Niemand antwortete ihm. Unrettbar verloren schien die Unglückliche, denn Niemand hatte Lust, sein Leben für ste einzusetzeii. E» schien Tollkühnheit zu sein, eS zn versuche», denn mehr und mehr hütltcn die Flamme» sic schon ei».
„Die kann nur Gott noch retten," sprach ein Bauer, der neben Ferez stand.
„Nein, sic ist noch zu retten," erwiderte dieser, dessen Brust durch das Geschrei des unglücklichen Mädchens erschüttert wurde.
Der Wirth halte dies Wort gehört. Er stürzte auf ihn zu.
„Rette sie, — rette sie!" ries er und faßte seine Hand.
„Ich bin ja Euch zu schlecht, um Euer Hans zu betreten," erwiderte Ferez.
„Rette sie!" wiederholte der Wirth. „Zwanzig, fünfzig Thalcr gebe ich Dir! Nette sic!"
Ferez schien zu schwanken. Nicht das Geld lockte ihn, der Angstschrei der Unglücklichen drang ihm i»S Herz. Sein Blick traf auf die Alte neben ihm, welche ihr Auge glühend, fragend auf ihn gerichtet hatte. Er verstand ste.
„Fragt die Frau, was ich thun soll. — Bittet sic," erwiderte Ferez, „daun will ich eS thun."
Die Augst um sein Kind ließ dem Wirthe keine Wabl. Und dennoch bebte er zurück, als er sich zn der Alten wandte und ihren leuchtenden, durchdringenden Blick sah. Er konnte es nicht thun.
„Ich gebe Dir hundert Thaler! Eile,— eile!" ries er dem Burschen zu.
„Bittet die Frau," wiederholte dieser.
DaS Jammergeschrei der Unglücklichen im Erker schallte lau- tcr und gellender. Jeden Augenblick konnten die Flammen sie erreiche».
Bon vcrzweifluugSvoller Augst getrieben, vergaß der Wirth Alles. Er eilte auf die Alte z», stammelte bittende Worte, und flehend blickten seine Angen zu ihr empor.
Ihr Gesicht verzog sich zu einem triumphirenden Lächeln.
„Du hast meinen Vater und mich ins Unglück gestürzt," sprach sie, „sieh, jetzt könnte ich Dein Kind verbrennen lasse». Das Mädchen dauert mich, obschon eS stolz ist wie Du, — aber auf den Kuiecii sollst Du mich bitten.— Haha! Aus den Kuicen sollst Du mich bitten. — Haha! Auf den Knieeu!"
Der Wirth zögerte. Bor ihr auf de» Kuicen — er konnte es nicht!
„Haha! cs ist nicht das erste Mab, daß Du vor mir auf den Kuiec» gelegen! fuhr die Alte fort. Knie, knie, sonst verbrennt Dein Kind!"
„Hilfe, Hilfe!" tönte es gellend aus dem Erker.
Da warf sich der stolze Manu vor dem Weibe nieder, das er haßte. Er stammelte Worte. Niemand hörte daraus.
Hastig riß nun Ferez einem Bauern ein Seil aus der Hand, kletterte mit fast unglaublicher Gewandtheit an einer hoben Pappel, welche i» geringer Entfernung vor dem Hause stand und fast ganz von dem Rauche verhüllt wurde, empor. Kaum wenige Sekunden später sah man ihn, sich an dem Seile, welches ec im Wipfel des BaumeS befestigt Halle, herablassen. Indem er sich dann hin und her schwang, suchte er bas Fenster deS Erkers zu erreichen.
Es war ein gefährliches, tollkühnes Wagen. Unter ihm die Flammen. Tcr Athen, stockte in jeder Brust. Aller Augen waren auf ihn gerichtet, und lautlose Stille herrschte ringsum. >
Ec erreichte das Fenster. Ei» halb unterdrückter Aufschrei ^ der Freude machte sich unten hörbar. Noch zitterte aber ein je- i der für ihn. Gelang cs ihm, das Mädchen zu rette»? War cs ! möglich? „Nur so lange möge das ringsum bicnuciide Gebäude zusammeuhalkcn," betete letse mancher Mund. Jede Sekunde i der Augst, der qualvollen Erwartung schien sich zu Stunden aus- ' zudchucn, schon stürzte ein Theil des Dachstuhlcs zusammen. Ein lauter Aufschrei unten. Gottlob, der Erker hielt »och zusammen.
Da stieg Ferez zum Fenster wieder heraus, und das Mädchen hielt er in seinem Arm. Es war ohnmächtig, aber was thar das, wo der Tod so furchtbar nabe heraugetreteu war. Die Flamme» schlugen wild hoch empor. Nur noch eine Minute lang. Er stieß sich kräftig mit dem Fuße von dem Hause ab. Schon wollte lauter Jubel sich Raum mache». — Da stürzte mit furchtbarem Getöse das ganze Haus zusammen. Die Funken wirbelten
empor. Wolken des Rauches schienen alle zn ersticken. Erschreckt waren Alle Untenstehenden zuruckgewichen. — Da glitt Ferez mit dem Mädchen im Arme behend an dem Baume herab.
Jetzt brach der Jubel mächtig von allen Scite» los. Der entschlossene Bnrsch wurde umringt und mit Lobreden überschüttet. Jetzt waren helfende Arme genug zur Hand, welche ihm das Mädchen abnahmen, um es zum Bewußtsein ziirückzurufen, —. Gefahr war ja nicht mehr vorhanden.
Wer Wirth stürzte herbei und warf sich neben seinem Kinde nieder. Er hob seinen Kopf mit beiden Händen empor und rief eS laut mit Namen.
Bewegt stand Ferez daneben. Da legte sich eine Hand auf seinen Arm und zog ihn mit sich, — eS war die Alte.
„Ferez, sprach sie, und ihre Stimme bebte. Du hast sein Mädchen gerettet, — es ist gut, den» das Mädchen kann nichts für seine Schlechtigkeit. Ich hätte es auch gethau, wenn ich an Deiner Stelle gewesen wäre. Ferez, er hat Dir Geld versprochen, viel Geld, hundert Thaler!" Sie stockte, ihre Augen ruhten auf ihm. „Ferez, Du hast mein Mädchen gern, Du sollst cs haben, ick will Dir die Hütte geben, Alles was ich habe, ich will arbeiten, betteln für Dick, nur nimm das Geld nicht von ihm. Nimm cs nicht, Ferez!"
Sie hatte seine Hand erfaßt. Er antwortete nicht. Hundert Thaler! Nie halte er so viel Geld gesehen. Ein unendlicher Rcichthum erschien eS ihm.
Die Alte schien zu crrathcn, was in ihm vorging.
„Ferez, fuhr sie fort, Dein Leben hast Du gewagt. Kein Zweiter hätte eS Dir »achgelhan für hundertmal soviel, — willst Du Dir das bezahlen lagen? Ist Dein Leben für Geld Dir feil? Soll der Wirth hernach sagen, zehn Thaler seien auch genug gewesen für Dick, für Dein Leben, und er wird es sagen, ich kenne ihn, nur die Angst hak ihm dies Versprechen abgeprcßt."
„Ich nehme eS nicht! unterbrach sie Ferez. Er mag cs behalten."
Tie Alte wollte ihn mit sich ziehen, da stürzte der Wirth herbei und hielt Ferez einen Beutel mit Geld hin.
„Hier, hier! rief er. Ich habe eS Dir versprochen und halte stets Wort!"
Der Bursch richtete sich hoch auf. Er lachte bitter.
Ich habe mein Leben aufs Spiel gesetzt, erwiderte er, das könnt Ihr nicht bezahlen, und gäbet Ihr zehn Mal so viel. Ich war Euch zu gering, daß Ihr mir ein Glas Bier für mein Geld in Eurem Hause reichtet und ich balle mich für zu gut, um einen Pfennig von Euck auzuuchmen!"
Ruhig wandte er sich von dem überraschten Wirthe ab und ging fort. Tie Alte folgte ihm. Sie erfaßte seine Hand und drückte sie schweigend. Da traten Mare und Anne zn ihnen.
„Hier, hier," sprach sie, indem sie Mare's Hand in die deS Burschen legte.
Jubelnd schloß er das Mädchen in die Arme.
Der Tag war noch nicht hcreiugcbrochcn. Tic Schenke lag in Trümmer und Asche.
In der kleinen Hütte saßen vier glückliche Menschen. ES dachte keiner von ihnen daran, den unterbrochenen Schlaf sortzu- setze».
Ferez und Marc hatten genug mit einander zn sprechen, eine ganze lauge Zukunft lag vor ihnen, ein Leben, in dem sie nur Glück sahen.
Die Alke saß still da. Ueber ihr Gesicht glitt dann und wann ei» triumphirendes Lächeln und leise sprach ste vor sich hin: „Bor mir kuicen hat er müssen. Haha! Und das ganze Dorf hat es gesehen — vor mir kuicen!"
— DaS bekannte Katze »kraut wird als ein probates Mittel gegen epileptische Krämpfe empfohlen. Es wird dem Patienten entweder Thee daoou gegeben oder die Pflanze stark gerieben und zum Eiualhmeu des starken Geruchs unter die Nase gehalten.
R ä t h s e l.
Ihr sagt: ein Geist erscheint nur weiß in dunkler Nacht;
Ich sag' euch, daß vcr Geist grad' umgekehrt es macht;
Als schwarzen Schatten sch' ich ihn auf weißem Feld,
Und mit dem Schattcnlcib Licht werfen in die Welt.
Redaktion, Truck und Verlag der G. W. Zaiscr'schen Buchhandlung.
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Dieses Blatt ers 54 kr., im Bezii gespalten
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gestattet. Da solche Ueöerfchk ihnen dich zn > Den 25.
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^ P^ Unter Bezug Regiernngsblat K. Ministerin» legenbeitcn, be Brieftaxe zwisc Meilen von ein, Postorten wird gebracht, daß Altenstaig und an statt 3 kr. Den 25. As
Unte- Bezug Regierungsblatt K. Ministerin» legenheiten, bet Brieftaxe zwisll Meilen von ein Postorten, wird gebracht, daß