Kloster gesteckt worden; das Kind weinte und bat vergeblich, z» seinen Eltern gebracht zn werden; die Prinzipien der Encycliea finden dabei ihre Anwendung. Tie Canoniker behaupten freilich, um den wahren Sin» der Encyelica zn verstehen, müsse man im kanonischen Rechte bewandert sein; der Widerspruch mit den verschiedenen Kontordaten sei nur eingebildet; allein eS wird sich zeige», daß die französischen Bischöfe, welche wie man vier sagt, dagegen rcmonstriren wollen, keine andere Antwort erhalten werden, als den Befehl, unbedingte Folge zn leisten. Tie Vviks- stimmnng ist auch für die Emie nicht günstig; wo der Papsi erscheint, küßt ihm zwar das Volk die Füße, allein kein Laut erhebt sich und die Cartinäle werken nicht einmal gegrüßt."
Die Crinolinensncht ist im Abnehmen begriffen, und wird dieses häßliche Kleidungsstück bald ganz verschwinde». Bereits haben sich ein paar Männer ermannt und ihren Frauen Anschaffung und Zahlung von Crinolinen rund abgeschlagen und trotz der heftigsten Auftritte darauf beharrt! (Lchandeihafl!)
Tie Frauen deS alten Adels in Paris haben sich verabredet, die Krinoline und das Schleppkleid abznlegen, um den zweideutigen Frauen (ckomi-moncka) den Krieg zn erklären.
Paris, 19. Januar. Prondhou (der bekannte Socialist; ist gestorben.
In Dronthcim (Norwegen) hatte sich bis zum 27. Tez. kein Winter eingestellt, kein Schnee, keine Kälte, sondern 5—6 Grad Wärme.
Im nächsten Mai werde» Königin Vietoria mir ihrer ganzen Familie und der König der Belgier nach Coburg kommen »nd wi,v dann die Beiladung der Prinzessin Helene mit dem Erbgroßhetzog von Weimar stallfinden.
Neapel, 9. Jan. Ter Palria zufolge begnügen sich die Studenten der hiesigen Hochschule nickt mit der symbolischen Kundgebung ihres Sraiidpnnklö durch Verbrennen der Encyelica, sondern legen heute in einer Versammlung im N men der Freiheit der Wiffenschaft Protest gegen das päpstliche Aktenüück ein.
Alexander WaSkowSki in Warschau ist von den Russen verhaftet worden; er war in der Revolution der geheime Statt- Chef, der alles leitete, auch die Erleichterung der Bank um 3,600,000 Rubel, was als ein unerklärliches Knnststück erschien. Waskowski ist 25 Jahre alt, war Sindent in Petersburg, kam abcr nach Warschau und leitete die Revolution unter den verschiedensten Namen und Ve'.kleidnnge» »nenideckt bis vviige Woche.
Die W e t l e r k n » d i g e n erwarten in der nächste» Zeit keine große Kälte, da im Norden »nd Nordosten Cnrepa'S der Luftdruck sehr gering ist und >m Westen der Barometer sehr hoch steht. In Madrid ist cs noch immer kälter als in Moskau. Der Gewittersturm, der am 6. Januar über Mitkcldentichland binbranste, war am 7 Morgens in Wien und am 9. am schwarzen Meere eingetroffen. Ter Blitz hat besonders viele Thürme getroffen; man erklärt dies dadurch, daß der Erd- und Waldboden im Winter unter Schnee und Eis weniger Elektrizität, also weniger Anziehungskraft entwickelt als im Sommer und der Blitz die Höhepunkte ailssncht.
Ein Dr. Decaisnc in Antwerpen will die Entdeckung gemacht haben, daß M»ural-Oel oder P e tro leum ans der Stelle jenes Parasit-Insekt, welches die Krätze erzeugt, zerstört und diese Hautkrankheit sofort heilt.
In Griechenland ist das Nänbernnwesen auf einen so hohen Grad gekommen, daß man auf die Köpfe mehrerer Häuptlinge Preise von 2000 »nd 3000 Drachmen gesetzt hat.
Newyork, 7. Ja». (Per Laxonia.) Den Blättern ans den confödeiirten Staaten zufolge versanken vor Wilmington fünf UnionSschiffe. General Fremont wird, wie die „Tribüne" meldet, wirklich als Unions-Gesandter nach Paris gehen.
Die Skrophnlöse» werden künsltg freiwillig nach Sibirien wandern; denn eS ist dort und zwar im Gouvernement ToinSk ein Sec entdeckt worden, dessen schwefelhaltiges Wasser eine vollständige Heilung selbst der veraltesten Skrophcln bewirken soll.
Georg.
(Fortsetzung.)
„Tie Schilderungen über das Elend, welches in der Stadt herrscht, sind also wohl nicht übertrieben?" fragte Thalheim, sich nim ebenfalls ins Gespräch mischend.
„Ucbertrieben? Man merkt eS wohl, junger Herr, daß Sie hier fremd sind. Das Elend geht mit bcr Tyrannei Hand in Hand. Ans dem Hafen sind die Schiffe verschwunden — er ist leer; die KomptvirS sind geschloffen, die Kattniidruckercieu habe» sämmtlich anfgebört zn arbeiten, von 428 Zuckersiedereien ist etwa nur »och ein Dutzend im Gange, die Tabakfabrtke» sind durch die Regie verdräng! worden, Accise-, Thür- n»d Fenster- n-ner, Perfonenstener, Ginndstenec und andere zahllose Abgaben genügen nicht mehr, um die Geldgier der französischen Vielfraße z» befriedigen, und während die Zufuhr immer knapper und das Brod immer kleiner wird, läßt der Gonvernenr, General v. Ho« gendvip, die grauen anSpeilsche», wenn die Verzweiflung über ihre hungernden Kinder sich schließlich so weit treibt, ihre Stimmen gegen unsere Peiniger laut zu erhebe». Doch genug da- von, mein lieber Herr, reichen Sie mir Ihre Hand, ich lese cS in Ihren Blicken, auch Sie tragen das Herz auf dem rechten Fleck, auch Sie fühle», wie wir, die Pelden unseres gemeinsamen VaieilandeS, Sie sind ebenfalls bereit, für die niedergetretene Freiheit unseres Voltes freudig Gut und Blut einznsetzen! —"
,,Zn jeder Zeit," rief Herr v. Tbalheim kräftig einschlagend, „je früher die Sninde der Erlösung kommt, desto willkommener soll es mir sein!"
„So recht, sagte Metilerkamp, »nd was führt Sie hieher, wenn ich fragen darf, denn ist meine Veuiiuihung richtig, so
sind sie nicht anö dieser Gegrnd? —"
„Ter Herr kommt ans Hessen/' ergänzte Georg, „»nd der Zufall hat uns diese» Abend mir einander hekannl werken lassen. >sr hak ei» Hühnchen mit dem saubere» Herrn Benard zn pflücken und außerdem ist er auch mit Empfehlungsbriefen an Herrn
Friedrich Perthes »nd an Herr» v. Heß versehen.
„Tann doppelt willkommen," rief der Bleidcckerincistcr, denn hieraus ersehe ich schon, daß Sie ganz zu de» Unfern gehören. ^Hcrr PerlheS und Herr v. Heß sind meine Freunde, und wenn Sie an diese Empfehlungsschreiben haben, so sind Sie auch mein Freund. Womit kann ich also dienen?
„Der Here heahsichligt vorläufig so eingezogcn wie möglich zu leben", bemeekre Georg, „er hat dafür seine Gründe, die er auch später mitlheilen wird. Könnt Ihr ihm aber behilflich sein,
Meister, so lhnt es, Ihr könnt dafür auf meine» Dank und
weiin's gilt, ans meinen Beistand rechnen."
„Ich möchte Sie gern in mein HanS nehmen", sagte Mett« lerkainp nachdeukend, „doch das gehl nicht, denn ich stehe bei der französischen Polizei im schwarze,, Luch und die hätte da»» nur einen Grund mehr, ihre Angen ans mich zn richte». Abcr ganz in meiner Nähe weiß ich ein hübsches Versteck für einen Mann, der eben seine Gründe har, in Zurückgezogenheit zn lebe». So wollen wir denn miteinander aufbrechen," fügte er bei, indem ec sich erhob und den dankstammelnden Thalheim an der Hand crguff, „fac heute sind Sie mein Gast und morgen wird sich das Wettere finden."
„Vergessen Sie den „lustigen" Seefahrer nicht, wenn Sie meiner bedürfen," rief Georg, schüttelte seinen beiden Gefährten kräftig die Hände und verschwand, nachdem ec der Tante ebenfalls eine muntere „gute Nacht" zugerufen hatte, raschen Schrittes in der Finsternis;, indem er mir Heller Stimme ein lustiges Mal- rosenlied anstiininte.
Während Herr v. Thalheim nun auf diese Weise ein augenblickliches Unterkommen bei Mettlerkamp fand, ereigneten sich am andern Morgen ans dem Pachthofe einige kleine Vorfälle, welche wir dem Leser nicht vorenthalten dürfen, weil die dabei betheiligten Personen auch noch später in dieser Erzählung handelnd austretcii werden.
Es war noch früh, als Susanne, mit einem Bündel unter dem Arm, ihre Schlafstube verließ und im völlig reisefertigen Anzug vor ihren Schwager und ihre Stiefschwester trat.
„Lebt wohl," sagte sie, „ich verlasse Euer Haus und begebe mich zn meinem Pathen nach Hamburg. —"
„Wie," jiief Martha sichtbar überrascht, „Du willst also wirklich Deine Drohung wahr machen — Dein eigensinniger Kopf beharrt auf einem Borsatz, den Du wahrscheinlich sehr bald bereuen wirst. —"
(Fortsetzung folgt.)
Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.
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