller, hoben Schienen aus, warteten bis der Zug hcranbrausle »nd entgleiste und stürzte» fick dann auf die Passagiere, um sie ausznplünteru. Es gab cinen blutige» Kampf, bei welchem die Räuber den Kür­zer» zogen.

Die Schweizer lasten sich weder ihren Teil noch ihren Win­kelried wegdüfkeln. W. Teil bat schon sei» Denkmal, dem Bauern Winkelried haben sie soeben eines in Stans am schonen Vierwaldstädtcr See errichtet. Der Tag der Enthüllung war ein Volksfest für die weite Umgegend. Da steht er aus Marmor und scheint seinem Volke immer wieder wie in der Schlacht bei Sempach zuznrufen:Ich will Euch (und der Fieiheitj eine Gasse machen; sorgt für mein Weib und meine Kinder!"

In Neapel sind in 27 Tagen 1004 Kinder gestorben. Ta in den Provinzen die Cholera herrscht, so werden die in Neapel ankommcnden Fremden entkleidet und mit einer Lösnng von Eifenvitrivl gewaschen.

Trier, 12. Sept. Unter zahlreicher Betheiligung fand ge­stern Abend die erste öffentliche Versammlung der katholischen Vereine Deutschlands statt. Die Zuhörerzahl mochte wohl 1200 betragen. Bei Eröffnung der Sitzung wurden die Herren Tuc- pctiaux ans Belgien, der Landgraf v. Fürstenberg, (Präs K. v. Stollberg, Graf Th. v. Scherer ans der Schweiz und der Gene- ralvikar der Veuceutinsvereiiie, Herr Beton, zu Ehrenpräsidenten ernannt. Hierauf feierte Hr. v. Audlaw de» heilige» Nock als ei» Symbol der katholischen Einheit, Graf Scherer den verstor­benen Pater ThcotosiuS als katholischen Volkswirts).

Belgische Blätter bringen rührende Berichte über den Ab­schied der Königin von England von dem Könige der Belgier: beide Majestäten vergossen reichliche Tbränen, und Leopold soll seine Kinder der Königin warm empfohlen haben. Er sehe wohl voraus, so sagte er, daß dieselben binnen wenigen Jahren wieder eine Zuflucht in Clarcmont suchen müßten. Wen» dieser Fall einmal eintritt, so trägt der liberale Leopold keinen kleinen Theil der Schuld daran, denn er selbst war es, der seine Kinder durch eine alles Maß überschreitende, psäffische Erziehung so sehr ver-

! dnmmte, daß dieselben jetzt kaum mehr in die Welt, am wenig,

^ stcn aber ans einen Thron lange».

^ Paris, 12. Sept. General Lamoricidre ist ans seinem ! Schloß in Proncel gestorben. (T. d. Frb. Ztg.)

! In der Umgegend von Paris ist eine Seuche unter den ! Hühnern ausgebrochen, die in einer Nacht oft cinen ganzen Hühnerbof leert. Tic Polizei sorgt dafür, daß das gefallene Geflügel, dessen Genuß sehr schädlich sein soll, nicht verkauft werde.

K v n stantinope l. Seit drei Tagen ziehe» Tausende von Störchen »nd Kranichen, von Osten kommend, über den BoS. por u S in südlicher Richtung. Das frühe Erscheinen dieser Zug­vögel scheint einen baldigen und strengen Winter verkünden zu wollen.

Newyork, 25. August. In dieser Woche haben zu Was­hington die kriegsrechtlichen Verhandlungen gegen den Wärter des Gefangeuenpfcrchs zu Andcrsonville (Georgia) begonnen. Der Angeklagte, Rebelleiihanpkinann Wirtz, ist ein Schweizer von Geburt, und hat, nachdem ec 1802 bei Richmond verwundet worden, im folgenden Jahr noch seine Heimath besucht. Im Frühjahr 1864 ward ihm das Commaudo über de» Pferch zu Andcrsonville übertragen, wahrscheinlich mit der Instruktion, die Gefangene» so knapp wie möglich zu halten, um für den Fall der Auswechslung ihre militärische Tauglichkeit zu zerstören. Dies gelang ihm so trefflich, daß im Laufe von 8 oder 9 Monaten von den ihm zur Obhut anvertranten Gefangenen, deren zu glei­cher Z*it von 2035,000, im Ganzen wohl 5000,000 anwe­send waren, nicht weniger als 13,500 starben, davon mindestens drei Viertel an Hunger, Nässe, Kälte und Schmutz. Alle Ab- s läuguiingeii und Beschönigungen der dort verübten Greuel müssen s jetzt aufhören, da mit Hilfe der im April vorn General Wilson

> erbeuteten Todtenlistcn soeben die Gräber von 13,000 der zum Tod Gefolterten identificirt und mit Grabsteinen versehen worden

! sind. Tie Speclficativnen der Anklageakte gegen Wirtz führen ! an, daß er durch Vorcittbaltuiig von Nahrung und Obdach die Gefangene» gemartert, eine Menge von ihnen unter nichtigen Vorwänden mit qualvollen Strafen gepeinigt, mehrere persönlich i erschossen oder durch Kolbenschläge getödtek, mit Fußtritten zer-

> stampft hat, daß er viele derselbe» durch' die Schildwachen hat erschießen, Entflohene durch Vlnihuude hat niederbetzeu und zer­reißen lassen, iiiid was der namenlosen Greuel mehr sind. Für alle diese Specificakioue» liege» die umfassendsten ZengeiiauSsagen nickt bioS von Gefangenen, sondern auch von andern Gefängniß- beamten in Bereitschaft.

New-sPork, 20. Ang. Die Einwanderung in die Verei­nigten Staate» ist wieder stark im Zunehmen begriffen. In de» erste» 3 Wochen deS vergangenen MonalS sind mehr als 17,000 Personen ans Europa in New-Dork angekommen. Viele der Einwanderer reisen sofort nach dem Süden ab, um dort Acker­bau zu treiben.

I Jri Washington ist ein polnischer Agent augekvmmcii, i NM Unterstützung für eine große Anzahl von Pole» zu erwirke», s welche einwanderil und sich in Virginien niedcrlaffen wollen.

^ Allerlei.

Ei» ergötzlicher Vorfall wird erzählt von einer Frau in England, bereit Gatte, ein wohlhabender Mann, plötzlich starb, ohne ein Testament zri hiukerlassen; die Wituve, welche wünschte, das ganze Vermögen sich znzuwenden, verheimlichte seinen Tod ! und beredete einen armen Schuhmacher seinen Platz cinzunehme»,

! bis ein Testament gemacht werden könne. Er wurde deßhalb i»

! ein Bett eiugehüllr, als wenn er reckt krank wäre und ein Ad- ! vokai wurde gerufen, um das Testament zu machen. Der Schuh- ! macker vermachte mit schwacher Stimme die Hälfte alles Vermö- - genS der Wittwe.Was soll mit dem Rest gemacht werden?" fragte der Advokat.Den Rest", antwortete er,vermache ich dem armen kleine» Schuhmacher gerade über die Straße, welcher stelS ein guter Nachbar war »nd mich zum Dank verpflichtete." Der Schuhmacher sickerte sich so ein schönes Erbtbeil. Die Fra» war in Folge der feinen List deS Schuhmachers wie vom Blitze getroffen, wagte aber den Betrug nickt aufzudecken, und so theil- ten sich die zwei Spitzbuben in das Vermögen.

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.