nicht nur jedes Wort, das darinnen gesprochen wurde, sondern sah auch genau die Gesichter der drei Männer, die auf den Klö­tzen saßen, während Ursula auf einem Bette saß.

Seine Vermulhung hatte ihn nicht getäuscht. Neben zwei Holzschlägern war, als der dritte iin Bunde, der rothe Fritz da.

Die Neugier Heinrichs wurde durch diese Entdeckung nur noch reger und er horchte mit steigendem Interesse dem in win- discher Sprache geführten Gespräche.

Also Ihr seid fest entschlossen, sagte der eine zu Fritz, Eu­ren gewesene» Meister zu berauben, bei dem Ihr doch so lange Jahre in Arbeit gestanden, und wie Ihr selbst sagt, auch gute Zeiten gehabt habet?"

Warum hat er mich davon gejagt, lautete die Antwort, war ich nicht ein viel besserer Arbeiter als das Milchgesicht, das er wie ein eigenes Kind verhätschelt? Habe ich nicht längst schon die zierlichsten Kettlcin und die geschmeidigsten Ringlein geschweift, als der Heinrich noch im Hemd herumlief?"

Was mußtet Ihr Euch in das schöne Fräulein verliebe», unterbrach der andere Holzschlägcr, wie konntet Jbr auch glauben, der reiche Goldschmied werde sein Kind einem Gesellen zur Frau geben?"

To- und Hölle!" fluchte der Rothe, ist ein braver Geselle nicht ein besserer Schwiegersohn, als der Sohn eines Bettlers? Aber das Ganze kommt daher, weil sich das Püppche» in das glatte Gesicht dieses Burschen verliebt bar. Ick wollte nur wissen, wo er jetzt sitzt. Ich möchte auch nicht mehr auf die Franzosen warten, daß sie ihn wieder entwischen lassen. Ich wollte gleich selber den Prososcn machen und ihn hiuüver expediren."

Jbr habt wenigstens die tausend Gulden davon getragen, also stellt Euch wegen dem Bursche» zufrieden und schaut lieber, daß wir das Geschäft bei seinem Ziehvater ins Reine bringe». Wer weiß, wie lange die Franzosen noch da bleiben und uns als Deckmantel dienen."

Mit diesen Worten stand Ursula's Vater auf und holte eine der grünen Flaschen, wahrscheinlich um seine Freunde durch den goldene» Rebensaft zu begeistern.

Nickt lange dauerte es, so mußte eine zweite, endlich eine dritte hervorkommen, bis es der Wirth für genug erklärte und aus das Vorhaben näher einging.

Der gute Wein machte aus alle drei Männer eine derart sanguinische Wirkung, daß sic einstimmig beschlossen: noch heute Abend sich auf den Weg zu machen. Vorzüglich viel trug zu diesem Entschlüsse Fritzens Bericht bei, daß nämlich die im Hold'- scheu Hause einquartjrt gewesenen Franzosen heute mit ihrem Re­giments abmarschirt seien, bis morgen aber andere komme» könn­ten, die ihnen den Spaß verderben möchten.

Einzeln wollten sie sich bei Zeiten i» die Stadt schleichen, da ihnen als Holzleute gekleidet schwerlich eine Schildwache was anhaben wird. Einmal inner den Mauern wollten sie sich mit noch zwei Genossen des Fritz in die Viktringhof-Gasse begeben, um Mitternacht das Haus und die Hofgebäude in Brand stecken und während der ersten Verwirrung in die oberen Zimmer des Goldschmiedes dringen, wo sich die Schätze befänden. Der rothe Fritz, mit allen Lokalitäten sehr genau bekannt, soll natürlich der Führer sein. Der Rückweg mit der Beule wird durch den Gar­ten über die Mauer in den Stadtgraben genommen, von wo es ein Leichtes ist, zur Drau zu gelangen, und mittelst eines dort bereit gehaltenen Kahnes überzusetzen.

Nachdem es einmal beschlossen war, zögerten die Unholde keinen Augenblick länger mit der Ausführung. Noch eine Flasche wurde auf glückliches Gelingen geleert dann machten sie sich auf den Weg.

Heinrich hat mit verhaltenem Athem gelauscht und jedes Wort der Verhandlung vernommen. Sein Herz erbebte vor den Gefahre», denen seine Angehörigen in der nächsten Zeit unter­liegen sollten. Er vergaß seine eigene Lage und war nur von dem einzigen Gedanken beherrscht, seine Geliebte zu retten. Nur er konnte sie ja vor dem drohenden Unglück bewahren, wenn er ihnen zu Hilfe eilte.

Jetzt wurde ihm das Benehmen Ursula's klar. Er konnte nun begreifen, warum sie ihn nickt beherbergen wollte, warum ihr Vater nichts von seinem Dasein wissen durfte. War cs der Tochter zu verdanken, wenn sie das Treiben ihres Vaters nicht dem Fremden bloß stellen wollte? (Forts, folgt.)

Allerlei.

(Literarisches.) Bibclsreunde machen wir auf die bei Belser in Stuttgart erschienene Erklärung der Offenbarung Jo­hannis und des Propheten Daniel von Gärtner aufmerksam.

Der Verfasser, ein Privatmann von umfassenden Kenntnissen, vielseitiger Bildung und tief religiöser Gesinnung, hat sich zur Aufgabe gemacht, diejenige» Bücher der heil. Schrift, die ohne Erläuterungen nicht verstanden werden könne», dem Publikum in verständlicher und anziehender Sprache anfzuschließen. Er hat mit dem schwieligsten Buch begonnen und seine Arbeit scheint uns eine wohlgelungene zu sein. Die Darstellung ist durchaus klar und anziehend, mitunter blühend und bilderreich, der Inhalt tief und lvieiumfaffcnd. Auch die äußere Ausstattung verdient alle Anerkennung. Mancher, dem bisher die Offenbarung bas unerquicklichste Buch war, wird dieselbe an der Hand vorliegen­der Erklärung lieb gewinnen. Möge das Publikum durch freund­liche Aufnahme dieses Werks de» Herrn Verfasser in seinen ed­len Bestrebungen ermuntern. (Bestellungen auf dieses Werk nimmt entgegen die G. W. Z a i s e r'sche Buchhandl. in Nagold.) N. T.

Milch ge fasse. Es muß als ein Uebelstaud betrach­tet werden, daß man sich zur Rahmbildung der Milch noch all­gemein der hohen Milchgefässe bedient. In den mehr breiten als hohen Gesäffen scheidet sich der Rahm nicht nur schneller, ' sonder» auch vollkommener ab. Wir baden wiederholt durch sorg­fältig angestellte Versuche ermittelt, daß der Fettgehalt der abge­rahmten Milch noch 54 Proccut betrug, wenn wir die Nahm bildung in den Hoheit, bauchigen Gesäffen vor sich gehe» ließen, während der Fettgehalt der abgerahmten Milch ans 2'/s Zoll hohen Gesäßen nur noch 17 Proccut betrug.

Ei» Vorbeter als M a j e stä ts b c l e i d i g e r. Unter der Franzosenherrschaft war i» KölnBaeth-Manes", seines Zei­chens ein Holzhacker, der bei allen Procesfionen als Vorbeter fnngirte, weit und breit bekannt. Auf Befebl mußte bei jeder Kirchenfeier, bei jeder Prozession für den Kaiser gebetet werden.

Bei der Frohnleichiiamsprozession 1812 forderte derBaeth-Ma- ncs" die Andächtigen mit den Worten zum Gebet auf:Nun laßt »ns noch bete» drei Vater unser und drei Gegrnßet seist du Maria für unser» allergnädigsten, grogmächligsten Kaiser und Herren Napoleon, Kaiser der Franzosen," und nun folgten alle Titulaturen. Als er mit den drei Vaterunser fertig war, schloß er in aller Gemüthlichkeit:Herr, gib ihm die ewige Ruhe, Dein Licht erleuchte ihn und laß ihn ruhen im Frieden! Amen." Der arme Mann hatte an das gewöhnliche Gebet für die Ab­gestorbenen gedacht, sich vergessen, und mußte seinen Jrrthum, in dem man eine Majestätsbeleidigung fand, mit sechs Wochen Haft abbüßen.

Langes Leben. DieNuss. Corr." schreibt: In dem Arrondissement von Kirschenew lebt ei» Geistlicher, der 110 Jahre all, sowie auch noch der Geistliche, der jene» getauft hat, also wenigstens 135 Jahre alt sein muß, wen» er zur Zeit der Taufe 25 Jahre alt war. Der Letztere soll noch ziemlich rüstig sein und noch einige kirchliche Handlungen verrichten.

Salzmann sagt: Das sicherste Mittel, ein Kind verstockt und böse zu machen, ist, daß man ihm viel Unrecht thut. Die Bosheit der Kinder, über die so viel geklagt wird, rührt fast immer von der Behandlung der Leute her, die nicht mehr Kin­der sind. Leichtsinnig und unüberlegt, unordentlich, träge zu manchen Geschäften sind die Kinder; boshaft sind sie ober nicht, wenn man sie nicht boshaft macht. Die besten Köpfe werden aber gerade die größten Bösewichtcr, wenn man sie ln der Ju­gend unvernünftig behandelt.

Ein Bauer hatte faß sein ganzes Vermögen zur Erziehung seines Sohnes aufgeopftrt, und als er sah, daß er nichts dafür gelernt hatte, seufzte er:Äch, wie viel Kühe habe ich für diesen einzigen Ochsen hin- gegeben."

Nagold. Postsache. Der Abgang des Jnfluenzwagens von hier nach Rottenburg findet vom 1. d. M. an um 5 Uhr 5 Minuten früh statt. In de» übrigen Kursverhältnissen tritt keine Aenderung ein. K. Postamt. Gschwindt.

Druck und Verlag de - G. W. Aniser 'scheu Buchhandlung. Redaktion: H<> lzl«-