wird. Der Minister v. Geßler äußert sieb in Beantwortung der Anfrage Mittnacht's dahin, taß die Ccntralstelle für die Landwirihsctaft zur Aeußerung darüber veranlaßt worden sei, wie die Organisation d.r Cul- turgcsekgebung überhaupt vereinfacht werden kbnne» cs werde dieselbe einer demnäldstigcn Bcrat-ung unterzogen, auf so lange aber, bis diese statt- gefunden habe, vermöge er einzelne Fragen nicht näher zu dcaiüwoitcn.

Stuttgart. Bon de» drei zur VicepräsidrntensteUe Ge­wählten har Hr. StaatSrath Duveruoy die Kgl. Ernciinnng er­halte». Auch verlautet, daß Frhr. v. Linden. gew. Minister, zum Gesandte» beim Bundestag ernannt ist. Derselbe ist indes, sen leidend und hält sich zur Herstellung seiner Gesundheit ans dem Land in Burgberg auf.

Stuttgart, de» 17. Jan. So viel wir von gilt unter­richteter Seite vernehmen, soll die Forst- und Domäueudirektion von hier nach Rcntliugeu verlegt werden, und soll Stadtschult- heiß Grathwohl, der sich gegenwärtig ohnedies als Abgeordneter hier befindet, in dieser Angelegenheit vor einigen Tagen Audienz beim König gehabt haben. Weiter kann ich Ihnen berichten, daß gegenwärtig Verhandlungen über den Plan gepflogen werden, Las Sländehaus, das allmählig ganz ungenügend erscheint und durch Anbauten n. s. w. niemals zu einem geeigneten Ganzen mehr nmgeschaffe», wohl aber mit enormen Kosten z» dem Mn- sterbilde eines Flickwerks gemacht werden kann, durch einen Neu­bau an der Stelle der gegenwärtigen Legionskaserne zu ersetzen. Dieser Tage wurde dahier durch Vertreter verschiedener Jn- gendwehren des Lande? Beralhnng gepflogen über einen engeren organischen Zusammenhang der Jngendwehrcn des Landes. Die Einführung gleicher Unisormirnng wurde als dringend empfohlen wegen des Kostenaufwands beim Wechsel der Dvmicilc.

Stuttgart, 19. Jan. Se. Königliche Majestät haben heute eine Deputation des Comite's für den Ban einer Privat- ! eifenbahn von Ulm über Blanbeuren durch das Dvnankbal nach den westlichen LandeSgrenzcn in Audienz empfangen. Nachdem s nunmehr die große Frage der neuen Unisormirnng des Armee­korps und die Kreirnng von Kammcrjnnkern gelöst ist, soll »nn- mchr die Ernennung eines Korps von Edclsräulein auf die Tagesordnung gesetzt werden.

Die vereinigten Buchdrucker Stuttgarts haben den Anforderungen der Zeit entsprechend die Satzpreise und damit auch die Preise ihrer Druckarbeilen verhältnißmäßig erhöht.

Herren derg zählt gegenwärtig 2370 Einwohner.

M a » »hei m, 15. Jan. Dieser Tage wurde unter Anklage der Entführung ein junger Mann, welcher mit der vom Vater ihm verweigerten Braut in die Schweiz geflohen war, zu 6'Wo­chen AmtSgesängniß, ein guter Freund, der ihm 500 fl. Reise- geld vorgestreckt hatte, zu 4 Worben vcrurlheilt.

Heidelberg, 12. Jan. Daö bereits im vorigen Herbst projektirt gewesene Manöver des badischen Armeekorvs soll nun, dem Vernehmen nach, im künftigen Herbste in der Gegend ! von Mosbach bis Sinsheim und Langenbrücken gehalten werden, und zwar in Gemeinschaft mit dem wnrttembergischen Armeekorps. Seit dem Jahre 1840 hat eine Vereinigung der beiden Truppen- körper zu einem solchen Zwecke nicht stattgefunde».

München zählt ohne Soldaten und Gesandte 142,000 Köpfe und ist seit 1861 um 18,000 Köpfe gewachsen.

Speyer, 11. Jan. Durch den in der Pfalz hochgeach­teten und als ungemein geschickten Augenarzt bekannten Professor 1)r. Röder in Heidelberg wurde dieser Tage eine ungemein merk­würdige, ja wohl gewiß einzig dastehende Operation ansgcführt. Er machte an einem 20jährjgcn Mädchen ans dem benachbarten Berg, das blind geboren war, den Versuch, demselben durch eine unendlich schwierige Operation das Augenlicht zu geben und dieser Versuch wurde auf so überaus glückliche Weise von Erfolg gekrönt, daß das arme Mädchen jetzt schon mit Hülfe des Schullehrers lesen zu lernen anfangen kann. Eine sehr rüh­rende Scene war eS, als das Mädchen bei der Heimkehr auS der Anstalt seine Eltern und Geschwister zum ersten Male mit seinen Angen zu sehen bekam.

I» Würzbnrg hat ein katholischer Geistlicher, Domcapl- kular Müller, 120,000 fl. den Armen vermacht.

Kempten, 16. Jan. Eine dahier verbeirakhete Bürgcrs- ehcfran, geb. Wnrltemdergeriu, soll auf ihr heimathlichcs StaatS- nnd Gemeindcbürgerrecht verzichten. In dem von ihrer Heimaths- bchörde zu diesem Zwecke geschriebenen Verzichteiklärnngs-Entwurf

kommt wörtlich vor:Zugleich verpflichtet sie sich, von dem Wegzüge an innerhalb Jahresfrist gegen Se. Majestät den König und daö Königreich Württemberg nicht zu dienen." Wir glaube», daß die Frau diese Verpflichtung unbedenklich cingehen l kann, und daß sie dieselbe auch wohl getreulich halte» wird, i In seiner Landtagspredigt hat's der Generalsiiperintendeiit Ho ff mann (ein Würitemberger) in Berlin bei den Abgeordneten wieder nicht getroffen. Dem König und seiner Regierung wußte er viel Schmeichelhaftes zu sagen, den Landesvertretern aber nur den Text zu lesen, und diese haben daz» den Kops und das fort­geschrittene Gelock geschüttelt. Zum Friedensstifter scheint der Herr Generalsnperintendcnt nicht gemacht zu sei».

In der nächsten Sitzung des Hauses mißbilligte der Minister deö Inner», Gras Eulenbnrg, in längerer Rede die Worte GrabowS; er beklagte cs, daß Grabow gesagt habe, der Gegen­satz zwischen Regierung und Volkshans sei niemals schroffer ge- wesen und daß eine Versöhnung nur möglich sei, wenn die Ne­gierung mit den Abgeordneten gehe; die Staatsregiernng be- danre diesen Schrill des Präsidenten, werde aber ihren Absichten ans Verständigung nicht »»treu werden. Es gab scharfe Hin- und Widerrede und Grabow schloß sie mit den Worten:man muß die Schäden ansdecken, wen n m an sie heilen will". Die Staatseinnahmen für 1865 sind zu 150,714,000 Thaler veranschlagt, darunter einmalige besondere 8 Millionen.

Es ginge wohl, daß Preußen sich Schleswig-Holstein cinverleibke, aber cs gehl nicht, weil Oestrcich erklärt hat, cS könne i» die Einverleibung mir dann willigen, wenn ihm selbst eine Vergrößerung seines delikscheii Gebiets gewährt werde.

In Wie» sind sehr bedenkliche Nachrichten über die Ge« siindheik des Papstes ciiigetroffc»; die geistige und gemüthliche Anstrengung der letzten Zeit hätten eine vollständige Erschlaffung herbeigefnbrt.

Wien, 20. Jan. (Privatdepeschc der ,,N. Frks. Ztg.") Prinz Friedrich Karl ist heute Morgen, früher als erwartet war, von hier abgcrciSt. Es kan» als positiv gelten, baß mit ihm keine förmlichen Unterhandlungen, sei cs in politischer oder mili­tärischer Hinsicht, geführt worden sind.

S t. G alle n. Wegen Schwierigkeiten zwischen Baicrn und Württemberg über ' den Anschluß der beiderseitigen Bahnen hat die Negierung beschlossen, in Angelegenheit der Bodensee-Gürtel­bahn eine Konferenz anzustrcben, die nur zwischen Oestrcich, Baiern und der Schweiz gepflogen würde.

Italien. Garibaldi hat dem Meeting zu Brescia wegen Abschaffung der Todesstrafe folgendes Votum znkommen lassen: Eaprera, den 2. Jan. Auch ich glaube, daß der Mensch nicht berechtigt ist, den Mensche» zu lödle», eS sei denn zur Verlhei- dignng seines eigenen Lebens. Ich pflichte daher der Abschaffung der Todesstrafe bei. Euer mein Lebcnlang G. Garibaldi.

Rom, 5. Jan. Wie an jedem Weihnachissest, ist auch i am verflossenen in der Pertcrskirche der Hut und Degen gcweibt worden, den der hl. Vater an einen katholischen Monarchen zu senden Pflegt, um ihn für seine Verdienste um die katholische Kirche zu belohnen. Es ist bezeichnend uir die Stellung der l Curie zu den katholischen Mächte» der Christenheit, daß diese Sendung Heuer unterblieben ist: cs hat sich kein Fürst gefunden, bei dem man ein solches Geschenk für paffend erachtete, und der Papst hat Stock und Degen am NenjahrStag seiner Armee ge­schenkt. (Es war daher ein Jrrthum, daß der Kaiser von Mexiko damit bedacht werben sollte.) (A. Z.)

Nom, 7. Jan. Der Times-Correspondent schreibt:Die Encyclica wird eine Epoche in der katholischen Kirche bezeichnen. Niemand wird sich wundern, wenn sie Exzesse gegen die Juden zur Folge hat, denn der Papst nimmt darin das Recht in An­spruch, mit weltlichen Sicascn die Ueberlreter seiner Gesetze zu' belegen, und in der Eile, dieses Recht zu üben, verfügte der Cardinaivikar sofort, daß drei Christen gehörige Kleiderlären.in > der Via di Pasta, welchen Inden die Kleider liefern, geschlossen werden müssen; als einer der Besitzer dagegen remonstriele, schalt ihn der Kardinal einen iinpcrtinenicn Menschen. Nach den Ge­setzen der Onriw eoolosmZtiew dürfe» Inden nicht außerhalb des Klosters wohnen so wird das Ghetto in offizieller Sprache genannt fremden Inden wird ausnahmsweise, gestaltet, Laden in anderen Stadtthcilen zu halten. Auch ist wieder ein sechsjäh­riges jüdisches Mädchen, das sich ans der Seraße verriet, in el'ir