in furchtbare Aufregung versetzt. Zwischen 8 und 9 Uhr brach in 8 großen Gasthöfen, mit denen 2 Theater verbunden sind, und in Barnmns Museum, welches mit Frauen und Kindern an­gefüllt war, Feuer aus. Unbekannte Personen hatten Zimmer in den Gasthöfen gemiethet, Phosphor und andere leicht brenn­bare Dinge unter und in die Betten gelegt und augczüudct und dann, nachdem sie die Thören geschlossen, das Haus verlassen. Offenbar sollte das Feuer an allen Orten zu gleicher Zeit aus- brechen, doch blieb aus einer noch nicht erklärten Ursache ein Zwischenraum von l'/r Stunde zwischen dem ersten und letzten Versuche. Die Brandstifter hatten aber eine schlechte Wahl ge­troffen; denn die großen Gasthöfe haben alle ihre eigenen Brand- ! spritzen und Löschwerkzeuge und konnten das Feuer schnell bewäl­tigen. Wahrscheinlich haben südstaatliche Emissäre die Hand im Spiele gehabt. Vor Kurzem hatte ein Nichmonder Blatt gera- then, als Vergeltung für die von dem General Sheridan im Shenandoathale verübten Barbareien die Städte Ncwyork und Boston in einer stürmischen Nacht an zwanzig Stellen in Brand zu stecken. Möglich .ist auch, daß eine Bande von Spitzbuben die Idee aufgegriffen und zum Zwecke von Plünderung ausge­führt hat. M

Verlust und Gewinn

(Fortsetzung.)

Wir werden wieder glücklich werden, gebt Acht!" entgegnete daS junge Mädchen. Aber sie brach, als ob sie schon zu viel ve>- rathen, geheimnißvoll ab und ging heute eher nach Hause, als sonst.

Wie bangte, wie hoffte das Mädchen einer Antwort ent­gegen! Endlich ging eine solche ein. Hastig erbrach sie das Siegel eines Schreibens, das ihr der Postbote schon zufällig auf der Straße einhändigte. Man schrieb, daß der Sohn des Hauses binnen Kurzem nach dorten kommen, die Sache in Augenschein nehmen und nach dem Befinden die nöthigen Schritte thun würde.

Also neuer Aufschub! Sie calculiren und rechnen," jammerte sie für sich,und darüber geht der greise Vater zu Grunde!" Es war ihr unmöglich, heute den Vater zu besuche». Sollte er auf ihrem Antlitz ihre scheiternde Hoffnung lesen? Ein sol­cher Besuch war ja des Gefangenen einziger Trost und erst am andern Morgen fand sie dazu die nöthige Ruhe und Fassung.

Einige qualvolle Tage waren vergangen. Clara saß emsig nähend an einer Arbeit und sann darüber nach, welch' lauge Zeit im kaufmännischen Verkehrbinnen Kurzem" sei, da klopfte es an die Thür und ihr Antlitz übergoß sich mit Glut. Es mußte der Fremde sein, denn das Klopfen jedes ihrer wenigen Bekann­ten hatte seine eigenthümlichen Merkmale, die dem feinen Ohr des jungen Mädchens nicht entgingen. Und in der That, cin,^ Fremder trat ein. Clara hatte sich einen langen, kalt aussehe»-^ den Geschäftsmann gedacht und war nicht wenig überrascht, als ihr ein zwar beinahe unansehnlicher, aber doch feiner, scharfbli­ckender Mann entgegentrat, ans dessen etwas verwachsenen Schul­tern sich ein Antlitz wiegte, das ausgebildete Intelligenz und doch wiederum eine gewisse vertrauenerweckende Zuthunlichkcit verrielh. Sie fand daher bald ihre Fassung wieder und hieß ihn mit A>ß tigkeit willkommen.

Das dürftige Meublement, aber nocb mehr das bescheidene, schöne, zart und sinnig ausschende Mädchen schienen auf den Fremden, der schon gegen vierzig Jahre zählen mochte , großen Eindruck zu machen. Er berührte die Differenz in schonender Weise, sprach von dem kleinen Städtchen, den frühern Verhält­nissen des Vaters, von seiner Absicht, in der Umgegend einige Geschäfte zu machen und rückte so vertrauenerweckend dem in Zittern und Bangen vor ihm sitzenden Mädchen auf seinem Stuhle näher, daß sie die glückliche Hoffnung schöpfte, und keinen Au­genblick mehr zweifelte, der Sohn des fremden Handlungshauses würde gütig an ihr handeln und die sofortige Befreiung des Va­ters anordnen.

Herr Gebhard, so hieß der Kaufmann, versprach, am näch­sten Tage auf diesen Gegenstand ausführlicher einzugehen, bat aber Clärchen, noch nichts über die Gründe seiner Anwesenheit im Städtchen laut werden zu lassen, auch dem Vater noch seine Absicht zu verschweigen.Unternehmungen dieser Art," sagte er, gehen nicht so rasch, als man hofft und wünscht. Es gibt da­bei immer noch einige Formalitäten zu beobachten, die ihre ge­

hörige Zeit erfordern. Doch morgen komme ich wieder und ich hoffe, ich werde Ihnen dann noch willkommener sein als heute."

Herr Gebhard ergriff dabei die zarte Hand des Mädchens und blickte voll Tbeiluahme in die schönen blauen Angen, deren seidene Wimpern Clärchen Niederschlage» mußte. Die Freund­lichkeit des fremden Herrn Halle etwas Beklemmendes für sie.

In sicherer, glücklicher Hoffnung brachte sie den Abend, die Nacht und den näcvsteu Morgen zu. Es war schon eilf Uhr, als es wieder an ihre bescheidene Wohnung, die im ersten Stock eines Häuschens der Vorstadt lag, klopfte und Herr Gebhard in großer Eile erklärte, er müsse die Angelegenheit des VaterS noch um einige Stunden ansschieben. Ein dringendes Geschäft zwinge ihn, eine» Ausflug auf das Gut eines nahewohnenben Geschäfts­freundes zu machen. Sollte er erst gegen Abend znrückkommen könne», so mochte ibn Clärchen nur nicht mit zu großer Unge­duld erwarten, er würde sich ganz bestimmt noch vor Sonnen­untergang einfinden.

Clärchen brachte bange Stunden zu. Im Tone des Herrn Hebhard hatte etwas so Befremdliches gelegen, das ihr fast jede Hoffnung rauben wollte.Und bedarf es dieses Aufschubes?" sagte sie.Warum zögert er? Kann ich andere Bedingungen bieten, als die Schuld nach und nach durch den Erwerb meiner Hände und vielleicht durch ei» neues Unternehmen, das der Va­ter beginnen will, abzuarbeile» und zu tilgen?"

Tie Sonne war schon nntcrgegangen, als Herr Gebhard wieder erschien. Ec mußte bei seinem Geschäftsfreunde eine gute Aufnahme gefunden haben. Er war in heiterer Laune, geröthet und gcsprächsam. Mit einer sonderbaren Vertraulichkeit begrüßte er Clärchen, als diese sei» Kommen ans der Stiege gehört hatte und ihm schon entgegengeeilt war.Nun, Herzenskind," jagte er,Jetzt will ich aufrichtig zu Ihnen reden." Er nahm einen Stuhl, rückte zu Clärchen heran und drückte sie, da sie zögerte, auf einen andern Sessel neben sich.Sehen Sie, liebes Clär­chen, das wird sich schon machen, wird sich schon machen. Nur nur ha! ha! Was das für ein verwünschtes Nest ist, in dem Ihr hier wohnt ein recht verdammtes Nest und gar nicht Mhrer würdig, liebes Clärchen!"

l Clärchen fand die Stadl so unfreundlich nicht. Herr Geb- jhard zog seine etwas verwachsene Schulter noch höher, als sie war, und erging sich in allerhand Spässen über die philisterhaf­ten Entdeckungen, die er bei seinen Wanderungen durch das ein­fache Städtchen gemacht haben wollte.Sie müssen von hier fort," schloß er endlich.

Fort?" sagte sie.Mein Vater will hier ein einfaches, kleines Geschäft begründen."

Kann sein! Ganz gut! Ganz gnt! Das kann er.. Aber «Sie, liebes Clärchen, Sie was Sie für ein schönes Händchen >habe», zum Küssen, wahrhaftig znm Küssen"

Clärchen zog die Hand zurück. Es war dunkel in ihrem Stübchen geworden. Sie fürchtete sich vor den Blicken des Man­nes, der in der That ihre Hand nicht eher freiließ, als bis er sie geküßt hatte.

Sie müssen fort von hier," wiederholte er.Sie müssen in einer größer» Stadt wohnen. Sie haben so viel Bildung Ihr Brief, ja, ja, Clärchen, Ihr Brief an unser Haus hat mirS angethan. Papa, sagt' ich, was quälen wir den armen Mann! Ich muß ohnehin den Gutsbesitzer Natroff besuchen. Dann steig ich in O ab und lasse den Mann aus dem Loch und die 800 Thaler schreiben wir in den Schornstein. Ha, ha! Falls näm­lich Clärchen! Ja, ja, Clärchen, Sie haben Angen wie Ver­gißmeinnicht. Wie ich Ihren Brief gelesen, dacht' ich: Da» Mädchen ist gebildet und gewiß auch sehr hübsch, und richtig, ich komme, sehe, und sehe einen Engel. Clärchen, Sie kommen in die Stadt. Ich sorge dafür. Unsere Stadt ist groß. Da findet sich schon ein Platz, wo ich recht oft und ungestört in Ihre wunderschönen Augen schauen kann." (Forts, s.)

Damit dem Leser die freie Aussicht ins neue Jahr nicht getrübt wird, theilcn wir ihm das in Rußland gebräuchlichste Mittel mit, gefrorne Fenster aufzuthauen. Man taucht einen Schwamm ins Wasser, in welchem man Kochsalz aufgelöst hat und wäscht die gefrornen Stellen. In wenigen Minuten sind sie vom Eise frei und das Wasser abgelaufen._.

Druck und Verlag der <L. W. Zaifer'schen Buchhandlung. Siedattidn: Hölzle.