bleiben, daß die Russen überall in den Polen die Urheber deS im Dorf, so mußte er mir notbweudigcr Weise innerhalb der fie- llnheils erblicken wollen. Daß Simbirsk durch ruchlose Hände den Tage vor Augen komme», wofern er mir nicht absichtlich aus«

eingeäschert worden, erleidet wohl keinen Zweifel, da das Feuer gleichzeitig an einem Duzend Punkten aufgelodert sein soll.

New York, 21. Lcpt. Der vom Unions-General Sheri­dan im Shenandoahthale über Early erfochtene Sieg wird be­stätigt. Ter Verlust des Unionsheeres wird auf 3000, der deS Südheeres aus 7500 Mann angegeben. Die nördliche Kavallerie verfolgt die Consöderirten. Grant Häusl Truppenmassen gegen die Danville-EiskUbah» an. iKl». Ztg.)

Die Dorfztg. schreibt: Amerikanische Briese schildern uns die dortigen Verhältnisse in einem sehr düster» Lichte. Ohne alles, was deren Schreiber, der uns übrigens als ein wabrheits- klebender und urthcilsiähiger Mann bekannt iit und welchem es, ngchdem er sich seit 13 Jahren dort eingelebt bat, in der neuen Heimath persönlich wohl geht, vertreten zu wollen, Iheilen wir aus seinem Brief Folgendes mit. ,,Jm gepriesenen Lande der Freiheit ist alles Spekulativ», nach deutschen Begriffe» Betrug, x Amtliche Diebereien gehören hier zu den privilegirteu Gewerbe» ^ und für ihre Straflosigkeit sorgt die Solidarität der Interessen, l Es ist ein schmerzliches der Wahrheit zu machendes Geständniß, ' daß das Parteiwesen in diesem Lande alles erniedrigt und in de» Schmutz zieht, vom Präsidenten bis zum Polizeidiener herab. , Dieses Parteiwesen macht sich in der gemeinsten Form gellend, j Beamtenjägerej, Bestechung, Belohnung der verworfenste» Men- j scheu mit hohe» veraiitwortuiigsreichen Stellungen für Dienstlej- > stungen, welche das Zuchthaus verdient hätten, Berlänmdung, ; Betrug, die perfidesten und verwerflichste» Mittel das find die Waffen, mit denen die Parteien gegen einander kämpfe», und wofür? Etwa für Freiheit, Recht und Wahrheit? Mit Worten ja! aber in der Wirklichkeit, um selbst an der Spitze z» bleiben, ! die Beute für sich zn erlangen und sie den ander» zu entreißen. Ehre und Uneigennützigkeit verschwinde» immer mehr; Schwindler ^ treiben ihr Wese» »»gestört; Unterschlagungen und Betrug mehre» > sich von Tag z» Tag. Männer, die in hohen Aemkcr» und i» l Ansehen stehen, benehmen sich wie Straßenjungen, Canibalen und Mörder! Raub, Mord, Nolhzuchl, die roheste» Gewalirhäiigkeite», Verbreche» aller Art werden schamlos verübt! Und baS Schlimmste ist die empörende Gleichaülkigkeit, mit welcher das Volk über alle diese Schlechtigkeiten binwegsiebt. Das Gefühl für Sittlichkeit und Recht ist fast ganz abhanden gekommen! Viele erkläre» es ganz in der Ordnung, daß jeder, der Gelegenheit hat, ,.macht was er machen kann!" In dieser Hinsicht ist es ziemlich gleich« gültig, welche Partei an das Ruder kommt; das Volk wird be­trogen und bestohlen so nnd so, ob der Plünderer Hans heißt oder Kunz! Die Republik, welche ein Gefäß der Freiheit, der Wahrheit nnd der Ehrlichkeit sein sollte, wird eine Tiebshöhle voll Verderbtheit und Betrug. Unter solchen Umständen wird sie über kurz oder laug zu Grunde gehen!

Der Diebsbanner.

(Schluß.)

Auf der Hochzeit, die drei Monate später statlfand, erschien auch der Pfarrer und als Alle so recht aus Herzensgrund fröh­lich waren, nahm der letztere Le» alten Hirten bei Seite und fragte ihn, auf welche Art und Weite er cS dazumal herauS- gebracht habe, daß Belli» ihm den Possen habe spielen wollen, und wie er überhaupt in den Ruf eines Diebsbanuers geratheu sei.

Der Greis schwieg eine Weile und versetzte dann mit Frei- muth:

Gegen Sie will ich ganz offen sein, Herr Pastor ich weiß, baß Sie mir wohl wollen und daß Sie dasjenige, was ick in guter Absicht gclhan habe, nicht mißdeuten werben. Ich habe den Aberglauben der Leute dazu benützt, um Gutes zu stiften und Diebstähle im Dorfe mehr und mehr zu verhüten, was mir auch in größerem Maße gelungen ist, als ich hoffen durfte. Meine ganze Kunst, von der die Leute so viel Aufhebens machen, be­schränkt sich ans einige unschuldige oder wenigstens zu entschuldi­gende Mittel, die sich mit wenigen Worten sagen lassen."

Ich erbat mir eine Frist von sieben oder acht Tagen, um Gelegenheit zu haben, alle Leute genau zu beobachten. Der Rundgang dnrch's Dorf, mein Stehen vor der Kirchthnr und mein Verweilen in der Schenke hatten einzig und allein den Zweck, jede Person so oft als möglich zu sehen, war der Schuldige

wich. War das Letztere der Fall, oder war jemand nicht im Staude mich unbefangen und offen anznschauen oder trug er eine erzwungene Lustigkeit »nd Sorglosigkeit zur Schau, so schöpfte ick gleich Verdacht und beobachtete einen solchen schärfer. Auf diese Weise bin ich noch immer aus die rechte Spur geleitet worden.

Die Drohung, daß ich den Namen des Diebs nennen werbe, falls dieser das Entwendete nicht zurückbringe, wirkte nach und nach so mächtig, baß ich nur selten dazu genvtbigt wurde. Mit AuSuahnie von zwei bis drei Fällen, wo ich den Vorwand brauchte, baß der Dieb nicht im Dorfe wohne, Hab' ich stets den Schul- digen zur Herausgabe des Gestohlene» gezwungen. Ob ich aber selbst bei dem stärksten Verdacht jedes Mal die mir verdächtige Person als de» Dieb bezeichnet haben würde, vermag ich nicht mit Gewißheit z» sagen.

Bei dem Fall mit den Ohrringen handelte eS sich »m mein Dusche» und darum bot ich Alles aus, »m den Schuldigen ans- Wdig zn mache». Daß Belli» die Ohrringe weggenommen, um "nur einen Possen zu spielen, brachte ich sehr bald heraus. Meine Nichte erzählte mir, daß er im höchsten Grad erbittert ans mich sei und mir Rache gedroht habe, weil ich seine Heirakh mit Do­rothea Hintertrieben. Als ich da»» Hörle, daß er so steif und fest behaupte, ich könne die Ohrringe nicht wieberschaffen und eine Wette daraus eingeg.ingen war, schöpfte ich sogleich Verdacht und beobachtete ihn au,'s Genaueste. Und als ich dann bei dem Rundgang dnrch'S Dorf i» sein Haus kam, erheuchelte er eine auffallende Lustigkeit und überschüttete mich mit spöttischen Lobes­erhebungen. Hernach wich er mir überall ans »nd ging am Sonntag auch nicht zur Kirche. Nach dem Tode des alten Jo­hann aber war es mit seincr Lustigkeit plötzlich zu Ende, und als ich ihm am Dienstag zweimal begegnete, sah er blaß und verstört ans. Ich schloß ans dem Allem, daß er die Ohrringe im Ein- verständniß mit dem alle» Johann weggenommen habe, daß er, nachdem dieser gestorben, in bösen Verdacht z» kommen fürchte ! nd daß er darum die Ohrringe gewiß so bald als möglich zu- nckbringeu werde. Da ihm dazu nur noch eine einzige Nacht übrig blieb, so fetzte ich mit Sicherheit voraus, baß er im Laufe derselben »ach WenzinS HanS schleiche» und sich der Ohrringe entledige» werde. Demnach ging ich zu meinem Bruder, Iheilte ihm meine Wahrnehmungen und Vcrmuihnngen mit und bat ihn, mir Bellius und WenzinS Hans in der Nacht vom Dienstag auf de» Mittwoch genau beobachten zu helfen. Er war bereit dazu, und gleich nach 1 Uhr sahen wir Belli» mit der größten Vorsicht und in lautloser Sülle aus seinem Hanse »ach WenzinS Gehöfte schleichen und wieder dabin znrückkehren. Da wir ihn an seiner Gestalt und an seinem Gang deutlich erkannt hatten, so verschwand jeder Zweifel bei mir und am Mittwoch Abends sagte ich'S ihm dreist in's Gesicht, daß er die Ohrnnge weggenommen und sie in der Nacht vom Dienstag auf den Mittwoch auf die Schwelle der Gartentbür gelegt habe.

Ich habe Ihnen nun Alles offen nnd ehrlich erzählt, Herr Pastor, schloß der alte Hirt seine Rede; aber wie Sie meine Handlungsweise auch beurthcilen mögen, erweisen Sic mir den Gefallen, mein Geheimniß, durch das ich doch einiges Gute ge­stiftet habe, Andern so lange zu verschweigen, bis ich gestorben bin. Ich möchte bas Ansehen, bas ich mir im Laus so vieler Jahre mühsam erworben habe, nicht nach Ende am meines Le­bens verlieren."

Der Pfarrer versprach ihm dies mit einem Handschlag und erst mehrere Jahre nach dem Tod des Greises erfuhren die Leute in Dambiu, auf welche Weise der letztere die Diebe gebannt habe.

Der alte Hirt erlebte aber noch die Freude, daß Bellin von allen Dorfbewohner» einer der fleißigsten und rechtschaffensten Hauswirlhc genannt wurde.

Allerlei.

Dauert die Dürre so fort, so muß alles Vieh umkommen", sagte ein Landjunker zu einer Bäurin-Gott erhalte nur Euer Gnaden!" seufzte sie.

Von einem Hunde wurde ei» böses und häßliches Weib ge­bissen. Den Streit, ob der Hund toll gewesen, unterstützte ein Bekannter auf der Stelle mit den Worten:Wer bei der anbeißt, der muß toll sein!"

Druck und Berlag der G. W- Za is e r 'scheu Buchhandlung- Rcdaltiou: Hölzle.