T tt g e s - A en i g k e i t e n. !

Biberach. (Schwurgericht. Fortsetzung der Anklagesache gegen j Lanzenb erg er.) In der Nacht vom 18. auf 13. Juli 1864 wurde an dem Eisenhändler Joseph Haubcr in Rothkreuz, K. Bayr. Landgerichts Lindau, ein Diebstahl verübt. Der Dieb hatte an dem im Erdgeschoß liegenden Kaufladen einen Fensterladen erbrochen, eine Scheibe einge­drückt und sodann, ohne in das Haus einzudringen, eine große Anzahl Eisenwaaren, welche in der Nähe des Fensters sich befanden, und welche er von Außen erreichen konnte, nämlich Terzerole, Hämmer, Scheeren, Zirkel, Messer rc. im Gesammtwerthe von 165 fl. gestohlen. Der Thäter konnte Anfangs nicht ermittelt werden. Fünf Tage nachher wurde an dem Uhrenmacher Andreas Schäzle in Tettnang ein Diebstahl versucht. Schäzle hatte in einem zu ebener Erde liegenden Wohnzimmer an einem Fenster 4050 Taschenuhren im Gesammtwerthe von 4500 fl. aufge­hängt; Nachts war der vor diesm Fenster befindliche hölzerne Laden ge­schlossen. In der Nacht vom 16. auf 17. Juli 1864 gegen 11 Uhr Abends horte die Ehefrau des Schäzle, welche im anstoßenden Zimmer wachend im Bett lag, vor dem Laden jenes Uhrenfensters ein Geräusch , welches von der Anwendung eines Bohrers herzurühren schien. Sie stand aus, ging in die Wohnstube und sah nun zu ihrem Schrecken zu einem andern Fenster, dessen Laden nicht geschlossen war, einen Mann hereinschauen. Derselbe sprang fort, als sie laut ihren Ehemann zu Hilfe rief. Am an­dern Tag entdeckte der Uhrenmacher Schäzle, daß in den Laden seines Uhrenfcnsters in der Nähe der Stelle, wo die Ladenschlempe angebracht war, zwei Löcher gebohrt waren, und daß in einem derselben ein Diet­rich, nämlich ein krummgebogener Nagel steckte; der Dieb hatte offenbar hiedurch versucht, die Schlempe, mit welcher der Laden geschlossen war, auszuheben, lieber die Person des Thäters lagen Anfangs keinerlei An­haltspunkte vor. In derselben Nacht wurde auch in dem eine Viertel­stunde von Tettnang entfernten Wirthshaus zur frohen Aussicht ein Dieb­stahl verübt. Die Hausthüre war zwar am Abend zuvor verschlossen worden, allein ein Fenster der im Erdgeschoß befindlichen Wirthsstube war aus Versehen osfen geblieben. Am Morgen des 17. Juli entdeckte man, daß aus dem Hause verschiedene Gegenstände, nämlich mehrere Pfannen, Nouleaux, Gläser, Flaschen, 5 Pf. Schmalz, 1'/--Pf. Butter,

3 Laibe Brod, eine Flasche mit S Schoppen Branntwein u. ,. w., im Gesammtwcrth von ca. 85 fl., gestohlen waren; außen vor dem offen ge­bliebenen Fenster stand ein Stuhl, welchen der Dieb von einer hinter dem Hause befindlichen sog. Altane weggenommen und zum Einsteigen benützt hatte. Auch der Urheber dieses Diebstahls konnte Anfangs nicht ermittelt werden. Zwei Tage nachher, am Montag den 18. Juli, Abends gegen 8 Uhr, kam der Landjägerstationskommandant Gebhard So hier aus Tettnang auf einer Streife vor dem eine Viertelstunde von dem Wirthshaus zur frohen Aussicht entkernten Hofgut Büchel her, um in den benachbarten Weiler Baumgarten zu gehen; er kam hiebei an einem 10 Morgen großen Wald, dem sogenannten Büchelhölzle, vorüber. Ucber Las, was ihm nunmehr begegnete, hat Sohler nachher vor Gericht Fol­gendes ausgesagt:Ich hörte im Büchelhölzchen^einen Schuß, verließ daher die von Büchel nach Baumgarten führende Straße und ging rechts hin am Trans des Wäldchens auf einem Waldsträßchen; bald roch ich den Pulverdampf, schaute gegen daS Wäldchen hinein und sah hierunter Tannen ein rothes Tuch auf dem Boden liegen; ich hatte mich hiebei gebückt; wie ich mich wieder aufrichteie, sah ich in der Nähe des Tuchs einen Burschen stehen, welcher mir zwei Gewehrläufe entgegenhielt: ich spannte sogleich den Hahn meines Gewehres und rief: halt, oder ich gebe Feuer! Während dem streckte der Bursche, welcher 810 Schritte von mir entfernt stand, sein Gewehr näher gegen mich her und schoß es ab; er traf mich in die linke Hand und den Unterleib. Der Bursche sprang zu gleicher Zeit in das Wäldchen hinein und ich schoß ihm nach, konnte aber wegen meiner Verwundung die Verfolgung nicht fortsetzen. Ich kann den Burschen nicht näher beschreiben, er stand zu sehr im Dickicht, als daß ich ihn näher besichtigen konnte, nur meine ich, er habe einen grünen Tyrolerhut aufgehabt." Sohler konnte nach seiner Verwundung noch in den nahen Weiler Baumgarten gehen, von hier aus mußte er sich aber auf einem Wagen nach Tettnang bringen lassen. Die ärztliche Inspektion ergab, daß an der linken Hand deZ Sohler, mit welcher der­selbe bei dem Vorfall sein Gewehr gehalten hatte, 14 und am Bauch ,m Umkreis von 8 Zollen 11 Schrotwunden sich befanden. Am Morgen nach der Thal durchsuchten die Landjäger Megerle und Vollmann aus Tettnang das Büchelhölzle; sie entdeckten ganz in der Nähe der Stelle, wo Sohler verwundet worden war, in einem Tannengebüsch eine aus Baumzweigen gebildete Hütte und m derselben versteckt die meisten der in der Nacht vom 16./17. Juli im Wirthshaus zur frohen Aussicht ge­stohlenen Gegenstände: einen Theil des Brodes und der Butter hatte der Dieb verzehrt, von dem Branntwein hatte er getrunken. Am 31. Juli sah der in der Nähe des Büchelhölzle in dem Weiler Biggenmoos wohnhafte Bauer Johann Denzler einen Burschen mit einem Reisesack, übrigens nicht mit einem Tyrolerhut bekleidet, vorübergehen, er schlich demselben nach, entriß ihm unvermuthet den Reisesack, sowie einen Stock, welchen er trug, und forderte ihn auf, mit ihm zu kommen. (Forts, s.)

Eßlingen, 13. Jan. Ich kann Ihnen die aus verläßliche Mittheilung gestützte Nachricht geben, daß der vom hiesigen Schwurgerichtshofe zum Tode vernrtheilte Mörder G. Vögele von Schafhausen von Sr. Maj. dem Könige zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe begnadigt worden ist. (St.-A.)

Waiblingen. Ein Ansteckungsfall, wie er sich kürzlich bei uns zutrug, wird sich um so mehr zur Veröffentlichung eignen, als er zur Vorsicht ermahnt. Eine der hiesigen Stadt angchö- rige Person starb in der Residenzstadt Stuttgart an den Pocken.

> Ihre Hinterlassenschaft wurde an die Gemeindebehörde hieher ge- ! schickt und die Kleider der Verstorbenen verkaufte man auf dem Ralhhause im öffentliche» Aufstreich; aber bald darauf erkrankte der Stadtschultheißenamtsverweser, welcher die Verkaufsverhand­lung leitete, die Vorkäuflerin, welche sich dabei betheiligte und die Dienstmagd einer Frau, welche von den Kleidern gekauft harte, also drei Personen, welche nun an den Pocken darnieder« liegen. (St.-A.)

Bietigheim, 10. Jan. Bei dem am 5. Jan. hier statt- gehabten Brande haben wir leider auch ein Menschenleben zu beklagen! Eine arme, ganz für sich lebende Frau, welche eine Kammer in einem der 3 abgebrannten Häuser bewohnte, wurde seither vermißt und ist nunmehr beim Abräumen des Schutts der Leichnam derselben in einem Winkel gefunden worden, in welchen sie sich durch eine Fensteröffnnng retten wollte, aber dort ihren Tod in den Flammen fand.

Karlsruhe, 12. Jan. Der Präsident des evangelischen Oberkirchcnraths hat an die Redaktion der Neuen Preußischen Zeitung eine Zuschrift gerichtet, worin er den Oberkirchenrath gegen die Angriffe verkheidigk, die in der Kreuzzeitung gegen ihn wegen der Schenkel'fchen Angelegenheit gerichtet wurden. Es heißt am Schluffe der Zuschrift:Der Oberkirchenrath weiß, daß das Evangelium Christo jede wissenschaftliche Untersuchung aus« halten kann und aus jeder mit neuem Glanze und neuer Herr« lichkeit hervorgchen wird. In diesem gewissen Glauben hat er in der Schenkel'fchen Sache gehandelt; und in diesem Glauben ist ec jetzt noch der Uebcrzengung, daß das Vertrauen der jetzi­gen europäischen Menschheit, die eine wesentlich christliche ist, zu kirchlichen Behörden und kirchlichen Personen durch nichts mehr erschüttert werden könnte, als wenn dieselbe mit Mitteln dienst­polizeilichen Zwanges der freien Bewegung der Geister jeden­falls erfolglos cnkgegentreten und die Ketzergerichte und den Rufwider die Irrlehre" erneuern wollten."

Die Bierbrauer in Frankfurt haben ihr Jnnungsvermö« gen im Betrage von 10,000 fl. dem Bürgcrbospital geschenkt.

In München hat sich ein ehemaliger Pfarrer als Stabs- trompeker gemeldet und die vorgeschriebene Prüfung ehrenvoll be­standen.

In München hat der Verein der Buchbinder, znm größ« tenthcil aus Katholiken bestehend, einstimmig beschlossen, zum Bau einer zweiten protestantischen Kirche 100 Gulden ans der Vereinskasse bcizusteuern.

In der Provinz Preußen zu Schwcppeln bei Memel ist der dortige Schullehrer Schwarz, welcher 8 Kinder zu ernähren hatte, im 40. Lebensjahr gestorben oder eigentlich verhungert. Er hakte ein Einkommen von 48 Thlr. und 28 Scheffel Getreide, auch ein Stückchen Land, dessen Ertrag aber kaum die Baukosten deckte. Seine Kartoffeln waren ihm erfroren. Als die Leiche aus dem Bette genommen wurde, fehlte es an einem Leintuch, um sie zu bedecken, auch war kein Hemd vorhanden. Die Witt- we und die Kinder waren fast nackt. Die erstere liegt krank darnieder. Geklagt hat der Mann bei Lebzeiten nie!

Die preußischen Offiziere lassen sich in Schleswig-Hol­stein häuslich nieder; sie haben Frau und Kinder mit Sack und Pack Nachkommen lassen und sich ans drei Jahre eingethan.

Berlin, 10. Jan. Der König hat bekanntlich den Mi­nisterpräsidenten v. Bismarck mit einem Weihnachtsgeschenk er­freut. Wie dieN. A. Z." hört,bestand dasselbe in einem Spazierstock, auf welchem sich sehr kunstreich in Elfenbein ge­schnitzt das Bildniß deS Königs mit einem Lorbeeckranz be­findet. Se. Majestät soll bei der Uebersendung desselben geschrie­ben haben, er sende dem Minister gerade diesen Stock, damit er beim Anblick jenes Kranzes sich stets erinnere, daß er eS gewe­sen, welcher jene Lorbeeren gepflanzt habe.

In Berlin soll ein Denkmal für den Turnvater Jahn errichtet werden, dessen Koste,', auf 8000 Thlr. veranschlagt sind.

Berlin, 13. Jan. Die Zeidler'sche Korrespondenz hört, daß sich unter den Landtags-Vorlagen auch die Militär-Novelle befinde. Sie dementirt die Nachricht, Oestreich habe erklärt, daß es vor Erledigung der Erbfolgefrage die Erörterung des künfti­gen Verhältnisses der Herzogthümcr zu Preußen nicht rathsam erachte. Die Frage, wie Preußen im Falle des etwaigen Aus­bruchs eines Konflikts mit Italien Parthei ergreife, hat Oestreich hier noch nicht angeregt. (N.Z.)