Curie ist ein neuer Erlaß an de» Klerus gerichtet werden, worin diesem nochmals auf das Entschiedenste eingeschärst wird, an dem neuen Institute des Ortsschulrathes sich nicht zu betheiligen. Zugleich ist dem Oberschnlrathe Laubis, dem einzigen geistlichen Mitgliede dieses Collegiums, bedeutet woiben, aus demselben auszutreten. Endlich — was die Hauptsache — sind die verschiedenen Pinnidcn angewiesen worden, ans ihren Mitteln keine Gelder für geleistete Meßnerdienste an diejenige» Schullehrer zu verabfolgen, welche sich an de» neuen Schulbehörden bekheiligcn. — Dieses letztere ist ein sehr verfänglicher und unter Umständen durchgreifender Akt: denn auf dem Lande versebe» die Lehrer meistens de» Meßner- und Kirchendienst neben ihrer eigentliche» Funktion, und es bildet jener mit einen Haupttbeil ihres Einkommens, da der Gehalt für die Schuldienste allein oft spärlich genug zngemeffen ist.
Karlsruhe, 4. Okt. Henke Vormittag traf die Kaiserin Eu gerne, von Schwalbach kommend, im Bahnhofe hier ein, und wurde daselbst empfangen von Sr. Hoheit dem Großherzvg, welcher von Baden bieder gekommen, der Großfürstin Marie von Leuchtenberg, der Prinzessin Wilhelm und dem Prinzen Wilhelm. Nach kurzem Aufenthalt in dem großh. Wartsaal setzte die Kaiserin in Begleitung des Großherzogs die Reise nach Baden fort.
Baden-Baden. 30. Sevt. Der König von Preußen ist gestern Abend hier eingelroffeu. Außer der Kaiserin Eugenie soll auch der König der Belgier hier eintreffen. — 3. Okt. Gestern ist Hr. v. Bismarck hier angekomme», sowie der kgl. preußische Botschafter am frauzös. Hofe, Graf v. d. Goltz.
Frei bürg. 4. Okt. Am Sonutag wurde in der Münster- kirche gegen Herrn Geh. Hofrath Dr. Jos. Beck die Exkommunikation ausgewrochen, weil er als katholischer Priester in den Stand der Ehe getreten. (Mannh. Anz.)
Frankfurt. In der Bundcstagssttzung, i» welcher eine Eingabe des Studicnlebrers Gran! zu. Erledigung kam, bemerkte der Gesandte Badens als Referent: Der Umstand, daß Bittsteller geisteskrank sei, könne keinen Grund bilden, ihn vorweg abznweisen, denn es könnte ja auch ein Geisteskranker den Schutz der Bundesversammlung anrnfe». Wir gehe» noch weiter als der badische Herr Referent: nach den Erfahrungen des letzten Jahres können sich nur Geisteskranke von Bund einen wirksamen Schutz versprechen!
Frankfurt, 3. Okt. Der „Enrope" ist heute Nachmittag auf telegraphischem Wege aus Paris die Nachricht zugcgan- ge», Napoleon Hl. werde seiner von Schwalbach kommenden kaiserlichen Gemahlin bis Baden-Baden entgegeukommcn.
Berlin, 29. Sept. Während der Manövertage soll auf den König ein Schuß gefallen sein, jedoch glücklicher Weise sein Ziel verfehlt haben. Wie man erzählt, ist gegen das Füsi- lierbalaillon eines hier liegende» Negiments die Untersuchung eingeleitet. ' (N. Fr. Z.)
Berlin, 4. Okt. Ein Korrespondent der „Brest. Ztg." schwätzt Folgendes ans der Schule: „Die preußische Regierung wird nicht eher in Unterhandlungen über den Abschluß einer Militär- und Marinekvnvcntion treten, bis die Erbfolgefrage entschieden ist. Nickt weil man etwa auf Erfolg der Ansprüche des GroßhcrzogS von Oldenburg hofft, sondern weil cs erst nach der Entfernung der östreichischen Truppe» aus den Herzogthümern möglich ist, den Widerspruch Oestrejchs gegen die Anlehnung zu überwinden. Der Abmarsch der Orstreicher erfolgt nach dem Friedensschlüsse, die Erledigung der Erbfolgefrage wird sich jedenfalls noch länger verzögern."
Wien. 1. Okt. Wie die „Franks. Pstz." hört, ist in der gestrigen Sitzung der Friedenskonferenz die Territorial-, beziehungsweise Grenzfrage, bis auf die natürlich bloS noch formelle Schluß- redaklion der betreffenden Vereinbarungen vollständig erledigt worden. — Auch soll in dieser Sitzung das Projekt eines Schiedsspruches besprochen, in der Sitzung von heute aber von deutscher Seite als nickt annehmbar bezeichnet worden sein. Die Dänen haben es peremptorisch aufgegeben, bezüglich der Ansprüche der Herzogtbümer eine Entschließung zu formiren. Auf telegraphischem Wege haben die dänische» Bevollmächtigten in Kopenhagen angcfragt, und sobald die Antwort cingctrofien ist, soll wieder eine Sitzung stattfinden.
Wien, 4. Okt. Die Reduktion der östreichischen Armee ist nu« auch Kr Bcnetien angeordnet. — Für Morgen ist nach
der Fr. Pstz. eine Sitzung der Konferenz aiiberanmt, da die Erklärung Dänemarks eingetroffcn ist. Im Wesentlichen soll dieselbe so weit nachgiebig lauten, daß sie zur Hoffnung auf ein baldiges Zustandekommen des Friedens berechtigt. — Der Botschafter schreibt: Die Situation, in welche die französisch-ilalieni« sche Konvention die Staate» des Kontinents und vor allem Oest- reich gebracht hat, ist andauernd eine ernste. Man wird gut thnn. sie nicht leichtsinnig anfzufaffen. Hat auch das in Paris aufgctanchte Gerücht eines möglichen oder wahrscheinlichen Krieges gegen Oestreich, von welchem bereits die Korrespondenten der „Jnbepend." erzählen, auch vorläufig nicht den geringsten Werth, so beweist doch der Umstand, daß cS überhaupt existirt, welcher Ernst in der Lage der Dinge verborgen ruht.
I» Dänemark soll eine Ministerveränderung bevorstchen und rwar noch mehr als die letzte im Sinne des Herrn v. Bis- mark. Die Herren Bluhme und David würden sich zurückziehen, dagegen würde der bisherige Gesandte in St. Petersburg, Otto Plcssen, das Ministerpräsidium erhalten. — Nach dem „Pays" macht man sich in Kopenhagen gefaßt, daß der Friede vielleicht erst im Frühjahr zum Abschluß komme.
Turin, 30. Sept. Ein Manifest des römischen Comits"« eonstatirl die gute Aufnahme, welche die Convention bei der Bevölkerung der römischen Provinzen gefunden, die sie dahin auffasse, daß dieselbe das Princip der Nicht-Intervention auf die Stadt Rom anwende; die Mission des römischen Volkes werde darin bestehen, die Kirche für das Papstthum zu retten, Nom den Römern wieder zu geben und die große italienische Regeneration zu vervollständigen.
Turin, 5. Okt. Die offizielle Zeitung veröffentlicht einen Bericht, den die frühere» Minister zur Mokivirung des Dekrets zur Einberufung des Parlaments dem König vorgelegt hatten. Es heißt in diesem Bericht: Indem die Regierung verspricht, eine» Angriff anf bas päpstliche Gebiet von Seite der Grenzen zn verhindern, hat das Königreich Italien keineswegs das Recht der Nation vreisgegeben, sondern die Nothwcndigkeit bestätigt, allein moralische Kräfte zum Sieg der nationale» Idee anzuwende».
London, 1. Okt. Die Bevölkerung Londons wurde heute Vormittag durch einen dumpfen Schlag erschreckt; der Bode» zitterte wie bei einem Erdbeben; der Schlag wurde in einem Umkreise von zwanzig (englischen) Meile» vernommen; in Croydon sprangen die Fensterscheiben und die Häuser wurden erschüttert. Bald darauf verbreitete sich die Schreckenskunbe, daß zu Erith drei Pulvermagazine, welche 24,640 Pfund explodirender Stoffe enthielten, anfgcflogcn seien, und daß bei dieser Katastrophe 40 Personen gctödtel oder schwer verwundet wurde».
Petersburg, 4. Okt. Die (deutsche) St. Petersburger Zeitung bezeichnet die vom Papste an die polnischen Bischöfe erlassene Encyclica als ein Werk der Jesuiten, die fürchten, durch die nengeweckle Volksbildung in Polen ihre Macht zu verlieren. Uebrigens sei Rußland gegen die Encyclica gleichgiltig. — Am Sonntag verkündigten 101 Kanonenschüsse die Verlobung des Großfürsten-Thronfolgers.
Polen. Der „Botschafter" meldet: Die Kaiserin Enge- nie hat bei dem Kaiser von Rußland eine Amnestie für Polen erwirkt, deren Pnblicirung am Tage der Verlobung des Thronfolgers stattfinden soll. — Die Bürgerin Julia Glodlewska ans Gornafreda ist, um der Hochzeit ihrer Tochter beizuwohnen, auf zwei Woche» aus dem Gefängnisse entlassen worden, natürlich unter militärischer Assistenz und gegen Bezahlung von 6000 Rubel. Jeder Tag der Freiheit kostet demnach die genannte Dame ca. 1500 Franken.
Von der polnischen Grenze. Unter den Polen im Königreich herrscht die größte Bestürzung, es ist nämlich die Nachricht eingegangen, daß die sämmtlichen in SimbirSk und dessen Umgegend interim te» Polen, etwa 800 an der Zahl, gefänglich eingezogen worden sind, weil sic in dem Verdacht stehen, die Anstifter des großen Brandes in der genannte» Stadt z» sei». Sie sind, wie cs heißt, alle verhaftet worden, theils um sich der Schuldigen zn versichern, theils um die Unschuldigen gegen die Wuth des furchtbar aufgeregten russischen Pöbels zu schützen. Wie verlautet, hat einer der Gcsangcnen Geständnisse gemacht, und eine große Zahl der Mitschuldigen angegeben. Da nun auch an einer Menge anderer Orte, selbst im Königreich Polen, in der jüngsten Z«it Brände stattgchabt haben, so wird es nicht aus-