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Baden. Der Ausschuß des Nationalvereins im Großher- zogthum Baden hat solgende Grundzüge zu einem Programm der Fortschrittspartei veröffentlicht: Wir erkläre» es für unsere Aufgabe, den vollständigen Ausbau der badischen Verfassung, die Schaffung des wahren Rechtsstaats zu verfolgen und das Ministerium Lamcy-Roggenvach in nationalen und freiheitliche» Bestrebungen thalkräfiig zu unterstütze». Als unsere nächsten Ziele betrachten wir: 1) Umgestaltung der Wahlordnung zur zweiten Kammer durch Aufhebung des Ceusus für die Wählbarkeit, Ausdehnung des aktiven Wahlrechts auf alle aktiven Badener und Einführung der geheimen Abstimmung bei den Wahlmäunerwahlen. 2) Abkürzung der Wahlperioden auf vier Jahre mit Gcsammt- Erneueruttg. 3j Vervollständigung des bestehenden Gesetzes über Verantwortlichkeit der Münster durch Errichtung eines Geschwor- »eugerichts. 4) Gesetzliche Bürgschaften für die jetzt thatsächlich bestehende Preß-, Vereins- und Versammlungsfreiheit unter Auf« hebttug aller Prävcnkivbesiimmungen. 5« Die Reform der Volksschule durch allgemeine Einführung der Kommunialschule. 6) Einführung der obligatorische» Eu-ilehe. 7) Uebertragung der Llan- dcsbuchführung au bürgerliche Beamte. 8- Revision der Gemeinde- Ordnung vom Jahre 1831 im Sinne größerer Selbstständigkeit der Gemeinde, der Beschränkung der Staatsbehörde aus die Aufsicht über die wichtigsten Gegenstände der Gemeindeverwaltung und freierer Bewegung des Gemeiudelebeus, insbesondere: a> Abkürzung der Wahlperioden der Gemeindebeamteu, namentlich der Bürgermeister; d> allgemeine Einführung des direkten Gemeinde- Wahlrechts (unter Aufhebung des Dreiklassenspstems); o) Aufhebung der großen BürgerauSschüffe. 9) Aufhebung der Todesstrafe. 10) Volksihümliche Heeresverfaffung aus Grundlage allgemeiner Wehrpflicht und kurzer Dienstzeit. — II. Vor)chläge in der Schnlfrage. Wir haben uns nach eingehender Besprechung, bei denen die These» des Großh. Oberschulraths als Grundlage dienten, über folgende Sätze bezüglich der badischen Schulreform geeinigt. 1) Die bis jetzt bestandenen ConsessionSschuleu sind in Communialschulen zu vereinigen. 2j Die Schule ist von der Kirche vollständig z» trennen und ausschließlich unter die Leitung der Staats- und Ortsschulbehörde zu stellen. 2) Das Kirchen- uud Schulvcrmögen wird sofort getrennt, elfteres der Verwaltung der Kirche, letzteres derjenigen der Gemeinde, beziehungsweise des Staates unterstellt. D>r Schule verbleibt Alles zu Schul- . zwecken, wenn auch ursprünglich unter dem Titel von ConfessionS- schuleu, denn doch dem Wesen »ach für die öffentliche Schule gestiftete Vermögen. 4) Der Religionsunterricht wird frei gegeben und steht dem Staate mit Bezug ans diesen Unkerricbtszweig tei- nerlei ZwangSrecht zu. 5) Ter OrlSschulrath besteht aus dem Bürgermeister, de» Hauptlchrern und einer Anzahl von der Einwohnerschaft aus Zeit gewählter Gcmeiudeeinwohner. 6) Der Turnunterricht, namentlich Freiübungen und Wehrturnen, wird snr alle Schulen Badens obligatorisch. Die Einrichtung von Jugendwehren ist sofort anzustreben. Die »ach tz. 4 der Thesen nur in sogenannten erweiterten Volksschule» zu gebende Uebersicht der grundgcsetzlichen Einrichtung unseres Staates ist in allen Volksschulen zu geben. 7) An Stelle der coufessionelle» Volksschullehrer-Sem inanen tritt ein allgemeines Seminar. 8> Der Meßner- und Glöcknerdieust darf von keinem Lehrer versehen werden. Der OrganistenLienst unterliegt dem freien VerlragSrechte. DaS Dicnsteinkonnnen des Lehrers muß in zureichendem Maße, ohne Rücksicht auf zufällige Nebenverdienste, festgesetzt werden. 9) Das Schulgeld wird in den Volksschulen aufgehoben. 10) Die Gemeinden üben nach RechtSähnlichkeik bei den Pfarrwahlen der evangelisch-protestantischen Kircheuverfaffung ei» MilwirkungSrechl bei Ernennung der Volksscknllehrcr ans. Schließlich müssen wir im Hinblick aus die neuesten Vorgänge mit allem Nachdruck darauf dringen, daß die Regierung so schleunig als nur immer möglich das vollständige Schulgesetz den Ständen vorlegt, und sind überzeugt, daß das badische Volk bereit ist, die zur Ausführung der so hochwichtigen Schulreform nölhigen Mehrausgaben bereitwillig auf sich zu nehme». (K. Z.)
Ist kein Dalberg da? Niemand in Bajern will das Ministerium des Aeußcru anuehmen; Herr v. Neumayr hat einmal, Herr v. der Pfordien sogar viermal abgclehnt. Hat Baien, vielleicht kein Aenßercö mehr? NeuestenS wird Gcnerallicuteuaut v. d. Tann als Nachfolger des Hru. v. Schrenk für das Portefeuille des Auegprn. bezeichnet.
Aus Frankfurt erfährt die Köln. Ztg., daß Hr. v. Neust die Liquidation der Kosten für die Vertretung des deutsche» Bundes auf der Londoner Konferenz im Betrag von 14,600 fl. der Bundesversammlung überreicht hat. Die Summe soll durch eine Matrikularumlage aufgebracht werden.
Vom Hardtgebirge (Pfalz) wird in Betreff der Weinlese berichtet, daß die Trauben im Allgemeinen au Reife und Süße den 1863c Jahrgang weit übcrtreffen und bei sorgfältiger Auslese ein guter Wein erzielt werden kann.
Von den auf der Festwiese in München ausgestellten 266 Hunden wurden 75 für preiswürdig erklärt und den Besitzern derselben Preise von 25 bis herab zu 3 fl. ertheilt. Was den Werth der ausgestellten Hunde betrifft, so entziffert sich derselbe bis auf 25,000 fl. Sechs Hunde sind jeder zu 1000 fl. taxirt, darunter ein mittlerer Rattenfänger des Hrn. Telegrapben-Asst- stente» Oberer jzu Bamberg. Zu 500, 400, 300, 200 und 100 fl. waren sehr viele Exemplare eingestellt. Einige scheinen für ihre Besitzer eine» unschätzbaren Werth zu haben, denn sie waren als ,,um keinen Preis verkäuflich" bezeichnet.
Berlin, 12. Okt. Heute ist die Unterzeichnung des Vertrags über den Beitritt Baierns, Württembergs, Darmstadts und Nassaus zu den Zollvereinsverträge» erfolgt.
In Berlin soll noch in diesem Monat eine große Zusammen« knnst der europäischen Astronomen und Geologen unter dem Vorsitz des GenerallieutenankS Beyer, der in dieser Wissenschaft eine Autorität ist, stattfinden. Ans Frankreich, Italien, England und Rußland sind lauter berühmte Männer angemeldet und die deutschen Staaken bleibe» nicht zurück.
Oestreich entläßt aus seiner Armee in Italien 15,000 Man»; ei» Zeichen, daß eS die Gefahr eines Krieges weder für sehr »ab »och sehr groß hält.
Die östreichische Regierung geht damit um, Wien zu befestige». Der Schrecken darob ist de» Vätern der Stadt i» die Glieder gefahren und der Gemeinderath beschloß bereits zu pro- testiren. Tie Befestigung der großen Stadt würde wenigstens 30 Millionen Gulden kosten, eine Summe, welche Oestreich bei seiner Geldklemme jedenfalls besser verwenden könnte. Tie lieben Wiener fragen überhaupt, gegen wen Wie» befestigt werden soll.
Flensburg, 10. Okt. Ans anscheinend durchaus sicherer Quelle erfahre ich, daß die in Jütland stationjrten östreichi- scheu Truppen am gestrigen Tage Befehl zum Rückmarsch erhalten haben. Als nächster BestimniungSort werden die Festungen Ulm und Rastatt angegeben, in welch letzterer Festung die Oest- reicher fortan einseilig die Bnndesbesatzung zu bilden haben würden, während die Besatzung der neu zu creirenden BundeSfestung Rendsburg von Preußen zu übernehmen sein würde. (Hmb. N.)
Apenrade, 11. Okt. Die gegenwärtig beendigte Abstimmung darüber: ob deutsche oder dänische Schulsprache gelten soll, hat 454 deutsche, 250 dänische Stimmen ergeben. (A. Z.i
Auf der Insel Island, der dänischen Colonie, rumorts gewaltig; die Isländer wollen schwedisch werden, um nicht ganz ausgemelkr zu werden zu Gunsten Copenhagens. Die armen Da. ne», die eben erst die Milchkühe in Schleswig-Holstein verloren haben, könne» das isländische Moos, das wider Abzehrung gut ist, nm so weniger entbehren.
Das schöne Recht der Begnadigung ist so eben vom große» Rathe zu Zürich in einem der schwerste» Crimiualfälle ansgeübt worden. Ei» Sohn vergiftete mit allem Vorbedacht seine Elter» und seine Schwester, letztere konnte aber gerettet werden. Durch verkehrte Erziehung von Seite der geizigen Eltern war der beschränkte Sohn ganz abgestumpft, so daß er beinahe unzurechnungsfähig war. Der Beschluß wurde mit 161 gegen 55 Stimmen gefaßt und ist gleichbedeutend mit Abschaffung der Todesstrafe. (S. M.)
P a riS. Zwei merkwürdige Persönlichkeiten sind im Begriff, Paris und Frankreich zu verlassen: Alexander Dumas will sich auf den uordamcrikanischeu Kriegsschauplatz begeben, um Anregungen für neue Romane zu empfangen, und Renan geht, um Studien zu seiner Apostelgeschichte zu machen, nach Rleinasicu.
Die r n s fischen Majestätc n werden am 19. in Lyon ein- treffeu. Wie sich von selbst versteht, wird vom Hofe der Tui- lericn keine Vorschrift der Courtoisie versäumt werden; Ludwig Napoleon wird der Kaiserin einen Besuch in Nizza abstatten