dert Jahre zu entsagen. Die Masse des Silbers, welche die Pho­tographen in Europa verbrauchen, wird zu 500 Centucr veran­schlagt. ^

Turin, 10. Jan. Einen wohlthuenden Gegensatz zu der päpstlichen Encyklica bildet das Rundschreiben des Unterrichts- Ministers Natoli an die Präfekten, Provinzschulräthc und Schul- jnspcktoren, worin er dieselben mit beredten Worten anffordcrt, in ihren betreffenden Kreisen, besonders bei den Gemeindebehör­den Alles auszuwenden, daß die Stellung der Elementarlehrer und Lehrerinnen eine bessere und materiell behaglichere werde.DaS ^ Erziehungswerk dieser wohlverdienten Bürger, denen die erste . Leitung des Geistes und der Herzen der Söhne des unbemittelten Volks anvertraut ist, muß im Jntcrcsse der Nation höchlich ge­würdigt werden. ES ist daher nur nützlich und gerecht, daß auch diesen bescheidenen Soldaten des Wissens und der Freiheit der Weg zur Erlangung jener Ehren geöffnet werde, mit welchen die Regierung die dem König und der Nation geleisteten Dienste zu belohnen pflegt."

In allen halbwegs freien Stunden arbeitete Kaiser Na­poleon III. an einem gelehrten Werke, an den,Leben Ju­lius Casars." Der Römer Cäsar war bekanntlich Feldherr und Staatsmann zugleich und zwar einer der genialsten. Napo­leons Cäsar ist jetzt fertig und erscheint nächstens in französischer, deutscher, englischer und italienischer Sprache zugleich; es umfaßt 3 Bände mit 30 Karten und wird kaiserlich ansgestaltet. Die deutsche Uebersetzung läßt Herr Gerold in Wie» durch Prof. Rietschel in Bonn besorgen, der für jeden Band 8000 Franks Honorar erhält. Der kaiserliche Verfasser liest selber die Kor­rektur, jeder Bogen muß an ihn gesendet werden und er sebickl ihn mit seiner eigenhändigen Unterschrift zurück. Seine Franzosen werden so ausmerksam sein, ihn in diesen Autorsorgen nicht zu stören.

London. Abermals ist in London am 12- d. MtS. das Todesurtheil über einen Deutschen, Ferdinand Eduard Köhl, gefällt, welcher der Ermordung seines Landsmannes, Chr. Fuhr- hop, schuldig befunden wurde. Die Prozeßverhaublnngen waren sehr einfacher Natur, da die Judicien der Schuld überzeugend Vorlagen.

G e o r g.

(Fortsetzung.)

Und diese Heirath wollen sie verhindern!" rief Georg, dessen Augen in einem wilden Feuer erglänzten.Hier meine Hand, Herr von Thalheim, brauchen Sie Jemand, um einen kühnen, verwegenen Streich ausznführeu, so wenden Sie sich nur an mich, ich stehe Ihnen jederzeit mit einer Anzahl zuverlässiger Gesellen zu Diensten. Wenn Sie meiner bedürfen, so erkundigen Sie sich nur imlustigen Seefahrer" nach mir, dort wird man Ihnen die nöthige Auskunft über mich ertheilen!"

Topp!" rief Thalheim, in die dargebokene Rechte ein­schlagend.Ja, mein Vorsatz ist Krieg gegen diesen Benard, bis ich ihm sein Opfer cntrißen. Dank dem Himmel, der mir eingab, den Postwagen zu verlassen und die kurze Strecke bis zur Stadt z» Fuße znrückznlegen, denn ohne diesen Entschluß würde» wir uns wahrscheinlich nicht kennen gelernt haben."

Georg empfahl nun dem neuen Gefährten die äußerste Vor­sicht, zumal wenn er keine Freunde und Bekannte in Hamburg hätte und nicht der geheimen Polizei des Herrn von d'Anbignoisce in die Klauen fallen wollte. Thalheim beruhigte aber etwas seine Besorgnisse durch die Erwähnung von Empfehlungsbriefen an einige der einflußreichsten Bürger Hambnrg's, denen gleich ihm die Schmach des Vaterlandes am Herzen nage, und welche nöthigenfalls gleich ihm zu eiyer kühnen That entschlossen wäre», er nannte unter andern den Buchhändler Friedrich Perthes und Herrn von Heß, Männer, welche sich wegen ihres Charakters und ihrer deutsche» Gesinnung unter ihren Mitbürgern allgemei­ner Achtung und Lsebe erfreuten.

Während dieser Unterredung waren die Beiden vor ein ansehnliches Gebäude in der Nähe des Dammthors gelangt; es war das kleine Wirthshaus, wohin Georg zu seiner Pflege geführt werden wollte. Thalheim trat sofort mit ihm in das niedrige, von geschwärzten Kalkwänden umschlossene Gastzimmer der Schenke zumwilden Mann", in welcher der matte Schein einer Oellampe die Gegenstände kaum erkennen ließ. In dem

Hintergründe, einer Art von Büffet, verschanzt hinter Flaschen und Krügen, saß eine Frau von stämmigem, untersetztem Körper­bau, welche etwa die Mitte der Fünfziger erreicht haben mochte.

Heda!" rief Georg, nachdem er eine Minute still dagc- sesscu, ohne baß sich jemand dem Tische genähert hätteHeda, sind wir in eine Kirche oder in ein Wirthshaus gekommen? Ich glaube gar, Tante, Ihr schläft und träumt.

Auf diese Anrede erhob sich die Tante, und indem sie das neben ihr stehende Licht ergriff und über Len Kopf empvrhielk, schaute sie, soweit Ließ die Entfernung gestattete, dem Sprechen­den ins Gesicht.Wie!" rief sie, indem sich ihr dickes, gut- müthiges Gesicht zu einem wohlwollenden Lächeln verzog,sehe ich recht, der lustige Georg!"

.,J» eigener Person, Euch zu dienen," entgegnete dieser munter,und nun beeilt Euch, Tante Brigitte, und bringt uns einen Krug von Eurem besten Bier, denn Ihr seht hier ein paar Leute vor Euch, die weit gegangen sind und einen ziem­lichen Durst mitgebrachl haben.Doch, fügte er darauf mit verfinsterter Miene hinzu,gebt mir früher ein Glas Brannt­wein, Frau, denn obgleich die Sacke nicht viel zu bedeuten hat, so schmerzt mich die Schramme doch, und ich meine, eS wird gut sein, wenn ich für meine Person Eure Hausapotheke zu Hilfe nehme."

Mil diesen Worten riß der junge Mann seine Jacke und Weste auf und zeigte eine ziemlich lange Schnittwunde, die aber nur das Fleisch berührt und die Rippen nicht verletzt hatte.

Ich denke, der Kerl hat es gut gemeint," sagte er lachend, als ec dann den eiligst geholten Spiritus in seine flache Hand goß und die verletzte Stelle einznreibe» begann.

Georg", bemerkte die dicke Frau in thcilnahmvoil ermahnen­dem Tone,wenn Ihr von den Händeln nickt lasset, wird es mit Euch wahrhaftig noch einmal ei» schlimmes Ende nehme». Wo habt ihr Euch den Denkzettel geholt? Gewiß geschah eS ! wieder wegen eines hübschen Gesichtes" i Georg wollte eben hierauf eine Antwort geben, als sich die ! Thüre öffnete und ein neuer Gast einkral. Es war dies ein ! Mann von etwa 50 Jahren, in der Tracht eines wohlhabenden l Handwerkers, von starkem Knochenbau, mit breiten Schultern , und einem Blick, in welchem sich Muth und Eutschlvsseuhcik aussprachcn.

Eineu Krug frisch auö dem Keller, Mutter Brigitta," sagte er, indem er sich mit freundlichem Kopfnicken an die Taute wendete und zugleich im Begriffe staub, au dem ihm zunächst stehenden Tisch Platz zu nehme».

Willkommen, Meister," rief Gerg aufsteheud, dem Einge- treteuen eutgcgeugehcnd und ihm seine Rechte reichend,woher noch so spät, wenn ich fragen darf?"

Der Bleidecker Mettlerkamp, ein Manu, welcher in der da­malige» Geschichte Hamburgs eine hervorragende Rolle spielte, hob bei dieser Anrede den Kopf empor und sah dem Sprecher einen Augenblick prüfend ins Gesicht. Daun verzog sich sein Antlitz zu einem freundlichen Lächeln, und indem er seine breite Hand in die unseres Bekannten legte, sagte er in schlichter, ein­facher Weise, über in einem Tone, der aus dem Herzen kam:

Willkommen, mein Junge, und wollte Gott, ich hätte nur über fünfhundert so wackere Burschen, wie Ihr seid, zu befehlen, bann sollte es bald anders in unserem armem Hamburg werden; zur Stadt hinaus wollte ich die verteufelte» Franzosen wie Spreu fegen und es wird auch nicht eher gut werben, bis sich ein Mann findet, der den Muth hat, mit gutem Beispiele voranzugehen und die Zaghaften und Unentschlossenen zu einem kräftigen Handeln zu veranlassen!"

Nun", entgegnete Georg, indem er für den Meister einen Sessel herbeischob,der Mann, dem das Herz auf dem rechten Platz sitzt und welchen wir brauchen können, seid Ihr, und was die fünfhundert Burschen anbelangt, so bürge ich Euch deren für tausend, wenn der Tag kommt, wo Ihr uns zu den Waffen ruft, um uns gegen den verhaßten Feind zu führen."

Ja, wenn der reichsstädlische Zopf nicht wäre," murmelte Mettlerkamp,dann befänden wir uns längst ein gutes Stück Weges weiter. Aber aus dem allen Schlendrian zu kommen nein, lieber läßt man sich die Haut über die Ohren ziehen und das letzte Hemd vom L eibe reißen!" _ (Forts, f.)

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.