Es gilt ein Menschenleben zwei Leben, denn ich überdauerte den Fall nickt, und dag mein Weib mir in den Tod folgt, dessen bin ich gewiß!" Slnbeurauch war in Wien ein sehr bekannter Mann; er war nickt nur Erchchcr des Erzherzogs Victor gewesen, sondern er war noch Professor und Lehrer an mehreren Anstalten, Kassier des Hülfs- und Sparvereins und vieles andere. Alles schätzte den freundliche», dienstwilligen, unermüdlichen Mann. Wie kam der Mann zu dem bekannten fatalen Ende? Er halte die Kasse des Sparvereins, in welche Arbeiter, Dienstboten, Taglöhner :c. ihre kleinen Ersvarniffe einlegen, angegriffen, es fehlten 28,000 Gulden, die Entdeckung stand vor der Thnre, die Sache war seinen Gönnern schon kein Geheimnis; mehr; da griff er zum Gift; er wollte die Schande nicht überleben, ob­gleich seine reichen Gönner, ja der Kaiser selbst das Mancv be­reits gedeckt halten. Aber wie kam der Mann der Ehrenämter zu solcher Schande? Er hatte eine Einnahme von 10- 12,000 fl , er hakte für seine Person wenig Bedürfnisse, war unermüdlich fleißig, er spielte nie an der Börse und dennoch reichte sein Einkommen nicht? Nein, weil er eine Schwäche halte, die in Wien sehr verbreitet ist und die man dort nennt,tüchtig aufzuhauen und sesch zu leben." Er und viel mehr noch seine Frau war ganz des Teufels, den Bornehmen, Reichen zu spielen, ein großes Hans zu mache». So kam er ins Gedränge, zur Untreue, zum Selbstmord. Die Armen verlieren zum Glück nichts bei der Geschichte; denn die fehlenden Summen sind ersetzt, aber viele Andere können sich ein Exempel daran nehmen.

In Bozen in Tyrol klebte der 10jährige Lehrling einer Buchhandlung, H. Kerber, ein Banmblatt auf die Wand eines Krucifixes, schoß dreimal mit der Pistole darnach und traf zwei­mal das Kreuz. Er wurde zu 8 Monaten Gcfängniß vernrtheilt.

Kopenhagen, 3. Scpt. DenHamb. Nackr." wird unter vorstehendem Datum von hier geschrieben:Unsere Straßen wimmeln beute von schleswigschcn Gästen, die an ihren Dancbrogsschleiscn zu erkennen sind. Die Ankunst gestern Abend war sehr ergreifend und wenig Augen waren thränenleer. Die Freude dieser Leute, wieder dänische Flaggen zu sehen u. dgl. m. ist ganz rührend. Man sieht ganz alte, aber rüstige Bäuerinnen nntcr ihnen, auch greise Bauern ehrwürdigen Aussehens mit dem Kreuze der Danebrogsmänncr. Die meisten sprechen sich doch ruhig und gemäßigt ans und klagen wesentlich nur über de» geistigen Druck. Biele sprechen sich auch humoristisch über die dortigen Zustände aus. Alle haben den felsenfesten Glauben, daß sie wieder an Dänemark znrückkomme», was auch küble skep­tische KopenHagener angesteckt und begeistert.. 10,000 Thlr. sind für die Festlichkeiten znsammengcbracht, und die angeboteuen Quartiere sollen zuletzt die für 2000 Gäste nöthige Zahl sogar überstiege» haben. DaS Flaggen in den Straßen war nur spär­lich ober doch nicht allgemein. Heute waren die Kirchen mit Schleswigern gefüllt."

In St. Gallen ist am 1. d. M. die erste Fuhr neuen Weins angelangt.

England. Tie Schatzung der Hopfenernte ist von 230,000 auf 220,000 Pfd. Strl. gefalle» und Amerika siebt einer beinahe totalen Mißernte entgegen.

Fast am Ende einer Fahrt von San Francisco nach Portland sin Maine) hat der Dampfer Bruder Jonathan am Kap Lincoln Sckiffbrnch gelitten. 200300 Passagiere hatte er an Bord und mit Ausnahme von 15 sind alle nmgckomme».

Präsident Johnson hat 48 Generale der Südslaaten aus freien Fuß gesetzt, Davis aber, der Präsident der Südstaaten, steckt noch und es scheint kaum möglich, daß er einer schweren Strafe entgeht, wenn ihm nachgewiesen wird, daß die vielen Tau­sende von gefangenen Unionssoldatc» auf seinen Befehl todtge- hnngert und gegnält worden sind. Die Schilderung dieser Quä­lereien übersteigt an Unmenschlichkeit alles, was man bis jetzt gelesen hat.

In Baltimore hat General Sigel in Gemeinschaft mit W. Schnanffer eine deutsche Zeitung:Baltimore Wecker", ge­gründet.

Das andere Dachstübchen.

(Fortsetzung.)

IV.

Ich lag etwa vierzehn Tage im Belte, und jeden Tag saß

I sie bei mir und unterhielt mich mit allerhand Geschickten. Es i war jetzt nicht mehr erforderlich, daß ich stets eine Wärterin um ! mich hatte; aber ich bat sic, den Tag über bei mir zu bleiben.

! Als ick besser wurde, vermiudertc sich ihre Zurückhaltung mehr ! und mehr, und die ihr angeborene Heiterkeit wuchs von Tag zu ! Tag. Ihre kleine rundliche Gestalt glitt mit der Leichtigkeit und ! Aumnih eines Mvrgenwölkckcns durch die Stube. Manchmal saß ^ sic da und sang und arbeitete ganz wie in ihrer eigenen Stube; dann plötzlich hielt sie inne und sagte, sie werde mir Kopfschmerz

> verursachen, bis ich sie bat, nur sorrznsahren.

Eines Tages sagte ich z» ihr:

Sie haben mir ja noch gar nicht Ihren Namen gesagt."

Aimoe, und der Ihrige?"

William Arnot," antwortete ich, den letzte» Buchstaben mei­nes Bakcrxamens weglassend, um ihrem französischen Obre ge­nug zu thun,das heißt ans französisch Gnillanme Arnot. 'S ist kein so hübscher Name als der Ihre, der da sagt, daß sie bei aller Well beliebt sind," setzte ich mit dem Worte spielend , hinzu.

O nein," entgegnete sie;mit Ausnahme deS Herrn Gal- l lart kenne ich ans der Welt keine Seele, die ich Freund nennen i könnte."

!Und wie kommt das?" fragte ich erstaunt,Sie, die ^ so gut und liebreich sind."

!Ich habe meine Mutter nie gekannt", erwiderte sie.Mein l Vater war ein Weinbauer in einem kleinen lothringischen Torfe, l und Herr Gallart war damals dort Pfarrer. Ich hatte eine ^ Schwester, die sehr schön war, und Herr Gallart lehrte uns le­sen und schreiben und die besten Schriftsteller verstehen, welche er uns ans seiner Buckersaminlnug lieh. Aber meine Schwester war stolz und liebte mich nie sehr, und als sic einen reichen ^ Mann beiratbete und »ach Paris ging, um dort zu leben, dachte « sie nicht mehr an uns. Ich vergab ihr Alles, aber als mein

^ Vater in eine langwierige Krankheit verfiel und sein Gut wäh-

j rcnd derselben zu Grunde ging, antwortete sic nickt aus den

! Brief, den wir ihr schrieben. Als er dann starb und wir uoch-

! einmal schrieben, und wieder keine Antwort erhielten, dachte ich,

^ daß ich ihr diese Lieblosigkeit all mein Lebtag nicht vergeben könnte.

Der gute alte Pfarrer war einige Zeit vor meines VaterS Tode ^ nach dem Kirchspiele von St. Etienne versetzt worden, wo er ^ noch jetzt ist. Als er den Todesfall erfuhr, kam er sogleich, um ^ das Begräbnis; meines Vaters zu besorgen. Später, da ich

> keine Verwandten hatte, die sich meiner hätten annehmen können, s nahm Herr Gallart mich mit nach Paris, wo er mich zu Ma- ^ dauie Acmonville, einer berühmten Putzmacherin in der Rnc Ni- l ckelien, bei der ich meinen Unterhalt verdienen lernte und bis

! jetzt reichlich verdiente. Meine Schwester habe ich seit meinem Hiersein me gesehen; aber einmal, kurz nach meiner Ankunft in Paris, ging ich deS Abends an ihrem Hause vorbei. Ich sah glänzend erleuchtete Fenster und Hörle Musik. Sie hatten diese Nacht dort Gesellschaft. Ich blieb stehen, blickte nach den Fen­stern hinaus und weinte bitterlich. Ich würde Alles, was ick be­saß, darum gegeben haben, meine Schwester nur noch ein Mal zu sehen und sie an die Tage unserer Kindheit z» erinnern. Aber ich fürchtete von der Tbüre weggetrieben zu werden, wenn ich klingelte, und so ging ich weiter, und nie wieder nahm ich die­sen Weg. Da haben Sie »reine Geschichte, Monsieur."

Sie ist sehr traurig," sagte ich.Ich will Ihnen jetzt nicht erzählen, durch welche seltsame Kette von Ereignissen auch ich srcnndlos in der Welt stehe. Ein ander Mal sollen Sie Al­les erfahren. Ihre Geschickte hat mich traurig gestimmt, und ich liebe eS nicht, lange an die Vergangenheit zu denken. Bli­cken wir lieber in die Zukunft und nehmen wir uns vor, uns gleich Bruder und Schwester einander zu Helsen und zu trösten, so lange wir leben." (Forts, f.)

Vom Strafen. Es ist traurig, das; bei vielln Kindern der Anfang der Erziehung darin bestehen muß, ihnen die Fehler abzu­gewöhnen, die sie vor diesem Anfänge weniger durch eigene, als durch fremde «schuld angenommen haben. Je mehr versäumt, desto mehr Schläge. Wenn man kleine Laster nicht straft, so wachsen die großen. Hast du ein Kind gestraft, so laß es weinen.Am Leib abstrafen und dabei schelten, ist zu viel. Einem, der sich bessert, sollst du seine Sünde nicht vorrücken. Strafen im Zorn kennt weder Maß noch Ziel.

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.