lieber die Vereinbarung, welche die deutschen Großmächte hinsichtlich Schleswig-Holsteins getroffen haben, erfährt man noch immer nichts Genaues. Was bis jetzt davon in den Zeitungen mitgethcilt wird, sind nur Bermnthnngen. Es werden wohl Gründe vorhanden sein, warum man sie so geheim hält.
Wien, 18- Ang. Die Neue sreie Presse schreibt: Es ver- lautet, daß die deutschen Großmächte sich über einen die definitive Konstitnirung der Herzogihümcr betreffende» Antrag geeinigt haben, welcher seiner Zeit von beiden gemeinschaftlich am Bunde eingebrachl werden soll. Die Feststellungen in Gastein erfolgten erst dann, nachdem man zu der Ueberzengnng gelangt war, daß der Antrag die Mehrheit des Bundes für fiel) haben werde. Ter Antrag schließe bedeutende Aenderungcn der BnndcskricgSversas- sung und im gewisse» Sinne eine Revision der ganzen Bundesverfassung in sich. Ein Kongreß der deutschen Fürsten sei in Aussicht genommen, welcher eventuell in Berlin znsammcntrelen und für den deutschen Bund eine neue Btzndcskriegöversassnng feststellen werde.
Bern, 18. August. Lank zuverlässigem Bericht wird der Kaiser Nupolcon mit der Kaiserin im strengste» Jncogniio nach Schloß Arcnenbcrg kommen und sich kurze Zeit dort anshaltcn.
(T. d. Fr. Postztg.)
Die Cholera ist in Italien sowohl wie in der europäischen Türkei im Znnehmen und man würde gewiß wohl thnn, wenn man in Deutschland, Frankreich und England in den großen Städten bei Zeiten die Vorkehrungen treffen wollte, welche die ans Erfahrungen gestützte Wissenschaft, nicht die Furcht, dieblind ist, cingibt. Wir meinen die möglichste Beseitigung der Slink- beerde in den Straßen, der dicken Luft in den Häusern, des durch die Nähe von vergiftenden Plätzen schlecht gewordenen Trinkwasscrs und der ungesunden, unreifen Nahrungsmittel. Es wäre gewiß sehr lhöricht, wollte man die Gefahr übertreiben; es ist aber gebildeter Staaten würdig, bei Zeiten zu thnn, was sich thnn läßt, um den Furchtsamen die Angst, die tvdtliche, zu ersparen und Menschenleben zu schützen, so weit Wissenschaft und GeftindheitS- polizet dies vermögen.
Außer dem neucntdccktcn Junotempel ist in Pompeji ei» Hans bloßgclegt worden, das einem Millionär gehört haben muß. Die Möbeln sind von Elfenbein, Brvnce und Marmor. Im Triclininm sind die Lagerstätten besonders reich ansgestattek, die Wände mit den schönsten Frescomalereien geziert und der Estrich mit Mosaik ausgclegl, deren Mittelstnck eine üppig scrvirte Tafel vorstellt. In der Mitte des Gemachs fand sich ein Tisch von seltenem Holze, eingelegt mit ciselirtem Gold, Marmor und Lasurstein. Auf demselben standen Amphoren, in denen noch etwas Wein enthalten war und einige Trinkgesässe ans Onyx.
Paris, 13. Ang. In Marseille sollte am 10. d. eine Hinrichtung vollzogen werden. Das Schaffet sollte auf dem St. Michaelsplatze errichtet werden; aber die Bewohner des Quartiers reclamirten so energisch, daß der Maire nun den Pharo als Sühneplatz bezeichnete. Allein der Pharo ist ein Exercierplatz, und General d'Aurcllc de Paladines, der Commandant der Division, gab nicht zu, das; man dort die Guillotine ansschlage. Der Vcrurtheilte wartet noch immer ans seine Hinrichtung. Die ,,Opinion nationale" fragt: „Was halten davon die Anhänger der Todesstrafe?"
Bukarest, 15. August. Eine ernste Emente bat heute stattgchabt; die Truppen mußten cinschreiten. Das Ratbhans wurde geplündert. Es gab beiderseits Tobte und Verwundete. Nach zweistündigem Kampfe war die Ordnung wieder bergestellt.
Ueber den deutschen Bund fallen die Engländer folgendes Urtheil: Wie sehr der deutsche Bund auch seinem europäischen Zwecke entsprechen möge, so ist er doch für die Deutschen selber eine unfruchtbare und unnütze Einrichtung. Der Bundestag ist Oestreich und Preuße» gegenüber machtlos und die Verbindung, welche er zwischen diesen Mächten herstcllt, dient nur dazu, vermöge ihres unversöhnliche» Widerstreits den Fortschritt Deutschlands aufzubaltcn und seine Interesse» zu benachlhciligcn. Diese Thalsachc schimmert klar durch das ganze Dunkel der gegenwärtigen Verwicklung. Es ist der Punkt, der sogleich die Beobachtung fesselt, die Quelle des Streits und die Ursache seiner Langwierigkeit. In Gastcin ober in Salzburg mag ein hohler Waffenstillstand geschlossen werden, aber der Friede» Euro
pas kann nickt ans die Dauer gesichert erscheinen, so lange die znnderarlige Grundlage der Regierung Deutschlands der Kampfplatz zweier großer Militärmächte ist.
Land o n, 17. August. Der Gceat - Eastcr » ist heute morgen nach Erookhaven (Irland) znrückgekehrt. Das Kabel brach am 2. August, als cs zunickgewuuden wurde, um einen Fehler zu verbessern. Der erste Versuch der Anffischnng gelang beinahe, aber das Seil brach. Die weitere» Versuche bis zum 11. Angust waren ohne Erfolg, Ter Great-Eastern soll mit bes- seren Apparaten zur Anffischnng znrücksahren. Die Berichte der Sachverständigen über den Verlaus der Expedition lauten günstig und zuve,sichtlich. (Schw.V.Zkg.)
Ein schreckliches Unglück, welches abermals der Criuoline zngeschrieben werden muß, hat sich vor cimgen Tagen in London ereignet. Drei Dame», so erzählt ein englisches Journal, hatten sich aus dem Dampfschiffe „Ohio" der Maschine zu sehr genähert. Das Kleid der einen wurde von der Maschine ersaßt und die Dame ward auf der Stelle getödtet. Die beiden Andern, die ihr zu Hilfe eilen wollte», hatten dasselbe Schicksal, bevor der Maschinist die Maschine zum Stillstehen bringen konnte.
Griechenland, Wegen der jetzigen unerquickliche» Zustände in Athen reist König Georg am 30. August nach Corfu ab, wo er sich vorläufig nicderläßk. Dir Vertreter der fremden Mächte begleiten ihn.
New-Uork, 8. Ang. Die Regierung hat de» Truppen in TeraS die Beobachtung strikter Neutralität gegenüber von Mexiko anbcsoklen. Des Präsidenten Gesundheit ist völlig her- gestellt. Die farbigen Garnisonen der größeren Städte werden in bas Innere Südcarolina'S verlegt. In Eharleston hat ein Conslikt zwischen Civil- und Militärbehörden stattgcfnnden.
Allerlei.
— Eines Tages, es war kur; nack Publicirnng LcS dcnlsch- östrcichischen Postvercins, erhält ein Forstvraktikanl von seinem Vater einen Brief mit 22 fl. Monaksgcld. Die anfgcklebtcn Briefmarken waren um einen Groschen zu niedrig gegriffen und daS Postamt, um den gesetzlichen Zuschlag zu motiviren, setzt auf den Brief die Worte: „Langt nicht!" TagS daraus läuft beim Postamt folgendes Schreiben ein: „Königliches Postamt: Muß ich ein- für allemal bitten, sich nicht in mci»^ Privatsachen mischen zu wolle». Denn was geht es dasselbe an, daß bei mir 22 fl. nicht langen? Das Postaint zahlt mir meine Schulden ja doch nicht und dcßhalb muß lch mir jede nnnöthige Bemerkung verbitten. Forstpraktikant S."
Die Angewöhnung, ihre Macht und ihr Werth bei der Erziehung. Es gibt Menschen, die müssen essen, so oft sie am Brodschrank vorbeikommen, wogegen es andern, Dank der elterlichen Erziehung, nicht einfällt, außer der Mahlzeit etwas zu nehmen. — Wer an Arbeitsamkeit, Gehorsam, a» Ordnung, an Reinlichkeit, an «cham- haftigkeit u. s. w. von Jugend aus gewöhnt ist, dem werden diese auch in der Folge bis ins Alter werthvoll sein und bleiben. Die ebenso beschwerlichen als nothwendigen Tngendmittel „Entbehren, Selbstverläug- nen, Selbstüberwinden" macht die Gewolmheit erträglich und leicht. Die Gewohnheit ist somit eine Macht und zwar eine Macht von hohem Werthe. Durch die Macht der Gewohnheit kann und soll dem Sinne und dem Willen des Kindes eine Richtung gegeben werden, die sich nach und nach festsetzt. So kann und soll man früh bas, was dem Kinde einst als Pflicht erscheinen soll, zur äußern Nothwendigkeit machen, und die biegsame Natur des Kindes fügt sich in die Form und in den Zwang der Sitte, ohne zu ahnen, daß es Zwang ist. Das Kind weiß zuletzt nicht anders, als daß es so sein müsse, daß es z. B. nicht ungewaschen einbergehen, nicht fremde Sachen ohne Erlaubnis; in die Hand nehmen, nicht ohne Gebet vom Bette und vom Tische aufstehen dürfe u. s. w. Was das Kind künftig ertragen soll, muß es in früher Jugend ertragen lernen. Das Kind darf nicht anfangen etwas zu thun, was cs zu thun einmal aufhören muß. Daher wollen wir als Grundsatz sesthalten: Was das Kind in spätem Jahren thun soll, daran werde cs möglichst frühzeitig gewöhnt, und was es nach erhaltenem Vcrnunftgebrauche nicht thun darf, das werde ihm auch niemals gestattet. Merkt dies, ihr Eltern!
Auflösung der Charade in Nro. 96: Galgenstrick.
Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.