ich selbst mein Brod von fremden Thüren zusammenholte. Sie hatten einen Bursch bei sich, der hieß Ferez wie Du. Er mochte kaum zwanzig Jahre zahlen und war hoch und schlank gewachsen. Er war schön. Seine Augen waren noch dunkler alö die Dci- nigen. Sie blickten glühend. Sie waren groß und ein wenig lustiger Sinn schante daraus hervor. Sein Gesicht war noch gebräunter als bei anderen seines Stammes, nm so schöner klei­dete ihn das gesunde Roth der Wange», welches durch das Braun hervorschimmerte, um so deutlicher schimmerten seine glänzenden weißen Zähne hervor. Die schwarzen Locken fielen ihm bis in

den Nacken. Und er trug den Kopf stolz und hoch und war

doch der Lustige von Allen."

Das Hackebret schlug er und die Tänze seines Volkes tanzte er leicht wie ein Mädchen, die herrlichste» Lieder sang er mit

weicher Stimme, und doch war Niemand so stark als er. Er

war schön und sein ganzer Stamm blickte mit Stolz ans ihn."

Ich sah, daß die reichsten und stolzesten Bauerndirnen mit heimlicher Glnth ihm nachblickten, wenn er vor ihren Thüren ge­spielt hatte. Sie hätten sich gern von ihm küssen lasse», und doch waren sie zu stolz, um mit ihm zu sprechen. Haha! Ich war nicht zu stolz. Seit ich ihn znm ersten Mal gesehen, ge­hörte mein Herz ihm. Und auch er liebte mich. Ich fühlte wich glücklich, wenn er den Arm um mich schlang und «sich sein Mäd­chen nannte. Hier in dieser Hütte und dort im Walde kamen wir oft zusammen. Anfangs heimlich, denn sein Stamm war da­gegen, daß er mich liebte."

Als er aber weiter zog, nahm er mich mit sich und ich wurde sein Weib. Zwar wußte ich, daß seine Angehörigen mich haßten und ungern sahen, ich kümmerte mich nicht darum. Er liebte mich, er kaufte mir die schönsten und buntesten Kleider, und Niemand wagte mir ein Haar zu krümmen, weil sie ihn fürch­teten. Von Dorf zu Dorf zog ich mit ihnen durch daS Land.

Sie hatten keine Heimath, wie ich selbst keine mehr im Herzen

trug. So wild und ungewiß unser Leben zu sein schien, litten wir doch niemals Noth. Und doch ging es immer lustig her. Haha! Was die Bauern nicht gaben, wurde ihnen heimlich ge­nommen, daraus machte sich keiner ein Gewissen."

Ich fühlte mich glücklich, so glücklich, wie ich nie ge­wesen war, selbst als mein Vater die Mühle noch hatte und noch Niemand daran dachte, daß es ihm einst traurig ergehen könne. Aber dieses Glück sollte nicht lange währen. Drei Jahre kaum, die mir wie drei Tage hingeschwundeu waren. Und ich ahnte nichts. Ich glaubte mich für immer gesichert, denn Ferez

liebte mich noch wie am ersten Tage, wo er zuerst im Walde

einen Kuß auf meine Lippen druckte. Da...!"

Sie schwieg wieder. Ihr Gesicht nahm einen finstern Aus­druck an. Die Erinnerung an das Vergangene schien mächtig auf sie einzuwirken. Endlich faßte sie sich.

Als das jüngste Mädchen, welches Du gesehen hast, ge­boren wurde, war ich weit von hier. Als die Stunde der Ge- burt des Mädchens heranrückte, brachten sie mich in eine ärmliche Bauernhütte. Ferez hatte darauf gedrungen. Er blieb bei mir, als das Kind geboren wurde. Er ging fort nach einem andern Dorse. Am folgenden Tage wollte er wiederkehren. Haha!" Sie lachte wild auf.Er kam nicht wieder. Ich lag bis z»m Tode krank und schwach da, er kam nicht. Ich hoffte, ich wartete. War ihm ein Unglück zugestoßen? Weßhalb erhielt ich nicht Kunde davon durch einen seines Stammes. Ich wollte hinaus, ihm Nacheilen, ihn aufsuchen, ich vermochte mich nicht einmal von meinem Lager emporzurichten. Und Tag um Tag verflog, er kam nicht und ich hörte nichts von ihm, nichts von dem ganzen Stamme. Ja mir dauchte die Ahnung auf, daß ich verlassen sei. Wilde Gedanken gingen mir durch den Kopf. Ich wollte mich ermorden und seine Kinder. Ich glaube, ich hätte cS gethan, hätte meine Hand die Kraft dazu gehabt."

Das waren fürchterliche Tage und Nächte für mich, als ich verlassen und hilflos dalag. Es kümmerte mich nicht, daß die Bauern Mitleid mit mir fühlten und mir bcistanden, ich wäre am liebsten gestorben."

Nach vierzehn Tagen raffte ich all meine Kräfte zusammen. Ich war noch schwach, aber in mir lebte nur der eine Gedanke, ihm nachzueilen, denn erst jetzt wurde ich mir bewußt, wie innig und glühend ich ihn liebte. Meine beiden Kinder mußte ich auf den Armen mit mir tragen. Ich weiß heute noch, wie meine

Kniee bei jedem Schritt zitterten, dennoch hielt ich es zwei Tage lang ans, dann brach ich ohnmächtig zusammen."

Mitleidige Menschen nahmen sich meiner an. Die Angst, daß Ferez sich immer weiter entfernen, baß es mir immer schwerer werde, erhielt mich aufrecht vor gänzlichem Znsammenbrecheu. Schon wollte ich, nachdem ich mich etwas erholt hatte, von Neuem ansbrechen, da kam die Behörde dazwischen und schaffte mich sicher zurück. Ich bat, ich schrie, ich sträubte mich vergebens."

Mit Gewalt wurde ich hieber geschaßt. Ich fluchte der Behörde, Ferez, weir er mich verlassen, ich fluchte allen Menschen.

Eine bittere Wildheit war in meiner Brust erwacht. Ich hakte sic früher nie gekannt. Jetzt haßte ich den, den ich so heiß geliebt halte. Je mehr ich meine Ohnmacht cinsab, nm sv mehr tauchte ein Trotz in mir auf, Allen und Allem entgegen- zntrctcn.

Als ich unter polizeilicher Bewachung wieder hierher in daS Dorf gebracht wurde, war es der Wirth, den ich zuerst er­blickte. Er stand vor seinem Hause. Große Augen machte er, als er mich erblickte, denn seit den drei Jahren hatte Niemand im Dorfe etwas von mir gehört, und daß ich znrückkehrc» werde, daran hatte Keiner gedacht."

Ha! da ist ja die dumme Miene wieder!" ries er mit bos­haftem Lächeln.Und was für Gewürm sie milbringt, denen blickt das spitzbübische Zigeunerblut schon aus den Augen heraus. Haha, und welche Begleitung! Nun wird sich ihr Stolz wohl gelegt haben.

Wie ein Messer schnitt jedes dieser Worte in mein Herz hinein. Hätte er mich geschlagen, hätte mich nickt mehr ge­schmerzt als dies boshafte Lachen. Ja. ihn haßte ich ja am meisten von allen Menschen. Ich fühlte, wie LaS Blut in meinen Adern stockte, wie sich mir die Brust znsammenkrampfre vor Haß und Erbitterung. Dicht trat ich an ihn heran, dicht. Meine Lippen waren fest auf einander gepreßt, ich vermochte kein Wort hcrvorzubriilgen, aber ich blickte ihn an, starr, wild. In meinen Augen mochte er lesen, was in mir verging, wie ich ihn haßte.

Erschrocken trat er zurück in bas Haus, haha, und ich konnte

ihm doch nichts thun, denn auf jedem Arm trug ich ein Kind.

Für mich aber war es ein Triumph, als ich sah, daß er erbleicht war."

I» diese Hütte zog ich wieder ein. Sie war ja noch mein Eigenlhum. Hier habe ich die langen Jahre gelebt, und viel

habe ich dnrchgemachr. Alle im Dorfe verachtete» mich. ich haßte sie dafür. Ich hätte sie gerne sterben sehen und würbe ihnen nickt geholfen haben. Jetzt kümmert sich Niemand mehr um mich, nur der Wirth hat seine Erbitterung und seinen Haß noch nicht vergessen, eben so wenig wie ich."

Von Ferez habe ich nichts wieder gehört. Von Jahr zu Jahr habe sch gehofft, baß er wiederkehren werde. Selbst von Denen, mit welchen er damals umherzog, habe ich nichts wieder gesehen. Ob er noch lebt? Ost hat es mich getrieben, mich wieder anfzumachen und ihn zu suchen, ich wußte nur zu gut, daß die Behörden mich nicht weit kommen lassen würden. Aber wären die beiden Mädchen Buben, dann würde ich sie hinaus­schicken, ihn zu suchen. Und rächen sollten sie mich, wenn er mich nur aus Ueberdruß verlassen hat. Ja rächen, denn dann hat er mich nie geliebt."

Ich hätte Dir das Alles nicht erzählt," wandte sie sich an den Burschen,aber als Du in die Hütte tratest, und ich Deine dunkeln Augen sah, mußte ich an ihn denken, denn wen man einmal so glühend geliebt hat, den vergißt man nicht wieder."

Mit Aufmerksamkeit hatte der Bursche ihr zugehört, die ver­witterten, eingefallenen Züge der Frau gewannen ein ganz anderes Interesse für ihn. Wie wild dann nnd wann ihr Auge auf­leuchtete.

Und an dem Wirth habt Ihr Euch noch nicht gerächt?" fragte er.

Sie blickte ihn schweigend, scharf prüfend an.

Noch nicht!" sprach sie dann mit Nachdruck.

Ich hätte das Alles nicht so ruhig zu ertragen vermocht."

(Fortsetzung folgt.)

Sich selbst als nieder» Wurm erkennen,

Heißt das nicht Gott einen Stümper nennen?

4

Dieses Blatt c S4 kr., hin Bcz gespulte

Amtliche

Forst, Bei herank werden die bi gewiesen, die z feuerorbnung zu lassen. Altenstaig,

2j, Al Frc

Am nächste

j

wird die hiesi von ca. 300 k lingen, »nd cherhcitssckrai streich in Akk U ebernahm rechtzeitig bei dem Rathhan Den 3. A

ans hiesigem 100 Stück L 50 Stück -j Liebhaber Den 5. A

B>

Die hiesi Laufe dieses Backeinrichtu an den Wer Der Kost sämmtlicher Maurer­arbeit Gipserarb Zimmerar Schreiner Schlossere Glaserark

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.