Tuges-Uenig keilen.

Stuttgart. (132. Sitzung.) In der Specialkommission für die Beraihung und Berichterstattung der Anträge von Hötocr und Gen. auf Revision der Verfassung wurden gewählt: Schasste, Mittnacht, v. Schav, Wiest, Probst, Becher, Ocstcrlen, Holder, Schott. Schall, Tafel, Mack, Wächter, v. Gemminge», Römer- Die Tagesordnung führt aus die Bc- rathunq dcS Berichts der Finanzkommission über den Etat des Kriegsdc- vartcnicnts. Die Prüfung der Ausgaben rn der verflossenen Etaisperiode ergibt daß ru Errichtung von Schwimmschulen und Turnanftallcn für das Militär 6000 fl. verausgabt wurden, die nicht crigirt worden sind. Ließ gibt der Commission Anlaß, das Stcucrverwilllgungsrecht der Stände zu verwahre» Die Kammer stimmt bei. Nach einigen Diskussionen über die 80 799 fl 56 kr betragende» Ausgaben für das Lager bei Köngen geht die Kammer sli den ausgcworfenen Gehaltsaufbesserungen über und verweigert mit 63 gegen 17 Stimmen die beantragte Gehaltsaufbesserung für die Gcnerallicutenants um jährlich je 300 fl., sowie mit 65 gegen 13 Stimmen die gleiche Aufbesserung für die Generalmajore. Für die Obcrlieutenants und Lieutenants ist eine Aufbesserung von je 50 fl. jähr­lich crigirt, auf den Antrag von Probst beschließt die Kammer mit 43 gegen 34 Stimmen, der jüngere» Hälfte der Lieutenants keine Aufbesse­rung zu vcrwilligen, dagegen die so ersparte Summe für die ältesten OberlteutcnantS z» verwenden. (133. Sitzung.) Für den General- stabsarzt werden 200 fl. jährliche Gehaltsaufbesserung gefordert und nach einiger Debatte mit 46 gegen 30 Stimmen bewilligt, andere Militärbc- amtc erhalten 100 fl-, niedere 80 fl. und 50 fl. jährlich Aufbesserung. Nunmehr komme» die Löhnungsverhältniffe der Soldaten und Unteroffiziere zur Debatte. Die Commission beantragt, den Soldaten täglich 1 kr-, den Obmännern 3 kr-, den Feldwebeln 4 tr. zuzulcgcn. Cavallo stellt den Antrag, die Löhnung des Soldaten um 2 kr., v.Ow sic um 3 kr., Wol- bach sie um 6 kr. täglich zu erhöhen. Rödinger will zur Tagesordnung übergehen. Nachdem die Anträge von Rödinger und Wolbach abgelehnt werden, wird der Antrag des Frhrn. v. Ow mit 65 gegen 17 Stimmen angenommen, und wurden hierauf auch den Obermännern täglich 3 kr. und den Feldwebeln täglich 4 kr. weiter bewilligt. Ein weiterer Antrag von Grathwohl, Heim und Maier, die Befreiten gesetzlich zu verpflichten, nach Verhältniß ihres Vermögens für die Pflichtigen in eine Conscriplions- kassc zu legen, damit ihnen aus derselben, nachdem sic ausgedient haben, ein kleines Kapital gegeben werden kann, erhält 41 Stimmen für und 41 gegen sich und wird durch die Entscheidung des Präsidenten abgelehnt. Ebenso wurde der Antrag von Pfäfflin, den Rekruten zu Anschaffung des Nothwcndigen 50 fl. ans der Kricgskaffe zu bezahlen, abgelehnt, dagegen wird den Beurlaubten eine Rcisccmschädigung von 3 kr. für die Poststunde oder freie Benützung der Eisenbahn bewilligt.

Stuttgart, 5. April. Die Wcrner'schen Anstalten wur­den von einer Seite angefeindet, von der man cs nicht hätte er­warten sollen, nämlich von der nltramontancn. Allein auch hier scheint eine bessere Einsicht Platz genommen zu haben, wenigstens Hort man nichts mehr von neuen Angriffen. Unter der energi­schen Leitung des Freiherrn v. Gültlingen scheinen die finanziel­len Verhältnisse mit Hilfe der Akticnzeichnnng sich rasch zu heben. Während in auswärtigen Zeitungen eröffncte Ausrufe schöne Re- snltate erzielen (in Bonn hat ein Major von Orlich allein für .9000 fl. Aktien erworben), nehmen sich im Julande auch die bür­gerlichen Collegie» der menschenfreundlichen Sache ernstlicher an. Letzteres wäre von jeher der richtige Weg gewesen. Wir wissen ja alle, dag in den Wcrner'schen Anstalten insbesondere die Ju­gend so gut aufgehoben ist, als sie cs nur sein kann; deßhalb hätten alle jene Gemeinden, welche von der Unterbringung jun­ger Leute hätten Gebrauch machen wollen, und denen deßhalb die Erhaltung der Werner'schen Anstalten am Heizen liegen mußte, die Gelegenheit nicht versäumen sollen, hier znzugreisen und Aktien zu zeichnen. Zu einem schwungvollen und rentablen Betrieb ist es erforderlich, baß binnen möglichst kurzer Zeit ein Aktienkapital von 200,000 fl. znsammenkomme. Ei» Theil davon ist gezeichnet; allein es ist hier wohl zu bedenken, baß je mehr Aktien ins Aus­land gelangen, die Oekonomieverwaltuiig der Werner'schen An­stalten am Ende angehalten werben kann, nach Verhältniß eben so viel Kinder aus dem Auslände anfzunchmen. Zu zweckmäßiger Unterbringung von Kindern, zur Gewöhnung an geordnete Lebens­weise und fortgesetzte Thätigkeit ist die gebotene Gelegenheit eine solche, wie sic wahrscheinlich in Europa nicht zum zweiten Male vorhanden ist.

Stuttgart, 7. April. Die neuen Eisenbahnvorlagen der Regierung bei der Kammer sind bis 9. oder 10. Mai zu erwar- ! ten, wie jetzt mit ziemlicher Bestimmtheit versichert wird und als- ! dann wird wohl eine wirkliche 34wöchige Vertagung cintreten. !

Lörrach, 7. April. Es ist die sichere Nachricht hieher ge­langt, daß Friedrich Hecker, zur Zeit iu Sk. Claire-Counly, Staat Illinois, wohnhaft, von dem Präsidenteu der Vereinigten Staaten von Nordamerika zum Consul in Zürich ernannt worben ist und wohl noch dieses Jahr »ach Zürich übersiedeln wird.

In Offenbach hat man den Bau von Arbeiterwohnungen beschlossen. Es sollen zunächst 400 gebaut werden, bestehend aus lauter einstöckigen Häusern mit einem Gärtchen. Man hat jedem Arbeiter eine monatliche kleine Abschlagszahlung festgesetzt, so daß in 810 Jahren das Hans in den Besitz des Arbeiters über­gehen kann.

Frankfurt, 6. April. Die heutige Sitzung des Bundes­tags ist nicht verschoben, wie einige Stimmen vermuthen wollten und der baierisch-sächsisch.hessische Antrag in derselben, den Her­zog Friedrich in die Regierung einzusetzen, vielmehr mit 9 gegen 6 Stimmen zum Beschluß erhoben worden. Die Träger der Stimmen sind genau dieselben, wie in der vorigen Sitzung, und es sind somit alle Regierungen ihren Voten wenigstens äußerlich treu geblieben. Die Mittheilung, daß sich Oestrcich und Preu­ßen heute ihrer Stimmen enthalten würben, hat sich ebenfalls als irrig herausgestellt; beide betheiligte» sich an der Abstimmung. Preußen motivirle sein Votum entsprechend seiner früheren Er­klärung, wonach es die Eompetenz des Bundestages zur Ent­scheidung der Rechtsfrage nicht anerkennt und in einer vergrei­senden Einsetzung des Erbprinzen von Augustcndurg eine unbe­rechtigte Parteinahme für denselben steht. Die drei antragstellcn- den Staaten gaben sehr ausführlich motivirte Abstimmungen ab; ebenso das mit Preuße» gehende Hannover. Einzelne Regie­rungen, welche mit der Mehrheit stimmten, hoben gleichwohl ausdrücklich hervor, daß sie die Nothwendigkeit gewisser Eonces« sionen an Preußen im Interesse Deutschlands anerkennten, wenn sie sich auch für die Ansprüche des Herzogs von Angustenburg erklären müßten. Nach der Abstimmung stellte Oestreich die Gleichheit seiner Anschauung mit Preußen bezüglich ihrer beider­seitigen und vorläufig noch festznhaltenden Position in den Her- zogthümern klar, indem es zugleich erklärte, daß es den größten Werth darauf lege, den Abschluß der schleswig-holsteinischen An­gelegenheiten ohne Störung des zwischen den beiden deutschen Großmächten bestehenden guten Einvernehmens möglich zu ma­chen. Preußen erklärte, es halte die gleiche Hoffnung des dauern­den Einvernehmens fest, vermöge aber eine Erfüllung der durch Annahme des Antrags ausgesprochenen Erwartung nicht in Aus- sicht zu stellen. " (N.-Z.>

Johannes Ronge liegt in Folge eines Schlaganfalls in. Frankfurt schwer erkrankt darnieder.

Wien, 3. April. DasVaterland" schreibt:Es ist wohl im Auge zu behalten, daß mit der Räumung Roms durch die Franzosen die L-ache durchaus nicht zu Ende ist, wie Organe der Pariser Regierung glauben machen wollen. Sind wir recht be­richtet, so besteht eine Vereinbarung, oder wenigstens ein Aus­tausch bindender Erklärungen zwischen dem heiligen Stuhle einer­seits und den katholischen Höfen von Oestreich und Spanien an­dererseits, des Inhalts, daß der Papst für sich das Recht in Anspruch nimmt, als Souverän im gegebenen Falle die Inter­vention jener Mächte anznrufcn, die genannten Höfe aber sich ebenso berechtigt wie verpflichtet finden, dem heiligen Vater die zur Aufrechlhaltnng seiner Unabhängigkeit nöthige Unterstützung jederzeit zu gewähren. Dem müßte sich nun Frankreich mit Ge­walt widersetzen, wenn cs der Revolution wirklich die Thvre Roms zu öffnen vorhälle. Ob aber selbst ein Napoleon solches wagen dürfte, bleibt denn doch zu bezweifeln." (Ob Oestreich es wohl um des Papstes willen auf einen zweiten Krieg mit Frankreich ankommen ließe, dessen unglücklicher Ausgang den Bestand dcS Kaiserstaates selbst in Frage stellen dürfte?)

Zürich, 3- April. Der Große Rath hat die Motion, be­treffend Abschaffung der Todesstrafe, einstimmig erheblich erklärt.

Turin, 30. Mär^. Wie an so vielen andern Orten gras- siren auch im Mailändischen die ächten Blatter» auf bedenkliche Weise. An mehreren Orten mußten die Schulen geschloffen wer­den; die Behörden haben ihrerseits die nöthige» Vorsichtsmaßre­geln getroffen.

In Frankreich wird jetzt eine Schmähschrift gegen den Kaiser Napoleon:Gesvräche des Labinius" viel verbreitet. Der Verfasser ist des Landes verwiesen und lebt jetzt in Belgien. In den Bruchstücken, die bekannt gemacht worden sind, spricht sich ein tiefer Haß gegen den Kaiser und seine Günstlinge ans.

Wenn die Reise des Kaisers Napoleon nach Algerien noch zur Ausführung kommt, will die Kaiserin Eugenie eine Pil-