Bon der Blau. Am Mittwoch den 30. Nov. gcriethen zwei Schwestern in Ehrenstein beim Mistladen in Streit. Eine warf der andern die Mistgabel nach und traf > »glücklicherweise gerade das Angesicht ihrer Schwester der Art, baß ein Zinken der Gabel das Auge durchstach. Erschrocken über der Thal ent­floh das Mädchen und wurde am Svuittag den 4. Dezember i» einem benachbarten Walde erhängt gesunde». (Blaum.)

In Frankfurt hat die Gewerbesrcihcit den seltenen Fall gebracht, daß ein Schreiner zugleich Metzger geworden ist; wenn die Gesellen gehobelt haben, dann machen sie Wurst!!

Offenbach, 12. Dez. In dein bcnachbaricn Orte Mühl­heim wurden gestern Abend gegen 11 Uhr zwei junge Männer von zwei Gendarmen auf der Straße erschossen. Der Grund zu dieser That ist zur Zeit noch unbekannt; doch werden wkr Näheres darüber berichten. (Fr. J.i

Köln, im Dezember. (Kölner Domban-Lolteri'e-Ziehnng.s Anfangs Januar des künftigen Jahres wird in unserem Museum die öffentliche Ausstellung der Kunstwerke beginnen, aus denen die Auswahl und der Ankauf von Prämien sür die Collecte bis zur Höhe von 30,000 Thlrn. stattfinde» soll, und da die deutschen Kunstgenossenschafteu sich geeinigt haben, diese Ausstellung mit Werken zu beschicke», die vorher dem Unheils einer Künstler- Jury unterworfen und von ihr zngelaffeu worden sind, auch auf Werke hervorragender Künstler, die um Beschickung besonders ersucht werden sollen, gerechnet wird, so dars mau einer seltenen Sammlung von Kunstschöpfungcii deutscher Meister entgegensetzen. An die Beendigung dieser Ausstellung, welche einige Wochen in Anspruch nehmen wird, reiht sich alsdann der Termin der Zie­hung an, die somit wahrscheinlich Anfangs Februar stattfinden kann, und wird darüber, sowie über die Kunstwerke, die als Gewinne destgnirt werden, zur Zeit das Nähere bekannt gemacht werden.

Kurz vor der Erstürmung Alsens nahm der kurhessische Lieu­tenant v. Loßberg Urlaub, ohne zu sagen, was er vorhatte, begab sich zu den Preußen in Schleswig und erwirkte sich die Erlaubniß, an der Eroberung der Insel theilnehmen zu dürfen. Bei der Erstürmung zeichnete er sich durch persönliche Tapferkeit, Energie und tüchtige Führung seiner Leute »ach dem Zcugniß der preußischen Generale und seiner Kameraden ungemein aus. Der Kurfürst, sein Kriegsherr, ließ ihn aber in Kassel vor ein Kriegs­gericht stellen; der Auditeur trug auf 4 Monate Festung an, das Kriegsgericht erkannte auf 4 Wochen Osfiziersarrest.

Paris, 11. Dez. Man liest in den DebatS: Der Kaiser hat an Hrn. Raimbeaux, den Schwiegcrsobn des Hrn. Mooqnard folgendes Telegramm gerichtet:Ich bin untröstlich über den Tod Ihres Schwiegervaters. Er war mein Freund. Dieser Verlust ist ebenso grausam für mich, als für Sie. Meine Freundschaft ist seinen Kindern zugcsichert."

Die Gcsammtstärke der noch in Mexiko befindlichen franzö­sischen Truppen beträgt 33,000 Mann.

Turin, 9. Dez. I» der heutigen Senatsfltzung wurde mit 1 34 gegen 47 Stimmen das Bcr l egu n gsge sc tz der Haupt­stadt angenommen. (T. d. St.-A.)

Aus Warschau wird berichtet, es herrsche dort großer Mangel an Schneidern. Früher gab es deren 1500, jetzt nur 400. Die meisten sind im Aufstande gefallen oder nach Sibirien dopotirt.

Coustantinopel. Prinzessin Djemila, eine Tochter des verstorbenen Sultans, an Mahmond Jelladinpascha verheirathet, hatte denselben in Verdacht, mit einer Sklavin Liebeshändcl zu pflegen. Nach türkischem Gebrauch »ahm er sein Mittagsmahl im Salon seiner Gattin. Diese forderte ihn auf, den Deckel von einer Platte aufzuhebc», und zu seinem Entsetzen entdeckte er darunter den Kopf der Sklavin. Ohnmächtig stürzte er zu­sammen und war todt; ob in Folge deS Schreckens oder vergif­teten Sorbets, den er unmittelbar vorher getrunken, bleibt uu- ermittelt. Für diesen Doppelmord ertheilte der regierende Stil- ta» seiner Nichte einen Verweis. So erzählen engl. Blätter.

Athen. Die Lage des Königreichs will sich nicht bessern. Die Verfassung ist volirt, die von der Krone bezeichneten Amen­dements sind in dieselbe eingefügt, das Wahlgesetz ist promulgirt. Nichts desto weniger herrscht Anarchie in der gesetzgebenden Ver­sammlung und, um jede gesetzliche Aktion unmöglich z» machen, hat die Opposition zu einem aufrührerischen Mittel gegriffen, in­dem sie eine Protestatio» Unterzeichnete und zu sitzen sich weigerte. Die Versammlung ist nicht mehr vollzählig, und während die revolutionären Deputieren in den Provinzen nmherreisen, um die Leidenschaften aufzuregen, hat König Georg die Verfassung be­schworen und die Auflösung der Kammer ausgesprochen. Der junge König liegt im Kampfe mit den größten Schwierigkeiten, die je einen Thron bedrohten; ei muß ohne Budget, ohne gesetz­lich verwilligke Stenern, mit einer zerrüttete» Administration und einer deSorganisirten Armee regieren und mit anarchischen Faklio- tiouen kämpfen. Cs ist nicht unmöglich, daß Emeute und Auf­stand sich bald ebenfalls de» gegenwärtigen Verlegenheiten beige­sellen, so daß schließlich eine allgemeine Anarchie die Folge ist.

In Amerika ist jetzt der Zug des Untonsgenerals Sher­man das Ereizniß, welches alle Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt. Das Interessante dabei ist, daß der Südgcneral Hood Shermau's Position umging und im Rücken desselben 100 eng­lische Meilen nordwestlich von Atlanta Stellung einnahm. Ge­neral Sherman aber, anstatt sich hierdurch bestimmen zu lasse», gleichfalls sich dorthin zu wenden und den Südgeneral, der über etwa 65,000 Manu verfügt, zurückzudränge», rückte ungeachtet der Stellung Hood's nach Südosteu weiter vor, in der Annahme, daß die Koufödcrirten außer der Hvod'schen Armee keine starke Truppenzahl mehr zur Verfügung haben. Und er täuschte sich hierin nicht. Bis jetzt ist er auf keinen zwingenden Widerstand gestoßen, dringt vielmehr unaufhaltsam vorwärts, so daß der Südkommandant Lee jetzt schleunigst Truppen von Nichmond nach Georgien absendek, so viel er aufbringeu kann. Den größten Theil von Georgien hak aber General Sherman schon im Rücken, und man darf sehr gespannt sein, wie dieser kühne strategische Schachzng sich entwickeln wird. Unbestreitbar ist diese militärische Situation eine der interessanteste» während des ganzen amerika­nischen Bürgerkrieges.

Wer heutzutag will Brauer fein.

Darf nicht die Ruh' verlieren.

Zumal die Gäste, grob und fein.

Das Bier stets kritisiren.

Daß man oft möcht hinaus zum Loch Was kümmert's mich, sie trinken's doch!

Dem Einen ist das Bier zu braun. Dem Andern ist'S zu Helle,

Und jeder muß eS erst deschau'n.

Eh' er kaum sitzt zur Stelle.

Sie tadeln fort dre ganze Woch'

Was kümmert's mich, sie trinken's doch!

Bald soll es haben einen Stich,

Bald wieder ist'S zu bitter.

Dem Schiebel ist'S zu wässerig.

Zu dick dem Doktor Ritter!

Und And're tadeln And'res noch

Was kümmert's mich, sie trinken's doch!

Und geben tvir das Bier ganz neu, DennS kaum ist von der Kühle,

Bierbrauers Trost.

> Der best' Gewinn ist schon dabei,

! Man kommt so bald zum Ziele

Dann laufen sie hinaus zum Loch

! Was kümmert's mich, sie trinken's doch!

Wenn's Bier recht kräftig ist und stark.

Daß man könnt sein zufrieden.

Dann machen sie erst recht arg, l ES wird das Haus gemieden:

!ES ist 'was d'rin, man kriegt gleich hoch" WaS kümmert's mich, sie trinken's doch!

j Sic rechnen Einem her in Eil',

WaS mich das Bier wohl koste.

Der Hopfen sei gar billig feil Bon Saaz bis nach Aloste!

Die Gerste sei auch wohlfeil noch

WaS kümmert's mich, sie trinken's doch!

Tagtäglich sagen sie, man soll Den Preis vom Bier abschlagcn;

Man könnte werden taub und toll.

Was sie da Alles klagen;

Ein jeder will cs bill'ger noch

WaS kümmert's mich, sie trinken's doch!

Der Eine möcht' die Maas um acht.

Der And're gar um sieben;

Ihr Gäste, nur ein wenig sacht'.

Das wird uns nie belieben;

Da hält' ja der Profit ein Loch

D'rum graupct nur, ihr trinket'S doch!

Sie drohen, daß sie unserem'

Noch ganz quittiren werden.

Und wandern hin, von Katz bis Steim, VersuchcnS in den Gärten:

Ei, guter Freund, geh' hin und poch,

Trinkst du's nicht, trinken's Andre doch.

D'rum meinem Herzen geht'S nicht nah.

Wenn sie auch immer wandern;

Mein Trost ist dieS: sie machen'S ja Dem Einen wie dem Andern.

Und darum bleibt der Bierpreis hochj Was kümmert's mich, sie trinken's doch! (N.B.)

Druck und Verlag der G. W. Z.aiser 'scheu Buchhandlung. Redaktion: H ö lj l».