verständlich die Neugierde der Auffindcr erregte. Bei näherer Inspektion erwiese» sich dieselben nicht etwa als Korrespondenzen mit dem mächtigen Gemabl an der Seine oder mit dem heil. Vater zu Rom, sondern als Bittgesuche, zum Theil Bettelbriefe der un­verschämtesten Art, meistens aus der Umgegend von hier, die aste auf die Frömmigkeit der gut katholischen Dame berechnet waren. (Schw. V.-Z.)

Berlin, 17. Okt. Die Behauptung der Pariser Presse, daß Preußen und Rußland Oestreich Benetien garantirt hätten, ist ans der Luft gegriffen.

Dunkle und schmutzige Geschichte» sind in Glog au ge­schehen. Zwei junge Damen, die eine die Tochter eines sehr geachteten Kaufmanns, die andere ein Fräulein S., genannt Komtesse de S., wurden am 7. Okt. Morgens in der Wohnung eines Offizier«, die eine ganz entseelt, die andere halb todl und gelähmt gefunden.Sechs Offiziere sollen einer Orgie beige- wohnt haben, zu deren Bachantinneu sich die bezeichnet,!» Mäd­chen hcrgaben. Die Untersuchung wird von den Militärbcbörben geführt, Militärärzte nahmen auch allein trotz der Protestation der Angehörigen die Obduktion des Leichnams vor, welcher letz­tere Morgens i» aller Stille beerdigt wurde. Tie Militärärzte sollen von Stick, und Schlagfluß gesprochen haben, ohne anzu­geben, ob derselbe etwa durch Einathmuug von Kohlenbämpsen erfolgt sei." (Tfzig.)

Glogau, 14. Okt. Ter hier erscheinendeNiederschlest- sche Anzeiger" enthält heute folgende Annonce:Meine heiß geliebte Tochter Agnes ist mir am 6. Okt. tobt in das Haus gebracht worden, ebne daß ich bis jetzt habe erfahren können, wie und welchen Todes sie eigentlich verblichen ist. Ich beab­sichtige den Vorfall, sowie die ihn begleitenden Umstände zur Kenntniß Sr. Majestät des Königs zu bringen, und bewillige denjenigen eine Belohnung, die mir Folgendes mittheileu: 1) wo meine Tächter am 5. Okt. Abends zwischen halb 7 und 8 Uhr gesehen wurde; 2) ob und wann in der Wohnung des Lieutenant Krause, ans welcher meine Tochter am 6. Okt. lobt herausge- bracht wurde, mit Kohlen geheizt worden ist; 3) wie viel Per­sonen in jener Wobnung am 5. Okt. von 8 Uhr Abends bis Mitternacht anwesend waren; 4) ob cs begründet ist, daß in der Nacht von, 5. zum 6. Okt Personen aus dem Hause, in wel­chem sich die Wohnung jenes Lieutenants befindet, herausgegan­gen sind und ob sic dem Militär- oder Civilstande angehöre». Glogan, den 13. Okt. 1864. A. D. Sander.

Der Knecht eines Gutsbesitzers bei Lissa führte öfter bei Nacht und Nebel heimlich ein Pferd ans dem Stalle und ritt zn seinem Liebchen, das mehrecr Stunden entfernt wohnte.. Das letztemal begab sich das Pferd ohne seuieu Herrn auf den Heim­weh und wurde zum Vcrräther. Der arme Verliebte wurde des Diebstahls angeklagt und zu 2 Jabren Zuchthaus verurtheilt. Tie Strafe fiel so hart aus, weil er 1) um zum Pferde zu ge­langen, über die Hofthür steigen und die Ltalllhür aus den Angeln heben, also Gewalt anwenden mußte und 2) weil er schon einmal wegen leichtsinniger Streiche bestraft worben war.

Wien, 14. Okt. Aus Paris schreibt man derGen.-C.": Die Kaiserin Eugenie, welche in der heitersten Stimmung aus Deutschland zurückgekehrt ist, befindet sich jetzt unwohl. Ihre Nerven sollen in einem nicht unbedenklichen Grabe irritirt sein. Man koujecturirt im Hofkreisc, daß der Stand der italienischen Angelegenheit die Schuld daran trage. Auch der Kaiser ist wie­der recht leidend. Kr leidet au heftigen und unausgesetzten Hilst- schmerzen, die ihm das Reiten ganz und gar verbieten. Es ist daher die Rede davon, daß die Uebecsiebelung des Hofes nach Compiegnc möglicherweise unterbleibe, da der Kaiser an den grö­ßeren Jagden, die daselbst arraugirt zu werden pflegen, doch nicht theilnebmeu könne.

Wie», 19. Okt. Tie sogenannte Enthüllung der neuen freien Presse, wonach in Karlsbad eine Konvention zur Garan- tirnug der polnischen Territorien zwischen den drei Tyeiluugsmäch- len geschlossen worden sei, wird in unterrichteten Kreisen entschie­den dementirt. Die Gerüchte über einen Kabiuetswechsel verstum­men, die Minister bleiben, ein amtliches Dementi wegen deren Rücktritt ist wahrscheinlich. Der Friedensschluß, wenige Neben­punkte ausgenommen, ist reif. Die Beziehungen Oestreichs zn Frankreich haben sich wesentlich gelichtet. (T. d. St.-A.)

Das Fürstenthum Liechtenstein, schreibt man aus

Wien, wird binnen Kurzem im östreichischen Kaiserstaate auf­gebe», indem der regierende Fürst mit seinen Unterthanen un­zufrieden sei und sie gleichsamzur Strafe und Besserung" östrrichisch mache» wolle. Diese Nachricht gibt demGlobe" Stoff zn einigen wohlseile» Witzen über die deutsche Kleinstaaterei und zur Prophezeiung, daß im Liechtenstein sich das Schicksal spie­gele, welches die meisten kleinen Fürsten- und Herzogthümer früher oder später ereile» werde. Von den deutschen Königreichen spricht derGlobe" nicht; wenn aber die Mittelstädten fortfabren, den Bemühungen Preußens und Oestreichs gegenüber nur Unentschlos­senheit und Uneinigkeit zu zeigen, so könnte cs wohl gelingen, daß noch größere Staaten als Liechtenstein allmälig in Preußen und Oestreich aufgehen.Halb zog es ihn, halb sank ec hin und ward nicht mcbr gesehen."

Paris, 17. Okt. DiePatrie" dementirt die von mehre­ren Blättern gegebene Nachricht, daß der Kaiser nach Lyon gehen werde, um mit Kaiser Alexander dort eine Zusammenkunft zn häbeu. <St.-A.)

In Paris töbtele sich eine sehr geachtete Concierge-Familie in der Straße Fa»bnrg-du-Temple, bestehend aus Mann, Frau und einer 20jährigen Tochter, durch Kohlendampf. Die eindrin- geuden Hausleute fanden die drei in den gebräuchlichen Leichen­gewändern; ans dem Tische lag ein Zettel mit den Worten:Wir ziehen den Tod der Schande vor."

(Ein H cxen p ro ze ß.) Bekanntlich herrscht in einem gro­ßen Theil Frankreichs noch der Hexenglaube und liegt es gewiß nicht an der ländlichen Bevölkerung, wenn keine Scheiterhaufen mehr für mehr oder minder harmlose alte Weiber lodern. Die Normandie gilt vorzugsweise für das wahre Hexeunest. So war im «vmmer d. I das Kind eines Leinewebers Namens Collä gestorben. Der trostlose Vater hielt eine 73jährige harmlose Person Namens Leger für verdächtig, sein Kind bezaubert und das TodeSloos über es geworfen zu haben. Die alte Jungfer galt nämlich schon deßwegen im ganzen Dorf für eine Hexe, weil sie bas einzige weibliche Wesen dortselbst war, welches lesen tonnte und sogar das Verbrechen beging, einige Bücher zu be­sitzen. Als das arme Geschöpf den rohen Insulten Colle'S nur eine förmliche Verneinung entgegensetzen konnte, fiel dieser über sie her, warf sie zu Boden und trat sie mit Füßen dermaßn auf die Brust, daß die Unglückliche zwei Tage daraus starb. Aus der Verhandlung zu Rouen, wobei Colls die Tbat eingestand, geht hervor, daß die ganze Gemeinde erst die Verstorbene für eine Hexe gehalten, nachdem die Untersuchung constatirt hatte, baß dieselbe einige Traumbücher in ihrer kleinen Bibliothek hatte. Der Verlheidiger plaidirte auf Geistesstörung; mit demselben Recht könnte man bieß von der ganzen Gemeinde behaupten, oder auch von ihr so wenig, wie von dem Angeklagten; denn ein Geist, der nicht existirt, kann auch nicht gestört werden. Es ist bedauerlich, daß die Jury den Angeklagten freisprach; denn es versteht sich, baß die Bauern nun erst recht in ihrem scheuß­lichen Aberwitz bestärkt werben. (Schw. V.-Z.)

Turin, 17. Okt. Gestern fand ein Arbeitermeeting stakt. Dasselbe beschloß, eine Petition an das Parlament zu richten, worin gebeten wird, das abgetretene Ministerium in Anklagestand zu versetzen und die Konvention rückgängig zu machen.

Petersburg ist durch einen UuglückSfall, ähnlich demjenigen, der sich vor wenigen Tagen zu Erith ereignete, in Schrecken und Trauer versetzt. Ein großer Theil der Pulvermagazine zn Ochta, einem ziemlich großen und sehr bevölkerten Ort, einer Art Vor­stadt Petersburgs, ist in die Luft geflogen. Der Donner, mit dem die Explosion erfolgte, war betäubend und die Verheerungen, welche sie anrichtete, furchtbar; an 30 Gebäude sind eingestürzt, eine große Anzahl von Häusern wurde eine Raub der Flammen und 24 in ihren Gruudseste» derart erschüttert, daß sie gestützt werben müssen. Ohne den Eifer der PompierS und der umsich­tigen Kühnheit ihres Führers, Oberst Clerman, wäre der Rest der Magazine gleichfalls zerstört worden. Die Opfer der Kata­strophe sind zahlreich; 6 Arbeiter wurden getödtet, 50 mehr oder weniger schwer verwundet und 3 werde» vermißt.

Athen, 11. Okt. Ein Mordversuch gegen den Minister des Innern ist mißlungen.